PE nach Bachelor

  • Naja, ich würde die Diskussion nicht so einfach vom Tisch wischen. Fakt ist, dass Lehrer den allergrößten Teil ihres Fachstudiums niemals brauchen werden und, wenn ich da an Kollegen in meinem Praxissemester denke, nach einigen Jahren komplett vergessen haben.


    Nein, verdammich noch mal. Das ist einfach nicht wahr! Ich greife völlig regelmäßig auf die gesamte Bandbreite meines fachlichen Wissens zu - und ich behaupte mal völlig arrogant und unbescheiden, dass da einiges vorhanden ist - und koche es für Schulzwecke passend immer wieder neu zusammen. Und das kriegen meine Schüler mit und das macht meinen Unterricht - das behaupte ich auch mal völlig arrogant und unbescheiden - besser als den eines Kollegen, der "nur ein Kapitel weiter im Lehrbuch ist".


    Dieses "Öh, warum muss ich das lernen, das brauche ich doch in der Schule niemals wieder" hört man in der Regel von Leuten, die die Materie und ihre Implikationen eben nicht richtig in der Tiefe verstanden haben.


    Nele

  • Dieses "Öh, warum muss ich das lernen, das brauche ich doch in der Schule niemals wieder" hört man in der Regel von Leuten, die die Materie und ihre Implikationen eben nicht richtig in der Tiefe verstanden haben.


    Nele


    Absolute Zustimmung! Das regt mich auch immer wieder auf, aber man sagt es nur den wenigsten direkt ins Gesicht.

  • meine rede. es gibt ab und an kollegen, die glücklich verkünden "ihr fachstudium in der schule nie wieder gebraucht zu haben". mit verlaub, aber das sind dann meistens auch eher die weniger hellen leuchten des kollegiums. und das merken die schüler auch. schüler schätzen meiner erfahrung nach fachliche kompetenz der lehrkraft sehr.

  • Ich greife völlig regelmäßig auf die gesamte Bandbreite meines fachlichen Wissens zu


    es gibt ab und an kollegen, die glücklich verkünden "ihr fachstudium in der schule nie wieder gebraucht zu haben". mit verlaub, aber das sind dann meistens auch eher die weniger hellen leuchten des kollegiums.


    Ich denke, hier muss man etwas nach studierten Fächern differenzieren. Bei euren Fächern mag das der Fall sein.
    In Mathe ist mit den Anfängervorlesungen des 1. bis 3. Semesters (Analysis 1+2, Lineare Algebra 1+2 und Stochastik 1+2, vielleicht noch etwas DGL)
    auch wirklich alles bis weit über Abiturniveau erschlagen.
    Die Anwendung dessen, was man dort gelernt hat, wird natürlich in den weiteren Pro/- Hauptseminaren vertieft und angewendet, wird aber üblicherweise auch schon in den zur Vorlesung
    gehörenden Übungsgruppen intensiv auf viele mathematische Fragestellungen angewendet.
    Diese Vertiefungen werden aber in der Schule niemals nicht zur Sprache kommen und helfen der Lehrkraft meiner Meinung nach auch nicht bei der Vermittlung und dem Verständnis.
    Das entscheidende wäre eher eine viel bessere Vorbereitung und Vertiefung, wie dieser Mathe-Anfänger-Kram in der Schule den
    Schülern vermittelt wird, sprich Didaktik-Kurse.

  • [Mathe]


    Das entscheidende wäre eher eine viel bessere Vorbereitung und Vertiefung, wie dieser Mathe-Anfänger-Kram in der Schule den
    Schülern vermittelt wird, sprich Didaktik-Kurse.

    ...sicherlich ist die sache unterschiedlich zu gewichten je nach betrachtetem fach.


    ich glaube aber schon, dass dir deine beschäftigung mit nicht-schul-mathe im studium mehr gebracht hat als ein bisserl hintergrundwissen, das du jetzt nicht mehr explizit brauchen kannst, weil deine schüler freilich inhaltlich auf viel niedrigerem niveau operieren als du es an der uni getan hast.
    mir geht es mehr um eine bestimmte art zu denken und an fragestellungen heranzugehen, um eine bestimmte art, mathematische lösungen zu 'sehen' noch bevor man irgendwas gerechnet hat, eigentlich ganz grundlegend um eine bestimmte art, wissen zu ordnen und eigene fragestellungen zu generieren. man kann das auch 'fachwissenschaftliches arbeiten' oder 'fachwissenschaftliches denken' nennen. jedenfalls braucht man das, um adäquat den stoff im eigenen fach am gymnasium unterrichten zu können, auch wenn man solche 'denkweisen' den schülern nicht explizit beibringt. man legt eher den grundstein dafür, dass sie später an der uni, sollten sie diesen weg wählen, selbst in dieser fachwissenschaflichen art und weise denken und arbeiten lernen können.


    der unterschied zwischen deutsch/geschichte/philosophie usw. und 'harten' naturwissenschaftlichen oder mathematischen argumentationen ist da, jetzt mal sehr unüberlegt aus der hüfte geschossen, vermutlich eher im grad des explizitmachens der methodik zu finden (sieht man schon daran, dass z.b. die germanistik seit beginn ihrer existenz über methodik streitet; mathematiker machen das nicht so oft bzw. man bekommt es wenigstens nicht so mit):
    in deutsch z.b. siehst du dich ständig mit schülern konfrontiert, die zu recht fragen "warum diese deutung des gedichts richtig ist und diese falsch, wenn angeblich nicht alles nur geschmacksache ist". die antwort ist heute nicht, dass die eine deutung dem hirnhalt des dichters bei abfassung des textes ("was uns der dichter damit sagen wollte") näher komme als die andere (wenigstens dann nicht, wenn man nicht im 19.jahrhundert bei herrn dilthey und genossen und deren vorstellungen stehengeblieben ist), sondern eher, dass die merkmale des textes (z.b. bestimmte stilmittel, bestimmte reimformen, bestimmte wortwahl, bestimmte inhalte, bestimmte paratexte usw.) - die 'empirisch' nachweisbar sind - in unserer zeit diesen und jenen effekt beim rezipienten verursachen, weil.... (ursachensuche in psychologie, soziologie, zeitgeschichte usw.), während sie damals bei rezipienten effekt blablubb hatten, da.... damit bist du, wenn du als deutschlehrer was von deinem fach verstehst, schon (indirekt) bei der frage, was eine valide literatur(wissenschaftliche)beschreibung des textes und erklärung seiner wirkung ist und was eben nicht und warum das so ist. die kollegen, die sachen sagen wie "mein studium brauch ich nie mehr in der schule" durchblicken das oft leider nicht so recht.
    in mathe, physik und dergleichen scheint mir das eher unterschwellig mitzulaufen (man lernt, wie man ein experiment aufbaut, wie eine erklärung ausschaut und so), ohne dass ständig ein schüler was in frage stellt - das phänomen ist ja meist in den naturwissenschaften empirisch deutlich nachweisbar und die dazugehörige gleichung eben falsch oder richtig gelöst. trotzdem hilft es meiner meinung nach ungemein, wenn auch die mathelehrkraft nicht nur inhaltich, sonder auch von der fachmethodik (wissenschaftliche fachmethodik, nicht nur fachdidaktik, wobei die sicher auch wichtig ist) her was kann.


    meiner erfahrung nach fällt didaktische reduktion ebenfalls am leichtesten, wenn man die strukturen des eigenen fachs voll durchschaut. und das tun leute i.a. nicht, die nur inhaltlich und nicht von den fachwissenschaftlichen methoden her fragen stellen.

  • mir geht es mehr um eine bestimmte art zu denken und an fragestellungen heranzugehen, um eine bestimmte art, mathematische lösungen zu 'sehen' noch bevor man irgendwas gerechnet hat, eigentlich ganz grundlegend um eine bestimmte art, wissen zu ordnen und eigene fragestellungen zu generieren. man kann das auch 'fachwissenschaftliches arbeiten' oder 'fachwissenschaftliches denken' nennen.


    Danke. Das ist haargenau das, was ich aus geisteswissenschaftlicher Perspektive meine.

    Zitat

    jedenfalls braucht man das, um adäquat den stoff im eigenen fach am gymnasium unterrichten zu können, auch wenn man solche 'denkweisen' den schülern nicht explizit beibringt.


    Das versuche ich allerdings schon, weil ich eben das als Wissenschaftspropädeutik betrachte. (Wissenschaftspropedäutik sind nicht irgendwelche Formatierungsregeln, wie man aus Aufsätzen zitiert und das in Fußnoten bringt.) Das lasse ich wieder und wieder im Unterricht auftauchen, um zu vermitteln, dass das die Grundlage für kritisch rationales Denken ist.


    Noch einmal gesagt - bei all diesen Sachen geht es nicht um "Schulstoff".


    Nele

  • Ich kann dir als Starthilfe für den Seiteneinstieg, eine gute Stelle in Berlin empfehlen(Klick für mehr).
    Sehr gute Agentur, mit vielen Förderungsmöglichkeiten in verschiedenen Bereichen.
    Habes es von zwei Freunden ans Herz gelegt bekommen, die einen ähnliche Werdegang wie du vorweisen. Haben nur positives berichtet.
    Musst du mal schauen, ob du damit etwas anfangen kannst. Hoffe ich konnte ein Stück weit helfen :)


    Liebe Grüße


    ---
    Edit by Mod: Link deaktiviert


    Der
    Tod stellt aus versorgungsrechtlicher Sicht die stärkste Form
    der Dienstunfähigkeit dar.


    (Unterrichtsblätter
    für die Bundeswehrverwaltung)


    3 Mal editiert, zuletzt von kleiner gruener frosch ()

    • Offizieller Beitrag

    Krautsalat: bist du sicher, dass dein Link so hilfreich ist? Auf der Seite geht es nicht um Praktikumsplätze für Seiteneinsteiger, sondern um Praktikumsplätze bei einer Firma für Suchmaschinenoptimierung. Da lernst du dann nicht den Lehrerberuf kennen, sondern lernst z.B., dass es gut für das Google-Ranking einer Seite ist, wenn man sie in erfolgreichen Foren verknüpft. So wie du es gemacht hast. ;)


    kl. gr. frosch, Moderator

    • Offizieller Beitrag

    Ein Schelm, der Böses dabei denkt...

  • Mit großem Interesse habe ich Eure Beiträge gelesen und möchte diesbezüglich auch eine Frage stellen. Derzeit belege ich den Studiengang Grafik-Design an der DIPLOMA Hochschule und bin gerade dabei meine Bachelorarbeit zu schreiben. [... WERBUNG ...] Meine Frage ist, kann ich mit diesem Abschluss auch IT unterrichten? Das ist ein ganz neuer Gedanke für mich und mir würde das sehr Spaß machen. Freu mich auf aussagekräftige Antworten und möcht mich im Vorraus schon mal bedanken!


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    Edit by Mod: Beitrag freigeschaltet, Werbung für eine Firma, die Arbeiten Korrektur liest, entfernt.

  • sperrt doch bitte diese dilettantischen versuche viralen marketings einfach gleich. fächerkombi d/g und dann it unterrichten nach grafik-design-studium? immer doch.

    • Offizieller Beitrag

    Guggst du oben? Ist schon gesperrt, ein kleines Schloss unter dem Profilbild.
    Und ab und an mal eine kleine Gehässigkeit sei uns gegönnt. Da geben sie sich "sooooo viel" Mühe ihre Werbung unterzubringen, dass es einfach zu verlockend ist, den Beitrag freizuschalten aber die Werbung rauszufischen. :D


    Edit: wenn ihr wüsstet, was wir hier täglich rausholen, bevor es sichtbar im Forum landet... Und nur die wenigsten geben sich so viel Mühe wie der Herr da oben. :autsch:

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

    2 Mal editiert, zuletzt von jotto-mit-schaf ()

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