Fächerwahl Sek II Berlin-Hessen 2021

  • Guten Abend,


    Ich werde diesen Wintersemester 2014/2015 in Gießen Sport und Geschichte auf Lehramt Gym. studieren, jedoch wird allgemein zurzeit von einem Lehramtsstudium abgeraten. Daher wollte ich Ihrer Meinung diesbezüglich hören und bitten mir ein paar Empfehlungen zu geben in Bezug auf die Fächerwahl. Wahrscheinlich werde ich mein Studium 2021 abschließen und dann in Berlin o. Hessen hoffentlich als Lehrer tätig werden.


    PSIn den Fächern Sport , Geschichte, Ethik und Französisch bin ich sehr gut.


    Hochachtungsvoll


    Raffael31

  • Daher wollte ich Ihrer Meinung diesbezüglich hören

    Sport und Geschichte?
    Lass es. Lass es. Lass es. Lass es. Lass es.



    Du studierst in die Arbeitslosigkeit.



    Viele Grüße
    Fossi

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Vielen Dank für den gut gemeinten Ratschlag. Leichter gesagt als getan. Ich möchte wirklich den Beruf des Lehrers ergreifen.... ein Kindheitstraum halt. Ist die Lage wirklich so aussichtslos... ;( ?

  • Geschichte-Sek.II ist gemessen am Bedarf DAS überlaufene Lehramtsfach überhaupt - praktisch das Anti-Physik.


    Das Fach mit in die Kombination hinein zu nehmen ist sehr riskant (Sozialkunde ist ebenso riskant, da gerne fachfremd erteilt), da es dir auch auf dem Regelarbeitsmarkt praktisch nichts bringt. Warum sich trotz der seit Jahren bekannten geringen Chancen noch immer so viele Personen für Geschichte einschreiben ist mir ein Rätsel (ich finde Geschichte als Hobby auch interessant und hatte dort immer 13-15 Punkte - aber eine sehr oberflächliche Google-Suche sollte doch klar stellen, dass man anderen Interessen folgen sollte).



    Falls es eines der Fächer sein muss dann kombiniere Sport mit Französisch. Noch besser ist es, auf Sekundarstufe I umzusatteln. Auf dem Land oder in gutbürgerlichen Stadtteilen sind dort die Schüler auch umgänglich.

  • Vielen Dank für den gut meinten Ratschlag. Leichter gesagt als getan. Ich möchte wirklich den Beruf des Lehrers ergreifen.... ein Kindheitstraum halt. Ist die Lage wirklich so aussichtslos... ;( ?

    Für Sport weiß ich es ehrlich gesagt nicht. Für Sprachen und Geisteswissenschaften lautet die Antwort aber ganz klar "ja". Du solltest Dir gründlich überlegen, ob nicht doch auch andere Fächer als die von Dir genannten in Frage kommen, vor allem im naturwissenschaftlichen Bereich (vor allem Mathe und Physik werden wohl immer an der einen oder anderen Schulform Mangelfächer sein - aber wer weiß?).


    Darf ich ganz offen sein? Deine Fächerwahl (und die Wahl des Lehramts an sich, aber da will ich Dir nichts unterstellen) erscheint mir recht "notnagelmäßig" erfolgt zu sein ("Hm, mal sehen, in Sport bin ich ziemlich fit, und Geschichte ist ein Lernfach, das werd ich schon schaffen..."). Sollte das zutreffen, würde ich Dir von einem Studium grundsätzlich abraten. Kannst Du Dir einen handwerklichen Beruf vorstellen? Dann versuch da Dein Glück - ich garantiere Dir: Zehn Bewerbungen, mindestens fünf Vorstellungsgespräche. Und in spätestens sieben, acht Jahren (wenn Du gut bist), wenn Deine Altersgenossen gerade mit ihrem Leeramtsstudium fertig sind, hast Du Deinen eigenen Betrieb und spuckst jedem Lehrer (inklusive dem Uni-Präsidenten) finanziell auf den Kopf.


    Ein guter Freund (Politikwissenschaftler), der mit viel Glück und gerade noch rechtzeitig im Uni-Mittelbau untergekommen ist, hat mal sinngemäß zu mir gesagt: "Ich würde nie mehr etwas studieren, das mich auf den Staat als praktisch einzigen Arbeitgeber festlegt." Das kam für mich auch zu spät, ist aber einer der weisesten Ratschläge, die ich je gehört habe.



    Viel Erfolg bei der Berufswahl und viele Grüße
    Fossi

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • @ Nettmensch, Danke für Ihre Antwort. Wie wäre es damit: Sport & Geschichte und als Erwiterungsfach Französisch?

  • @



    fossi74
    . Ich hatte bereits eine Ausbildung bei der Berliner Polizei gd abgebrochen, weil ich Lehrer werden wollte, daher ist dies keine Option für mich. Hoffentlich bereue ich das nicht. Trotzdem Danke für Ihr Rat

  • Danke für deine Empfehlung. Ich habe bereits eine Ausbildung bei der Berliner Polizei gd abgebrochen, da ich unbedingt Lehrer werden wollte. Daher keine Option. Hoffentlich "studiere ich nicht in die Arbeitslosigkeit" :(

  • Das ist jetzt nicht Berlin oder Hessen, sondern aus NRW, aber vielleicht gibt es in deinen Bundesländern ja ähnliche Prognosen:
    http://www.schulministerium.nr…rbeitsmarkt/Prognosen.pdf


    DIE sofortige Einstellungsgarantie gibt es leider nicht mehr, aber mehr oder weniger chancenreiche Fächer.


    Was ich an der Prognose von NRW sehr gut finde, sind die Matrixdiagramme, die Einstellungschance und quantitative Bedeutung der Fächer darstellen.
    Ich erzähl in dem Zusammenhang immer gerne vom riesigen Physik-Gymnasiallehrermangel in NRW um 2003, der aus 100 fehlenden Lehrern bestand. Nicht mehr viel, wenn plötzlich der Seiteneinstieg geöffnet wird oder ähnliches...

  • Bitte mal anschauen:


    http://www.km.bayern.de/downlo…siale_warteliste_2014.pdf


    seit 2 Jahren füllt sich die Warteliste in Bayern langsam. Achte auf die Länge der Listen. Achte auf die Noten. Das gilt aktuell. Für Bayern. In 7 Jahren ist das laut KMK-Prognose der normale Zustand, der für das gymnasiale Lehramt in fast allen Bundesländern gilt.



    Geschichte spielt praktisch keine Rolle. Es gibt dermaßen viele Leute, die Geschichte kombinieren, dass es praktisch irrelevant ist. Das ist vergeudete Zeit, die du besser investieren solltest um Top-Noten in Französisch zu erreichen.



    Nochmal der Ratschlag:


    du möchtest unbedingt Lehrer werden und keinen Abschluß, bei dem 70%-80% der Absolventen prinzipiell keine Stelle bekommen können?


    Dann nimm Mathe/Info/Chemie/Physik/Musik/bestimmte berufliche Fächer ODER Lehramt für Sekundarstufe I oder Sonderpädagogik (am besten emotionale und geistige Entwicklung). Grundschule geht auch, falls du Mathe nimmst.



    Alles andere ist um den heißen Brei herum reden. Falls du ein 1er Abi hast und hoch motiviert bist kannst du auch Biologie/Sprachen/Geschichte etc auf Sek. II kombinieren - es aber dann noch immer ein Risiko, da du damit im Fall das es keine Stellen gibt auf dem freien Arbeitsmarkt kaum Chancen besitzt.

  • kodi: prinzipiell kann bei "kleinen" Fächern eine relativ kleine Änderung der absoluten Zahl der Absolventen einen großen Effekt auf die Bedarfsdeckung haben, richtig. In Physik gab es glaube ich aber noch nie eine mit Geschichte oder Erdkunde nur im Ansatz vergleichbare Absolventenschwemme. Zumal man Physik in der Regel aus praktischen Gründen mit Mathe kombiniert und damit gleich über 2 Mangelfächer verfügt. Anders war das offenbar in Latein, wo zumindest in Berlin auf einmal ein deutliches Überangebot bestand, obwohl es vor einigen Jahren noch als echtes Mangelfach galt.

  • Ich habe jetzt noch nicht nach hessischen Statistiken bzw. Bedarfsprognosen gegoogelt, kann aber aus hessischer Perspektive und eigener Erfahrung mit dem Fach Französisch (Lehramt Gymnasium) sagen: da ist der Bedarf nicht besonders hoch, da gerade in Hessen viele Schulen auf Spanisch in der 2. Fremdsprache wechseln (für NRW dürfte Analoges gelten), weil sie sich davon angesichts zurückgehender Schülerzahlen einen Attraktivitätsgewinn gegenüber konkurrierenden Schulen versprechen.
    Zudem wird es angesichts der vorherrschenden Tendenz der Rückkehr zu G9 noch einmal einen Einbruch in der Nachfrage geben, da in Hessen das Stundenvolumen der zweiten Fremdsprache insgesamt laut Stundentafel in der Mittelstufe gegenüber G8 geringer ist.
    Nicht zuletzt bin ich persönlich trotz und nicht wegen meines Faches Französisch eingestellt bzw. versetzt worden. Das war immer die Kröte, die man halt geschluckt hat, um den Bedarf an meinem anderen Fach Spanisch zu decken.
    Kurzum: ich kann von Französisch nur abraten, wenn es schon eine Sprache sein soll dann lieber Spanisch, die ist nämlich häufig auch als 3. Fremdsprache oder späteinsetzende Fremdsprache für Schülerinnen und Schüler, die in der Mittelstufe keine 2. Fremdsprache gelernt haben, gängig. Aber da gibt es im Gegensatz zu früher eben auch viele, die das machen.

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

    Einmal editiert, zuletzt von Maria Leticia ()

  • Also von der Fächerkombi samt Gymnasiallehramt kann ich dir auch abraten.


    Wie bereits an anderer User würde ich dir auch empfehlen L2 zu studieren. Wenn du in Französisch gut bist, nimm das als ein Fach. Ich weiß gar nicht, ob man in Hessen mittlerweile Ethik studieren kann, wenn es geht, würde ich auf jeden Fall das als 2. Fach nehmen. Das wird zumindest hier gesucht.

  • AUFGEPASST!



    Dort ist der FACHBEZOGENE EINSTELLUNGSBEDARF ÜBER ALLE LEHRÄMTER angegeben! Außerdem wird es - anders als bei der NRW-Prognose - nicht ins Verhältnis zur absehbaren Absolventenzahl in diesen Fächern gesetzt!


    Es ist daraus entsprechend NICHT(!) die relative Chance eine Stelle zu bekommen ableitbar



    Natürlich ist über alle Lehrämter hinweg (in dem Bericht inklusive Grundschule) der Einstellungsbedarf in Deutsch, Mathe, Englisch, Sport am größten - einfach da die Fächer an fast allen Schulen und von Klasse 1 respektive 3 (Englisch) an verpflichtend unterrichtet werden.


    ABER: gerade Deutsch oder Englisch studieren eben auch sehr, sehr viele, was in den Bericht nicht mit einfließt. Deutsch/Geschichte ist für einen heutigen Lehramtsstudenten beruflicher Selbstmord. Englisch/Geschichte ebenfalls. Deutsch/Englisch sieht ebenfalls relativ mau aus (abgesehen vom verrückten Korrekturbedarf).




    Du möchtest zudem ein Studium für Sek.II beginnen. Für dich ist dann die Spalte "Studienrat" auf der letzten Seite relevant. ABER ERNEUT: das erlaubt keine Aussage über die künftigen Einstellungschancen, da die absehbare Absolventenzahl keinerlei Rolle spielt.



    Schau dir die aktuellen bayerischen Listenzahlen an. Das ist ein grober Indikator was in 7 Jahren überall der Fall ist, insbesondere da diejenigen die in anderen Ländern keine Stelle bekommen sich verstärkt in ganz Deutschland nach Stellen umschauen. Laut KMK-Prognose (google mal) ist das Lehramt Gymnasium relativ zum Einstellungsbedarf nach 2020 ca. 3-fach überzeichnet - und das sind "nur" Absolventen des Referendariats; das Aussieben nach dem 1. Staatsexamen ist da noch nicht mit eingerechnet.



    Ignorieren bringt hier nichts. Sport ist sicher besser als Deutsch oder Geschichte, falls du in die Sek. II möchtest. Aber es mit Deutsch oder Geschichte zu kombinieren bringt dann eben nichts und kaum jemand stellt dich nur aufgrund von Sport ein. Also: nimm MINT(außer Bio!)/Musik oder bestimmte berufliche Fächer mit in die Sportkombi; andernfalls ist Sek.II in Zukunft tot - d.h. mit anderen Fächern finden 70%-80% der Leute keine Stellen nach dem Ref. - Ende der Diskussion.



    Alternativ: nimm Sekundarstufe I - A12 ist nun kein geringer Verdienst, die Relation von Absolventen zu Stellen ist komfortabel und Schüler können auf dem Land oder guten Vierteln nett sein.

  • Um das ganze noch mal anschaulicher ins Verhältnis zu setzen:



    in Ermangelung anderer Daten nehme ich mal die Absolventenzahlen des Referendariats aus Baden-Würtemberg von 2011 und nehme mal an, dass diese Zahlen im ungefähren repräsentativ für die gesamte Nation sind:
    http://www.statistik.baden-wue…e/PDF/Beitrag12_08_03.pdf


    Demnach waren 17% der abgelegten Prüfungen für das gymnasiale Lehramt in gesellschaftswissenschaftlichen Fächern, dagegen nur ca. 3%-4% in Physik. Auch bei denjenigen, die 2012 noch im Ref. waren ist die Verteilung der Fächerzahlen eindeutig (Geschichte - 890, Erdkunde - 402, Gemeinschafts/Sozialkunde - 312, Physik - 262).


    Der zukünftige Einstellungsbedarf im gymnasialen Lehramt in Berlin entsprechend des Reports ist dagegen 5% Gesellschaftswissenschaftlichen und ebenfalls ca. 5% Physik.



    Mit Physik hat man am Gymnasium also noch relativ gute Chancen. Speziell für Geschichte gibt es in Berlin dagegen einen klar geringeren absoluten Einstellungsbedarf als für Physik - zusammen mit dem Umstand, dass es sehr, sehr, viel mehr Absolventen für Geschichte als für Physik gibt, kann man sich die relativen Einstellungschancen ausmalen.



    Zumal die Bataillone an arbeitslosen Geschichtslehrern, die mittlerweile in allen Bundesländern rekrutiert werden, sich künftig Bundesweit in Richtung jeder freien Gymnasialstelle in Marsch setzen. Auf eine als Deutsch/Geschichte ausgeschriebene Stelle in einer Metropole (Köln, Hamburg etc.) dürfte man künftig locker 30 Bewerbungen bekommen. Vielleicht sogar mehr... :whistling:

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