Petition gegen Bildungsplan BaWü zur sexuellen Vielfalt als Unterrichtsthema

  • Die Aktivisten von campact hatten sich etwas vorgenommen:
    „Sobald wir 100.000 Unterschriften zusammen haben, wollen wir unseren Appell ‚Vielfalt gewinnt!’ in der Stuttgarter Zeitung als Anzeige veröffentlichen.“
    Dafür wird es jetzt Zeit. Und dafür sammeln sie jetzt Spenden.
    (Hier geht’s zum Spendenformular.)
    Quelle: Humanistischer Pressedienst


    Der Zähler bei Campact steht heute bei 137.023


    [Blockierte Grafik: http://hpd.de/files/images/compact-anzeige-580.jpg]

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Zitat
    Meines Erachtens muss man sich durchaus fragen, warum der Bildungsplan das Thema 'Sexualität' so in den Mittelpunkt rückt.

    Ich glaube das ist genau eines der Hauptmissverständnisse an der Sache: Dieses Aufhängen an dem Wortteil Homosexualität!
    Es geht doch in WIrklichkeit nicht hauptsächlich um den sexuellen Part, sondern um Liebe und Zusammenleben, nur eben mit gleichgeschlechtlichen Partnern. Es sollen doch nicht Sexualpraktiken besprochen werden (zumindest nicht in erster Linie), aber genau das scheinen die Gegner des Bildungsplanes zu denken.
    Betroffene Personen möchten einfach, dass es akzeptiert und als normal erachtet wird, sich in einen gleichgeschlechtlichen Partner zu verlieben und mit ihm / ihr das Leben zu teilen so wie es andere Menschen auch tun. SIe möchten nicht, dass es ständig Thema ist, was sie wohl im Schlafzimmer tun!

  • Es sollen doch nicht Sexualpraktiken besprochen werden (zumindest nicht in erster Linie), aber genau das scheinen die Gegner des Bildungsplanes zu denken.

    Noch gravierender ist in diesem Fall wohl die immer noch weitverbreitete Angst vor "Ansteckung mit" bzw. "Erziehung zur" Homosexualität. Der Glaube daran, dass sexuelle Orientierung formbar sei und deshalb in bestimmte Richtungen gelenkt werden müsse, scheint mir das Grundübel bei dieser Frage. Das ist aber wohl in bestimmten Kreisen ähnlich unausrottbar wie andere Glaubensgrundsätze.



    Viele Grüße
    Fossi

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Witzig waren auch die Interviews und Kommentare zur Demo in Stuttgart:
    "Haben Sie den Bildungsplan überhaupt gelesen?"
    "Aber sicher!"


    ... den gibt es jedoch noch nicht - nicht mal als Rohfassung ;)


    Nachtrag:
    Dank an Kalle für den Link zum Artikel der Stuttgarter Zeitung, der mit den Worten schließt:

    Zitat

    Die radikalen Gegner der Stuttgarter Schulpläne wollen, dass das Fremde unsichtbar bleibt. Sie hoffen, dass Dinge verschwinden, vor denen man die Augen verschließt. Sie verteidigen den Eingang zu ihrer kleinen Welt mit einer Inbrunst, die manchmal frösteln lässt. Und sie liefern so selbst die besten Argumente, warum das Thema sexuelle Toleranz seinen festen Platz im Unterricht braucht.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Für diesen Samstag rufen die Gegner des Bildungsplanes zu einer zweiten Demonstration in Stuttgart auf
    http://www.pi-news.net/2014/02…-demo-gegen-bildungsplan/


    Wer dagegen ein Zeichen setzen möchte, kann den beiden Petitionen gegen diese rechtslastige Homophobie noch etwas Schwung und Unterstützung verleihen
    https://www.openpetition.de/pe…ideologie-des-regenbogens
    (bis heute 91.203 Unterstützer)
    und


    [Blockierte Grafik: https://www.campact.de/media/i/88fb063d67bc74cd66b37fb86754d3b4.jpg]


    https://www.campact.de/vielfal…vielfalt-gewinnt%2Fappell
    bis heute 139.198 Unterzeichner (angestrebt sind 175.000)


    Worum es geht ist im Begleittext zur Campact-Aktion zusammengefasst:
    https://www.campact.de/vielfal…nt/appell/5-minuten-info/

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

    Einmal editiert, zuletzt von alias ()

    • Offizieller Beitrag

    Aber sonst geht es noch?!


    Zur sachlichen Information empfehle ich: http://www.youtube.com/watch?f…er_embedded&v=1-w85YLm43I


    Machst du Witzchen? Das Video ist für dich sachlich?
    Ich finde, das Video eignet sich ganz gut als Unterrichtsmaterial, um manipulative Techniken im Zusammenschnitt von Informationen zu analysieren... Der Herausgeber des Videos scheint mir auch grad nicht unbedingt für Neutralität zu stehen... scheint ein Selbstdarstellungsvideo des Petitionsinitiators zu sein?


    edit: hat sich mit alias' Beitrag überschnitten.

  • Aber sonst geht es noch?!


    Zur sachlichen Information empfehle ich: http://www.youtube.com/watch?f…er_embedded&v=1-w85YLm43I


    Jeder darf seine Meinung ja frei äußern. Aber bis jetzt dachte ich, dass studierte Menschen einen gewisse Grundintelligenz besitzen. Hast du dir das Video einmal angeschaut? Glaubst du wirklich den Stuss, der darin verbreitet wird? Ich glaube ich könnte seitenweise über den Unsinn in diesen 3,5 Minuten schreiben. Ich hoffe ernsthaft, dass du diesen geistigen Dünnpfiff nicht seinen SuS vermittelst.

  • Ich finde, ab der Mitte kippt der Ton.


    Bis etwa zur Hälfte ist es Information, aber später merkt man schon, dass der Spot die Gegenposition vertritt. Um ehrlich zu sein: Ja, er ist manipulierend, schon dadurch, dass das Recht der Eltern auf Erziehung und Demokratie al gefährdet angedeutet werden, aber die hätten auch ganz andere Sachen erzählen können, wenigstens wurde sich nicht im Ton vergriffen. (was ihn aus manipulatorischer Sicht natürlich gefährlich macht, da wäre ehrlicher gewesen zu sagen: Wir sind dagegen, weil so und so und so. Zm Beispiel werden andere viel mehr diskriminiert, und durch diese bevorzugte Behadlung von LBGT(TI) werden die noch mehr diskriminiert.)


    Aber mich stört so richtig die Andeutung, dass durch die Erziehung zur Vielfalt überhaupt erst Verwirrung entsteht. (Dass sich die Psychologen uneins sind, ja mei, wann sind die sich schon mal einig, irgendeinen Deppen, der dagegen ist, findet man immer, wenn man nur lange genug sucht.)

    Quiet brain, or I'll stab you with a Q-Tip!

  • Zitat

    Seid so nett und klärt mich auf: Was konkret in dem Video ist denn Stuss/Unsinn/Manipulation?


    Nur eine Auswahl:


    1. Manipulativ ist die Arbeit mit Statistiken zur Diskriminierung. Sie stellt nicht in Rechnung, dass die angeblich fehlende Diskriminierung ("3%") bes. schwuler Schüler wesentlich darauf zurückgehen dürfte, dass diese Schüler in ihrer sexuellen Identität unsichtbar sind.


    Anders als im Falle von Behinderten oder ethnischen Gruppen ist es ein berechtigtes Ziel solcher Gruppen, allererst sichtbar sein zu dürfen. Es handelt sich um eine andere Problemlage als im Falle weiterer Gruppen, was (a) eine Sonderbehandlung in den Bildungsplänen sinnvoll macht und (b) die Statistik des Videos entwertet. Näheres habe ich schon weiter oben verlinkt. Ich erspare mir die Wiederholung.


    2. Manipulativ ist der Vergleich mit Behinderten oder ethnischen Gruppen auch deshalb, weil es bei der Frage nach sexueller Orientierung um eine Kernfrage im Leben von Heranwachsenden geht, die in besonderem Maße zu Identitätskrisen führt.


    3. Manipulativ ist die Suggestivfrage, "könnte es sein, dass es doch um mehr geht als Toleranz?" Die "Vermutung", es gehe um ein "neues Menschenbild" wird dabei bemerkenswerterweise am Ende des Videos zur Tatsache, wenn angeblich ein "neues Menschenbild verordnet" würde.


    4. Manipulativ ist die Formulierung, es gehe in den Bildungsplänen darum, Schüler dazu zu bringen, zu "entscheiden", zu welchem Geschlecht sie sich sexuell hingezogen fühlten, wobei das Wort "entscheiden" hier offenbar suggerieren soll, es gehe um eine freie Willensentscheidung, die nach Lust und Laune erfolgt. Dies wiederholt sich später, wenn suggeriert wird, Eltern "erzögen" Kinder zu einer bestimmten sexuellen Identität.


    5. Falsch ist die Suggestion, es gehe darum, Schüler dazu zu motivieren, ihre sexuelle Zugehörigkeit und sogar ihre geschlechtliche Zugehörigkeit systematisch zu hinterfragen, wobei "hinterfragen" nahelegt, sie sollten dazu gebracht werden, diese Zugehörigkeit anzuzweifeln.


    6. Je nach Deutung unsinnig bis falsch ist die Behauptung, Schüler sollten lernen, empfundene Normalität sei lediglich "anerzogen".


    7. Abwegig ist die Suggestion, die Existenz von Homosexualität und weiterer sexueller Identitäten sei eine Meinungsfrage, über die "demokratisch" verhandelt werden könnte. (So als könnte man darüber verhandeln, ob es gelähmte Menschen gibt - "Ich bin nicht der Meinung, dass es sie gibt, also mache ich keinem Rollstuhl Platz. Sollen sie doch aufstehen und laufen.")


    8. Manipulativ ist die Aussage, es sei das Wesen der Demokratie, dass jeder "seine Meinung" äußern dürfe. Das stimmt, wenn es um Bildungsinhalte in Schulen geht. Es stimmt nicht, wenn es um das (Grund-)Recht anderer Menschen geht, ungestört existieren und ihr Leben selbstbestimmt leben zu dürfen. Beides wird im Video am Ende vermischt.

    • Offizieller Beitrag

    Danke unter uns. Ich hatte einfach nicht die Energie, diese Unverfrorenheit von einem "Informationsvideo" so ausführlich zu kommentieren... und besser als du wärs dann auch nicht gegangen! :)


    Es ist diese Art von sich einen sachlichen Anschein gebenden Filmchen, die auch in Amerika gerade bei dem far right wingers und deren gekauften Medien zu Hauf auftauchen, und vorgeblich auf Aufklärung abzielend solche Abtstrusitäten unters Volk bringen, wie die Idee, dass man Schwule in Umerziehungscamps wieder auf die "gottefällige Seite" bringen könnte... Ziemlich widerlich.

  • Guten Abend zusammen,


    Mit diesem Schlagwort "Akzeptanz sexueller Vielfalt" habe ich ehrlich gesagt Probleme.


    1. Wo fängt "sexuelle Vielfalt" an und wo endet sie? Es gibt unzählige Phänomene im Bereich der Sexualität, die alle irgendwo zur "Vielfalt" des Menschen dazugehören. Homosexualität und Transexualität sind da nur zwei Varianten, die zudem auch noch vergleichsweise selten sind. Sadomasochismus dürfte erheblich weiter verbreitet sein als Homosexualität. Wo ist da die Grenze dessen, was man im Unterricht behandeln will? Kann es wirklich Aufgabe der Schule sein, Kinder über sämtliche existierenden Varianten der Sexualität bei Menschen zu unterrichten und all diese Dinge als gleichwertige Optionen zu präsentieren? Ich denke nicht.


    2. Akzeptanz geht über Toleranz hinaus. Aus meiner Sicht sollte die Schule zur Toleranz erziehen. Kinder sollen lernen, anderen Menschen mit einem Mindestmaß an Anstand und Respekt zu begegnen, auch wenn sie einen Menschen nicht mögen oder dessen Lebensweise ablehnen. Toleranz bedeutet aber eben nicht, daß man alles und jeden gut finden muß. Ich finde zu einer pluralistischen Gesellschaft gehört auch eine Schule mit Meinungspluralismus. Akzeptanz zielt aber darauf hinaus, daß alle Schüler eine bestimmte Meinung zu bestimmten Themen entwickeln. Und das kann nicht Aufgabe von Schule sein. Vielmehr sollte Schule doch eine Plattform darstellen, die es Kindern und Jugendlichen ermöglicht, sich auf der Grundlage von Informationen und Argumenten eine eigene Meinung zu bilden.


    3. Wenn man das Thema Mobbing in der Schule angehen möchte, dann sollte man doch mal schauen welche Schüler denn hauptsächlich Opfer von Mobbing werden. Ich denke das sind am häufigsten z.B. übergewichtige Kinder oder Kinder mit anderen optischen Auffälligkeiten. Homosexualität ist beim Thema Mobbing doch ein absolutes Randphänomen. Das liegt schon daran, daß es eben nur relativ wenige Homosexuelle gibt. Weibliche Homosexualität ist unter Jugendlichen absolut akzeptiert und geradezu ein "Trend".


    Diese Fixierung auf Sexualität im Rahmen des Schulunterrichts kann ich ehrlich gesagt nicht mehr nachvollziehen. Ich denke das Schule da bei weitem ihre Kompetenzen überschreitet. Leider wird sowas aber "von oben" vorgegeben. Da kann man als Lehrer leicht in Gewissenskonflikte geraten, denke ich.

    • Offizieller Beitrag

    Ja und was regt dich hier auf?


    1. Was soll das Haarespalten? Sadomasochismus ist absolut nicht in der Kategorie von Homosexualität - und das kann doch auch bitte nicht dein Ernst sein, dass du das nicht weißt? Das eine ist eine sexuelle Ausrichtung, unveränderbar und der Person eigen. Dasandere ist ein Spielchen unter Erwachsenen, etwas "worauf man steht".


    2. Weder Toleranz noch Akzeptanz findet derzeit statt. Deshalb gehört es als Thema in die Schule. Und ich kann ach etwas akzeptieren, was ich nicht mag. Zum Beispiel, dass ich älter und irgendwie nicht gesünder werde. Es ist so. Ich mag das nicht, aber ich akzeptiere es.


    3. Mobbing ist bei diesem Bildungsplan nicht das zentrale Thema, sondern Akzeptanz. Jede Form von Mobing muss angegangen werden. Nicht nach Quoten wie "nur 5% werden wegen ihrer Sexualität gemobbt. Das reicht nicht als Quote um sie zu schützen nd sich des Themas zu widmen". Ernährung ist Dauerthema in vielen Fächern, Projekttagen usw, Migration Integration uns interkulturelle Themen sowieso, wieso nicht das Thema Sexualität?


    Eine Fixierung findet nicht statt. Außer in den Köpfen der Ängstlichen.

    • Offizieller Beitrag

    Plötzlicher Drang zum Antworten:


    Wenn in einzelnen Schulgesetzten die "Ehrfurcht vor Gott" als Bildungsziel steht (und NRW gehört dazu, nebenbei gesagt), sprechen plötzlich die Gegner der "Akzeptanz sexueller Vielfalt" nicht mehr davon, dass "Tolerieren, dass einige glauben, dass es einen Gott gibt" als Bildungsziel durchaus ausreichen würde und "Akzeptieren und sich sogar fürchten" nicht unbedingt sein muss.


    chili

    • Offizieller Beitrag

    Und, was hat das gebracht?


    Wenn du der Meinung bist, dass es nichts bringt, Themen im Unterricht zu behandeln, wie legitimerst du dann IRGENDEIN Thema im Unterricht, oder Unterricht überhaupt?

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