Elternstammtisch

  • Im verlinkten Text steht nur "Die gemeinsame Erziehungsaufgabe, die Schule und Erziehungsberechtigte zu erfüllen haben, erfordert eine von gegenseitigem Vertrauen getragene Zusammenarbeit." Und gegenseitiges Vertrauen kann man sicher nicht nur auf einem Stammtisch aufbauen. Ich setze eigentlich voraus, dass Eltern zunächst einmal der Schule vertrauensvoll und positiv gegenüberstehen sollten, genauso wie wir einen vertrauensvollen, kooperativen Kontakt suchen. Spezielle vertrauensbildende Maßnahmen ("Lehrer zum Anfassen", private Begegnungen...) sind hier meines Erachtens gar nicht gemeint. Solche Formulierungen sind Teil vieler Erziehungsvereinbarungen, die ich kenne.

  • Hallo,


    vielen Dank für die Rückmeldungen...


    Ich gebe zu, ich bin generell kein Mensch, der diese "gemütliche Zusammensitzen" über Stunden liebt. Bin kein Typ dafür. DAS ist eigentlich mein Hauptproblem! ;) ... Die Eltern in meiner Klasse mag ich im Allgemeinen schon und daher fühle ich mich irgendwie doof, jedesmal abzusagen, wenn sie mich schon einladen...


    Die Zwischenlösung "nur für eine Stunde kommen" finde ich gar nicht schlecht. Jetzt habe ich mir überlegt, dass ich vermutlich wirklich hinfahre, aber nicht lange bleibe - allerdings nur wenns zeitlich machbar ist. Ich bin ja momentan voll mit Zeugnissen beschäftigt, außerdem hat sich unser Chef zu einem Unterrichtsbesuch "demnächst" angekündigt... Na mal sehen...


    LG
    Ketfesem...

  • Im verlinkten Text steht nur "Die gemeinsame Erziehungsaufgabe, die Schule und Erziehungsberechtigte zu erfüllen haben, erfordert eine von gegenseitigem Vertrauen getragene Zusammenarbeit." Und gegenseitiges Vertrauen kann man sicher nicht nur auf einem Stammtisch aufbauen. Ich setze eigentlich voraus, dass Eltern zunächst einmal der Schule vertrauensvoll und positiv gegenüberstehen sollten, genauso wie wir einen vertrauensvollen, kooperativen Kontakt suchen. Spezielle vertrauensbildende Maßnahmen ("Lehrer zum Anfassen", private Begegnungen...) sind hier meines Erachtens gar nicht gemeint. Solche Formulierungen sind Teil vieler Erziehungsvereinbarungen, die ich kenne.


    Es ging mir gar nicht um den Elternstammtisch als solches, sondern um die Wertigkeit von "Elternarbeit". Entscheidend (und neu) ist dieser Teil hier aus dem BayEUG:


    In einem schulspezifischen Konzept zur Erziehungspartnerschaft zwischen Schule und Erziehungsberechtigten erarbeitet die Schule die Ausgestaltung der Zusammenarbeit; hierbei kann von den Regelungen der Schulordnungen zur Zusammenarbeit der Schule mit den Erziehungsberechtigten abgewichen werden.


    Das dürfte sich bei vielen Schulen noch nicht rumgesprochen haben, dass sie ein solches Konzept erarbeiten müssen (das man freilich auch lustlos aus einer Handreichung abschreiben könnte...).


    Es gab da auch ein Modellprojekt dazu:
    http://www.bildungspakt-bayern…ekte/akzent-elternarbeit/


    Die Vodafone-Stiftung hat dazu auch eine Publikation mit Qualitätskriterien für gute Elternarbeit vorgelegt; im Überblick kann man sich das bei Interesse hier anschauen:
    http://www.vodafone-stiftung.d…oster_qm_elternarbeit.pdf


    Grundsätzlich ist halt die Frage, ob ich als Lehrkraft glaube, dass ein gutes, von gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen geprägtes Verhältnis auf Augenhöhe mir meine Arbeit erleichtert oder nicht. Wenn ich das glaube, dann muss ich mich aktiv um ein solches Verhältnis bemühen; von alleine entsteht das nicht. Wenn ich das eh nicht möchte (weil ich z.VB. glaube, dass die Eltern sich möglichst wenig in die Schule einmischen sollen), dann muss ich natürlich auch auf keinen Elternstammtisch gehen - auch ok. Wir sprechen da über nichts weniger als die Veränderung einer Haltung, die Lehrkräfte Eltern gegenüber mitbringen. Diese Entwicklung kann man mitgehen oder halt nicht.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Wenn ich das eh nicht möchte (weil ich z.VB. glaube, dass die Eltern sich möglichst wenig in die Schule einmischen sollen), dann muss ich natürlich auch auf keinen Elternstammtisch gehen - auch ok. Wir sprechen da über nichts weniger als die Veränderung einer Haltung, die Lehrkräfte Eltern gegenüber mitbringen. Diese Entwicklung kann man mitgehen oder halt nicht.


    ein gutes Verhältnis zu den Eltern kann ich aufbauen, indem ich meine Arbeit transparent mache, strukturiert arbeite, lösungsorientiert mit ihnen Strategien für den Lernerfolg ihrer Kinder erarbeite, mir für Fragen und Probleme auch mal kurzfristig Zeit nehmen kann.
    Dafür muss ich ganz sicher nicht abends mit ihnen in der Kneipe sitzen oder nachmittags am WE durch den Wald stapfen.


    Zu meinem Hausarzt habe ich übrigens auch ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis. Weil er mich ernst nimmt, mich gut berät und fachlich gute Arbeit leistet.
    Nicht, weil ich mich mit ihm und anderen Patienten zum Stammtisch oder zum Kegeln treffe

  • ein gutes Verhältnis zu den Eltern kann ich aufbauen, indem ich meine Arbeit transparent mache, strukturiert arbeite, lösungsorientiert mit ihnen Strategien für den Lernerfolg ihrer Kinder erarbeite, mir für Fragen und Probleme auch mal kurzfristig Zeit nehmen kann.
    Dafür muss ich ganz sicher nicht abends mit ihnen in der Kneipe sitzen oder nachmittags am WE durch den Wald stapfen.


    Das ist völlig korrekt. Wenn du das alles machst, bist du ohnehin bereit, viel Zeit und Mühe in besagte Zusammenarbeit mit den Eltern auf Augenhöhe zu investieren. Deine Vorschläge als Maxime festgeschrieben brächten aber viele KollegInnen auf die Palme...


    Von der Frage "Elternstammtisch oder nicht?" hängt gute Elternarbeit sicher nicht ab. Entscheidend ist die Haltung, in der Schule Eltern gegenübertritt, ob sie als ebenbürtige Partner oder als lästige Bittsteller empfangen werden.

  • Zitat Scooby :

    Zitat

    Wenn du das alles machst, bist du ohnehin bereit, viel Zeit und Mühe in besagte Zusammenarbeit mit den Eltern auf Augenhöhe zu investieren.

    Nein ! So geht das nicht ! Ich kann nur jemanden auf Augenhöhe kommen lassen, wenn er die gleiche berufliche Qualifikation erworben hat. Eltern sind absolut nicht dafür qualifiziert, in unserem Job in irgendeiner Weise mitreden und mitmischen zu können.


    Lasst Euch bitte nicht von diesem Augenhöhengeschwafel anstecken ! Gerade das trägt zur Schwächung unserer spezifischen Professionalität und Autorität, d.h. zum nicht für Vollgenommenwerden seitens der Eltern/Schüler bei.


    Mein Zahnarzt lässt mich z.B. auch nicht auf Augenhöhe kommen. Ich kann ihn zwar höflich um Informationen bitten, aber letzendlich macht er sein Ding, wie er es meint. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !


  • Zu meinem Hausarzt habe ich übrigens auch ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis. Weil er mich ernst nimmt, mich gut berät und fachlich gute Arbeit leistet.
    Nicht, weil ich mich mit ihm und anderen Patienten zum Stammtisch oder zum Kegeln treffe

    Naja da fehlt wohl der Vergleich. Mein Hausarzt hat Kinder im gleichen Alter und man trifft sich regelmäßig bei Veranstaltungen und da ist das Verhältnis schon lockerer als bei meinen anderen Ärzten. ;)

  • Lasst Euch bitte nicht von diesem Augenhöhengeschwafel anstecken ! Gerade das trägt zur Schwächung unserer spezifischen Professionalität und Autorität, d.h. zum nicht für Vollgenommenwerden seitens der Eltern/Schüler bei.


    Unsere Erfahrungen verlaufen gegensätzlich zu dieser Behauptung. Durch die Begegnung auf Augenhöhe und eine Haltung, in der Lehrkräfte Wünsche, Anliegen und Sorgen der Eltern ernst nehmen, verbessert sich die Kommunikation in beide Richtungen deutlich, was die Zufriedenheit beider Seiten erhöht. Eine der Folgen ist auch, dass Eltern den Anliegen der Lehrkräfte offener gegenüberstehen und mehr Bereitschaft zeigen, Hinweise anzunehmen und Ratschläge für die häusliche Erziehungsarbeit umzusetzen, bzw. sich dabei von Schule unterstützen zu lassen.

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