Bald Streik !Warum sind etliche LehrerInnen so sentimental und weinerlich ?

  • Guten Abend !
    Bald nun ist Streik ! Es kommt nicht oft vor, aber an dieser Stelle möchte ich die liebe GEW loben. Deshalb auch erstmal Schwamm drüber, dass sie im Prinzip eine Verfechterin des Bildungskommunsimus ist. Naja, vielleicht entwickelt sie sich doch noch mal zu einer echten Gewerkschaft.


    Nun habe habe ich nach anstrengendem Schulstubendienst in der Woche am Samstag während des Frühstücks ein wenig in unserer Gazette geblättert. Und dann wär mir mein halbverdautes Brötchen fast aus dem Mund gefallen.


    Aber alles nach der Reihe : Es wurde über eine angestellte (!) Grundschullehrerin berichtet, die am Dienstag streiken wird. Nach ihrer Darstellung streike sie nicht aus Sozialneid sondern um der Gerechtigkeit willen.


    Nun gut, wenn der Artikel dort geendet hätte, wäre immerhin eine knappe aber klare politische Position herausgekommen. Fast schon hätte ich Stolz über meinen Berufsstand verspürt, dass überhaupt ein kleines Lehrerinnen-Stimmlein in der Presse Flagge zeigt.-Doch nicht so lämmchenbrav und politisch naiv wie man von LehrerInnen immer so annimmt.-Hab ich just in diesem Moment angenommen.


    Aber danach wurde es im Artikel peinlich und für die Bevölkerung eher amüsant : Sie (die o.g. Lehrerin) hätte aber doch ein schlechtes Gewissen, das ihr zu schaffen machen würde, wenn sie am Dienstag in der Schule fehlt. Ihr wird es sehr schwer fallen und das Herz (fast) brechen, wenn sie ihre liebgewordenen Kinder am Dienstag nicht sehen wird. Ihr Beruf würde ihr schon so viel geben, allein, wenn sie schon in die leuchtenden Kinderaugen sieht...Sie freut sich schon auf den Mittwoch, wenn sie ihre Klasse endlich wiedersehen kann. Der Dienstag wird ihr schwerfallen, aber sie wird an ihre Schüler denken...Es folgte im Artikel eine weinerliche Schmonzette nach der anderen. - Ich denke, der Arbeitgeber wird vor soviel politischem Kampfgeist und Streikwillen erzittern !


    Reaktionen auf diesem Zeitungsartikel folgten bei Fuß : Etliche Bekannte von mir (Etliche Nichtlehrer !) riefen bei mir an. Es erfolgten Bemerkungen (Ich gebe das mal ungefiltert wieder) wie "Völlig verpeilt!", "Politisch naiv!", "Da wird der Arbeitgeber aber mächtig zittern!", "Da hat man sich ja die Richtige ausgesucht!", "In welcher Welt lebt die eigentlich?"...


    Ich merk das nur mal an, damit man sieht, wie "normale" Menschen uns politisch ab und zu wahrnehmen. Ein paar Kollegen, mit denen ich gesprochen habe, waren über die Äußerungen der o.g. Lehrerin auch sehr empört.


    Als Beamter bräuchte mich das eigentlich zu interessieren, aber imagemäßig habe ich mich durch diesen Zeitungsartikel doch einwenig betroffen gefühlt.


    Zur Ausgangsfrage meines Threads : Ich weiß darauf keine Antwort. Ich toleriere aber Kolleginnen, die so eingestellt sind, solange sie mich in Frieden lassen.


    Aber um eins möcht ich solche Kolleginnen in Zukunft bitten : Äußert Euch bitte nicht mehr in der Öffenlichkeit ! Bitte !! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Es kommt nicht oft vor, aber an dieser Stelle möchte ich die liebe GEW loben.


    Das Problem war noch nie die GEW - die hat schon oft / immer zu klaren Aktionen aufgerufen - bei jeder direkten und indiekten Verlängerung der Arbeitszeit und bei jeder gesetzlichen Änderung, die Mehrbelastungen erzeugt!


    Das Problem waren schon immer die Kollegen, die zwar unfassbare Energien in das Jammern über die Arbeitsbelastungen stecken, dann aber zu feige zum Streiken und zu faul zum Demonstrieren sind. Oder die 120 Euro Gehaltsabzug nicht ertragen. Oder die lieben Kleinen nicht alleine lassen wollen. Oder was weiß ich!


    Dann stehen wir Streikenden mit ein paar hundert Hanseln in Wiesbaden vor dem HKM und werden dort und in der Presse ausgelacht: denn die Lehrer leiden offensichtlich nicht - sonst wären sie ja massenhaft auf der Straße. Und natürlich wird dann im Lehrerzimmer weitergejammert. Und womöglich noch im Heulbojenton "Und was macht die Geweeerkschaaaaft??" gezetert... Da werde ich, ehrlich, bekloppt! :sauer:


    Ich habe vor Verzweiflung über diese Haltung schon bei uns im Lehrerzimmer (ich war eine von 6 (!) Streikenden, in einem 120er Kollegium!!) ein paar Rumjammernden gesagt, dass ich Beschwerden von nicht gestreikt-Habenden schlicht nicht mehr entgegennehme. :P Die reagierten dann immerhin einigermaßen betreten.


    Ich weiß auch nicht, was mit Lehrern los ist. Entweder naiv (die Gewerkschaft, die ja bekanntlich eine höhere Macht mit magischer Kraft ist) wirds schon richten, ohne dass ich was dazutun muss? Oder feige (mein Schulleiter hat mich nicht mehr lieb)? Oder .... einfach grundlos jammernd und nicht wirklich der Meinung, es müsse was getan werden?


    Zitat

    Als Beamter bräuchte mich das eigentlich zu interessieren


    FALSCH: zu glauben, es ginge uns Beamte nichts an, was die Angestelten tun, ist auch naiv. Alle Gehaltserhöhungen wurden von den Tarifangestelletn erstritten und auf die Beamten übertragen!!! Man zeige sich endlich mal solidarisch - zum Beispiel hiermit Tarifrunde 2013 - oder man halte bezüglich des Gehalts und der Arbeitsbelastung mal endlich die Klappe.


    Zitat

    GEW bekräftigt Forderung nach 6,5 Prozent | Pressemitteilung GEW Hessen Februar 2013


    6,5 Prozent Lohnzuwachs für die Tarifbeschäftigten sowie Übertragung des Ergebnisses auf die Beamtinnen und Beamten des Landes forderte Karola Stötzel, stellvertretende Landesvorsitzende der GEW-Hessen, zur ersten Verhandlungsrunde Anfang Februar in Wiesbaden. Am 22. Februar gehen die Verhandlungen auf der Arbeitsebene in die zweite Runde.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

    5 Mal editiert, zuletzt von Meike. ()

  • Zitat Meike:

    Zitat

    FALSCH: zu glauben, es ginge uns Beamte nichts an, was die Angestelten tun, ist auch naiv. :

    Hatte ich eher ironisch gemeint und mich nur auf den Zeitungsartikel bezogen. Selbstverständlich solidarisiere ich mich mit den Angestellten und werde am Dienstag nicht (!) als Streikbrecher tätig werden. Ich finde es gut, dass Ihr streikt, und ich war auch vor ein paar Tagen davon sehr beeindruckt, als eine GEW-Vertreterin bei uns ins Lehrerzimmer kam und auch uns Beamte über den nächsten Dienstag (Verhalten als Beamter) informiert hat.


    Ich fange an zu verstehen, was Du in Deinem o.g. Beitrag meinst, u.a. auch durch den Eindruck, den ich im o.g. Zeitungsartikel gewonnen habe, der mir die politische Naivität und Unbedarftheit etlicher KollegInnen noch einmal vor Augen geführt hat. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Eine Kollegin von mir hatte neulich die Idee, Beamte könnten ja wenigstens passiv streiken. Ich glaube, das wär mal ne Idee. Den ganzen Tag in die Schule gehen, aber für die Kids nur Stillarbeit.

  • Da wird der Finanzminister aber erzittern und allen verbeamteten Lehrern sofort eine 6%-ige Gehaltserhöhung bewilligen... Stillarbeit für die Schüler! Welch seelische Pein für den Hüter der Finanzen!
    Etwas bewirken kann nur eine Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes und der Richter in Brüssel, wenn diese das Streikverbot für die deutschen Beamten für unzulässig und nicht mehr zeitgemäß erklären.
    Beamte dürfen in (fast) allen europäischen Ländern zur Durchsetzung ihrer Arbeitnehmerinteressen streiken.


    Im August 2012 wurde die Klage beim Bundesverfasungsgericht eingereicht. Mal schaun.



    http://www.gew.de/Beamte_Streik.html
    http://www.gew.de/Der_Streit_um_den_Streik.html


    Die "so genannten Privilegien", die wir scheinbar genießen, sind ja keine. Unkündbarkeit gibt es nicht, einen beamtenähnlichen Kündigungsschutz genießen auch Angestellte der freien Wirtschaft, sobald sie 15 Jahre Betriebszugehörigkeit haben. Dass die Altersvorsorge und die Beihilfe der Beamten für den Arbeitgeber kostengünstiger ist als bei Beschäftigten im Angestelltenverhältnis ist schon lange durchgerechnet.


    Der DBB besteht aus unerfindlichen Gründen auf dem Streikverbot. Schöne Interessenvertretung...
    http://www.nordsee-zeitung.de/…-Beamte-_arid,828748.html

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    • Offizieller Beitrag

    einen beamtenähnlichen Kündigungsschutz genießen auch Angestellte der freien Wirtschaft, sobald sie 15 Jahre Betriebszugehörigkeit haben.



    Ich frage mich immer, wo dieses Gerücht herkommt.

  • Ich vermisse die Forderung nach einer Anhebung des Bruttogehaltes für Angestellte unabhängig von einer prozentualen (und auf die Beamten zu übertragenen) Gehaltserhöhung. Eine Verringerung der Deputate, besonders in Grundschule und Sek I ständen auch noch auf meiner Wunschliste. Aber gut, man kann ja nicht alles haben, wenn man denn schon streiken darf. Vielleicht ist es bei uns in S-H auch bald mal soweit.

  • Der DBB besteht aus unerfindlichen Gründen auf dem Streikverbot. Schöne Interessenvertretung...


    Interessenvertretung ist relativ. Für die Bundes- und Kommunalbeamten ist der DBB durchaus in der Lage, angemessene Besoldungserhöhungen durchzusetzen. Zuletzt immerhin über 6% für zwei Jahre, wenn ich mich richtig erinnere.


    Nur bei den Landesbeamten scheint die Durchsetzungskraft des DBB geringer. Ich kann mich auch selten daran erinnern, dass die Interessen der Lehrer oder der Polizisten im Fokus des DBB standen...


    Dazu kommt natürlich, dass den Ländern mittlerweile Sachen wie die Rettung von Landesbanken, Stuttgart 21 oder die Elbphilharmonie wichtiger sind als eine angemessene Entlohnung der eigenen Bediensteten. Mit ersterem lässt sich beim Wähler punkten, mit der Erhöhung von Beamtenbesoldungen eher nicht.


    Gilt übrigens analog für den TV-L im Vergleich zum TvöD.


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Selbstverständlich lassen die Forderungen zu wünschen übrig.


    Aber was zuallererst fehlt, ist eine kämpferische Streikbereitschaft der angestellten Schulbelegschaft. Aber so lange das Gros der angestellten Kollegen aus Feigheit, Gleichgültigkeit oder idiotischem Idealismus dem Streik fernbleibt, so lange wird es offensichtlich keine größeren Forderungen geben. Warum auch? Wenn ein paar hundert Hanseln landesweit streiken, interessiert das keinen Arbeitgeber.


    Nele

  • Ich will doch streiken! Nur sind wir der GEW hier in S-H zu wenige Angestellte (irgendwas um 10%), da wären die Folgen kaum spürbar.


    Dennoch sollte der Weg zur finanziellen Annäherung von Angestellten von Beamten auch im Fokus der Gewerkschaften sein. Irgendwie werden sie für mich sonst unglaubwürdig. Kämpfen dürfen wir, aber eigene Forderungen stellen - bitte nicht!


    Und ja, ich bin Gewerkschaftsmitglied!

  • Ich will doch streiken! Nur sind wir der GEW hier in S-H zu wenige Angestellte (irgendwas um 10%), da wären die Folgen kaum spürbar.


    Die Gründe dafür sind die, die ich genannt habe.


    Nele

  • @ neleabels: Die Gründe, dass wir hier so wenige Angestellte sind, liegen in der Landespolitik.


    Ich bestreite aber ausdrücklich, dass wir angestellten Lehrkräfte feiger, gleichgültiger oder idiotischer sein sollten als unserer beamteten Kollegen! Was ich aber schon von meinen angestellten Kollegen höre, ist: Da dürfen wir wieder die Gehaltserhöhungen erstreiten, aber für uns gibts netto wieder weniger (im Vergleich zu den Beamten).

  • Bei uns im Lehrerzimmer hängt zwar ein GEW-Plakat und es wurde mitgeteilt, dass wir sagen müssen, wenn wir streiken. Aber von einer kämpferischen Stimmung ist nichts zu merken. Ich bin nicht in der GEW und weiß immer noch nicht, ob ich streiken will oder nicht. Vermutlich bin ich auch feige, gleichgültig und irgendwie idiotisch. Ich habe keine Lust auf Streiksuppe und Demo und Gewerkschaftsromantik.


    Jedenfalls habe ich schon eine Vertretungsstunde. Hm. Die Stunden würden mir, wenn ich streike, ja vom Gehalt abgezogen.


    So, nun haut mich doch.

    • Offizieller Beitrag

    Nö, keiner haut dich.


    Es hat nur keiner Lust, sich dann das Gejammer anzuhören. Oder den guten alten Spruch "Was machen denn die Geweeeerkschaaaaftennn!" - *heul* - ja was sollense denn machen, wenn keiner hingeht. ??


    Ich hab auch schon als Beamtin zwei mal gestreikt. Einfach so. Bin einfach hingegangen. Und hab mir je 126 Euro abziehen lassenund die schriftliche Missbilligung lächelnd kassiert. 8)


    Nein, ich bin nicht mit Interpol abgeholt worden, ich habe nicht den Hintern versohlt bekommen, jawohl, ich hab später trotzdem eine A14 bekommen, und ich wurde auch nicht im Kollegium geächtet oder vom Schulleiter durch 7 Jahre Horrorstundenpläne gestraft.


    Mich machen die Passivität und das gleichzeitige dauernde Rumgeheule vieler, vieler Kollegen einfach nur fassunglos. Manchmal bin ich darüber so frustriert, dass ich mich frage, ob es sich für mich noch lohnt, sich gewerkschaftlich, personalrätlich und gesamtpersonlarätlich für deren Belange (und nicht nur derer, die zu meiner Gewerkschaft gehören) einzusetzen...


    *seufz*

  • Zitat

    Unkündbarkeit gibt es nicht, einen beamtenähnlichen Kündigungsschutz genießen auch Angestellte der freien Wirtschaft, sobald sie 15 Jahre Betriebszugehörigkeit haben


    alias
    Grau ist diese Theorie. Weiß eine, die nach 15,5 Jahren in der "freien" Wirtschaft (ja, meine Chefs waren so frei) nicht nur gekündigt wurde, sondern fristlos unter Hinzuziehen von an den Haaren herbeigezogenen Argumenten, die die (blonde - sorry!) Arbeitsrichterin keiner Minute kritischer Überprüfung Wert erachtete.
    "Beamtenähnlicher Kündigungsschutz" in der freien Wirtschaft? Ich sag nur Frikadelle - Maultaschen - Pfandbon von Kassierin Emmy.
    - Abgestoßenen Gruß aus dem Wald und zurück um Thema.

  • Meike, du hast ja recht.


    Zu meiner Verteidigung sage ich, dass ich nicht zu denen gehöre, die jammern und meckern. Dass mir jammernde und meckernde Lehrer auch richtig auf die Nerven gehen.


    Aber den Schuh mit der Passivität muss ich mir wohl anziehen. Du siehst ja, ich arbeite daran, ich denke nach, was ich mache.

  • @ neleabels: Die Gründe, dass wir hier so wenige Angestellte sind, liegen in der Landespolitik.


    Mein Fehler. Ich habe fälschlicherweise "Angestellte IN der GEW gelesen". Wenn die Gesamtmenge der Angestellten zu wenig ist, können die Kollegen natürlich nichts dafür.


    Nele

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