Wichtige Fragen zum Lehramt

  • Hallo,


    ich habe zwei Fragenkomplexe, die mir nicht mal die Studienberatung wirklich erklären konnte..


    1) Was hat es mit dem 3. Fach für das Lehramt auf sich?
    Ich weiß, dass es offiziell nicht möglich ist, drei Fächer auf Lehramt zu studieren.
    Aber ich meine gehört zu haben, dass man parallel zu den zwei obligatorischen Fächern (Geschichte/Latein) Lehrveranstaltungen eines dritten Faches (Französisch) besuchen und sich am Ende des Studiums auch in diesem prüfen lassen könne.
    a) Stimmt das?
    b) Wenn es stimmt, kann man sich dann aussuchen, welche Fächer man unterrichten möchte und sich auf dem Schulmarkt breiter aufstellen?


    2) Bei einem polyvalenten Bachelor hat man ja immer die Option, in eine völlig andere Richtung als an die Schule zu gehen.
    a) Ist das beim Master auch so oder verpflichtet man sich dann für den Lehrerberuf? Immerhin unterscheidet sich der MoE ja inhaltlich vom MoA..Man könnte allerdings etliche Personen anführen, die das Staatsexamen erhalten haben, dann aber nie Lehrer geworden sind.


    3) Inwiefern unterscheiden sich Staatsexamen und Master of Education? Hat das Staatsexamen noch eher auf Berufe jenseits des Lehramts vorbereitet?


    Danke für eure Antworten!

  • 1.
    a) In NRW ist das ganz offiziell möglich. HIer kannst du dich für ein reguläres, drittes Fach einschreiben, frühestens allerdings bei (oder kurz nach?) der Umschreibung in den M.Ed. Das hängt jedoch auch von der Uni ab, nicht jede Uni bietet es an und auch nicht für jedes Fach. Die Studienberatung deiner Uni sollte wissen, ob das bei dir geht oder nicht. Ansonsten google einfach mal "Name deiner Uni"+Drittfach oder so oder schreib doch mal den Fachschaftsrat/die Studienfachberatung des Faches an, das für dich als Drittfach in Frag käme. Einfach so Kurse zu besuchen, wird dir nicht die (offizielle) Lehrbefähigung in diesem Fach bringen. Hier in NRW musst du nach vorgegebenem Muster ca. die Hälfte der Kurse aus B.A. und M.Ed. absolvieren.
    b) Du kannst dir aussuchen, welche Fächer du studierst (allerdings gibt es da fürs dritte Fach teilweise Einschränkungen, es gelten in jedem Fall dieselben Zulassungsbeschränkungen wie für den "normalen" 2-Fach-B.A./M.Ed. in dem Fach). Und wenn du drei Fächer studiert hast, darfst du drei Fächer unterrichten. Damit bist du natürlich breiter aufgestellt. Ob dir das wirklich was nützt, hängt natürlich vom dritten Fach ab (fachliches Interesse setze ich mal voraus, denn mit einem Drittfach, das du nur studierst, um bessere Jobaussichten zu haben, werden weder du noch deine SuS glücklich).


    2.
    Wer soll dich denn verpflichten? Es kann dir ja niemand befehlen, ins Ref zu gehen. Es ist halt nur so, dass der M.Ed. aufs Lehramt ausgerichtet ist. Wenn du einen anderen Beruf als den des Lehrers damit findest: Freu dich! Du könntest es z.B. in Schulbuchverlagen oder so versuchen, wobei ich nicht weiß, ob die Aussichten da besser sind als an den Schulen.
    Am Ende ist es nun einmal "eine Lehrerausbildung", wieso sollte das dann in eine völlig andere Richtung führen? Und wenn du Leute mit Staatsexamen, die keine Lehrer geworden sind, kennst, weißt du auch, dass die Möglichkeit besteht. Ich stelle es mir nur schwierig vor, etwas Gutes zu finden. Aber falls du dir das weiter offen halten willst, gibt es an manchen Unis die Möglichkeit, M.Ed. und M.A. parallel zu studieren. Viellicht wäre das ja was für dich (wobei alle Leute, die eine lehramtsfähige Fachkombi auf M.A. studieren und mit denen ich an der Uni spreche, stets auf die Frage "Was willst du denn mal damit machen?" immer nur "Nicht Lehrer!" werden. Die Möglichkeiten sind unheimlich vielfältig, aber wie gesagt weiß ich nicht, ob es da so viele Stellen gibt).
    An deiner Stelle würde ich mir aber auf jeden Fall sehr gut überlegen, was die Gründe für diese Frage sind. Hast du einfach nur Angst, mit dem M.Ed. am Ende ganz ohne Stelle dazustehen, weil du keinen Platz an einer Schule bekommen hast? Oder bist du dir nicht sicher, ob du wirklich Lehrer werden willst? Im zweiten Fall solltest du nochmal in dich gehen, es gibt schon so zu viele Lehrer/Lehramtsstudenten, die das nur machen, weil sie nichts anderes gefunden haben und dann am Ende oft nicht ganz so motiviert sind. Für den ersten Fall wären eben Drittfach oder Parallelstudium M.Ed./M.A. Optionen für dich.

  • Die Option "alle Optionen so lange wie möglich alle Optionen offen halten" ist die denkbar schlechteste. Spätestens zum Masterstudium soltest Du Dich entschieden haben, sonst wird es außerhalb des Lehramtes eng für Dich. Wenn Du nicht ins Lehramt gehen möchtest, solltest Du nämlich bei Studienabschluss schon aussagekräftige Praktika für den gewählten Bereich vorweisen können, um für den Markt interessant zu sein.


    Tipp: In NRW muss man während des Bachelor-Studiengangs schon einige längere Schulpraktika machen. Mach die eben, unterrichte möglichst da schon einige Stunden und entscheide dann, ob der Job etwas für Dich ist. Wenn Du danach noch Zweifel hast: Lass die Finger vom MoE und orientiere Dich frühzeitig auf dem freien Markt.


    Wenn Du Dich für das Lehramt entscheidest, ist ein Drittfach nie verkehrt, es sei denn, es ist ein Orchideenfach. Umgekehrt kann man sich bei drei Fächern aber auch eine sonst ziemlich fatale Kombination leisten, wie z.B. Deutsch/Geschichte. (Wenn man da z.B. noch Englisch dazunimmt, hat man durch die zunehmenden bilingualen Zweige mancher Gymnasien gleich viel höhere Chancen und ist an Gesamtschulen schon deshalb interessant, weil man dort als Klassenlehrer möglichst viele Stunden in der eigenen Klasse abdecken sollte.)


    In NRW hat das damalige Staatsexamen nicht eher auf Berufe außerhalb des Lehramts vorbereitet. Ein Staatsexamen in einigen Fächern der PhilFak wurde damals aber als höherwertig angesehen, weil die Leistungsanforderungen während des Studiums und in den Prüfungen höher waren als im Magisterstudium. (Soweit ich weiß, war es aber in den naturwiss. Fächern genau andersherum.)

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • In Hannover gibt es auch die Möglichkeit im Master ein drittes Fach zu studieren, aber erst im Master. Das ist dann ein eigener Zusatzstudiengang (der eine Gebühr kostet?)
    Das liegt auch daran, dass der Bachelor hier ein polyvalenter ist. Man wählt eines der beiden Fächer zum "Majorfach" in diesem Fach schreibt man auch die Bachelorarbeit. Man hat dann die Möglichkeit entweder einen Lehramt-Master zu machen oder einen Fachmaster im Majorfach. (Ich könnte dazu richtig viel schreiben, aber erstmal nicht)
    Man hat im Lehramtszweig schon so wenig Fachveranstaltungen, dass ich sagen würde, dass man relativ wenig Chancen auf dem Arbeitsmarkt hat. Spätestens nach dem Bachelor ist es nötig eine Entscheidung zu trefffen. Ich kann da aber nur für Mathematik und Physik sprechen. Man hört als Physik-Lehrämtler schon einiges an wichtigen Physiker-Veranstaltungen nicht (vor allem im theoretischen Bereich)

  • Zustimmung, dass der Wechsel nach dem Bachelor erfolgen sollte.



    Der Arbeitsmarkt für Absolventen in den Kultur-/Geistes-/Sprachwissenschaften ist angespannt - eine Lehramtsausrichtung bringt hier wirklich nur etwas, falls man damit auf die eine oder andere Art unterrichten möchte. Prinzipiell zählen Praktika oder einfach jede Art von praktischer Erfahrung sehr, sehr viel. Da sollte man sich schon in den ersten Semestern einigermaßen über den angestrebten Arbeitsmarkt im klaren sein und sich darauf ausrichten - praktische Erfahrung als Lehrer wird bei Stellenvergaben im Journalismus nicht honoriert. Das die Studientiefe beim Lehramt nicht so tief ist spielt da denke ich keine große Rolle - die meisten K/G/Sp-Absolventen finden heutzutage ihren Job nicht aufgrund ihrer spezifischen Fachkenntnisse. Einzige Ausnahme bei der Arbeitsmarktverwertbarkeit ist denke ich der
    Informatikbereich, da dort aufgrund einer aktuellen Mangelsituation oft
    noch jeder genommen wird, der gut programmieren kann (also auch
    Info-Lehrer).


    Man sollte hier auch die Kommentare einiger älterer Kollegen ignorieren die noch auf dem Stand des Arbeitsmarktes von "damals" sind (vor 20 oder gar 30 Jahren). Damals konnte man mit einem Lehramtsstudium noch einigermaßen gut in anderen Bereichen Quereinsteigen, da ein Lehrer als Akademiker noch etwas besonderes war - selbst in den Vorständen der Banken saßen damals oft keine Akademiker sondern nur ausgebildete Kaufleute.


    Heutzutage fängt fast die Hälfte eines Geburtsjahrganges ein Studium an und das wird nach aktuellen Projektionen der KMK auch so bleiben oder sogar noch leicht ansteigen. Als Verkäuferin oder einfache Bürokraft findet man immer was, aber das ist ja sicher nicht das Alternativziel, falls einem das Lehrersein doch nicht gefällt.

  • Man sollte hier auch die Kommentare einiger älterer Kollegen ignorieren die noch auf dem Stand des Arbeitsmarktes von "damals" sind (vor 20 oder gar 30 Jahren). Damals konnte man mit einem Lehramtsstudium noch einigermaßen gut in anderen Bereichen Quereinsteigen, da ein Lehrer als Akademiker noch etwas besonderes war - selbst in den Vorständen der Banken saßen damals oft keine Akademiker sondern nur ausgebildete Kaufleute.


    Ich komme mir gerade sehr, sehr alt vor. :) Und nein, auch Ende der 90er saßen in den Bankenvorständen keine ausgebildeten Kaufleute. (Ärmelschoner und mechanische Rechenmaschinen waren damals übrigens auch schon aus der Mode.) :D


    Nele

    • Offizieller Beitrag

    Damals konnte man mit einem Lehramtsstudium noch einigermaßen gut in anderen Bereichen Quereinsteigen, da ein Lehrer als Akademiker noch etwas besonderes war


    Besonders der Klassiker des Quereinstiegs nach akademischem Studium, der Beruf des Taxifahrers, bot Lehramtsabsolventen jahrzehntelang eine attraktive und qualifizierte Alternative.
    *Ironie aus*


    [Zitat repariert, das habe nicht ich gesagt, Nele]

    pingo, ergo sum

    Einmal editiert, zuletzt von neleabels ()

  • nun ja... Hilmar Kopper war bis 1997 Chef der Deutschen Bank AG und hatte nicht studiert, sondern nur eine einfache kaufmännische Lehre gemacht. Bis Ende der 80er war das ganz normal, auch weil es den Boom der BWL-Studenten noch nicht gab.


    Damals waren auch die Quereinsteigerchancen für Lehrer die keine Planstelle bekommen hatten deutlich besser als heutzutage, was verschiedene Gründe hatte (z.B. extremer Mangel an Informatikern, so dass dort viele mit relativ geringen IT-Kentnissen einen Job bekommen konnten), nicht zuletzt aber auch der Umstand, dass es viel weniger Akademiker gab.




    Lange Rede, kurzer Sinn: falls man abbricht, dann besser nach dem Bachelor, nicht dem Master, und dann viel Praxiserfahrung im neuen Bereich sammeln.

  • 3) Inwiefern unterscheiden sich Staatsexamen und Master of Education? Hat das Staatsexamen noch eher auf Berufe jenseits des Lehramts vorbereitet?

    Nee, ganz im Gegenteil. Staatsexamen hat eher noch weniger auf etwas anderes als LA vorbereitet. Und nicht einmal auf das LA selbst (inhaltlich). Im Master of Education werden zwischenzeitlich schulrelevantere Sachen gemacht, die man früher erst im Ref gemacht hatte.

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