Vokabeln Oberstufe

  • Hi,


    hier mal wieder eine Frage von mir:
    Ich bin mit meiner Vokabeleinführung in der Oberstufe irgendwie nicht zufrieden. Im Ref. hab' ich gelernt, dass man idealerweise in jeder Stunde ein paar Vokabeln einführen soll - auch in der Oberstufe. Diese neuen Wörter sollen dann natürlich auch noch umwälzt werden. Irgendwie finde ich das Ganze in der Oberstufe schwieriger, vor allem, da ja oft kein Buch vorhanden ist und man daher auch keine Units mit Vokabeln hat. Wenn ich mit den SuS Texte lese, dann semantisiere ich zwar vorher einzelne Wörter, das sind dann aber (meiner Meinung nach) oft nicht so ganz wichtige, oder es sind nur sehr wenige. Beim Lesen einer Lektüre gestaltet sich das noch schwieriger. Oft weiß ich nicht wirklich, welche Wörter ich einführen soll. Außerdem habe ich viele Stunden, in denen ich gar keine neuen Vokabeln habe. Ab der 12 ist das vielleicht nicht mehr so schlimm, weil dann doch schon ein großer Wortschatz vorhanden ist. Aber ich glaube, dass gerade in der 11 doch noch viele neuen Wörter eingeführt werden sollten - oder? Wie macht ihr denn das? Mach' ich mir jetzt zu viel Stress oder ist da schon was dran?


    Dann die zweite Sache: Die Vokabeln, die ich einführe werden halt - wie das so immer ist - oft nicht gelernt. Habe deshalb schon Vokabeltests geschrieben, was ich in der Oberstufe jedoch schon fast lächerlich finde...


    HAbt ihr vielleicht Tipps für mich?


    Vielen Dank


    LG


    Sylvana

  • Das Problem kenne ich und habe auch noch keine zufriedenstellende Lösung gefunden.


    Da natürlich die Schüler einen möglichst umfangreichen thematischen Wortschatz haben sollten, gebe ich ihnen durchaus Vokabellisten (z.B. aus Context 21 oder Green Line), schreibe relevante Vokabeln an die Tafel etc., verlasse mich aber ehrlich gesagt auf ihre Autonomie, dass ihnen schon selber klar wird, dass sie da langfristig lernen sollten. Habe ihnen jetzt schon als Tipp für die Abivorbereitung gegeben, Vokabelhefte mit interessanten/hilfreichen Vokabeln anzulegen, damit man kurz vorm Abi nicht blöd da steht.
    Aber mehr als Input geben tue ich ehrlich gesagt nicht, weil ich nicht so ganz weiß, wie und auch zumindest in der Q1 denke, so langsam sollten sie das selber einsehen (da habe ich aber auch einen (motivierten) LK, da ist das eh nicht so schwierig).


    Eine Idee, die ich nicht konsequent durchgezogen habe, war die Führung eines Kurs-Vokabelhefts.
    Jede Stunde war ein Schüler dafür zuständig, alle Vokabeln, die an der Tafel landeten, (mit Datum) aufzuschreiben (die Schüler schreiben sie natürlich noch in ihr eigenes, wer fehlte, konnte die verpassten Vokabeln aus dem Kurs-Vokabelheft übertragen), theoretisch hätte man dann Vokabeltests schreiben können (alle Vokabeln bis zum 25.3.). Hab ich aber aus irgendwelchen Gründen im LK irgendwann schleifen lassen. Zumal ich dann eh viele Texte hatte, in den bereits Vokabelerklärungen waren, so dass die dann nicht mehr an der Tafel landeten.


    Ansonsten ist das Blog jochenenglish.de diesbezüglich hilfreich, er gibt wohl immer wieder Hausaufgaben zur Wortschatzerarbeitung und vor allem Umwälzung, indem die Schüler z.B. kurze Texte verfassen müssen.


    Sowas mache ich übrigens hin und wieder auch, wenn auch nicht nur zur Wortschatzsicherung: kurze Sachtexte zu den Themen verfassen (American Dream, India, Globalization etc pp), da muss dann ja zwangsläufig entsprechender Wortschatz benutzt werden.


    Meine Fachleiterin (mit nur einem Kurs) hat ihre Schüler Language Organisers führen lassen, darin mussten sie, sofern ich mich erinnere, wöchentlich eine bestimmte Anzahl für sie neuer/interessanter Phrasen (eh teilweise deutlich wichtiger als nur einzelne Wörter) aus den gelesenen Texten auflisten (deutsch-englisch-Beispielsatz) und auch sprachliche Fehlerschwerpunkte aus ihren Klausuren analysieren (Schwerpunkte erkennen, Regeln herausarbeiten und Beispiele sammeln). Theoretisch ne nette Sache, muss man aber natürlich kontrollieren, sonst machen es gerade die, die es am nötigsten hätten, nicht und dazu habe ich bei voller Stunden- (und vor allem Korrektur-)zahl nicht die Zeit (und auch nur wenig Motivation, mir noch mehr Korrekturen ans Bein zu binden, ehrlich gesagt...)


    Vielleicht helfen dir die Anregungen ja?

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Kattas Anregungen sind wahrscheinlich didaktisch sinnvoller als das, was ich gleich vorschlagen werde, allerdings habe ich für mich festgestellt, dass ich nicht konsequent und organisiert genug bin, solche Vorgehensweisen im Alltag auch durchzuführen. Vor allem in Stressphasen fällt so etwas dann gerne flach.


    Für mich habe ich folgende Vorgehensweise: Die Schüler müssen sich schon in der 10. Jahrgangsstufe "Words in Context" aus dem Klett-Verlag anschaffen. Alle zwei Stunden gebe ich aus diesem Buch eine Seite mit Vokabeln auf. Daraus frage ich jede (!) Stunde zu Stundenbeginn Vokabeln ab. Der Schüler, der gerade abgefragt wird, referiert außerdem frei und auf Englisch über die Vorstunde, sowohl über den Verlauf als auch über die Ergebnisse. Daraus erstelle eine mündliche Note. Das ist vom Anspruch her nicht ganz der Oberstufe angemessen, durch den freien Vortrag geht es aber schon wieder halbwegs. Außerdem finde ich es für mich in Ordnung, wenn die Schüler eine oder zwei gute bzw. durchschnittliche mündliche Noten allein durch Fleiß verdienen können.
    "Words in Context" ist nach Themengebieten aufgeteilt, die zumindest dem bayerischen Oberstufenlehrplan entsprechen. Ich nehme also immer den Wortschatz, der zum aktuellen Thema passt.

  • Was ist an Vokabeltests denn so schlecht? Beginnt man mit der Fremdsprache erst in der Oberstufe, wird man um diese ohnehin nicht herumkommen. Außerdem, Vokabeltests müssen nicht nur aus Tabellen bestehen, in der die Wörter in die Ziel- oder Muttersprache übersetzt werden. Man kann lexikalisches Wissen auch durch andere Übungsformen abprüfen.


    Und wem das korrekturtechnisch zu aufwendig ist: Auf Lernplattformen kann man auch online solche Tests erstellen, die, sobald der Schüler fertig ist, sofort ein Ergebnis ausspucken.

  • Gebt den Schülern einen Text mit entsprechendem Niveau und Thema und laßt während des Lesens alle unbekannten Vokabeln/Phrasen rausschreiben.
    Das sind dann die, die neu zu lernen sind. Anschließend diese (noch) unbekannten Vokabeln im Wörterbuch nachschauen lassen und bei mehreren Bedeutungen diskutieren, welche davon in den Kontext des Textes passt.


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :P

    8) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Vielen Dank an alle für die guten Tipps!


    katta: Danke! Ein Kurs-Vokabelheft habe ich tatsächlich. Die SuS sind auch sehr diszipliniert und schreiben brav jede Vokabel auf, die ich an die Tafel schreibe. Ich habe eher das Problem, dass die Umwälzung danach sehr mau ausfällt und dass ich nur sehr wenige Vokabeln einführe, wenn ich eine Lektüre lese. Zeitlich ist es meiner Meinung nach halt auch unheimlich aufwendig, wenn ich für jedes Kapitel die Vokabeln herausschreiben müsste. Man sollte hier natürlich an die Eigenständigkeit der SuS appellieren - die schlagen aber die Wörter erfahrungsgemäß eher nicht nach.


    Die Language organiser sind natürlich eine sehr gute Idee. Ich muss mal gucken, wie das vom Aufwand her ist. Bin aber doch echt froh, dass ich anscheinend mit dem 'Vokabelproblem' nicht alleine stehe.


    @Eliah: Danke! Vielleicht schaue ich mir "words in context" mal an. Falls es auch zu unseren Themen passt - warum nicht? Das ist auf jeden Fall auch eine praktikable Lösung, denn sonst komme ich nie und nimmer auf 400? Wörter pro Jahr.


    Josh: Danke, ich werde mir mal verschiedene Lernplattformen angucken. Denn nur Englisch/Deutsch finde ich wirklich zu leicht. Zwar habe ich schon Vokabeltests geschrieben, in denen mussten die SuS aber auch anhand der englischen Erklärung die Vokabel hinschreiben oder die Vokabel selbst auf Englisch erklären. Ist aber wirklich etwas aufwendig.


    SteffdA: Danke, sowas Ähnliches mache ich schon. Also immer, wenn ich Texte hineingebe. Etwas schwieriger fällt es mir, wenn wir eine Lektüre lesen.



    Aber wie sieht es denn eigentlich mit der Häufigkeit von Wortschatzarbeit aus? Habt ihr wirklich in jeder Stunde neue Vokabeln? Ich nämlich nicht, daher mach' ich mir etwas Gedanken - oder übertreibe ich hier?


    LG


    Sylvana

  • Ja, in der Tat, ich schreibe jede Stunde zwischen zwei und fünf Wörter an die Tafel, die gelernt werden müssen. Man hat doch irgendwie jede Stunde Wörter, die jemandem fehlen. Wenn man z.B. in einer Partnerarbeit zuguckt und da fehlt jemandem ein wichtiges Wort, dann kommt das an die Tafel.
    Ich selbst notiere mir diese Wörter auch, um sie in VokTests abfragen zu können. Auch in der Oberstufe lasse ich VokTests schreiben; nicht mehr so viele, aber man kann ja den Schülern es beiläufig klar machen, dass Sprachen lernen ohne Vokabeln zu lernen nicht sehr viel Sinn macht. Das sehen sie ein.


    Mein FrzLK hatte bei einem unangekündigten VokTest ganz gut abgeschnitten, da war ich ein bisschen baff - aber es ist ja gut.


    Ansonsten, um den Schülern anzusagen, welche Wörter sie lernen müssen: In den Lektüren sind ja oft unten Worterkärungen, da sage ich einfach an, welche sie lernen sollen.
    SteffdAs Idee hatte ich auch schon mal umgesetzt: Also, oft ist es ja so, dass Texte ein bisschen oberflächlich gelesen werden. Was spricht dagegen, hin und wieder zu sagen: So, dieses Kapitel der Lektüre lest ihr mal ganz intensiv, schreibt euch alle neuen Vokabeln raus und lernt diese, sodass ihr alle könnt. Im VokTest kann man dann ja die unwichtigen dieser Wörter unter den Tisch fallen lassen. Der Vorteil ist dann auch, dass bei der Bearbeitung dieses bestimmten Kapitels auch inhaltliche Unklarheiten geklärt werden: Was in den vorigen Kapiteln irgendwie unklar blieb und nun wichtig wird, wird nochmal aufgegriffen und besprochen.


    Hamilkar

  • Das Problem kenne ich auch. Vor allem aber vergesse ich dann meistens, die an der Tafel gesammelten Wörter selbst festzuhalten, so dass ich dann zu Hause gar nicht mehr weiß, welche Wörter ich angeschrieben habe. Dazu kommt, dass die Vokabellisten der Schüler dann nicht identisch sind und sie immer verlangen, vor dem Test nochmal eine komplette Liste zu bekommen. Das macht das Ganze aber schon wieder aufwändig, so dass ich alle paar Wochen über die wirklich semantisierten Wörter einen Test schreibe, die habe ich ja wenigstens auch schriftlich.
    Schreibt ihr sie euch in eine "Dauerliste" oder ein Vokabelheft?

    • Offizieller Beitrag

    bei mir schreibt jeder Schüler jedes Wort, das ihm unbekannt ist, mit Bedeutung in ein Heft.
    Dann nehme ich ein beliebiges Heft zum Abfragen an mich. Die Wörter, die drinstehen, müssten alle anderen ja auch gelernt haben oder eben noch wissen.

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