Inklusion : Ich kann es nicht !

  • Ich frag ja nur, weil jeder Kollege bei uns kein Zeitfenster dafür mehr zur Verfügung hat. Wir kommen ja wegen Überlastung kaum noch hinter unserem "normalen" Unterrichtsbetrieb hinterher. Was erwartest Du da noch an Zusammenarbeit ?


    Arbeitsteilige Vorbereitung z.B. ;) usw.
    Das lässt sich sicherlich machen, wenn man will, aber das bedeutet eben wirkliceh Teamfähigkeit und nicht nur gespielte, das entlastett dann auch.


    Und den Vergleich mit dem Motor verstehe ich nicht, denn wenn ich nur die Wahl habe, ich bleibe zu Hause oder nehme ein Auto ohne (das stimmt ja nciht, es ist ja eienr drin, nur eben ein kleiner), dann nehme ich eben das.

  • Unglaublich interessante Diskussion hier gerade. Die Lehrer wollen also nicht teamfähig sein, wie ich gerade lese. Oh doch, das wollen sie! Aber es ist niemand da... Ich arbeite an einer kleinen Grundschule. Ich habe keine Parallelklasse. Ich bin ganz auf mich allein gestellt. Halt nein! Stimmt nicht, eigentlich hätte ich ja einen Förderschullehrer, der mir bei 7 Kindern, die inklusiv beschult werden, 14 Stunden (!!!) zur Seite stehen würde. So viel zur Theorie. Die Kollegin war von 200 Arbeitstagen oder so, über 60 krank. Dann waren diverse andere Kollegen krank und sie mußte deren Unterricht übernehmen, so dass ich sie vielleicht effektiv 4 Wochen in meiner Klasse hatte.


    Nun stellen sich alle Inklusion immer so einfach vor. Auf dem Papier mag das ja auch sein. Da liegt alles an dem bösen Lehrer, der einfach nur nicht offen genug arbeiten will, so dass alle Kinder entsprechend ihrer Fähigkeiten und ihres Lernstandes sich entwickeln können. BÖSER LEHRER!!! Die Lehrer halten einfach an ihren veralteten Methoden fest und wollen die armen Kinder frontal beschulen, ohne ihnen ein kleines Bisschen Freiheit zu lassen.


    Und ja, das ist sarkastisch. Und ja, ich kann damit nicht mehr anders umgehen. Und ja, ich habe Hinz und Kunz vom Amt in meine Klasse eingeladen, um sich die Zustände anzugucken. Ja, ich nehme jede Hilfe an. Ja, wir führen intensive Gespräche im Kollegium um die Problematik. Und nein, keiner kam. Keiner half. Keine Lösung.


    Ich habe in meinen 2 Jahren Inklusion eins gelernt: Kinder mit dem Förderschwerpunkt Lernen haben diesen nicht umsonst. Sie können nicht alleine lernen und brauchen jemanden, der sie anleitet, und zwar ständig. Wenn niemand da ist und sie utnerstützt, machen sie nichts. Das ist Fakt. Ich habe ein Kind, das grenzwertig geistigbehindert ist, dieses Problem potenziert sich hier.


    Allerdings kann ich meine anderen Kinder auch nicht wegignorieren. Sie haben ein Recht auf Hilfe, ein Recht auf UNterstützung, genau wie die anderen. Was mache ich also nun? Ich bin nur einmal da. Der Unterrichtsstoff, den alle Kinder begreifen, reduziert sich immer mehr. Ich individualisiere immer mehr. Problem: Selbst die "guten" Schüler lernen nicht von alleine und brauchen Anleitung. Was nun?


    Ich weiß es nicht, aber ich finde es unmöglich, was momentan abgeht, das hat selbst das ZDF mittlerweile verstanden und am Freitag einen sehr kritischen Beitrag ausgestrahlt.
    Inklusion - ja, aber nicht um jeden Preis und schon gar nicht, wenn es nicht für jedes Kind sinnvoll ist.

    "Das Leben ist zu kurz, um es dem Schicksal zu überlassen." Deus ex Machina

  • An meiner Schule gibt es zwar Parallelklassen und wir sprechen und auch ab, mit welchem Thema wir anfangen, verwenden teilweise auch das gleiche Unterrichtsmaterial, aber eine wirklich gemeinsame / arbeitsteilige Zusammenarbeit scheitert an folgenden Aspekten:


    1) Unterschiedliche Lehrerspersönlichkeit --> Was bringt es mir, wenn ich 1:1 die Materialien vom Kollegen X übernehme, seine Unterrichtsmethoden etc. wenn ich dabei nicht authentisch bin?
    2) Unterschiedlich leistungsstarke Klassen.
    3) Unterschiedlicher Unterrichtsausfall in den Klassen. Unterrichte mal im 2. Schulhalbjahr an einem Donnerstag / Freitag. Wegen diverser Feiertage / bewegl. Ferientage / sonstiger Unterrichtsveranstaltungen, die zufälligerweise auch an einem Donnerstag & Freitag stattfinden, hängt Kollege A gegenüber Kollegem B, der Mittwochs in der Parallelklasse unterrichtet.
    4) Eine befreundete Kollegin sagte, ihr stünden pro Woche gerade mal für 2 Stunden ein Förderschullehrer zur Verfügung. Der Rest der Zeit musss sie allen Kindern gerecht werden (trotz fehlender Ausbildung im Förderschwerpunkt xy).


    Hinzu kommt: Gerade im gymnasialen Bereich muss ich auf zentrale Prüfungen hin arbeiten. Oft genug erleben wir, dass die Zeit für eine sinnvolle Vorbereitung kaum ausreicht (leistungsschwächere Kinder, die mehr Übung benötigen vs. Zeitmangel, Unterrichtsausfall wegen Krankheit, Feiertagen, ...)
    Wie nestedis erwähnte, muss ich gleichzeitig die Kinder mit sonderpäd. Förderbedarf intensiv betreuen (ein "mach mal" wird kaum ausreichen).


    Inklusion ist gut, aber dann bitte unter richtigen Rahmenbedigungen:
    1) genügend Personal (auch im Krankheitsfalle)
    2) richtige Qualifzierungen
    3) Zur Verfügung stellen von den benötigten Räumlichkeiten
    4) Geld
    ...


    So wie Inklusion momentan betrieben wird, geht es zu Lasten aller Kinder, zu Lasten der Qualität.

  • Gerade der letzte Satz von Flipper muss doppelt und dreifach unterstrichen werden. :super:


    In Sachsen-Anhalt gibt es mittlerweile eine Handreichung einer Arbeitsgruppe zu Inklusion. Darin steht der schöne Satz: Es wird sich bemüht, alle Maßnahmen kostenneutral umzusetzen. Ich sage, das stimmt nicht. Alle Maßnahmen gehen auf Kosten der Kinder (und der Lehrer), aber anscheinend will es niemand wahrhaben...

    "Das Leben ist zu kurz, um es dem Schicksal zu überlassen." Deus ex Machina

  • Zitat Flipper :

    Zitat

    So wie Inklusion momentan betrieben wird, geht es zu Lasten aller Kinder, zu Lasten der Qualität.

    Und zu Lasten der Lehrer ! 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Schon mehrfach habe ich auf die katastrophalen Bedingungen bei den hilflosen Umsetzungsversuchen der Spar- und Mogelpaketes zum Thema Inklusion in diesem Forum aufmerksam gemacht. Ich habe erfolglos versucht, Kolleginnen und Kollegen mit ins Boot zu bekommen, um den Medien gegenüber die Augen zu öffnen. Nun stelle ich fest, dass diese Problematik im Regelschulsystem angekommen ist. Ich denke, dass es politisch gewollt und nur noch eine Frage der Zeit ist, bis alle Schulformen davon betroffen sein werden. Auch mich hat es erwartungsgemäß nun getroffen. Meine 10- er, die ich bis zu den Sommerferien noch in unserer Förderschule bis zur Entlassung begleiten durfte, sind nun entlassen. Übrigens verließen 1/3 "meiner Kinder" die Schule mir einem Lehrvertrag in der Tasche. Eine Schülerin wird Altenpflegehelferin, 3 gehen weiter zur Schule und die anderen, die wollten, besuchen einen Förderlehrgang und werden erfahrungsgemäß im nächsten Jahr eine Lehre beginnen. Auch ist es uns gelungen, eine Schülerin in einem Internat mit Berufsausbildung unter zu bringen. So viel zur Chancenlosigkeit von Förderschülern. Der Abschied war tränenreich auf allen Seiten. Ich kann mit Sicherheit die Behauptung aufstellen, dass sich meine Kinder bei uns bestens aufgehoben und gefördert fühlten. Nun kommt für mich der Paradigmenwechsel. Ungeachtet meines Engegements, den ich jahrelang, gerne und erfolgreich zum Wohl meiner Schule an den Tag gelegt habe, werde ich im kommenden Schuljahr keine Klasse mehr haben, zwischen zwei Schulen pendeln und versuchen den Mangel zu verwalten. Begründung: Jeder ist mal dran.
    Das sind Tatsachen an den noch bestehenden Förderschulen:


    1. Es gibt keine ausgebildeten Förderschullehrer auf dem Markt.
    2. Es werden nur noch Seiteneinsteiger eingestellt, weil es keine anderen gibt.
    3. Die wenigen verbleibenden Förderschullehrer werden abgeordnet. Die Seiteneinsteiger dürfen sich an unseren Kindern in den Förderschulen versuchen.
    4. Alle pendeln mit mangelnder Versicherung mit dem eigenen PKW obwohl sie es nicht müssten. Das wäre ein geeignetes Mittel der Politik gegenüber endlich Klarheit zu schaffen.
    5. Die Förderstunden werden immer mehr zurück gefahren ( 2Std/ Kind mit Lernbehinderung)
    6. Wir müssen auch die Kinder mit geistigen Behinderungen fördern ( in der HS, aber wie? Ohne die notwendigen Rahmenbedingungen. Gerlnt haben wir das auch nicht.
    7. Es gibt ein unglaubliches Gerangel um die Abordnungen, weil es an keiner Förderschule genügend Kolleginnen und Kollegen gibt.
    8. Die "Förderung" im Sek. 1 Bereich findet völlig strukturlos statt und ist sehr personenabhängig.


    Ich für meinen Teil bin davon überzeugt, dass sich die Rahmenbedingungen nicht verbessern werden. Kurz vor den Ferien haben ich an meinem zukünfigten Arbeitsort hospitiert. Nun weiß ich was mich erwarten wird. Ich werde wohl als best bezahlte Nachhilfelehrerin eingesetzt. Ich fühle mich abgeschoben und degradiert. Ích bin weiterhin davon überzeugt, dass alle unsere Förderkinder durchs Netz fallen werden. Ich habe am Donnerstag, also einen Tag vor den Ferien, in der Regelschule mal nachgefragt, wie viele Kinder in den GU kommen, welche Behinderungen sie haben, mit wem ich zusammen arbeiten werde. Leider konnte mir die Schulleitung keine Auskünfte geben. Ich gehe also in die Sommerferien ohne auch nur im geringsten zu wissen, was mich erwarten wird. Nach den Sommerferien werde ich also dort erscheinen, um zu sagen " Hier bin ich! Ich habe überhaupt keine Ahnung wie ich diese "Förderung" organisieren soll. Habe mir erst einmal ein "mobiles Inklusionsbüro" eingerichtet. Im Förderraum gibt es kenie Materialien. Also werde ich mir einen fahrbaren Lehrerkoffer zulegen und versuchen hier irgendetwas zu bewirken. Leider haben die Herrn Politiker außer Acht gelassen, dass Förderschularbeit zu großen Teilen Beziehungs- und Erziehungsarbeit ist. Wie soll ich bitte schön mit 9 Wochenstunden in verschiedenen Klassen irgendwas bewirken? Mit hat man dermaßen die Flügel beschnitten, dass ich im Moment am liebsten alles hinwerfen würde und ganz was anderen versuchen möchte. Aber was, mit 58?. Wenn Inklusion überhaupt gelingen soll, dann nur, wenn wir Sondeschullehrer fest als Kollegiumsmitglieder an einer Schule, in einer Klasse arbeiten könnten. Ich fühle mit zerrissen und weiß nicht wo ich hingehöre. Ich werde an doppelten Konferenzen, Elternsprechtagen, Ausflügen usw. teilnehmen. Ich werde nichts mehr mitbekommen, was in meiner Stammschule gerade angesagt ist. Ich werde in meinen Pausen die Schulorte wechseln. Ich werde die Materialien aus unserer Schule mitnehmen ohne dass wir dafür mehr Geld bekommen. Ich werde den Bezug zu den Schülerinnen und Schülern in meiner Stammschule verlieren. Ich verabschiede mich momentan von meinem gelebten Beruf. Ich werde zum "Förderplan-und Konzepteschreiber und Evaluierer", Besserwisser, Vermittlier, Netzwerkknüpfer. Eine grauenhafte Vorstellung. Was ich kann, ist Schüler motivieren, für eine Sache begeistern, mit Schülern zusammen was auf die Beine stellen, an die Kinder glauben, ihnen was beibringen, komplexe Unterrichtinhalte vereinfachen, veranschaulichen, Medien erstellen. Ich will Verantwortung übernehmen. Das alles hat man mir genommen. Ach nein, die Sachen, die unserer Außenwirkung dienlich sind darf ich zwischendurch an der Stammschule noch machen: Das Schülercafé betreiben, mit der Schulband für positve Rückmeldung mit verschiedenen Auftritten sorgen und die Website fortführen( auch wenn ich gar nicht mehr weiß, was an der Stammschule los ist) Ich habe in 10 Jahren Arbeit an unserer Förderschule vielleicht 3 Tage gefehlt, mich mit dem Kopf unterm Arm zur Schule geschleppt, weil ich wusste wofür. Ich kann die Kolleginnen und Kollegen verstehehen die 60 Tage fehlen. Das kann man psychisch kaum verkraften, wenn man seinen Beruf liebt. Das schlimmste dabei aber ist, dass den größten Teil der Probleme die Regelschullehrer tragen werden. ?(

  • Ich finde deinen Beitrag sehr bewegend. Meist vergisst man die andere Seite der Medaille, weil man nur die eigenen Schwierigkeiten sieht. Und Schwierigkeiten hat jeder mit der Inklusion... Bloß was tun? Keine Podiumsdiskussion, kein Streitgespräch, keine offene Diskussionsrunde auf der ich war, hat irgendeinen kleinen Erfolg verzeichnet. Was kann man noch tun? Momentan wünsche ich mir, dass einfache alle Lehrer mal einen Tag streiken würden um auf die Missstände aufmerksam zu machen. Leider würden darunter, glaube ich, die falschen leiden.


    Das Problem ist, das der Leidensdruck in der Mittelschicht noch nicht so groß ist, dass irgendeiner davon seinem Unmut Luft machen würde... Die Inklusion tritt bis jetzt, zumindest hier, nur in Brennpunktvierteln geballt auf. Und in Brennpunktvierteln leben nun einmal meist keine einflussreichen Persönlichkeiten oder Personen, die wissen, wie sie ihren Problemen Gehör verschaffen können. Das spielt den Politikern natürlich momentan in die Karten. Und wenn die Inklusion dann überall angekommen ist und sich plötzlich Konstantins und Leonoras Eltern darüber Gedanken machen müssen, ob ihr hochbegabtes Kind unter diesen Umständen noch richtig gefördert werden kann, ist es leider zu spät...


    P.S.: Zu meiner Ehrenrettung. Ja, die meisten Förderschullehrer werden verbraten. Aber meiner ist mit all seinen Stunden an meiner Schule --> Beziehungsarbeit also durchaus möglich. Und eigentlich muss er nur in meiner Klasse und einer anderen arbeiten. ABER auf Grund unserer geringen Schülerzahl haben wir nur wenige Lehrerstunden, d.h. wenn einer krank ist, muss die Förderschullehrkraft sofort einspringen, weil sonst Kinder unbetreut wären :( Und damit wankt das schöne Modell schon wieder. Ich bin sowieso der Meinung, dass JEDE Klasse einen eigenen Zweitlehrer/ Förderschullehrer braucht, sonst macht das ganze System keinen Sinn.

    "Das Leben ist zu kurz, um es dem Schicksal zu überlassen." Deus ex Machina

  • flipper: 1 lösst sich leicht beantworten, nicht du musst authentisch mit dem Material sein, denn nicht du sollst damit arbeiten, sondern die Schüler, es geht also darum ihnen Material zu stellen und damit ist es egal, wer ihnen als Hilfestellung zur Seite steht.
    2 ist ebenso schnell beantwortet, ob die Klassen gleich oder unterschiedlich stark sind, ist egal, denn es interessiert ja nur die Leistungsstärke jedes einzelnen.


    Und so lassen sich auch die anderen Punkte bereinigen, aber hier zeigt sich, man will nicht.
    Übrigens bei zwei Klassen hätte man zwei Räume, wenn man will ;)

  • Zitat rotherstein :

    Zitat

    Eine Schülerin wird Altenpflegehelferin, 3 gehen weiter zur Schule und
    die anderen, die wollten, besuchen einen Förderlehrgang und werden
    erfahrungsgemäß im nächsten Jahr eine Lehre beginnen. Auch ist es uns
    gelungen, eine Schülerin in einem Internat mit Berufsausbildung unter zu
    bringen. So viel zur Chancenlosigkeit von Förderschülern.

    Auch ansonsten mal wieder ein hervorragender Beitrag, geehrte rotherstein ! Ich denke, wenn hier jemand kompetent über Inklusion mitreden kann, dann Du !!


    Ich hoffe, dass die hiesigen Inklusionsapostel, denen es nicht besonders stört, dass die Bildungspolitiker hier nur eine kostenlose Mogelpackung verkaufen wollen, Deinen Beitrag sehr intensiv lesen werden. 8)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Dass Inklusion in Grundschulen eingermaßen laufen kann, habe ich auch erlebt. Wovon ich hier schrieb war die Situation an den weiter führenden Schulen. Feste Stellen für Sonderpädagogen gibt es für Förderschullehrer an Sek.1 Schulen nicht. Deswege läuft es hier so katastrophal. Man kennt an großen Systemen noch nicht einmal alle Fachlehrer, geschweige denn es könnte so irgendeine Teamarbeit statt finden. Da kommst du zum INkludieren und die Schüler sind nicht da, weil gerade Sportfest ist und man vergessen hat dir Bescheid zu geben. Dafür fahren manche Kollegen lange, lange Wege. Da habe ich noch Glück. Ich muss nur 2,5 km pendeln.

  • :) Danke für diese positiven Worte. Es tut gut auch mal so etwas zu hören und nicht immer vor Wände zu laufen. Ich habe übrigens vor ein Inklusionstagebuch zu führen. Vielleicht könnte ich es hier hochladen. Vielleicht werde ich ja auch wider Erwarten in meiner neuen Aufgabe aufgehen. Beim Hospitieren übrigens habe ich festgestellt, dass die um mich herum sitzenden Kinder die vielen verbalen Arbeitsanweisungen nicht verstanden haben. Ich habe es gewagt aufzustehen, um ihnen die Aufgabenstellung zu erklären. Das war aber von der Kollegin nicht gewollt. Ich hatte nichts zu melden. Wie gesagt, alles sehr personenabhängig. Wie wird man vom Macher zum Befehlsausführer? Hier sind die Probleme doch schon vorprogrammiert.

  • Das war aber von der Kollegin nicht gewollt. Ich hatte nichts zu melden. Wie gesagt, alles sehr personenabhängig. Wie wird man vom Macher zum Befehlsausführer? Hier sind die Probleme doch schon vorprogrammiert.


    Aber das ist doch dann das Problem, dass jemand eben nciht teamfähig ist, denn egal wie ich mir Teamarbeit vorstelle, das muss ich den anderen mitteilen und das Hilfe nicht gewollt ist, ist doch dann sicherlich nur Eiinzelarbeit ;)

    • Offizieller Beitrag

    Mal abgesehen davon, dass ich auch für die Grundschule Inklusion nicht als sinnvoll machbar einschätze (es funktioniert vielleicht ansatzweise, weil Grundschulleher eh mit so unterschiedlichen Kindern in einer Klasse arbeiten müssen, dass sie auch damit zuerecht kommen), finde ich deine Beiträge auch sehr hilfreich, rotherstein. Ich hab mit Förderschulkolleginnen gesprochen, die das so ähnlich gesehen haben. "Unsere" Förderlehrerin macht auch ein Art Nachhilfe in allen Klassen und wird als Klassenlehrerersatz eingesetzt, wenn jemand ausfällt. Sie ist eh nur tageweise da und an den anderen Tagen an der Hauptschule.

  • Aber das ist doch dann das Problem, dass jemand eben nciht teamfähig ist, denn egal wie ich mir Teamarbeit vorstelle, das muss ich den anderen mitteilen und das Hilfe nicht gewollt ist, ist doch dann sicherlich nur Eiinzelarbeit


    Und während der "Einzelarbeit" sollen dann alle Beteiligte vor die Wand gefahren werden? Wie lange soll es dauern bis das betroffene Kind von einer Förderung profitiert. Das sind doch idealstische Wunschvorstellungen. Wer so lange wie ich das deutsche Schulsystem kennen lernen durfte, der weiß wovon er spricht. Um Inklusion wirklich umzusetzen, müsste man neue Menschen züchten. Die Idee des Kommnunismus ist im Kern doch auch eine sehr wünschenswerte und doch ist sie am Menschen gescheitert. Das Schulsystem wird es nicht schaffen Inklusion zu bewirken. Es wird an Niveau immer mehr einbüßen und das Privatschulsystem wird immer mehr kommen (s. USA). Wer es sich leisten kann, schickt sein Kind auf eine gute private Schule. Wollen wir das? Das sind meine Prognosen. In Zeiten klammer Kassen ( Energiewende, Rettungschirme usw.) wird es für das Schulsystem kein Geld geben und ohne Geld läuft leider auch in den Schulen nichts.
    Es macht mich im Übrigen rasend, wenn ich ständig irgendwo lese (auch hier), dass sich Schülerinnen und Schüler in Förderschulen ausgegrenzt fühlen, dort versauern usw. Ich habe in meiner Klasse eine anonyme Umfrage gemacht. Ergebnis: Keiner meiner Schüler hätte zur Regelschule zurück gewollt. Es ist auch völliger Unsinn die UN Konvention dahin zu deuten, dass alle Schüler ins Regelschulsystem sollen. Das hat die Politik daraus gemacht, um Geld zu sparen. Es steht lediglich drin, dass allen der Zuganag zur Bildung eröffnet werden muss. Das haben wir das in unserem Land oder bilden Förderschulen etwa nicht? Am meisten Sorge bereitet mir die Berufsvorbereitung unserer Schüler. Die lief in den Förderschulen gut strukturiert, finanziell gefördert mit vielen Kooperationspartner im Boot und war in einer Hand. Wie wird das im Regelschulsystem laufen? Bei uns sollen sich die Regelschulen darum kümmern ( Absprachen kreisweit zur Umsetzung von Inklusion). Wie soll das gelingen bei den vielen Aufgaben, die die Regelschulen zu bewältigen haben? Unsere Förderschüler laufen doch hier nur unter "Ferner liefen" und das ist verständlich. Die Politk jagt doch eine Kuh nach der anderern durch Dorf und das im zunehmenden Maße. Nun haben sie in NRW die alte Volksschule wieder rausgekramt. Natürlich unter einem anderen Namen: Primusschule


    http://www.schulministerium.nr…em/Modellprojekte/PRIMUS/


    Wer soll da bitte schön noch durchblicken? Vielleicht Primusschule mit Inklusion? Wer bereitet denn die Kollgien auf ihre neuen Aufgaben vor? Wir zaubern mal eben eine neue Schulform auf dem Hut und alles ist gut.

  • Und während der "Einzelarbeit" sollen dann alle Beteiligte vor die Wand gefahren werden?


    Die Lehrer, die diese so machen, ja, bitteschön. Sollen sie doch unter ihrer Arbeit zusammenbrechen.
    Die Schüler werden davon doch erst einmal nichts merken, für die ist alles wie immer.
    Die werden deshalb sicherlich nicht dümmer, nur mit mehr verschiedenen Lehrern versehen.


  • Die Lehrer, die diese so machen, ja, bitteschön. Sollen sie doch unter ihrer Arbeit zusammenbrechen.
    Die Schüler werden davon doch erst einmal nichts merken, für die ist alles wie immer.
    Die werden deshalb sicherlich nicht dümmer, nur mit mehr verschiedenen Lehrern versehen.


    Aber gerade Kinder in der GS / den "Kleinen" an der weiterführenden Schule / Kindern mit sonderpäd. Förderbedarf benötigen eine Kontinuität im Lehrerpersonal. Wir bemühen uns, dass die 5er nicht allzu viele Lehrer haben, sondern dass Kollege xy möglichst 2 oder mehr Fächer in einer Klasse unterrichtet.


    Wenn Lehrer unter der Last zusammenbrechen kommt es entweder zu einer Unterbrechung der Kontinutät, den besagten langen Fehlzeiten der Kollegen und / oder zur Verringerung der Qualität (da Lehrer, die aufgrund der hohen Arbeitsbelastung zusammebrechen, nicht leistungsfähig genug sind).


    Zudem kann man - auch wenn man mit Kollegen gemeinsam arbeitet - nicht allen Kindern gerecht werden.


    Fazit wird (vermutlich) sein, dass Förderschüler weniger Lehrverträge bekommen. Weniger da sie dümmer geworden sind, sondern da sie nicht genügend gefördert wurden, nicht die auf sie zugeschnittene Berufsvorbereitung erhalten haben.


    @ rothstein: :thumbup: für deine Beiträge.

    • Offizieller Beitrag

    Die Zusammenarbeit mit Parallelkollegen ist an meiner Schule durchaus üblich. Teilweise wird da sehr intensiv zusammengearbeitet. Was da mit der Bewältigung von Inklusion zu tun hat, verstehe ich nicht. Das wird ja wohl kaum reichen, denn es ist momentan gerade gut genug, um die normale Unterrichtsbelastung mehr oder weniger gemeinsam zu meistern. Ich brauche doch jemanden in meiner Klasse, der mich unterstützt bzw. der sich um das behinderte Kind kümmert. Und das sehe ich keinesfalls als gegeben an.

  • Ich brauche doch jemanden in meiner Klasse, der mich unterstützt bzw. der sich um das behinderte Kind kümmert.


    Nein, das brauchst du eben nicht unbedingt, das geht oft problemlos ohne. Wenn es körperlich nicht geht, dann muss ja eh die KK dafür Sorge tragen, dass jemand da ist und nicht die Schule!


    Für die Vorbereitung brauchst du Hilfe, die bekommst du, also ist es doch egal, ob du für ein "normales" oder ein "behindertes" Kidn vorbereitest, wenn du eh für jedes Kind individuell vorbereiten musst!


    Durch die Zusammenarbeit mit den Kollegen bilden sich dann "Schülergrüppchen", die ähnliches Sachen machen können usw.
    Deshalb hilft dir das Kollegium ;)

  • Für die Vorbereitung brauchst du Hilfe, die bekommst du, also ist es doch egal, ob du für ein "normales" oder ein "behindertes" Kidn vorbereitest, wenn du eh für jedes Kind individuell vorbereiten musst!

    Das mag für die Grundschule stimmen. Am Gymnasium während meines Praxissemesters hat kein einziger Lehrer etwas individuell für Schüler gemacht. Ich halte es auch schlicht für unmöglich, dass man für einzelne Schüler in einer fast 30 Schüler großen Klasse (die nur eine von vielen ist, die man hat) etwas individuell auf einen einzelnen Schüler zugeschnitten vorbereitet.
    Verschieden schwierige Aufgaben auf einem Aufgabenzettel müssen da z.B. reichen.


    Ich weiß, ich steh noch ganz am Anfang. Vielleicht könnte ein fertiger Gymnasialkollege, der regelmässig individuell für jedes Kind den Unterricht vorbereitet mich da dann korrigieren. Ich bezweifle, dass es das am Gymnasium gibt und vor allem, dass es den Regelfall darstellt.
    Es hat auch seinen Grund und ist sicherlich nicht der Faulheit geschuldet. Man rechne mal durch wieviele Schüler und Stunden man als Fachlehrer hat. Da ist man meist froh überhaupt, einen guten, an die gesamte Klasse angepassten Unterricht abzuliefern. Reicht ja schon, dass man Arbeiten individuell korrigieren muss.


    Wo bleibt da die Zeit für ein behindertes Kind? Da ist Mehrarbeit für den Lehrer und Nachteile für die anderen Schüler vorprogrammiert. Ich denke eigentlich, dass die anderen Schüler auch eine intensive Betreuung nötig / verdient hätten um ihr Potential voll auszuschöpfen. Warum sollte man diese Aufmerksamkeit einem behinderten Kind schenken und nicht dem Überflieger der Klasse oder einem stinknormal guten Schüler?
    Das ist irgendwie eh typisch Deutschland. Hauptsache man fördert mit überproportionaler Aufmerksamkeit die Schwächsten, damit sie ein halbwegs stabiles aber niedriges Niveau erreichen, aber die Stärksten, die es ja auch "alleine" schaffen bekommen keine spezielle Förderung oder unterproportionale Zuwendung. Dabei sind das die Leistungsträger, die später einmal die Gelder erwirtschaften, die solche Fördermaßnahmen überhaupt möglich machen.


    Auch sind es die Stärksten in Physik, die überhaupt in Frage kommen später mal dieses Fach zu studieren und den eklatanten Fachkräftemangel (nicht nur im Physik Lehramt, auch in der Wirtschaft) zu beseitigen, damit die Wirtschaft zu stärken oder wichtige Fortschritte in der Forschung (Stichwort Energie usw.) zu erzielen und die Schwächsten sind die, die, wenn sie mit größter individueller Förderung auf Kosten der Leistungsstarken, endlich die basics der Physik verstanden haben, dann mit Technik gar nichts machen sondern Germanstik studieren oder eine Ausbildung als Hotelfachfrau und mit großer Wahrscheinlichkeit alles wieder vergessen, weil sie in dem Bereich gar nichts machen wollen.


    Trotzdem wird sich in der Regel die größten Sorgen gemacht, wie man die Schwächsten im Kurs ins Boot holt und nicht, wie man die Guten, die ohne Probleme mitkommen, noch stärker fördert. Man ist ja so mit Problemfällen beschäftigt. Das wird bei den meisten Lehrern mit einem behinderten Kind in der Klasse noch extrem zunehmen.


    Es ist ja jetzt schon so, dass auf einen Thread und auf eine Schulkonferenz, in der es um Förderung der Leistungsträger geht, zehn kommen, in denen es um die Schwächsten und Problemfälle geht.

Werbung