Schülerin ritzt sich

  • Da ich absolut nichts tun kann, spreche ich solche Probleme von mir aus nicht an. Im konkreten Fall würde ich wohl den Klassenlehrer informieren, aber auch dieser wird wohl nicht wirklich etwas tun können.


    Der Klassenlehrer ist mittlerweile informiert.
    Das Problem ist, dass, wenn alle diese Einstellung ("Ich kann nichts tun, also spreche ich es nicht an") hätten und daher niemand die Schülerin mal ansprechen würde, diese sich weiterhin selbst verletzen würde. Gut, vielleicht würde es irgendwann mal den Eltern auffallen oder sie könnte es schaffen von selbst damit aufzuhören, jedoch ist beides, wie ich von einer Freundin, die auf dem Gebiet eigene Erfahrungen hat, weiß, eher unwarscheinlich. Im schlimmsten Fall reicht ihr das Ritzen irgendwann nicht mehr und sie greift "zu härteren Mitteln".
    Und so ganz allgemein: Wegsehen ist zwar vielleicht angenehmer, aber bei sowas muss etwas getan werden.

    • Offizieller Beitrag

    ich denke, du als Lehrer sollst auch nicht selbst therapeutisch einschreiten, sondern als Bindeglied zwischen der Schülerin/ dem Schüler und Fachleuten. Dafür muss man aber informiert sein über Hilfsangebote und -Möglichkeiten.


    Wir hatten an der Schule mal eine Fortbildung zum Thema Magersucht. Ziemlich schwierige Angelegenheit, bei der man sehr viel Fingerspitzengefühl braucht. Und immer wieder gab/gibt es an der Schule Mädels mit Magersucht, bei denen die KL nach Absprache mit den Kollegen (oft sind es die Sportklehrer, denen etwas auffällt) Gesprächsbereitschaft zeigten und auch sich an die Eltern wandten. In Zusammenarbeit mit der Schulleitung.
    Wie gesagt, dass alles ist eine Gratwanderung,
    aber nichts tun im Sinne von Wegschauen kann es auch nicht sein!!

  • ich denke, du als Lehrer sollst auch nicht selbst therapeutisch einschreiten, sondern als Bindeglied zwischen der Schülerin/ dem Schüler und Fachleuten. Dafür muss man aber informiert sein über Hilfsangebote und -Möglichkeiten.

    Was meinst Du mit informiert sein? Informiert sein über sämtliche Krankheitsbilder oder die Nummer einer psychologischen Beratungsstelle und für akute psychologische Hilfe die Nummer des psychologischen Notdienstes kennen?


    Wir hatten an der Schule mal eine Fortbildung zum Thema Magersucht. Ziemlich schwierige Angelegenheit, bei der man sehr viel Fingerspitzengefühl braucht.

    Wenn man als Lehrer, wie Du oben schreibst nicht therapeutisch einschreiten soll, was genau enthält eine Fortbildung zum Thema Magersucht? Und wobei muss ich viel Fingerspitzengefühl haben, beim Übermitteln der Kontaktinformationen des psychologischen Notdienstes bzw. eines Arztes, oder beim therapeutischen Gespräch mit einer Schülerin?

  • Wenn man als Lehrer, wie Du oben schreibst nicht therapeutisch einschreiten soll, was genau enthält eine Fortbildung zum Thema Magersucht? Und wobei muss ich viel Fingerspitzengefühl haben, beim Übermitteln der Kontaktinformationen des psychologischen Notdienstes bzw. eines Arztes, oder beim therapeutischen Gespräch mit einer Schülerin?


    Bei solchen Fortbildungen geht es in erster Linie um die Sensibilisierung für das Thema, dass du in der Lage bist mögliche Anzeichen zu erkennen, um evtl. daraufhin Schüler/Eltern mit entsprechenden Fachleuten in Kontakt zu bringen. In unserem Ref gehörte z.B. eine Fortbildung zu sexuellem Missbrauch dazu, um uns für mögliche Alarmzeichen zu sensibilisieren und aufzuzeigen, an wen wir uns bei einem Verdacht wenden können (welche Stellen und ja, eben auch welche Telefonnummern dir weiterhelfen). Es geht nicht darum, dass du therapierst, sondern "Fingerspitzengefühl" zeigst beim Vermitteln an Fachleute, ohne dass die SchülerInnen vielleicht "dicht" machen oder sonstiges.

  • ich denke, du als Lehrer sollst auch nicht selbst therapeutisch einschreiten, sondern als Bindeglied zwischen der Schülerin/ dem Schüler und Fachleuten.

    Genau das möchte ich doch auch tun. Ich bilde mir nicht ein, da die Aufgabe eines Schulpsychologen/ Therapeuten übernehmen zu können. Ich weiß, dass ich das nicht kann. Ich habe ihr nur angeboten, dass sie mit mir reden kann, wenn sie möchte und ihr geraten, auch mal mit ihren Eltern oder einer Schulpsychologin zu reden oder zu einer Jugendberatungsstelle zu gehen.


    Es geht nicht darum, dass du therapierst, sondern "Fingerspitzengefühl" zeigst beim Vermitteln an Fachleute, ohne dass die SchülerInnen vielleicht "dicht" machen oder sonstiges.

    Genau das versuche ich ja.

  • Mein Beitrag war auf Silicium bezogen, weil er fragte, wofür man Fingerspitzengefühl bräuchte. ;)

  • ZITAT: "Was ist dann die Lösung? Soll man dem Kind beim Krepieren zusehen? Okay, das ist bewusst provokativ formuliert, aber man muss
    etwas tun. Was, hängt natürlich von der Situation ab. Einen Lehrer des
    Vertrauens finden, z.B., wenn ich's nicht bin. Oder
    Sozialpädagoge/Schulpsychologe zur hilfe holen, so denn vorhanden."


    Also erstmal weniger Panik! Zwar ist SVV nicht gerade eine Lapalie und weist in den meisten Fällen auf irgendein bestehendes Problem hin, aber krepieren wird sie davon nicht gleich! "Krepieren" oder leiden tut sie nicht daran, dass sie sich schneidet, sondern daran, dass sie ein Problem hat. In den seltensten Fällen schneiden die Leute so tief, dass sie direkt davon sterben können. Meist sind die Verletzungen eher oberflächlich - dadurch ist die Sache nicht weniger präsent, also versteht mich bitte nicht falsch. Ich will hier nichts herunterspielen. Aber es stimmt schon, dass man verhindern kann/sollte, dass sie sich etwas Ernstes einfängt. Sollte sie sich wirklich absolut nicht helfen lassen wollen, bringt es niemanden weiter zu einer Lösung, wenn man sie bedrängt oder unter Druck setzt. Übermäßiger Druck oder gar Erpressung verhindern im schlimmsten Fall nur, dass sie sich irgendwann von alleine Hilfe holt. Sollte man tatsächlich aber auch wirklich gar nicht weiter kommen, kann man ihr wenigstens ans Herz legen, ihre Wunden ordentlich zu desinfizieren und keine unsauberen Gegenstände zu verwenden. Dass im Arm Sehnen sind, sollte eventuell auch erwähnt werden. Dazu müsste man theoretisch aber schon verdammt tief schneiden und ich gehe nicht davon aus, dass das bei der Schülerin der Fall war.
    Auch muss es nicht gleich eine BPS sein. Nicht jeder, der sich verletzt, hat eine Persönlichkeitsstörung! Es ist ja auch nicht jeder Homosexuelle promiskuitiv ;-), um mal bei Vorurteilen zu bleiben.
    Ich muss aber sagen, ich finde es gut, dass der Threadsteller sich Gedanken um seine Schüler macht, denn viele sehen tatsächlich darüber hinweg oder verurteilen die Schüler dann auch noch. Am besten wird es sein, wenn man wenigstens versucht, in einer ruhigen Minute und in Abwesenheit von Mitschülern das Mädchen anzusprechen. Falls sie sich auf ein Gespräch einlässt und von einem Problem erzählt, sollte der Fokus erstmal auf dem Problem bleiben - und das Gespräch nicht auf die Wunden reduziert werden, denn das bringt niemanden einer Lösung näher. Wenn sie wirklich absolut gar nicht reden will, kann man sie dazu auch nicht zwingen. Auch eine erzwungene Therapie ist kontraproduktiv, weil die Betroffene dann höchstwahrscheinlich auf stur schaltet und sich gar nichts mehr sagen lässt, eventuell jegliches Vertrauen verliert. Bei einem Familienproblem, einer Depression, Leistungsdruck, Mobbing oder oder oder...wäre eine Therapie schon sinnvoll. Vielleicht lässt sie sich ja darauf ein, wenn man ruhig bleibt, nicht hysterisch wird und sie sieht, dass sie hier einen Ansprechpartner hat, der sie ernst nimmt, sie nicht auf SVV reduziert und ihr vor allen Dingen zuhört. Ein Ruhepol wirkt in vielen Situationen besser als ein Vorschlaghammer. Ich weiß allerdings nicht, inwiefern man als Lehrer verpflichtet ist, andere Hilfe zu holen. Darüber kann ich nichts sagen. Im Zweifelsfall, wenn wirklich gar nichts anderes geht, kann man, je nach Schwere der Situation, ja immer noch die Eltern informieren. Ich hoffe, ich werde hier nicht falsch verstanden. Natürlich rate ich hier keinem, einfach zuzusehen, wenn ein Schüler Suizid ankündigt. Man sollte den Einzelfall immer im Auge behalten und dann individuell urteilen, was angebracht ist.


    Und wie bereits erwähnt: Die Eltern informieren ist in jedem Fall problematisch. Nicht selten hat die Familie mit dem Problem zu tun. Eltern reagieren meist auch recht hysterisch, weil sie nicht wissen, wie sie mit der Selbstverletzung des Kindes umgehen sollen.

  • Oh man hier stehen so viele Nachrichten, ich blicke schon gar nicht mehr durch :)
    Dass man als Lehrer nur vermittelnd eintreten kann, denke ich auch. Man kann tatsächlich eine Menge falsch machen, aber wenigstens Hilfe anzubieten ist bestimmt nicht verkehrt. Und natürlich - und das sehe ich als Voraussetzung - sollte man sich informieren und mit dem Thema auseinandersetzen. Dazu gibt es eine Menge Infoseiten und Foren und Bücher, einige gut, andere bescheiden. Ich denke mal, ein Ratgeber zum Thema Depression ist nie verkehrt. Depressive Schübe sind ja keine Seltenheit in der Pubertät ;)

  • In diesem Fall geht es zwar konkret um Essstörungen, aber hier kommen Betroffene zu Wort, wie sich sich das Verhalten von Lehrern gewümscht hätten.


    Vielleicht ist es hilfreich? Gerade bei psychischen Problemen ist es oft ja nicht leicht sich in die Betroffenen reinzufühlen. Ich würde wenn aber auch erst das Gespräch mit den Betroffenen suchen und dann mit den Eltern, denn wie schon gesagt wurde, wird das von Eltern schnell abgestritten oder abgewendet, denn es ist ja eine Schande, wenn in der Familie was nicht in ORdnung sein sollte.....



    http://www.hungrig-online.de/f…=0&Search=true#Post640268

  • Nachdem der neue Thread geschlossen wurde und bei Schulthemen noch keine Anfrage aufgetaucht ist, poste ich mal hier mögliche Anlauf- und Informationsstellen bei SVV (Selbstverletzendem Verhalten):
    Meike hat bereits http://www.rotelinien.de genannt:


    Weitere Links/Linklisten:
    http://www.verstecktescham.de/svv
    http://www.selbstaggression.de
    http://autenrieths.de/links/linksju.htm#ritzen

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

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