"Hinweisschreiben" des Regierungspräsidiums zu den drei Schwerpunktlektüren im Deutschabitur 2014 BaWü - Veränderungen "Agnes"?

  • Liebe Kolleginnen und Kollegen,
    man möge mir meine erneute Unwissenheit und die daraus resultierende Anfrage verzeihen, umso mehr, da die Formulierung des Titels nicht wirklich gut gelungen scheint. Ich versuche daher meine Frage präziser zu fassen, muss dazu aber drei, vier Sätze ausholen.


    Ich führe dieses Jahr einen Abikurs im Fach Deutsch in die Prüfung. Die drei vorgegebenen Lektüren sind "Dantons Tod", "Homo Faber" und "Agnes". Bücher wurden auch im Unterricht behandelt, soweit so gut.
    Nun kam letzte Woche eine Kollegin auf mich zu und meinte, dass ihr ein Kollege an einer anderen Schule von einem Schreiben des Regierungspräsidiums erzählt hätte, in dem explizit auf verschiedene Veränderungen im Werk "Agnes" hingewiesen wurde, die nachträglich am Werk vorgenommen wurden, woraus man ja dann wohl den Schluss ziehen könne, dass dieses Werk im Abitur drankommen würde. Die mögliche Schlussfolgerung mal ganz außer Acht gelassen:


    Bei uns an der Schule wusste niemand etwas von diesem besagten Schreiben (Privatschule). Daher jetzt die akute / dringende Frage: Hat jemand von Euch ein solches Schreiben erhalten, wenn ja denn wann ungefähr und was steht denn darin? Wir haben schulintern schon nachgeforscht, aber niemand weiß nichts. Und sollten es gravierende Änderungen am Buch sein, müsste man ja zum einen durchaus die Schülerinnen und Schüler darauf hinweisen bzw. eine neue aktuelle Ausgabe anschaffen, in der die Veränderungen eingepflegt sind.


    Wäre schön wenn mir jemand weiterhelfen könnte, da wir (und auch die Schüler) doch etwas verunsichert sind.


    Vielen Dank,
    camel

  • Da ich als Pensionär nichts mehr mit dem Abitur zu tun habe, kann ich Dir auf die konkrete Frage nicht antworten.
    Ob sich die Erstausgabe des Romans (1998 ) von der Fischer-Taschenbuch-Ausgabe 2009 unterscheidet, weiß ich nicht. (Ich habe nur die btb-Ausgabe von 2004, die auf der Erstausgabe fußt.)


    Vielleicht hilft Dir aber das Material vom Lehrerfortbildungsserver weiter. Es ist müßig, darüber zu spekulieren, ob die Ersteller der eventuellen Abituraufgabe sich in dem hier aufgespannten Horizont bewegen:


    http://lehrerfortbildung-bw.de…tsch/projekte/epik/agnes/


    Eine Aufgabe, die den Roman in Beziehung zu "Homo faber" setzt, ist sicherlich naheliegend. Hierzu auch ein Link:


    http://wilkosteffens.de/peter-…iteratur-ueber-das-leben/


    Viel Spaß beim Abitur!



    Edit: Kann ein Moderator den blöden Smiley entfernen? Es geht um das Erscheinungsjahr der Erstausgabe: 1998 und sonst nichts.
    ----
    Edit by Mod: erledigt. (Hoffe ich :) ). Kl. Gr. Frosch

  • Was spricht dagegen, wenn jemand/du/die Schulleitung beim RP anruft und nachfragt - oder bei der/dem Sprengelfachberater/in für Deutsch bzw. eine Email schreibt? Das hätte ich als allererstes getan.

  • Ist bereits geschehen, auch der Kollege der anderen Schule wurde bereits angeschrieben. Da momentan noch keine Antwort eingetroffen ist versuchen wir möglichst viele Informationsquellen anzuzapfen, um die Frage schnell klären zu können und endlich wieder alle beruhigt schlafen zu könne.


    Magister: Naheliegend schon, aus meiner Sicht auch für die Schüler wünschenswert (gibt deutlich undankbarere Aufgaben), aber ich ich werde einen Teufel tun und auch nur irgendetwas spekulieren. Nach der Sache mit dem Schreiben war nämlich auch die erste Frage der Schüler gleich: Heißt das, dass wir uns auf A. konzentrieren und die anderen Sachen nicht ganz so gut lernen müssen?" Daher sag ich am Besten nichts.

  • Klingt für mich nach Gerüchten und Hysterie.


    Selbst wenn es Änderungen am Text gegeben haben sollte (was ich nicht glaube) wird es sich nicht um gewichtige Änderungen gehandelt haben, die den Ausgang einer Abiturklausur beeinflussen könnten.


    Ich würde mich entspannen. Und ggf. an meinen FAL halten.

  • Also ehrlich, mal im Ernst: bei "Agnes" handelt es sich immer noch in erster Linie um ein literarisches Werk und nicht um eine Vorlage für Abituraufgaben. Und die Fälle, in denen literarische Werke nachträglich entscheidend (1) geändert wurden, sind ja wohl an einer Hand abzuzählen... Ich würds für ein Gerücht halten.


    Viele Grüße
    Fossi



    (1) Werther würde mir einfallen; Dürrenmatt hat gern mal Details verändert; aber sonst?

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Doch, das stimmt. Uns erreichte ein Schreiben des RP, das eigentlich an alle betroffenen Schulen gegangen sein sollte.


    Hauptaussage:


    "Im Hinblick auf die Abiturprüfung an den allgemein bildenden und den Beruflichen Gymnasien im Fach Deutsch informiert das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport über einzelne sprachliche Änderungen ab der 14. Auflage der Pflichtlektüre Agnes von Peter Stamm (siehe Anlage).


    In den Abiturprüfungen ab 2014 werden, sofern Agnes als Textvorlage gewählt wird, die sprachlich angepassten Passagen als Fußnote angegeben. Im Unterricht wie in der Abi- turprüfung sind nach wie vor alle Ausgaben und Auflagen des Werkes zugelassen."


    Es handelt sich um sprachliche Änderungen wie z.B. die Verwendung eines anders Verbs oder eines anderen Satzzeichens; ein Satz wurde komplett gestrichen; bisweilen aber auch Änderungen, die für die Interpretation wichtig sind wie z.B. die Verwendung des Konjunktivs anstelle des Indikativs.
    Wir haben unsere Schüler darüber informiert, was sie aber eher verunsichert hat. Inwiefern das also Sinn macht ca. zwei Wochen vor dem Abitur noch die Änderungen rauszuhauen, sei jetzt mal dahingestellt. Wahrscheinlich 'ne rechtliche Sache.


    Liebe Grüße
    Klamiadora

  • Wie ich es mir dachte: Belanglos.


    Die Änderungen würden die Schüler vermutlich nicht einmal bemerken, aber Hauptsache, man sorgt für Unruhe.


    Zitat

    Wahrscheinlich 'ne rechtliche Sache.


    Vermutlich. Die Angst geht um vor Schüler X, der nur deshalb 3 Punkte bekommt, weil er sich auf den Indikativ eingestellt hat, wo im Abitur der Konjunktiv steht ;) .

  • Als Lehrer muss man solche Bekanntmachungen - wenn man sowas tatsächlich durch Dienstanweisung bekanntmachen muss - natürlich in die geeignete Form packen. Man sagt den Schülern, dass man jetzt extra ein offizielles Schreiben erhalten hat, dass sich im Abiturtext eventuell ein Komma um drei Worte verschieben kann oder ein wichtigtuerischer Konjunktiv dazwischen drängt, wo ein Indikativ war (gute Lerngelegenheit, den Modus zu wiederholen!) und dann lachen wir alle mal gemeinsam über die lustigen Auswüchse der Bürokratie und damit ist der Drops gelutscht.


    Nele

  • Ja, Nele, so haben wir's in etwa auch gemacht. Die Liste mit den Änderungen haben wir auf Geheiß ausgegeben und gemeinsam herzlich darüber gelacht … nichtsdestotrotz kamen verunsicherte Nachfragen. Liegt vermutlich auch daran, dass sie zu diesem Zeitpunkt so knapp vor dem Abi eh "verhuscht" sind. Belanglos ist das Ganze allemal, da stimme ich euch völlig zu.

  • Vielen Dank für die schnelle Information.
    Wie gesagt, ähnliches haben wir auch gedacht und es auch entsprechend weitergegeben (wobei wir eh mit einer Auflage gearbeitet haben, die nicht betroffen ist), aber man will in so einem Fall natürlich doch hundertprozentig sicher sein, und zum anderen reagieren manche unserer Zöglinge, um es gelinde zu sagen, gerade etwas sensibel bei allem, was mit Abitur zu tun hat. Daher war es ganz gut, dass hier noch einmal etwas Licht ins Dunkle gebracht werden konnte!


    ps: Warum wir kein Schreiben erhalten haben weiß nach wie vor niemand. :)

  • Um das ganze nun endgültig abzuschließen:
    Nachdem gestern im Deutsch-Abitur ja nun kein "Agnes" dran kam, war die gesamte Aufregung unnötig. Zumal am Dienstag noch der Hinweis vom Sprengelsvorsitzenden kam, dass es nicht notwendig sei, die Änderungen mit den Schülern zu besprechen.


    Völlig überraschend kam heute allerdings eine Email an die Schule, der das von Klamiadora umrissene Schreiben samt den relevanten Textstellen beigefügt war. Manche Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen.


    In diesem Sinne, nochmal Danke an die Kollegen für die kurze Hilfe und allen frohes Korrigieren.


    camel

  • Hallo,
    um das Ganze noch endgültiger abzuschließen:
    An unserer Schule wurde das Ganze gestern um 10 Uhr, also während der Abi-Deutsch-Klausur (!!!), per Telefon dem Schulleiter übermittelt.
    Da sind echt Profis am Werk - Hut ab :autsch:
    Ansonsten eine frustrierende Erfahrung: schwerste Lektüre - Nebenfiguren im Focus - recht inhaltsleere Textstelle.
    Da macht der Job Spaß :tot:
    Ciao

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