Nutzung interaktives Smartboard in der Berufsschule

  • Ich mache mein Referendariat an einer Berufsschule und habe erst letzte Woche zufällig entdeckt, dass wir auch ein interaktives Smartboard haben! Ich habe allerdings niemanden gefunden, der es auch nutzt und deshalb frage ich einfach mal so in die Runde: wer nutzt so ein Smartboard und hat auch tolle Ideen, was man damit eigentlich machen könnte?


    Wie so ein Smartboard funktioniert, ist mir klar, als ich im Ausland unterrichtet habe, war das Standard, aber ich gebe zu, viel mehr als Videos gezeigt und Vokabeln draufgeschrieben habe ich nicht. Man muss doch aber noch mehr tolle Dinge damit machen können?


    Bin über Anregungen oder auch links dankbar...

  • Für viele Schulbücher gibt es ja so einen digitalen Unterrichtsassistenten, den man dafür verwenden kann. Sonst könnte man auch Learningsapps ausprobieren.


    Ich selbst benutze kein Smartboard und brauche es auch nicht. Teure, unnötige Spielerei, die sich schnell abnutzt.

  • Ich habe allerdings niemanden gefunden, der es auch nutzt


    Willkommen im Club - so wird es an vielen Schulen ausschauen. :D


    In deinem Fach (Wipäd) stelle ich es mir noch etwas schwieriger vor, als z.B. in Geografie, Deutsch oder Mathematik. Falls du mit Kalkulationen, Tabellen und Diagrammen arbeitest, kannst du diese am Board mit den Schülern entwickeln und anschließend ausdrucken/abspeichern. Auf Youtube gibt es auch zu Verbraucher- und Wirtschaftsthemen viele gute Filme - die lassen sich als Live-stream einbinden (mit dem Risiko, dass die Verbindung mitten im Unterricht abbricht - oder der Film dann schon wieder verschwunden ist) Rechtlich bewegst du dich dabei in einer Grauzone - die Diskussion darüber, ob eine verwendung eines Youtube-Ausschnittes im Unterricht zulässig ist, würde ich nicht unbedingt nach einer Lehrprobe oder einem Unterrichtsbesuch führen... :aufgepasst:

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • ich habe mein Schulpraktikum an einer Schule gemacht, die (bis auf wenige Räume) ausschließlich auf interaktive Smartboards umgestellt hat, mein Eindruck war ziemlich positiv.
    Videos würde ich immer abspeichern. An meiner Schule waren die Smartboards mit einem Server verbunden, auf den sowohl Lehrer als auch Schüler zugriff hatten (geregelt wurde das über veschiedene Gruppen). Man konnte dann Videos vom Server abspielen. Mit einer entsprechenden Organisationsstruktur in den Dateien kann man so im Laufe der Zeit einen gut organisierten und strukturierten Datenpool anlegen. Videos und anderes Material stehen dann auch Kollegen zur Verfügung etc.


    Am wirksamsten waren Smartboards (soweit ich es in meiner kurzen Zeit an der Schule gesehen habe) immer dann, wenn es darum ging interaktive oder dynamische Abläufe und Zusammenhänge zu verdeutlichen. (Zentrische Streckung in Mathematik zum Beispiel). Ich weiß nicht, wass man in Wirtschaft im Unterricht so macht, aber wenn ihr zum Beispiel irgendwelche Gleichgewichtsmodelle durchnehmt, könnte man zeigen wie sich das Gleichgewicht ändert, wenn sich Parameter ändern. Ich habe mir damals als Tutor an der Uni an der Kreidetafel immer einen abgebrochen das zu verdeutlichen. Mit Geogebra und einem Schieberegler könnte man das schön zeigen.


    Mit einer Dokumentenkamera kann man auch Schülerlösungen für alle zeigen. Wenn man so eine nicht hat, kann man auch abfotographieren, auf den Server laden und dann direkt aufrufen.


    Genauso kann man Arbeitsblätter direkt zeigen und vor der Bearbeitung besprechen/Unklarheiten klären und auch vorn ausfüllen.


    An der Uni haben wir in einigen Vorlesungen auch so ein Umfragesystem. Da stellt der Dozent dann Fragen zum Tempo oder zum Inhalt und kann anhand der Abstimmung einschätzen, wie die Vorlesung ankommt und ob es zu viele Unklarheiten gibt etc, aber ich denke das wird es an der Schule wohl nicht geben.


    Smartboardanschriebe abspeichern zu können finde ich auch eine gute Sache. Dann kann man sich auch später in Gesprächen mit Eltern oder Schülern darauf beziehen.


    Insgesamt bin ich eher positiv eingestellt, aber das ist ja eine andere Diskussion ;)
    Smartboards UND Kreidetafel in einem Raum finde ich übrigends keine gute Idee.

  • Hallo,


    ich arbeite gerne und viel in Smartboardräumen.
    Zunächst einmal aus ganz pragmatischen Gründen: Ein Smartboardraum hat immer einen Lehrer-PC und einen Beamer ;)
    Diese Kombi hat im Unterricht ganz pragmatische Vorteile:
    - Wenn in einem AB ein Fehler drin ist, kann ich diesen gut sichtbar für alle korrigieren,
    - wenn ich spontan vertrete, habe ich über meinen USB-Stick sowieso immer meine komplettes Unterrichtsmaterial dabei,
    - wenn ich eine neue Idee habe, kann ich diese als Text oder Aufgabe direkt eintippen und nehme das dann nach Hause mit (Effizienz und Entlastung),
    - wenn Differenzierungsbedarf besteht, ist entweder eine weitere gleichwertige oder eine andere schwierige Aufgabe in kürzester Zeit da (quant. und qual. Differenzierung) -> mein Aufgabengenerator in Excel-Form erzeugt mir in kürzester Zeit ganzrationale und gebrochenrationale Aufgaben mit best. Eigenschaften
    - wenn ich ein Koordinatensystem brauche, ist es mit passender Bemaßung, Bezeichnung der Achsen, Länge der Achsen in Sekunden mit Mathegrafix erstellt und als Grafik kopiert,
    - wenn ich Folien für meinen Unterricht brauche, dann muss ich weder passende Folien suchen, Folienstau im Kopierer im Sekretariat gestehen :P etc., sondern erzeuge die Folie schnell selbst(ändig)
    etc.


    Klar, dass meine Schüler dennoch ABs haben und ich immer mit Tafel arbeiten kann (deswegen besteht man bei uns auch darauf, dass sich immer eine Tafel/ein Whiteboard neben dem Smartboard befindet), wenn die Technik (extremst selten) streikt.
    Generell arbeite ich immer mit Tafel und Smartboard parallel; das Smartboard/der Beamer ist kein Wundermittel sondern ergänzt (für mich) eben sehr gut die Tafel, ersetzt sie aber nicht.


    Was ich aufgezählt habe, gilt bisher so auch für jeden Beamer in Kombination mit Lehrer-PC.


    Das Smartboard selbst ist sinnvoll, um in die digitalen Arbeitsblätter hinein zu schreiben, mit Textmarker hervorzuheben, z.B. in eine Formel im wahrsten Sinne des Wortes einzusetzen etc., also zusätzlich die Dinge zu tun, die auf Folie und Tafel entweder nicht oder nur deutlich schwerfälliger und weniger komfortabel gehen. Das ginge zwar auch irgendwie in der Kombi Beamer/Lehrer-PC, ist dann aber nicht so anschaulich und bequem.


    Ich habe mein gesamtes Material immer als docx und pdf dabei; so kann ich frei bearbeiten (docx) bzw. bequem per Snapshot Teile der ABs schnell herauskopieren und zu einer Folie zusammensetzen (pdf).


    Ich genieße die Arbeit mit dem Smartboard als Entlastung und kreative Erweiterung, nutze aber von den Smartboard-Möglichkeiten nur einen Bruchteil.

    • Offizieller Beitrag

    wir haben nur smartboard Räume und gar keine Kreidetafeln mehr.
    Auch wenn ich den digitalen Unterrichtsassistenten kaum nutze, greife ich oft darauf zurück, Grammatikübungen an der Tafel bearbeiten zu lassen.
    Vokabeltests lassen sich ohne Kopien anfertigen.
    Auch für die Einführung neuen Grammatikstoffs ist die Tafel eine große Hilfe: ich habe alles fertig auf dem Stick, zeige es dann groß an der Tafel, es vergeht keine Zeit mehr fürs Anschreiben (okay, das Hochfahren dauert, wenn man die erste Stunde in dem Raum hat), videos und Bilder kann ich super in Geschichte einsetzen, von Kunstgeschichte ganz zu schweigen.
    Ich brauche keine Folien mehr, ich habe immer saubere Hände, ich kann alles sofort auf dem Stick oder/ und auf meinem Tafelaccount abspeichern -- super!

  • Ich liebe die Räume mit den Smartboards und möchte am liebsten nur noch in den Dingern unterrichten. Allerdings benutze ich das Smartboard eher selten als Touchscreen sondern eher als überdimensionierten Computermonitor, den man gleichzeitig mit Whiteboardmarkern beschreiben kann. Ich verwende den Computer- und Internetzugang als Alltagswerkzeug im Unterricht mit einer ganzen Bandbreite von Möglichkeiten:

    • Unterrichtsprotokolle und -ablage auf der Lernplattform in Echtzeit.
    • Bearbeitung interaktiver Arbeitsblätter (Beispiel Anhang)
    • Aus dem Arbeitsverlauf spontan notwendig werdende Internetrecherchen.
    • komfortable Bilddarstellung in hoher Qualität, guten Farben und schönem, großen Zoom (im Gegensatz zu schrottigen Folienkopien.)
    • problemlose Videowiedergabe
    • komfortable Textmarkierungen in Farbe und Zeichnungen zur Ergebnissicherung; sei es im elektronischen Dokument, sei es mit Farbstiften auf der Tafeloberfläche.
    • Überhaupt die Kombination von elektronischen Projektionen mit konventionellen Moderationsmaterialien - Magneten, Zetteln, Aufklebern, Zeitungsausrissen etc. Warum dogmatisch ein Entweder-Oder zwischen den Technologien?
    • Dokumentation neuer Vokabeln in einer Lernoberfläche in der Cloud (z.B. Quizlet) und Nutzung dieser Lernoberfläche im Unterricht.
    • Interaktive Internet-Grammatikübungen direkt als Ergebnissicherung und -überprüfung im Unterricht (z.B. ego4u.de oder Hotpotatoes-Zeug)
    • Problemlose Präsentation von vorbereiteten, äh, Präsentationen, z.B. mit Prezi.
    • Unkomplizierte Darstellung von Schülerarbeiten mit der Dokumentenkamera etc.

    Wir haben die Whiteboards an unserer Schule so umgebaut, dass sie mit Bluetoothtastaturen arbeiten und man über eine VGA-Weiche auch seinen eigenen Laptop anschließen kann. Prinzipiell sehe ich es so, dass man diese Geräte nicht als ein neues, gesondertes "Konzept Whiteboard" sehen sollte, sondern einfach nur als ein Bündel von Möglichkeiten, mit denen man gewohnte didaktische Ansätze, z.B. Overhead-Folien und Farbstifte, rollbare Fernseh-Videoeinheiten, CD-Spieler, die Kreidetafeldreckschleudern, abdecken kann und durch neue Möglichkeiten erweitern. Ich sehe da wenig Bedarf an speziellen didaktischen Überlegungen. Was man allerdings braucht ist technisches Know-How, sowohl was die Software als auch die Hardware angeht. Ist das vorhanden, dann hat ein Smartboard unschlagbare Geschwindigkeitsvorteile: einstöpseln, loslegen.


    Der Hauptgrund, warum die Dinger in vielen Schulen verstauben, ist meiner Meinung nach, dass bei vielen Kollegen Ängste, ideologische Ressentiments und technische Unsicherheit beim Umgang mit moderner Technik im allgemeinen und mit Computertechnik im speziellen vorliegen. Dagegen kann man nur durch beständige Hilfestellung und Schulung vorgehen. Das habe ich mir an unserer Schule zur formalen Aufgabe gemacht - ich bin der Helpdesk, an den man sich mit Computerproblemen aller Art wenden kann: von Hardwareproblemen und Systemproblemen mit allen gängigen Betriebssystemen bis hin zur Zeilennummerierung von Word und vergessenen Passworten. Ich mache das seit ungefähr einem Jahr und das Angebot wird mehr und mehr angenommen, weil die Kollegen merken, dass sie ohne Scheu auf mich zugehen können. Es ist eben nicht so, dass man einen Kollegen "nervt", der eigentlich ohnehin was anderes zu tun hätte, sondern ich übe eine offizielle Schulfunktion als dienstliche Tätigkeit aus und solche Anfragen sind einfach Teil meiner Arbeit.


    Übrigens bemerke ich seit einigen Semestern einen Stimmungswandel in der Haltung gegenüber moderner Technik - wir haben aufgrund einer guten Personalpolitik unseres Schulleiters ein sehr junges Kollegium (mit 46 gehöre ich schon zu den alten Säcken) und haben viele Referendare (momentan 10). Da ist wirklich ein Mentalitätswechsel zu beobachten, der um sich zu greifen beginnt. Es muss anscheinend eine kritische Masse von "Technikfreunden" da sein, um den Umgang mit modernen Medien zu einem Alltagsgeschäft zu machen. Es ist in unserem Kollegium nicht mehr cool, keine Ahnung von Technik zu haben und sich als Technikverächter zu inszenieren ("ach, ich als Deutschlehrer/Philosoph/Geisteswissenschaftler...")
    Nele

  • An meiner alten BBS gab es einen Raum mit einem Smartboard. Da hat zum größten Teil der stellvertretende Direktor KfZ-Technik unterrichtet. Der hatte auch die digitale Software für das entsprechende Lehrbuch in der KfZ-Technik.
    Eine Nutzung des Raumes war nur in persönlicher Absprache möglich. Ich habe es 3x vergeblich probiert mit ihm den Raum zu tauschen und dann aufgegeben, mal das Smartboard im Unterricht auszuprobieren.

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