WIE gestaltet ihr den GU?

  • Hallo zusammen,


    ich weiß, dass es hier zahlreiche sehr interessante Diskussionen/Berichte zum Thema GU gibt. Trotzdem würde es mich interessieren, wie ihr konkret die Arbeit mit den GU-Schülern organisiert? Gehen die Sonderpädagogen mit den Kindern raus? Differenziert ihr selber so, dass alle Kinder auf ihrem Niveau mitkommen? Plant ihr alle Stunden im Team oder unterrichtet jeder "seine Kinder"? Wie organisiert ihr die Stunden für Sprachförderung etc.?


    Bei uns steckt alles so in den "Kinderschuhen", dass ich für jede Idee/Anregung/Erfahrung dankbar bin.

  • Bei uns an der Schule werden die Integrationskinder fast die ganze Zeit im Klassenverband unterrichtet. Dabei achten wir bei der Stundenplangestaltung darauf, dass zumindest in den Fächern Deutsch und Mathematik eine Doppelbesetzung von GS-Lehrer und Sonderpädagoge besteht.


    Ansonsten kommt es natürlich auf die jeweiligen Förderschwerpunkte der Kinder an. In Klassen, in denen viele LE-Kinder sind, geht der Sonderpädagoge im Fach Mathematik häufiger mal mit seiner Kleingruppe in einen Differenzierungsraum. Momentan habe ich aber z.B. eine Matheklasse als Fachlehrerin, in denen die 3 LE-Kinder recht fit sind. Somit machen wir neue Einführungen teilweise in getrennten Gruppen, arbeiten danach aber im Klassenverband an differenzierten Aufgaben.


    Da an unserer Schule aber der Anteil von Kindern mit dem Förderschwerpunkt ES zugenommen hat und diese meist zielgleich unterrichtet werden, ist das Herausnehmen aus dem Unterricht eher die Ausnahme.


    Wünschenswert wäre es natürlich, wenn man die Teamteachingstunden immer zusammen planen könnte. Dies ist aber einfach organisatorisch und zeitlich nicht möglich. Gemeinsame Planungen zwischen Klassenlehrer und zuständigem Sonderpädagogen finden immer statt, sobald jedoch noch Fachlehrer zuständig sind, beschränken sich die Absprachen häufig auf "zwischen Tür und Angel-Gespräche", was für uns nicht wirklich immer zufriedenstellend ist.


    Edit (Frage vergessen): Wenn wir zu zweit in der Klasse sind, achtet natürlich jeder in erster Linie auf seine Kinder. Grundsätzlich sind wir aber zwei gleichberechtigte Ansprechpartner und helfen immer da, wo Not am Mann ist ;) Das wissen die Kinder auch.

  • Hallo,


    bei uns in Bayern wird der Begriff "GU" wohl anders verwendet. GU = Grundlegender Unterricht und umfasst die Bereiche Mathe, Deutsch, HSU, Kunst und Musik in den Jahrgangsstufen 1 und 2. Was genau heißt GU bei euch?


    LG, urmelli

  • Hallo,


    bei uns bedeutet GU "gemeinsamer Unterricht" von "Regelschülern" und Kindern mit sonderpädagogischen Förderbedarf. Ich finde es sehr schwierig, diesen Unterricht so zu organisieren, dass er für alle gewinnbringend ist und jeder Erfolgserlebnisse haben kann.


    Habt ihr noch weitere Beispiele? Wie organisiert ihr die Differenzierung für LB-Kinder? Inwiefern profitieren sprachbehinderte Kinder vom GU bzw. wie werden sie bereut?


    Bei uns ist es momentan so, dass die "sprachbehinderten Kinder" zwar in der GU-Klasse sitzen, jedoch teilweise keinerlei Betreuung/Sprachtherapie bekommen. Die 3 Stunden, die ihnen "zustehen", werden beispielsweise für andere Regelschulkinder genutzt etc. Die eigentlichlichen GU-Kinder (Sprache) bekommen nichts.... die LB Kinder profitieren von einer Doppelbesetzung und von Nachhilfeunterricht durch die Sonderpädagogen. Die ES-Kinder bekommen ebenfalls keine Förderung - dürfen höchstens mal an einer Nachhilfestunde teilnehmen. Manchmal setzt sich der Sonderpädagoge während des Unterrichts neben die Schüler. Mehr passiert nicht!!! Für die Schüler ist es oft recht angenehm, dass zwei Lehrer im Raum sind, besonders in Stillarbeitsphasen.
    Für den Regelschullehrer bedeutet es aber auch, immer einen "Zuschauer" im Raum zu haben, der ggf. "eingreift", wenn er glaubt, dass er etwas besser erklären kann. Es bedeutet für den Regelschullehrer weniger Spontanität, weil man ja a) darauf achten muss, dass man sich an Absprachen hält und nicht dauernd während des Unterrichts umplant b) Organisation etc. auf andere Stunden legt c) darauf achtet, dass der Sonderpädagoge etwas zu tun hat (also weniger Unterrichtsgespräch).... d) durch zwei Erwachsene im Unterricht auch mehr Unruhe entsteht.....e) die Kinder verwirrt sind, wenn zwei Erwachsene unterschiedliche Vorstellungen von der Bearbeitung einer Aufgabe haben ...


    irgendwie habe ich das Gefühl, dass auch die Kompetenzen von Sonderpädagogen nicht entfaltet werden können... das KANN doch nicht zufriedenstellend sein! Für keinen... oder doch?


    Ich erwarte: Sprachförderung, Verstärkerpläne für ES Kinder, Differenzierung/Kleingruppenunterricht für LB-Schüler, bei denen Methoden "förderschulgerecht" und das Material individualisiert und genau auf die Kinder abgestimmt ist (also nicht einfach aus Büchern rauskopiert), klare Zielformulierungen für GU-Kinder, eigenständige Differenzierung der Klassenarbeiten mit eigenen Bewertungskriterien auf der Basis der Förderpläne, regelmäßige Elterngespräche mit den Eltern der GU-Kinder, Analyse des Sprachstandes der SQ-Kinder, Stärkung des Selbstbewusstseins der LB-Schüler durch Schaffung von Erfolgserlebnissen...


    Verlange ich zu viel? Wenn die Sonderpädagogen im GU das nicht leisten (können), wären die Kinder doch an Förderschulen besser aufgehoben - denn dort bekommen sie diese Förderung. Es ist natürlich einfacher, im Unterricht nur "dabei zu sein" oder phasenweise zu unterrichten - aber das kann doch nicht der Sinn sein!!!! Oder??? Wie ist es bei euch???

  • Hallo Mary,


    bevor ich konkreter etwas sagen kann: wie oft ist der Sonderpädagoge bei dir in der Klasse? Seid ihr immer in Doppelbesetzung, oder habt ihr nur ein paar Stunden gemeinsam? Ist "dein" Sonderpädagoge ausschließlich in deiner Klasse/Schule oder muss er/sie zwischen mehreren Schulen pendeln? Ist der Sonderpädagoge zufrieden mit seinem Arbeitsplatz/Arbeitsumfeld? Hast du deine Erwartungen so klar vorgebracht wie du das hier getan hast? Habt ihr ausreichend Zeit für Absprachen?

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Hallo,


    also, ich arbeite mit mehreren Sonderpädagogen zusammen, da wir mehrere GU-Klassen haben. Ich beziehe mich aber jetzt auf meine eigene GU-Klasse, da ich in den anderen Klassen tatsächlich "nur" ein bis zwei Stunden in Doppelbesetzung arbeite.


    Also:


    Wie oft ist der Sonderpädagoge bei
    dir in der Klasse? Seid ihr immer in Doppelbesetzung, oder habt ihr nur
    ein paar Stunden gemeinsam?

    Er/sie ist 15 Stunden in der Klasse, davon meistens in den Hauptfächern, wovon ich zwei unterrichte - und in den Förderstunden. Insgesamt sind wir ca 11 Stunden gemeinsam in der Klasse.


    Ist "dein" Sonderpädagoge ausschließlich in
    deiner Klasse/Schule oder muss er/sie zwischen mehreren Schulen
    pendeln? Ist der Sonderpädagoge zufrieden mit seinem
    Arbeitsplatz/Arbeitsumfeld?

    "Mein" Sonderpädagoge ist ausschließlich an meiner Schule und in meiner Klasse. Er/sie kennt keine andere Klasse oder keine anderen Kinder dieser Schule. Er/sie möchte unbedingt an unserer Schule bleiben, wahrscheinlich sogar einen Versetzungsantrag stellen. Auf keinen Fall möchte er/sie zurück an die Förderschule. Das einzige, was ihn/sie stört, sind die räumlichen Bedingungen (sehr kleiner Differenzierungsraum, Computer weit weg vom Klassenraum, fehlendes Fördermaterial...).


    Hast du deine Erwartungen so klar
    vorgebracht wie du das hier getan hast? Habt ihr ausreichend Zeit für
    Absprachen?


    Zeit für Absprachen kann man sich nehmen und das mache ich auch meistens. Ich schicke ihm/ihr Unterrichtsplanungen, die er/sie zwar manchmal ausdruckt, aber weder differenziert, noch fachlich vorbereitet hat (fragt mich im Unterricht).
    Deshalb mache ich es seit einiger Zeit nicht mehr. Dann taucht aber das Problem auf, dass ich im Unterricht eine Aufgabe erkläre und er/sie einfach eingreift um den Kinder zu sagen, dass die Aufgabe doch anders gemacht werden muss... also statt einer gemeinsamen Stunde diskutieren wir darüber, wie diese Aufgabe gemacht werden muss...alles also völlig unproduktiv. Das einzige, was wirklich etwas bringt ist a) äußere Differenzierung und b) ich bereite den Unterricht vor und halte ihn alleine und Sonderpädagoge hilft in Stillarbeitsphasen. Das ist okay - alles andere nervt nur.



    So klar wie hier habe ich meine Erwartungen nicht geschildert, aber angedeutet. Ich komme mir blöd dabei vor, einem Profi seine Aufgaben zu "diktieren". Ich will nicht der Chef sein, der seinen Mitarbeitern sagt, was sie zu tun haben. Das müssten sie doch wissen! Oder nicht? Gerade wenn der Plan ist, im GU zu bleiben!

  • Hallo,


    bei uns in Bayern wird der Begriff "GU" wohl anders verwendet. GU = Grundlegender Unterricht und umfasst die Bereiche Mathe, Deutsch, HSU, Kunst und Musik in den Jahrgangsstufen 1 und 2. Was genau heißt GU bei euch?


    LG, urmelli


    Hab mich auch zuerst gewundert, weil bei uns alles außer WE, BSP und Rel. GU (= Gesamtunterricht) ist - steht auch so am Stundenplan ;)


    Zum gemeinsamen Unterricht in unserer Integrationsklasse: ich gehe nie mit den Kindern aus der Klasse, sie sitzen auf ihren Plätzen und ich gehe herum und helfe ihnen - in Deutsch machen sie meistens alles mit, in Mathematik bekommen sie Aufgaben ihrem Lehrplan entsprechend, in SU haben sie eine einfachere Ausgabe des Buches. In den übrigen Fächern können sie alles mitmachen.

  • Ich habe auch eine GU-Klasse (Klasse 5, Hauptschule) und 2 Sonderpädagogen, die jeweils an 2 Tagen für 4 Stunden da sind. Äußerliche Differenzierung geschieht bei uns in den Fächern Englisch und Mathematik, da ich nur Kinder mit dem Förderbedarf Lernen habe und diese auf einem komplett anderen Niveau arbeiten.
    In Deutsch und allen anderen Fächern unterrichten wir alle Schüler gemeinsam.

  • Hallo Mary,


    bei deiner ersten Frage dachte ich, ihr würdet euch nun erst auf den Weg Richtung Inklusion begeben, deshalb habe ich recht allgemein geantwortet.


    Nach dem, was du mittlerweile geschrieben hast, liegen die Unstimmigkeiten aber nicht im GU an sich, sondern an den fehlenden bzw. eher schlechten Absprachen zwischen euch. Da kann euch nun nur ein klärendes Gespräch helfen, in dem ihr ganz deutlich eure Wünsche äußert und die jeweiligen Aufgaben klar definiert.


    Ihr seid so viele Stunden gemeinsam in der Klasse, dass richtig guter und für alle gewinnbringender GU möglich wäre. Die Wünsche, die du oben geäußert hast

    Zitat

    Ich erwarte: Sprachförderung, Verstärkerpläne für ES Kinder, Differenzierung/Kleingruppenunterricht für LB-Schüler, bei denen Methoden "förderschulgerecht" und das Material individualisiert und genau auf die Kinder abgestimmt ist (also nicht einfach aus Büchern rauskopiert), klare Zielformulierungen für GU-Kinder, eigenständige Differenzierung der Klassenarbeiten mit eigenen Bewertungskriterien auf der Basis der Förderpläne, regelmäßige Elterngespräche mit den Eltern der GU-Kinder, Analyse des Sprachstandes der SQ-Kinder, Stärkung des Selbstbewusstseins der LB-Schüler durch Schaffung von Erfolgserlebnissen...


    funktionieren bei uns (Ausnahme SQ: haben wir momentan nicht).


    Der Sonderpädagoge ist ja kein Praktikant, der sich nur in Stillarbeitsphasen neben ein Kind setzt und ihm hilft, sondern es ist seine Aufgabe, differenziertes Material bereitzustellen, wenn es nötig ist. Wenn die Woche gemeinsam geplant wird, dann spricht man doch schon darüber, wo eventuell Aufgaben vereinfacht, weggelassen oder mit einer anderen Methode angeboten werden.


    Ich hoffe jedenfalls, dass ihr eure Differenzen zufriedenstellend lösen könnt.

  • Nach dem, was du mittlerweile geschrieben hast, liegen die Unstimmigkeiten aber nicht im GU an sich, sondern an den fehlenden bzw. eher schlechten Absprachen zwischen euch. Da kann euch nun nur ein klärendes Gespräch helfen, in dem ihr ganz deutlich eure Wünsche äußert und die jeweiligen Aufgaben klar definiert.


    Ihr seid so viele Stunden gemeinsam in der Klasse, dass richtig guter und für alle gewinnbringender GU möglich wäre. Die Wünsche, die du oben geäußert hast


    Genau in die Richtung zielten auch meine Fragen. Häufig habe ich den Eindruck, dass eigentlich alle wollen, aber es organisatorische Umstände (wie ein Wechsel der Standorte mal eben in der Pause) allen beteiligten schwer machen.


    Deiner Schilderung nach zu urteilen klingt es eigentlich nach traumhafeten Bedingungen für GU. Ausreichende Stundenzahl gemeinsam ohne Wechsel der Klassen oder gar Schulen. Ich würde sagen, dass die meisten Sonderpäagogen davon träumen würden. Es macht hier leider den Eindruck, dass der Sonderpädagoge sich auf deiner Arbeit "ausruht". Da wird wahrscheinlich nur ein klärendes Gespräch helfen, in dem du ganz klar und deutlich sagen solltest, wie konkret deine Erwartungen sind. Die klingen für mch nämlich sehr vernünftig.


    Wenn ihr beide an einem Strang zieht, sind die äußeren Umstände bei euch so gut gestaltet, dass ein für alle sinnvoller Unterricht möglich ist.
    Dafür wünsche ich dir viel Erfolg!

    Schöne Grüße,
    dzeneriffa



    Am Ende wird alles gut! Wenn´s noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende =)

  • Hallo,


    vielen Dank für eure Antworten. Mir ist bei einigen Beispielen immer noch nicht klar, was "gemeinsam unterrichten" bedeutet. Heißt das, ihr sitzt Stunden in der Woche zusammen und plant die Stunden, die dann beide übernehmen? Sind beide gleich verantwortlich?


    Mir ist klar, dass es wahrscheinlich hilft, noch einmal mit dem Sonderpädagogen zu sprechen und klar "abzustecken", wer welche Aufgaben übernimmt bzw. wer für was verantwortlich ist. Es fällt mir allerdings nach wie vor sehr schwer, einem Profi zu sagen, was er zu tun hat...


    Ich würde mir wünschen, diese traumhafte Doppelbesetzung als Bereicherung zu sehen - im Moment ist sie für mich eine Last und ich würde alles lieber alleine machen.


    Es würde mir wirklich sehr helfen, ein paar Beispiele zu hören, wie der GU konkret klappt (z. B. wie bereitet ihr die Stunden vor? Wer hält sie? Wie differenziert der Sonderpädagoge das Material? Wie findet Sprachförderung statt? Wie oft redet ihr miteinander? ....)

  • Ich arbeite mit 8 Wochenstunden für 4 Schüler ( 2GE und 2 LE) im GU in 2 Klassen als Sonderschullehrerin im 5. Schuljahr. Wir haben zwar eine Liste bekommen, wer wofür zuständig ist, doch läuft es an vielen Stellen nicht wirklich rund. Scheinbar hast du das Pech, dass die Förderschullehrerin sich scheinbar nicht wirklich einbringt. Könnte sein, dass sie gegen ihren Willen hier eingesetzt wurde und es auf deinem und dem Rücken der Kinder austrägt. Ich habe hier ein Inklusionstagebuch hochgeladen:


    Inklusionstagebuch


    Hier beschreibe ich meinen Alltag, mit all seinen Schwierigkeiten in der Sek.1.( Achtung: sehr lang). Aufgrund der fehlenden Rahmenbedingungen und Baustellen an allen Fronten empfinde ich meine Förderversuche als einen Tropfen auf den heißen Stein.


    Vielleicht helfen dir unsere Leitlinien weiter. Hier sind die Zuständigkeiten festgelegt. In der Realität jedoch kaum umzusetzen, weil im Sek. 1 so viele Lehrer involviert sind, dass die erforderlichen Absprachen nicht funktionieren. Diese Leitlinien sind der Versuch den Gu in meinem Kreis zu organisieren und nicht woanders verbindlich.

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