Überschneidungen mit Vorstellungesgesprächen

  • Hallo Lehrerforum!


    Bei mir hat es sich aktuell so ergeben, dass sich für die schulscharfen Bewerbungen vier Schulen gemeldet und relativ kurzfristig zu Vorstellungsgesprächen eingeladen haben, die nun in den nächsten beiden Wochen anstehen.
    Soweit ich das im Umfeld gehört habe, wollen die Schulen, dass die Bewerber sich direkt am Tag entscheiden, ob sie das Angebot annehmen wollen oder nicht. Ansonsten wird wohl der zweite Kandidat von der Liste genommen.
    Ich halte dieses Procedere für völlig untauglich: Da ich erst am Ende aller Gespräche den Überblick habe, welche Schule am besten zu mir passen könnte und ich zu ihr, sehe ich mich definitiv nicht in der Lage, bei den drei anderen Gesprächen schon irgendwelche Zusagen zu erteilen.
    Was und wie passt von beiden Seiten aus betrachtet, ist erst nach dem Abschluss aller Gespräche möglich.


    Ich bin diesbezüglich nun sehr verunsichert, wie ich das den Schulen und der Auswahlkommission gegenüber formulieren soll.
    Wie lange hat ein Bewerber tatsächlich Zeit, sich zu entscheiden?
    Muss sich ein Bewerber überhaupt vor Ort entscheiden?
    Sind diese "Angebotsannahmen" dann bindend, auch wenn sie nur mündlich sind?
    Was passiert, wenn mir Schule 1 gefällt, ich eine mündliche Zusage erteile, mir Schule 4 in 10 Tagen dann aber noch mehr zusagt?
    Oder soll man allen Schulen mündlich zusagen, und dann am Ende wieder absagen?


    Auch habe ich den Eindruck, dass sich die Schulen mit den Terminen dieses Jahr irgendwie überbieten:
    So werden manche Termine noch weiter nach vorne gezogen, möglicherweise hat das den Grund, dass der Bewerber dann schon aus dem Rennen für die anderen Schulen ist.


    Gruß
    Q.

  • Hallo Quirinus,


    mach dich nicht bang in Bezug auf "die wollen, dass man direkt unterschreibt". Dir steht eine Frist von 3 Tagen zu (wobei ich gerade nicht genau auf dem Schirm habe, ob das Tage oder Werktage waren) Schau mal bei der GEW nach, die werden da bestimmt Infos auf der HP haben. Bei einer Verteilung aller Gespräche auf einen Korridor von 2 Wochen hilft dir das allerdings letztlich auch nicht weiter.
    Angebotsannahmen mündlich sind letztlich nicht gewollt; es kann gut sein, dass man dir direkt den Vertrag unter die Nase hält, in dem alles schon ausgefüllt ist und du nur noch deinen Namen setzen musst. Hab' ich seinerzeit genauso erlebt. Wenn sie dir die Stelle aber in der Form schon angeboten haben, können sie dich nicht mehr kicken bis du absagst (oder die Frist verstreichen lässt).


    Allerdings werte ich es eher als unfein, wenn du mündlich zusagst und nicht ehrlich damit bist, dass du noch schauen magst und die Leute vor Ort dann letztlich unbesetzt verbleiben. Genau deshalb machen die bei den Gesprächen z.T. auch so einen Druck.


    Als Idee für den Überblick im Vorfeld: viele Schulen haben "Wunschkandidaten", die sie aber erst nehmen können, wenn alle besseren Notengruppen abgegrast sind. Sollte ein Anforderungsprofil mit zig Details gespickt sein ("es wäre schön/ sinnvoll/ ... wenn dies, das, jenes und wenn möglich auch noch Folgendes ...erfüllt würde"), ist es zumindest nicht unwahrscheinlich, dass die eigentlich schon wen im Auge haben, den sie gern hätten --> Ausschreibungen nochmal genau anschauen


    Ich wünsche Dir viel Erfolg bei den Gesprächen, ein glückliches Händchen bei der Auswahl und appelliere an deine Fairness beim Zusagen/ Nichtzusagen :)

  • Sollte sich eine Schule für dich entscheiden hast du das Recht auf 3Tage Bedenkzeit. Dann allerdings musst du zu- oder absagen damit die Schulle ggf. dem zweiten ihrer Liste das Stellenangebot machen kann.
    Du kannst ein Angebot natürlich auch sofort annehmen und vielleicht noch am selben Tag die Annahmebestätigung unterschreiben.


    Ah, da war jemand schneller als ich.

  • Vielen Dank für eure Antworten!


    MIr liegt auch viel an Fairness.
    Ich kann ja weder mündlich noch schriftlich zusagen, solange ich nicht alles gesehen habe. Bei einem Korridor von 2 Wochen ist das aber überhaupt nicht möglich.


    Die kurzfristige Antwortmöglichkeit von 3 Tagen ist wohl nur dann praktikabel, wenn alle Termine in der Zeit oder am besten am gleichen Tag stattgefunden haben.
    Und es kann theoretisch auch passieren, dass ich Schule 1, 2 und 3 passieren lasse und Schule 4 mich dann gar nicht einstellen möchte.
    Also kann ich nur hoffen, dass Schule 1 schon so überzeugend ist, dass es gar nicht mehr zu Schule 2, 3 und 4 kommen wird.
    Allerdings halte ich das für praktisch nicht machbar, weil das die unattraktivste Schule überhaupt ist.


    Gruß
    Q.

  • Du solltest bei deinem Bewerbungsgespräch davon ausgehen, dass jede Schule ihre Stelle sicher besetzen will und auch die Auswahlkommission die Liste entsprechend gestaltet.
    Wenn du im Bewerbungsgespräch Zweifel daran vermittelst, dass du die Stelle annimmst, wirst du in der Regel nicht auf Platz 1 gesetzt.
    (Hintergrund: Für die Schule kann eine Bedenkzeit schwere Konsequenzen haben, wenn es um eine seltene Fächerkombination geht, da eventuell nach Ablauf der Zeit alle guten Ersatzkandidaten bereits anderswo zugesagt haben.)


    Daher ist der richtige Zeitpunkt um um Bedenkzeit zu bitten erst dann, wenn du das Stellenangebot bekommst. Ab dann laufen auch die 3 Tage.
    Das ganze Verfahren ist leider strukturell einfach nicht 'fair' gegenüber Bewerbern und Schulen. Du solltest dir daher nicht aus verständlichem Fairnissbedürfnis einen Nachteil schaffen.
    Nimm deine Bedenkzeit in Anspruch, aber sag es erst, wenn du das Angebot bekommst.

  • Vielen Dank auch dir, kodi.


    Sitzt in den Auswahlgesprächen eigentlich jemand vom Personalrat, also ein Externer und Schulunabhängiger, der auf diese Bedenkzeit hinweist?

  • Ja! :top: Ich war auch schon in einem Vorstellungsgespräch, in dem die Direktorin erwähnte, dass es sehr traurig wäre, wenn man die Erstwahl telefonisch nicht erreicht. Dann würde man automatisch die Zweitwahl anrufen, da man ja die Stelle besetzen möchte. Daraufhin sprang sofort die Dame vom Personalrat ein und erklärte, dass es so nicht funktioniert.

  • Also eigentlich ist es nicht rechtens, den Bewerber direkt nach dem Gespräch schon zu einer Zusage zu bewegen. Habe von dieser Praktik auch noch nie etwas gehört. Schulen, die keinen festen Bewerber im Auge haben, sind ja auch daran interessiert den geeignetsten Kandidaten zu finden. Das gelingt nur, wenn man alle gesehen hat, am Ende die Eindrücke sammeln und sich absprechen kann.


    Bei unserem Gespräch ist auch jemand vom Personalrat anwesend. Die schaffen es oft aber nicht zu allen Terminen, wenn in der Stadt viel ausgeschrieben wurde.


    Wenn die Termine so weit auseinander liegen, musst du dann eben abwägen ob du die hinteren Termine noch wahrnimmst. Oft merkt man im Gespräch schon, ob es passt oder nicht.

  • Das mit dem Personalrat ist beruhigend, denn ich habe auch schon von einem anderen Kollegen gehört, dass im Gespräch erklärt wurde, wer am Nachmittag nicht telefonisch erreichbar wäre und zusagt, dann automatisch ausscheidet.
    Diese Praxis scheint demnach gängig zu sein.
    Also übergehen viele Schulen ganz bewusst die Rechte der Bewerber und drehen ihr eigenes Ding. Das hat fast schon einen leichten Touch von Nötigung.


    Gut, dass ich mich vorab informiert habe. :top:

  • Ich finde die Einstellungspraxis ohnehin recht merkwürdig. Die Schulen sind in NRW ja effektiv eine Untereinheit des selben Arbeitgebers - offenbar der Regierungsbezirk. Auch der Einstellungsbedarf sollte sich ja zur selben Zeit ergeben, also entsprechend zu den Halbjahren.


    Wäre es da nicht für Schulen und Bewerber viel sinnvoller, ein zentrales Verfahren auf RB-Ebene zu etablieren? Solche Überschneidungsprobleme würden sich damit nicht ergeben. In Berlin gibt es z.B. das sogenannten "Lehrercasting". Alle Kandidaten für ein bestimmtes Fach und Schulleiter treffen sich zentral an einem Tag und handeln die Anstellungen aus. Keine Probleme mit Überschneidungen oder ungünstigen Fristen, falls man eine andere Schule als Favouriten hat aus Sicht der Kandidaten und eine schnelles Clearing und geringer Verwaltungsaufand aus Sicht der Schulen.



    Löst natürlich nicht das Problem, falls man sich auch für die anderen RB interessiert. Und die Schule bekommt man vorher auch nicht zu Gesicht (zugegeben ist das in Berlin praktischer, da man einfach mal vorher an 1-2 Tagen alle seine Favouriten mit der S-Bahn abfahren kann).

  • Ich habe keine Erfahrung mit dem "Lehrercasting" aber finde es aus deinen Beschreibungen nicht gerade attraktiv. Es klingt eher so, als wenn man hier möglichst schnell seine Stelle an Land ziehen will und hat gar keine Gelegenheit, sich mit den Schulen auseinanderzusetzen. Wir sind beispielsweise eine absolute Brennpunktschule und suchen jemanden, der sich vorstellen kann, genau bei uns zu arbeiten. Ich hätte ein wenig Bedenken, dass der Bewerber seine Entscheidung nach einigen Wochen bereut. Klar kann der Bewerber sich nur oberflächlich ein Bild machen. Aber es ist schon etwas anderes, wenn man mal durch den Stadtteil fährt und sich die Schule von Innen ansieht und auf einige Kinder trifft. Außerdem sind im Gespräch auch Kollegen anwesend und nicht nur der Schulleiter, der geübt ist seine Schule bestmöglich zu vertreten.


    Klar ist es für die Schulen ein großer Aufwand. Aber diesen Aufwand machen wir uns sehr gerne, wenn dabei ein neuer Kollege rausspringt, der zu unserer Schule passt. Dass sich Termine überschneiden, ist natürlich ärgerlich. Auf der anderen Seite können die Bewerber so ja schon ihren Präferenzen nachgehen und Gespräche an Schulen absagen, die nicht so attraktiv sind.

  • Ich kann ja weder mündlich noch schriftlich zusagen, solange ich nicht alles gesehen habe. Bei einem Korridor von 2 Wochen ist das aber überhaupt nicht möglich.

    Ich kann Dir nur empfehlen, Dich ggf. ruhig vorher mit den Schulen in Verbindung zu setzen und sie einfach mal anzuschauen. Dadurch siebst Du auch schon die Schulen aus, die die Stelle quasi intern schon vergeben haben, denn die werden daran nicht viel Interesse haben.
    Bei uns an der Schule werden vor den Bewerbungsgesprächen regelmäßig Bewerber durch die Schule geführt und schauen sich alles an, aber wir haben halt auch immer Probleme Leute an unsere Schule zu bekommen, weil wir halt mitten im nirgendwo liegen. :-)


    Darüber hinaus: Verlass Dich auf Dein Bauchgefühl. Ich hatte damals 10 Vorstellungsgespräche in drei Tagen. Als ich an meiner jetzigen Schule war, hab ich einfach den Eindruck gehabt, dass "es passt" und ich mich dort und im Kollegium wohlfühlen kann, also hab ich direkt unterschrieben und die anderen Gespräche danach abgesagt.

  • Ziel ist es doch für beide Seiten die beste Passung von und für Bewerber und Schule zu erreichen. Geschehen kann das auf unterschiedlichen Wegen, durch Ausschreibung für eine bestimmte Person seitens der Schule, durch Kontaktaufnahme vorab, die üblicherweise vom Bewerber ausgeht, viele Bewerber schauen sich vorab eine Schule an oder auch durch spontanes Erkennen dieser Passung im Gespräch. Ich sitze oft in Auswahlkommissionen und habe schon diverse Varianten mitbekommen.
    Wenn du als Bewerber sicher gehen willst, schau dir vorab die Schulen an. So hast du eine gesichertere Entscheidungsgrundlage und die Schule sieht dein Interesse.

    There is a difference between knowing the path and walking the path. (Matrix)

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