Umstellung auf FLEX kurz vor Schuljahresende

  • Ich schreibe für eine Gruppe von Eltern, die sich Gedanken um eine Entscheidung machen müssen.


    Wir haben folgendes Problem(chen): Unser Kinder besuchen die 1. Klasse einer 2-zügigen Grundschule. An dieser Schule soll FLEX eingeführt werden und wir müssen uns nun entscheiden ob unsere Kinder eine der neuen FLEX-Klassen oder eine Regelklasse besuchen sollen.


    Grundsätzlich halten wir FLEX für ein sehr gutes System, aber einiges spricht auch dagegen:


    Unsere Klasse ist sehr problembelastet. (von 23 Schülern wurden 6 als problematisch eingestuft und einige Kinder befinden sich in psychologischer Behandlung) und das Schuljahr ist fast zu Ende.


    Nun soll fix noch alles umgestellt werden, damit sie als „Paten“ für die neu einzuschulenden Kinder fungieren können. Die Klasse wird auseinander gerissen und bekommt neue Lehrer.


    Nach nur einem Jahr das gleiche Spiel – die Klasse wird auseinander gerissen und bekommt in der 3. Klasse schon wieder neue Lehrer.


    Nach der 3. Klasse findet an unserer Schule oft ein Klassenlehrerwechsel statt – es ist also nicht gesagt, dass dann nicht schon wieder alles anders wird.


    So sehr mir FLEX gefällt, so skeptisch bin ich bei der Umsetzung, zumal diese kurz vor Schuljahresende stattfindet. Eine weitgehend ungeflexte 2. Klasse fungiert dann als FLEX-Partner für die neue 1. Klasse – das klingt nicht gut.


    Hat hier vielleicht schon jemand Erfahrungen mit einer solchen Umstellung gemacht und kann uns einen Rat geben?



    Vielen Dank vorab und viele Grüße


    McMoritz

  • Was ist denn eine FLEX-Klasse?


    *kennt nur die Flex Fernschule für Hauptschüler* Aber das wird's wohl kaum sein.... ?(


    Gruß
    Mia

    Man soll denken lehren, nicht Gedachtes.
    (Cornelius Gustav Gurlitt)

    • Offizieller Beitrag

    Was genau ist daran so gut? Habe gerade von jemandem gehört, daß das bei ihm an der Schule so ist im Ref und es wohl eher etwas merkwürdig ist, zumal an der Schulwe noch einiges andere merkwürdig ist. Ich kann mir das gerade nicht so vorstellen und sehe gerade die Vorteile nicht ?(


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • hallo mcmoritz :)


    ich bin klassenlehrerin einer flex-klasse. auch hier wurden regelklassen-erstklässler zum neuen schuljahr geteilt und bekamen neue erstklässler hinzu.
    ich muss sagen, das hat sehr gut geklappt!
    auch dein bedenken die zweitklässler seien keine guten flexpartner möchte ich zerstreuen, denn keiner der schüler kennt die jahrgangsmischung, für alle - lehrer, schüler, eltern - war es neu. keiner hatte vor- oder nachteile dadurch.


    auch was die besondere problematik der klasse angeht sehe ich hier keinen hinderungsgrund. im gegenteil, dadurch, dass der lehrer weniger zweitklässler "betreut", hat er jeden mehr im blick! ist wirklich so und für alle von vorteil.


    auch die umstellung auf den neuen klassenlehrer lief bei uns (zwei klassen mit neuem lehrer, zwei klassen mit altem) recht reibungslos. ich liebe meine klasse und meine klasse mich ;) das geht in dem alter recht fix!


    werde mich bei weiteren fragen gerne weiter äußern.
    grüße, sabi :)

  • Hallo Dalyna!


    Ich sehe die Vorteile hauptsächlich darin, dass die Kinder von Anfang an lernen, selbstständig zu lernen und zu arbeiten. Der Frontalunterricht wird reduziert und man lernt in kleineren Gruppen.
    Kinder lernen von anderen Kindern und die "großen" Kinder unterrichten und festigen dabei ihr Wissen. Langsame Lerner können 3 Jahre in der Eingangsstufe bleiben und dürfen hinterher trotzdem noch einmal sitzen bleiben. OK, die sind dann allerdings 14, wenn sie die Grundschule verlassen



    Nachteile: Das System steht und fällt mit den Lehrkräften, denn auch diese müssen extrem flexibel sein. Im Einführungsgespräch berichtete eine Lehrerin aus der Praxis- - sie nimmt jeden Tag einen Korb voller Tagesarbeiten mit nach Hause, kontrolliert sie und lässt am nächsten Tag nach bzw weiterarbeiten. Die Wochenpläne müssen auch ausgewertet werden, um den Leistungsstand immer im Auge zu haben - eine Menge Arbeit ...


    Gruß


    McMoritz

  • Zitat

    Sabi schrieb am 21.04.2005 17:40:
    hallo mcmoritz :)


    auch die umstellung auf den neuen klassenlehrer lief bei uns (zwei klassen mit neuem lehrer, zwei klassen mit altem) recht reibungslos. ich liebe meine klasse und meine klasse mich ;) das geht in dem alter recht fix!


    werde mich bei weiteren fragen gerne weiter äußern.
    grüße, sabi :)




    Hallo Sabi!


    Das klingt ja traumhaft!
    So jemanden würden wir uns natürlich auch wünschen, nur liegt genau in diesem Bereich auch ein weiteres Problem.


    Irgendwie ist bei uns der Wurm drin. Viele Lehrer machen jetzt schon einen überlasteten Eindruck. Das äußert sich zum Beispiel darin, dass extrem viel geschrien wird und andererseits oft Kontrollen und Konsequenz fehlen.


    Wir machen uns nun Sorgen, ob durch die Umstellung nicht alles noch schlimmer wird.


    Wie würdest du das aus deiner Erfahrung beurteilen - wird die Belastung unserer Lehrkräfte größer oder nimmt sie ab?


    Viele Grüße


    McMoritz

  • Zitat

    McMoritz schrieb am 21.04.2005 17:49:
    Nachteile: Das System steht und fällt mit den Lehrkräften, denn auch diese müssen extrem flexibel sein. Im Einführungsgespräch berichtete eine Lehrerin aus der Praxis- - sie nimmt jeden Tag einen Korb voller Tagesarbeiten mit nach Hause, kontrolliert sie und lässt am nächsten Tag nach bzw weiterarbeiten. Die Wochenpläne müssen auch ausgewertet werden, um den Leistungsstand immer im Auge zu haben - eine Menge Arbeit ...


    das kann ich bestätigen, aber das ist es auch mit einer regelklasse, wenn man seinen job richtig machen will..
    die wochenpläne wertet sie ja eigentlich genau dann aus, wenn sie (wie ich :D ) den korb voller tagesarbeiten kontrolliert.. macht man das jeden tag, ist am we nichts mehr an nachbereitung zu tun ;)
    mal so ein tipp aus der praxis.


    sabi

  • Noch ein Vorteil: Die Kinder finden viel schneller ihre Position in der Klasse als sonst. Es sind einfach schon Kinder da, die sich auskennen und die älter sind - somit für die Neuen erstmal Ansprechpartner und richtungsweisend. Beide Gruppen kennen sich außerdem schon "von früher" aus dem Kindergarten, treffen sich dann wieder. Der Übergang Kiga - Schule wird damit leichter. Dadurch müssen Rituale und Sozialverhalten auch nicht mehr in dem Maße eingeführt werden - die Kleinen gucken sich was von den Großen ab und lernen so nebenbei. Und jeder kommt damit auch mal in die Rolle, etwas zu können, was ein anderer noch nicht kann und dem dann helfen zu können - ein tolles Erfolgserlebnis auch für schwache Kinder.


    LG
    Britta

    • Offizieller Beitrag

    Hallo McMoritz,


    an meiner Schule wird der Schritt auch gewagt, allerdings befinden wir uns seit einem Jahr in der Vorbereitung darauf!
    Gibt es in deiner Nähe Schulen, die bereits jahrgangsübergreifend arbeiten? Dann würde ich dir empfehlen, dort einen Tag zu hospitieren und dir von den Lehrern schildern zu lassen, mit welchen Anfangsschwierigkeiten sie zu tun hatten.
    Es wird sicherlich für alle - Kinder, Lehrer, Eltern - ein großes Experiment. Ich freu mich drauf und mache mir keinen Stress, weil ich mir sicher bin, dass es nur von Vorteil sein kann. Die Arbeit bleibt vom Umfang ungefähr gleich (die ersten Wochen eines Schuljahrs sind immer stressiger), sie muss nur anders organisiert werden.


    Talida

  • Hallo!
    Mich würde interessieren, wie viele Kinder in einer Flex-Klasse sind.
    Ich komme aus Österreich und bei uns gibt es meines Wissens diese Möglichkeit im Regelschulwesen nicht. Da ich aber in einer sehr kleinen Schule unterrichte, muss ich mich im nächsten Jahr auf eine ähnliche Situation einstellen.Unsere Schule hat dann insgesamt weniger als 60 Kinder, das heißt wir müssen zwei Klassen zusammenlegen. Wahrscheinlich werde ich dann die Klassenlehrerin der 1. und 2. Schulstufe sein. Wenn wir genug Stunden bekommen, wollen wir Deutsch und Mathematik getrennt unterrichten. In allen anderen Fächer habe ich beide Klassen zusammen. Das sind dann 28 Kinder. So recht vorstellen kann ich mir diesen Unterricht noch nicht. ?( (Bin auch recht verwöhnt mit zur Zeit 14 Erstklasslern + 1 Vorschüler)
    Also noch einmal zu meiner Frage: Sind in einer Flex- Klasse weniger Kinder als in einer normalen Klasse?
    LG, Birgit

  • Nein, die Schülerzahl verändert sich dadurch nicht, die Zusammensetzung ist halt nur anders. Aber du hast recht: 15 Kinder finde ich schon ziemlich luxuriös...

  • Zitat

    McMoritz schrieb am 21.04.2005 17:57:
    Das klingt ja traumhaft!
    So jemanden würden wir uns natürlich auch wünschen ...


    vielen dank :)


    Zitat

    Irgendwie ist bei uns der Wurm drin. Viele Lehrer machen jetzt schon einen überlasteten Eindruck. Das äußert sich zum Beispiel darin, dass extrem viel geschrien wird und andererseits oft Kontrollen und Konsequenz fehlen.


    das liegt natürlich immer an den einzelnen lehrkräften, dazu kann man aus der ferne wenig sagen.. oft ist der eindruck den außenstehende, also eltern, vom unterricht haben auch nur einseitig. du weißt zum beispiel, dass viel geschrien wird und es an der konsequenz hapert. nur, ist das immer so? oder ist das alles was die lehrkraft ausmacht?
    wenn ja, dann siehts eher nicht gut aus. aber für alle schulformen..
    hängt sich die lehrkraft aber voll mit rein (grad in der anfangszeit wichtig), dann wird auch alles schon laufen.
    meine persönliche erfahrung: an meiner schule gab es noch einige lehrerwechsel, da manche lehrer mit dem neuen system nicht arbeiten wollten. und neue kamen dazu - unter anderem ich. vielleicht läuft in der richtung auch noch einiges bei euch!? abwarten und mal umhören..


    sabi

  • Hallo Sabi!


    Die schwachen Nerven und das viele Gebrüll sind ein altbekanntes Problem. Manche Lehrer sind sogar schon handgreiflich geworden. Deshalb befürchten wird natürlich, dass nun alles noch viel schlimmer wird.


    Bei der Vorstellung des Systems klang der Ablauf manchmal geradezu chaotisch - ich habe mir da automatisch vorstellen müssen, was da in den Klassen so los sein könnte.


    Andererseits kommen mit FLEX ja zusätzlich Sonderpädagogen zum Einsatz und vielleicht wird es ja dann sogar ruhiger in den Klassen.



    Vielen Dank und viele Grüße


    McMoritz

  • man muss halt schauen, mit welchen methoden (wochenplan, werstattarbeit, etc.) man sich in der flex das leben leichter machen kann..
    ich finde übrigens den hinweis von talida, dass die lehrer sich bei "vorreiter"-schulen mal informieren sollen gut. lief bei uns nicht anders.
    kann mir aber gut vorstellen, dass das schon eingeplant ist in eurem kollegium :)


    sabi

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Britta schrieb am 21.04.2005 20:13:
    Nein, die Schülerzahl verändert sich dadurch nicht, die Zusammensetzung ist halt nur anders. Aber du hast recht: 15 Kinder finde ich schon ziemlich luxuriös...


    8o


    Ich hab was von 48 Schülern in der Klasse erzählt bekommen, die es selbst bei einer weitergehenden Erklärung nicht schaffenm la 10 Minuten zuzuhören. Jeder darf sich aussuchen, auf was er heute Lust hat. Für jede Situation gibt es ein Arbeitsblatt und eine Klassrenarbeit besteht aus 10 Themen, damit sich jeder Schüler aussuchen kann, was ihm am besten gefällt. Ist das immer so ein Chaos, wo Lehrer den Refs nicht mal sagen, was man sich da vorzustellen hat? Ist das die Ausnahme? Ich finde das ein bißchen verwirrend...


    Liebe Grüße,


    Dalyna

  • Hallo Dalyna!


    48 Schüler in 2 Klassen, die dann aufgeteilt und "gemischt" werden - war bestimmt so gemeint.


    Von der Arbeitsweise her wurde uns das System recht ähnlich erklärt, wie du es beschrieben hast. Zwischendurch findet aber auch immer mal wieder Frontalunterricht statt. Die Kinder lernen in kleinen Gruppen und helfen sich gegenseitig.


    Natürlich sind solche Klassen durch den erhöhten Stundenaufwand (2 Leher in einer Klasse + Sonderpädagogenstunden) teurer als Regelklassen.


    Hinzu kommt, dass viel mehr Arbeitsmaterial benötigt wird - man verwies in diesem Zusammenhang bereits auf den Förderverein


    Manche Eltern fassten die Eindrücke so zusammen: Die Kinder machen was sie wollen, unterrichten sich gegenseitig und wir sollen Geld dafür mitbringen.


    Einen Vater brachte dies auf die Idee, einfach die kleinen Stühle, auf denen wir saßen mit nach Hause zu nehmen und die Kinder gleich dort lernen zu lassen. In kleinen Gruppen


    Ja, ich weiß auch immer noch nicht, was ich davon halten soll. Es hört sich theoretisch tolle an - aber was wird in der Praxis davon?


    Die Einweisung wurde mit dem Satz eingeleitet:
    Die Eltern, die FLEX verstanden haben, finden es toll und wollen es für ihre Kinder unbedingt haben.


    OK- der Rest ist also dämlich und schadet seinem Kind mit dieser Doofheit


    Ich mag es überhaupt nicht, wenn ich manipuliert werden soll ....

  • Zitat

    McMoritz schrieb am 23.04.2005 08:49:
    Manche Eltern fassten die Eindrücke so zusammen: Die Kinder machen was sie wollen, unterrichten sich gegenseitig und wir sollen Geld dafür mitbringen.


    so ist es natürlich (!) nicht.
    bei uns gibt es allerdings auch nur einen lehrer pro klasse und sonderpädagogen auch nicht..


    das was du vom ablauf solch eines tages beschreibst klingt ja sehr abenteuerlich und total chaotisch.
    so läuft es bei uns nicht ab!
    ich kann dir nur empfehlen mit lehrern die solch eine klasse leiten das gespräch zu suchen und mal einen tag mit hineinzuschnuppern. ein eigenes urteil ist immer mehr wert als gehörte dinge.


    grüße, sabi

  • Zitat

    McMoritz schrieb am 23.04.2005 08:49:


    Natürlich sind solche Klassen durch den erhöhten Stundenaufwand (2 Leher in einer Klasse + Sonderpädagogenstunden) teurer als Regelklassen.


    Leider nicht nur teurer, sondern auch nicht so geplant.


    Ein zweiter Lehrer kommt nicht dazu und ein Sonderschullehrer nur dort, wo es vorher einen Schulkindergarten gab.

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