Zauberwort Inklusion - Vor-/Nachteile: Lehrerumfrage!

  • Hallo zusammen,


    Ich studiere die Fächer Latein und Biologie mittlerweile im 9. Semester im Master of Education Studiengang.
    Im Zuge eines Pädagogikseminars arbeite ich momentan an einem Forschungsansatz zum Thema Inklusion. Ziel dessen soll es sein eine aktuelle Meinungsabfrage zu den Vor- bzw. Nachteilen von Inklusionsklassen für die SuS zu skizzieren.
    Da die Weihnachtsferien allerdings mit großen Schritten näher rücken, fällt es schwer, Lehrer als Interviewpartner persönlich zu kontaktieren, da die meisten von ihnen ferienreif sind.
    Daher versuche ich es jetzt einmal auf diesem Wege und hoffe, dass es hier eventuell Freiwillige gibt, die ein paar Fragen zum Thema Inklusion beantworten würden.. am liebsten wäre mir das per Email, wobei es sich selbstverständlich um anonyme Interviews handelt.


    Falls dazu keiner bereit ist, nenne ich im Folgenden meinen Fragenkatalog, aus dem vielleicht der ein oder andere von euch auswählen möchte und vielleicht auch so nett wäre, drauf zu antworten.


    Ich würde mich wirklich sehr darüber freuen, da es letztendlich um eine Studienleistung für mich geht.


    Also, hier folgen die Frage (die ich gerne auch per Mail als Worddokument weitersenden würde :))


    Liebe Grüße


    1) Wie kann in Förderschulen auf die individuellen
    Bedürfnisse der Kinder mit unterschiedlichsten Behinderungen eingegangen werden?









    2) Was kann eine Förderschule leisten, was die
    Möglichkeiten einer Regelschule möglicherweise übersteigt?






    3) Welche Vorteile könnten sich für ein Kind mit
    sonderpädagogischem Förderbedarf ergeben, wenn es eine Regelschule besucht?






    a.
    Hinsichtlich seiner kognitiven Fähigkeiten?



    b.
    Hinsichtlich seiner sozialen Kompetenzen?





    4) Welchen positiven/negativen Einfluss könnten
    nicht-behinderte Kinder auf Kinder mit Behinderung ausüben?





    5) Andersherum gefragt: Inwieweit könnten auch
    behinderte Kinder von nicht-behinderten Kindern „lernen“?









    6) Das „Zauberwort“ der Inklusion lautet differenziertes Lernmaterial. Ist dies ausreichend für die Förderung behinderter Kinder?





    7) Untersuchungen bestätigen den positiven Einfluss
    von heterogenen Lerngruppen auf die Lernleistung der Schüler. Welche Ursachen
    dafür wären denkbar?









    8 )Wie viele Ihrer Förderschüler ließen sich
    relativ problemlos in eine heterogene Lerngruppe mit nicht-behinderten Kindern inkludieren?






    9) Welche Schwierigkeiten könnten sich aus einer
    derartigen Zusammenführung






    a. Für die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf



    b. Für die nicht-behinderten Kinder ergeben?






    10) Wie ist Ihre persönliche Haltung gegenüber Inklusion?

  • Liebe Fejona,


    mir sind die Fragen zu unklar. Was ist denn ein 'behindertes Kind'? Reden wir vom kognitiv nicht eingeschränkten Kleinwüchsigen, vom disziplinunproblematischen, freundlichen lernverlangsamten Kind mit einem unterdurchschnittlichen Arbeitsgedächtnis, vom ADHS-Fall mit beinahe täglichen Wutattacken und solchen Auftritten, dass Sachwerte wie Mitschüler geschützt werden müssen, vom Autisten, der MItschüler in Fäkalsprache und sexistischen Worten belästigt und auch bei Lehrern keine räumlichen persönlichen Grenzen kennt? Alle genannten Fälle sind mir in den letzten beiden Unterrichtsjahren begegnet. Und ich vermute, ich würde den Fragebogen unterschiedlich beantworten für jeden der Fälle.


    Wenn man wohl eines nicht tun sollte, dann ist es zu pauschalisieren, wenn es um Inklusion geht, denn es ist etwas anderes, einen Rollstuhlfahrer mit durchschnittlichen Lernleistungen zu integrieren als einen deutlich überalterten männlichen Schüler der FÖS für Erziehungshilfe mit einem Aggressivitätsproblem.


    Viele Grüße
    annmei

  • Im Zuge eines Pädagogikseminars arbeite ich momentan an einem Forschungsansatz zum Thema Inklusion. Ziel dessen soll es sein eine aktuelle Meinungsabfrage zu den Vor- bzw. Nachteilen von Inklusionsklassen für die SuS zu skizzieren.


    Geeignete Fragen zu formulieren bzw. sich auch selbst ein Bild von den Möglichkeiten von Inklusion zu machen ist sicher eine Tabelle hilfreich in der in den Spalten die möglichen Behinderungen, in den Zeilen die Abstufungen bzw. Ausprägungen der Behinderungen und in den einzelnen Zellen der dazugehörige Förder-, Betreuungs- und Versorgungsbedarf aus medizinischer und pädagogischer Sicht eingetragen wird.
    Anschließend kann man überlegen

    • in welchen Fällen Inklusion sinnvoll zu bestehenden Bedingungen durchgeführt werden kann
    • welche Bedingungen geändert werden müssen um Inklusion durchzuführen
    • in welchen Fällen es nicht möglich ist
    • welche Fragen in diesem Zusammenhang für eine Umfrage sinnvoll sind


    Grüße
    Steffen

    Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. :_o_P


    8_o_) Politische Korrektheit ist das scheindemokratische Deckmäntelchen um Selbstzensur und vorauseilenden Gehorsam. :whistling:

  • Hallo nochmal,


    Ja, das Differenzierungsproblem wird auch eines meiner Ergebnisse bei diesem Forschungsauftrag sein. Fest steht: Es wird weder in den Medien, noch in der Fachliteratur differenziert. Es gibt a. die behinderten Kinder, die von dem Umgang mit nicht-behinderten Kindern profitieren sollen, selbstständiger werden sollen. B. gibt es die sog. nicht-behinderten Kinder, die durch Inklusion ihre sozialen Fähigkeiten ausbilden und stärken sollen.
    Ich habe mich schon in diverses Material eingelesen und überall findet man lediglich die Kategorisierung: Behindert vs. nicht-behindert. Das war also keine Erfindung von mir.


    Es geht auch um keine wissenschaftliche Arbeit, sondern um ein 4-seitiges Exposé, worin ein allgemeines Meinungsbild zu den Vorteilen bzw. den Schwierigkeiten schulischer Inklusion konkret für die Schüler dargestellt werden soll. Einerseits in der Literatur/den Medien, andererseits bei den befragten Personen.
    Auffällig ist halt, dass man in der Literatur beinahe ausschließlich von Vorteilen überschwemmt wird.. logisch.
    Gibt es hier eventuell jemanden, der konkrete Erfahrungen in einer Inklusionsklasse gesammelt hat? Bzw. davon gehört hat, ob es wirklich alles positiv für alle Beteiligten verläuft? Wenn ja, was ist speziell das Positive? Wenn nein, welche Schwierigkeiten ergeben sich, von denen man in der Presse nichts zu Ohren bekommt?


    Liebe Grüße, Maren

    • Offizieller Beitrag

    Auffällig ist halt, dass man in der Literatur beinahe ausschließlich von Vorteilen überschwemmt wird.. logisch.
    Gibt es hier eventuell jemanden, der konkrete Erfahrungen in einer Inklusionsklasse gesammelt hat? Bzw. davon gehört hat, ob es wirklich alles positiv für alle Beteiligten verläuft? Wenn ja, was ist speziell das Positive? Wenn nein, welche Schwierigkeiten ergeben sich, von denen man in der Presse nichts zu Ohren bekommt?


    Liebe Grüße, Maren


    Hast du schon mal hier gelesen?
    Inklusionstagebuch

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

  • Da die ausreichende Finanzierung für die Rahmenbedingungen, in denen Inklusion überhaupt ansatzweise stattfinden könnte, von Seiten der politischen und verwaltungsmäßigen Obrigkeit überhaupt nicht gesichert ist, bzw. auch von dieser Seite gar keine zusätzliche finanzielle Unterstützung zu erwarten sein wird, werde ich mir zu diesem Thema garantiert eins nicht mehr machen,- Gedanken ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Hallo zusammen,
    bei uns läuft man Sturm gegen die Form der Umsetzung der Inklusion. Die Eltern der "normalen" Kids wechseln die Klasse oder sogar die Schule. Die Eltern der Förderkinder merken endlich, dass kaum Förderung stattfindet. Ohne materielle und personelle Voraussetzungen ist Inklusion nicht machbar. Mir ist schleierhaft, wo du positive Meldungen aus der Praxis gefunden haben könntest. Ich wüsste NICHTS zu berichten, was ein positives Licht auf die bisherige Umsetzung der Forderung nach Inklusion werfen könnte.

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