Starke Disziplinprobleme - Wie bringe ich Ruhe in die Klassen?

  • Hallo,


    mir ist es fast peinlich, aber ich hoffe, hier irgendwelche sinnvollen Ratschläge zu bekommen...


    Ich bin in diesem Schuljahr in verschiedenen Klassen (Grundschule) als Fachlehrerin eingesetzt, habe also keine eigene Klasse. Schwerpunktmäßig bin ich in vier Klassen - davon läuft es in zwei Klassen "normal", in den beiden anderen Klassen ist ständig Chaos pur. :( Die Kinder sind extrem unruhig, extrem uneinsichtig, halten sich an keine Regeln - es ist schlichtweg kaum sinnvoller Unterricht möglich.
    Gerade in der einen Klasse fängt es schon mal damit an, dass ich dort zweimal nach der Pause anfange - da dauert es häufiger bis zu 10 Minuten, bis die letzten Kinder im Klassenzimmer eintreffen. Es ist auch eine große Schule, dass ich keine Möglichkeit habe zu sehen, wo sie sind. Bis dann der Unterricht beginnen kann, vergehen nochmal fünf Minuten. Im Unterricht ist es kaum Möglich, ein Unterrichtsgespräch zu führen, weil viele Kinder STÄNDIG (damit meine ich wirklich ständig) dazwischenreden bzw. sie beschäftigen sich fast ununterbrochen mit unterrrichtsfremden Dingen, unterhalten sich, teilweise gehen sie einfach raus ohne zu fragen, ... Wenn ich eine Anweisung gebe, dauert es eeeeeeeeeeeewig, bis es auch der letzte mitbekommen hat, sie hören meist gar nicht zu, ... Die Aufzählung ließe sich unendlich fortsetzen.
    Klar, ich muss für klare Regeln sorgen, und Verstöße konsequent ahnden. Nur, es sind mindestens die HÄLFTE der Klasse! Ich komme mit Ermahnungen gar nicht hinterher! Wenn es 3-4 Störer wären, die kann man in Schach halten. Aber bis ich einen ermahne, machen weitere 10 Kinder Quatsch.
    Ungelogen: Ich habe oft in den 45 Minuten vielleicht 15-20 Minuten effektiven Unterricht...


    Diese Situation nervt mich unendlich, es kostet soooo viel Kraft und letztendlich kommt dabei nicht viel raus. (In der Parallelklasse schaffe ich ca. den doppelten Stoff.) UND mir tun die Kinder leid, die wirklich lernen möchten und nicht können, weil wir vor lauter Stören und Schimpfen kaum zum Arbeiten kommen. :( Ich weiß, dass mittlerweile manche Eltern auch sehr unzufrieden sind, vor allem die der "braven" Kinder. Aber ich bin mittlerweile wirklich total ratlos.
    Ich habe schon in vielen Klassen in verschiedenen Schulen unterrichtet und zugegebenermaßen hatte ich schon immer mehr Disziplinprobleme als meine Kollegen (soweit ich das einschätzen kann). Ich weiß nicht, irgendwie fehlt mir diese "natürliche Autorität" - die Kinder nehmen mich nicht so ernst wie andere Lehrer, ich weiß aber selber nicht so recht, woran das liegt. Aber so wie es in dieser Schule läuft, sowas ist mir in einer Grundschule noch nie untergekommen. Dass die Kinder schlichtweg machen, was sie wollen, ganz egal, ob man sie mit schönen Dingen "lockt", schimpft, oder Strafen ansetzt...


    Erschwerend kommt hinzu, dass ich lauter Fächer unterrichte, die eher lockerer sind, sprich Musik, Englisch, Kunst, ... Ich kann mir vorstellen, dass es auch daher kommt, dass manche Kinder den Unterricht nicht ernst nehmen. Außerdem ist in diesen Fächern Stillarbeit - was ja eher Ruhe reinbringen könnte - eher schwierig...


    Hat jemand Tipps für mich, denn diese Situation ist mittlerweile sehr belastend, sowohl für mich als auch für die "netten" Schüler...


    LG

  • Liebe/r Ketfesem,


    ich kann mir gut vorstellen, dass es dich Kraft kostet, wenn solche Zustände herrschen.


    Ich halte zwei Herangehensweisen für sinnvoll - aber das können natürlich nur Ferndiagnosen sein:


    1. Wenige klare Regeln einführen und die durchhalten - und sie tunlichst auch im Klassenzimmer "veröffentlichen" und mit der Klasse besprechen und am nächsten Elternabend den Eltern bekanntgeben.


    zum Beispiel:


    a) wer nicht pünktlich nach der Pause da ist bleibt auch draußen mit Info an die Eltern


    bei kleineren Kindern wahlweise Eintrag ins Klassenbuch, beim 3. Mal Nachsitzen und Info an die Eltern


    bei mir heißt das "nach mir kommt keiner".


    b) Jede Arbeitsphase im Heft/am Arbeitsplatz beginnt mit einem Minidiktat - meist nur 1-2 Sätze (altersangemessen). Wer die nicht vollständig hat bekommt natürlich eine schlechte Heftnote, logisch.


    Die SuS merken schnell, dass sie nicht mitkommen, wenn das Heft nicht aufgeschlagen vor Ihnen liegt und ich nehme da auch keine Rücksicht. So eine kleine Diktatphase (3-4 pro Stunde dürfen sein) bringt auch viel Ruhe in die Stunde, so dass man auch lautere Arbeitsphasen wagen kann. das ist übrigens auch ein gutes Beschleunigungstraining für langsame Schreiber.


    c) Ein klares und lautes Zeichen für Arbeitswechsel - nicht deine Stimme. Viele nehmen eine Klangschale, die ist mir aber zu leise und zu eso, ich habe eine Holzglocke, wie sie auch am Schlagzeug verwendet wird. Und die ist laut. Auf das Zeichen hin herrscht sofortige Ruhe (ich habe große Leute), du kannst das aber auch als Zeichen für das Minidiktat benutzen und auf die Kleinen anpassen.


    d) Nur einer spricht im Unterrichtsgespräch. Wer sich nicht daran hält, fliegt raus. Ohnen Ermahnung. Und ohne Diskussion. Bei mir den Rest der Stunde, du musst das wieder altersgemäß anpassen.


    es gibt natürlich noch viel mehr Möglichkeiten, ich denke, da werden auch noch viele kommen, aber ich würde auswählen und die Anzahl begrenzt halten.


    2. Weg:


    Wenn du schreibst, dass du eher Disziplinprobleme hast würde ich das einmal analysieren:


    1. Sieh dir deine Stunden an:


    - hast du klar getrennte Arbeitsphasen?


    - sind deine Arbeitsaufträge klar?


    - sind die Arbeitsaufträge schwer genug? dass die SuS deinen Unterricht nicht ernst nehmen kann daran liegen, dass sie das Gefühl haben, keine Leistung bringen zu müssen. (kann auch andere Gründe haben).


    - bist du stets konsequent?


    - redest du zu viel?


    - Wissen deine Schüler immer, was sie eigentlich tun sollen? Wenn nicht, woran liegt das?


    Es ist sehr schwer, dass allein zu analysieren - ich denke, da könnte kollegiales Feedback helfen. hast du jemand im Kollegium, von dem du viel hältst? Muss nicht die beste Freundin sein, muss nicht die gleichen Fächer haben, das kann sogar bremsen.


    Bitte doch, dich im Unterricht zu besuchen und gib ihr/ihm einen klaren Beobachtungsauftrag. Der sollte nicht allgemein sein, sondern ganz spezifisch (wie oben).


    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man da viel erfährt, oft auch blinde Flecke, aber auch, woran es hapern könnte.


    dann hast du die Chance, dich zu verändern und damit deine Situation zu verbessern.




    Alles Gute




    mitleserin


    ich denke, dass

    • Offizieller Beitrag

    b) Jede Arbeitsphase im Heft/am Arbeitsplatz beginnt mit einem Minidiktat - meist nur 1-2 Sätze (altersangemessen). Wer die nicht vollständig hat bekommt natürlich eine schlechte Heftnote, logisch.


    Die SuS merken schnell, dass sie nicht mitkommen, wenn das Heft nicht aufgeschlagen vor Ihnen liegt und ich nehme da auch keine Rücksicht. So eine kleine Diktatphase (3-4 pro Stunde dürfen sein) bringt auch viel Ruhe in die Stunde, so dass man auch lautere Arbeitsphasen wagen kann. das ist übrigens auch ein gutes Beschleunigungstraining für langsame Schreiber.


    an einer beruflichen Schule?

  • Berufsfachschulen 1Jahr (1 und 2-jährig)


    Ich verwende das:
    - wenn es mit der Disziplin gar nicht klappt
    - bei Methodenwechsel, wenn es definitiv zu laut wird ( in D und G sind die Mini-Diktate super, das sind dann Regeln oder Merksätze, meist natürlich mehr als 2)
    - mein Mentor hat das damals in der Ausbildung gemacht - und ich hab nicht gelaubt, dass Ruhe bringt. und ich fands auch lächerlich. Aber es klappt.
    - ganz ehrlich: Ich habe in der BS wieder Heftnoten eingeführt, weil ich es leid war, dass meine "Erwachsenen" weder Papier noch Stift dabei haben und keinen Ordner führen. Hatte ein wenig nettes Erlebnis zu einer Abschlussprüfung
    von wegen : Ich hatte das Zeug doch gar nicht. Hatte er wirklich nicht. Hat ja nie mitgeschrieben. Seitdem ist mir klar, dass ich auch bei den Großen in der Pflicht bin, sie zu erziehen.


    bei Klassen, die laufen brauche ich das nicht.
    Obwohl ich im WG in der E manchmal in Versuchung gerate ....


    schockiert dich das?
    Aber vielleicht hat man als Mann und als SL-Mitglied solche Disziplinprobleme von vorneherein nicht?
    Als mittelalte Frau mit Laberfächern und einem hohen Migrantenanteil in der Klasse hat man/ich die aber ganz schnell.
    Vielleicht liegt es aber auch an den Hörnern?


    Mitleserin

    • Offizieller Beitrag


    schockiert dich das?
    Aber vielleicht hat man als Mann und als SL-Mitglied solche Disziplinprobleme von vorneherein nicht?
    Als mittelalte Frau mit Laberfächern und einem hohen Migrantenanteil in der Klasse hat man/ich die aber ganz schnell.
    Vielleicht liegt es aber auch an den Hörnern?


    Nö, es klang nur mehr nach Grundschule, vor allem mit den 2 - 3 Sätzen. Ansonsten habe ich bei mir in der Abteilung (BFS und BzB) allerdings auch sehr zierliche Kolleginnen mit "Laberfächern", die ihre Klassen 100% im Griff haben!

  • Ich frage mich bei dem oft kommenden Tip störende Schüler der Klasse zu verweisen jedes Mal, wie das rechtlich abgesichert ist. Ich hatte schon SuS die im Falle eines Rausschmisses mit absoluter Sicherheit zum Kiosk / Bäcker gegangen wären, direkt am erdgeschossigen Klassenzimmer vorbei mit Winken.


    Kann mich mal jemand aufklären, wie man das als Lehrer abgesichtert ist? Es geht um SuS von Klasse 5 - 12. Und nein, wir haben keinen Trainingsraum o.ä. wo ich die parken kann.

    • Offizieller Beitrag

    Ich frage mich bei dem oft kommenden Tip störende Schüler der Klasse zu verweisen jedes Mal, wie das rechtlich abgesichert ist. Ich hatte schon SuS die im Falle eines Rausschmisses mit absoluter Sicherheit zum Kiosk / Bäcker gegangen wären, direkt am erdgeschossigen Klassenzimmer vorbei mit Winken.


    Kann mich mal jemand aufklären, wie man das als Lehrer abgesichtert ist? Es geht um SuS von Klasse 5 - 12. Und nein, wir haben keinen Trainingsraum o.ä. wo ich die parken kann.


    Es kommt auf das Bundesland an. In Hessen ist die Aufsicht an die Reife der SuS geknüpft, von daher kann sie in den höheren Klassen relativ weit zurückgefahren werden. Wenn ich Schüler rausschmeiße und die dann Quatsch machen, dann gibt es eben doppelt Ärger hinterher für sie.

  • Lieber Trantor,


    dann bin ich entweder unfähiger oder ehrlicher als diese deine Kolleginnen.


    Ob ich eine Klasse im Griff habe sagt noch nichts darüber aus, wie viel Kraft mich dies kostet.
    Manchmal erleichtern Kleinigkeiten das Leben - und ein paar von meinen Kleinigkeiten habe ich genannt.


    Ich finde deinen Hinweis nicht hilfreich - mir sickert da auch etwas von "was ein echter Lehrer ist, der ist
    die geborene Autoritätsperson und hat seine Klasse immer im Griff, nur durch seine Persönlichkeit." entgegen.
    An dieses Märchen glaube ich nicht mehr.


    Das erschwert Kollegen, zuzugeben, dass es auch mal nicht klappt. Und sie Hilfe brauchen. Und nicht sofort komplett
    als Lehrer angezweifelt werden wollen/sollten.


    Gruß

    • Offizieller Beitrag

    Ich finde deinen Hinweis nicht hilfreich - mir sickert da auch etwas von "was ein echter Lehrer ist, der ist
    die geborene Autoritätsperson und hat seine Klasse immer im Griff, nur durch seine Persönlichkeit." entgegen.
    An dieses Märchen glaube ich nicht mehr.


    Das erschwert Kollegen, zuzugeben, dass es auch mal nicht klappt. Und sie Hilfe brauchen. Und nicht sofort komplett
    als Lehrer angezweifelt werden wollen/sollten.


    So war es nicht gemeint, allerdings stört mich diese "Selbsterniedrigung" nach dem Motto "ich bin ja nur eine Frau ..."! Diese Kolleginnen kommen definitiv besser mit schweren Klassen zurecht als mancher "starker Mann", es hat eben nichts mit dem Geschlecht oder der körperlichen Statur zu tun.

  • Möööppp


    Da muss ich dir entschieden widersprechen.


    Wenn die Kinder aus Ländern kommen, in denen eine Frau traditionell nichts wert und per se unterlegen ist tun sich die Kinder/Jugendlichen nicht immer leicht damit - sie stehen in einem Autoritätskonflikt.
    Vater sagt, Frauen sind wertlos und haben einem Mann nichts zu sagen, Lehrerin fordert Respekt für Rolle und Person.


    Übrigens müssen das nicht mal unbedingt die türkischen Schülerinnen und Schüler sein, mir fällt auf die Schnelle ein Schüler aus Indien ein, der bei mir zwar eher still war, aber lange kein Verhältnis zu seinen weiblichen Lehrkräften aufbauen konnte.
    In einem langen persönlichen Gespräch am Schluss der Schulzeit wurde das aber erst geklärt.


    Übrigens bin ich wirklich froh, eine Frau zu sein. und ich bins auch gerne. Und ich will auch gar nicht darüber jammern.


    Aber das ist kein Garant dafür, dass die Schüler Lehrerinnen und Lehrer gleich behandeln.
    Oder haben dich schon mal Schüler im Unterricht fotografiert, weil sie ein Bild von dir und deiner Oberweite haben wollten?
    ich glaube, das passiert einfach eher weiblichen Lehrern


    gruß

  • Ich kann das gut nachvollziehen, dass es sehr anstrengend ist, in so einer Klasse zu unterrichten.


    Ich habe in diesem SJ eine 4. Klasse in Kunst, die sich vorgenommen haben, die schlimmste Klasse der Schule zu sein / werden. :grimmig:
    Außerdem hatte sie in den drei vergangenen Jahren in Kunst wohl - ich drück mich mal so aus - wenig engagierte KollegInnen.
    Die S. hätten bisher in Kunst immer malen dürfen, was sie wollen.
    Sie hatten keine Zeichenblöcke, keine Pinsel, Schere, Kleber. Die Tuschekästen waren in erbahmungswürdigen Zustand, etc.


    Ich habs so ähnlich gemacht, wie Stille Mitleserin vorgeschlagen hat: wenige Regeln eingeführt und Konsequenzen.
    Z. B. Wer seine Materialien nicht vollständig dabei hat, macht nicht mit, sondern schreibt die Schulordnung ab.
    Nach der ersten Ermahnung, wegen Reinrufen, geht's ab in die Parallelklasse usw.


    Neben konsequent sein, ist aber auch eine verbindliche, freundlich und gelassene Haltung wichtig.
    Ich werde nicht laut und nach außen bleibe ich völlig ruhig.


    Mittlerweile läuft es auch recht gut. Dennoch kostet mich solche Stunden enorm viel Kraft, bin danach immer völlig k.o. :weinen:

  • Vergiss das mit der natürlichen Autorität, die gibt es so nicht. Die muss man üben.
    Der eine muss halt mehr üben als der andere. Ich musste ziemlich intensiv üben.
    Im Ref habe ich mal mitbekommen, wie die Schüler sich freuen, weil sie mich zur Vertretung hatten. :S


    Mittlerweile gelte ich als streng. Und wenn einem der Ruf erstmal vorauseilt, macht es das schonmal einfacher.


    Leider kann ich selbst gar nicht sagen, was ich mittlerweile anders mache.
    Naja, viel Schauspielerei ist dabei. Das klappt gerade bei den Kleinen gut. Also, auch bei Dingen, die einen persönlich gar nicht sooo stören, sehr böse werden. (Manchmal kann ich mr selbst das Lachen kaum verkneifen.)



    Wenn so viele zu spät kommen: Zeit notieren, wenn eine Unterrichtsstunde voll ist, wird die nachgeholt.

  • Hole den Klassenlehrer / die Klassenlehrerin mit ins Boot. Er / Sie kennt die Schüler und hat viel mehr EInflussmöglichkeit. Ich mache auch viel Fachunterricht, habe also oft wenige Stunden in der selben Klasse und in schwierigen Klassen hilft es sehr, wenn die Schüler merken, dass Fachlehrer und Klassenlehrer eng zusammen arbeiten und am gleichen Strang ziehen!

    • Offizieller Beitrag

    Um mal wieder auf das Ausgangsposting einzugehen:


    1. Wie chemie77 schrieb: Hole dir die Klassenleiterin mit ins Boot. Welche Klassenregeln gibt es? Die gelten auch bei dir! Über Vorfälle wird die Klassenlehrerin informiert (über welche, müsst ihr absprechen). Gut wäre es, wenn sie mit dir an einem Strang ziehen und für häufiges Fehlverhalten Konsequenzen folgen lassen würde. Klassenleiter an Grundschulen haben meist einen Bonus. Früher war mir das nicht klar, da habe ich als Fachlehrerin (Musik) gerudert wie blöd, aber inzwischen merke ich es, wie meine Klasse sich benimmt, wenn sie bei jemand anderem Vertretung haben.
    Gleiches würde ich auch in die positive Richtung empfehlen: Schüler, die sich besonders gut benehmen, darf auch die Klassenlehrerin mal mit loben. (Mache ich z.B. auch, wenn mir jemand erzählt: Oh, deine Klasse war so lieb!)
    Fall 1b: Die Klassenlehrerin will da nicht mitmachen - dann gelten die folgenden Tipps in noch stärkerem Umfang:


    2. Klare Regeln - wurde auch schon geschrieben - und zwar wenige. Die Regeln am Anfang jeder Stunde thematisieren als klare Erwartungshaltung von dir an die Schüler. Zum Einhalten / Nichteinhalten musst du dir ein System überlegen und austesten, was funktioniert: Ampelsystem? Auch ein Verstärkerplan mit eventuell nur einem Ziel geht für eine ganze Klasse. Achte drauf, dass es nur wenige Punkte sind, die im ersten Durchlauf gesammelt werden müssen und als Belohnung könntest du eine Spielezeit einräumen. (Vielleicht hast du andere Ideen, ist auch von der Klasse abhängig.)


    3. Es gibt Klassen, da funktioniert das nicht gut. Dann könntest du zumindest die "Braven" bei der Stange halten, indem du sie viel viel lobst, dich sehr freust, wenn sie pünktlich sind, ausgepackt haben etc. Und indem du z.B. Belohnungsstempel oder -sticker verteilst - stündlich oder wöchentlich. Meine Erfahrung ist, dass man selbst in "unmöglichen Klassen" damit noch ein paar von denen, die sich nicht an Regeln halten, mit der Zeit dazu bekommt, sich zu bemühen.


    4. die Tür zu Stundenbeginn. Wer später kommt, muss klopfen und sich vor der Klasse entschuldigen. Eintrag ins Klassenbuch und ins Hausaufgabenheft mit Unterschrift der Eltern in der nächsten Stunde. Die Kinder tragen das selber ein und du unterschreibst nur. Wenn es wirklich nicht möglich ist, nach der Pause pünktlich zu kommen, kannst du ja etwas Zeit "draufgeben" für den Raumwechsel. Aber überlege dir vorher, ob es wirklich nicht geht und du die Zeit geben willst. Wie machen das andere Kollegen bei euch?
    Eventuell wäre z.B. eine Belohnung für's Pünktlichkommen angebracht.


    5. "Rausschmeißen" - wie vorgeschlagen - würde ich nicht machen, da es ja viele Schüler sind und die sich draußen "den Lenz" machen und du die Aufsichtspflicht hast. Das geht nur, wenn einer mal querschießt für eine kurze Zeit.
    Eventuell wirklich mal nacharbeiten lassen die Zeit, musst du 1 Woche vorher ankündigen, damit habe ich keine wirklich guten Erfahrungen gemacht, weil es dann schon "zu lange her ist".


    6. Verloren gegangene Zeit sichtbar machen an der Tafel und von dieser Zeit schöne Sachen "abziehen". Beispiel: Die letzten 15 Minuten ein Mandala ausmalen lassen (Musik) und wenn gestört wird, wird pro Minute ein Strich an der Tafel gemacht und von den 15 Minuten abgezogen. (Empfehlung: Wenn du von 45 Minuten Unterricht nur 20 effektiv nutzt, gehen euch 25 Minuten verloren. Daher würde ich hier 15 Minuten ansetzen und nicht weniger, das ist zu weit von den 25 Minuten weg, es muss ja noch erreichbar sein, wenn man vom jetzigen Stand ausgeht.)
    Eventuell für verloren gegangene Zeit (zusätzliche) Hausaufgaben geben, mit der Begründung, dass der Unterrichtsstoff ja fehlt. (Würde ich v.a. in Mathe und Deutsch machen. In Musik eher schlecht umsetzbar.)


    7. Ich habe in Musik durchaus vom Singen zum Liedtext-Abschreiben gewechselt, wenn es nicht mehr ging. Dann war es zumindest 15 Minuten mal erträglich in den "Spezialklassen". Und da geht dann Selbstschutz vor Schülerbespaßung. Manchen Klassen hat es sogar Spaß gemacht, eine Strophe abzuschreiben und dazu etwas zu malen, die konnten damit viel mehr anfangen als mit dem ständigen Singen und Musizieren. (Klassenleiterin hat fast ausschließlich schriftliche Stillarbeit machen lassen.)


    8. Wie schon empfohlen wurde. Deutliches Signal und zwar 1 Signal für nur 1 Auftrag! Z.B: 1mal Läuten für "Ruhe, bitte zuhören!" und 2mal für "Aufräumen" - oder z.B. verschiedene Töne nehmen. Nicht vermischen, sonst geht es durcheinander. Das muss geübt werden und gelobt, sobald es auch nur bei Einzelnen klappt.


    9. Wenn es dich extrem anstrengt, vor der Klasse zu stehen - übergib das mal an die Schüler. Können die schon einen Vortrag erstellen? Lieblingsband, Musiker, Künstler... Und dann kommen die Unruhigsten zuerst dran. Alle anderen haben einen Beobachtungsbogen vor sich und müssen ankreuzen, was gut und was weniger gut funktioniert hat. Am Ende eine kurze Diskussion dazu und eine Benotung.


    10. Wenn du Kinder ausmachen kannst, die bei den Mitschülern sehr beliebt und bei dir sehr unbeliebt sind: Sieh zu, dass du die zuerst in die Spur schickst. Da kannst du auch gerne mal einen Verstärkerplan für einen Einzelnen machen. Oder gezielt die Eltern einladen (vorher wäre sinnvoll zu wissen, ob die halbwegs aufgeschlossen sind). Ich hatte auch schon mal Vereinbarungen, dass es jede Stunde eine Bemerkung über das Verhalten gab - auf ein Blatt im Klassenbuch an die Klassenleiterin oder direkt an die Eltern ins Hausaufgabenheft.


    11. Geduld: Wenn du eine neue Maßnahme einführst, halte sie 4 Wochen durch (außer wenn du gleich merkst, dass es ganz großer Käse ist), auch wenn sie erstmal nichts zu bringen scheint. Kinder brauchen etwas, bis sie sich dran gewöhnen und wenn du alle 2 Wochen die Regeln oder die Pläne änderst, haben sie nicht genug Orientierung. Da das Schuljahr schon recht fortgeschritten ist und sich das Verhalten schon eingeschliffen hat, brauchst du sehr viel Geduld.


    12. Gemeinsame Übung am Anfang: Finde ich auch gut! Und das habe ich bei Musikklassen schon gemacht: Am Anfang ein Notendiktat. Noten an die Tafel geschrieben, Abschreiben, Notennamen drunter schreiben, einsammeln, Punkte vergeben, nach dem 3. Notendiktat eine zusammenfassende Zensur. Alternativ einen Liedtext auswendig lernen lassen, aufschreiben lassen, Zensur. Wenn Zensuren wichtig sind, wird das ziehen. Dort wo es völlig egal ist, was in Musik / Kunst auf dem Zeugnis steht, zieht das nicht. Dann könntest du aber die Kinder, die das am Anfang durch Zuspätkommen nicht geschafft haben, das am Ende der Stunde nacharbeiten lassen und den anderen z.B. ein nettes Ausmalblatt geben oder sie eine Kleinigkeit spielen lassen. (Ja, klingt nach Kindergarten - manchmal stelle ich mir einfach vor, dass ich die 3-jährigen-Gruppe vor mir habe, die einfach das Einhalten von Regeln noch lernen müssen. Wenn es Schüler gibt, die auf allen 4en durch den Raum krabbeln und anderen die Beine abschlecken, hilft mir das bei dieser Vorstellung ungemein.)


    13. Das Wichtigste: Für ihr Verhalten tragen sie (und auch ihre Eltern) den größten Teil der Verantwortung, nicht du. Und: Es sind nicht deine Kinder, die Eltern müssen mit ihnen langfristig klarkommen. (Ich stelle mir manchmal vor, wie das ist, wenn der Junge 14 ist und 2 Köpfe größer als seine Mutter.)


    Ha, jetzt habe ich einen Endlosbeitrag verfasst...

  • Liebe Leute, ab heute mache ich den Affenzirkus nicht mehr mit. Ich habe hier zwei Aufgaben: die einen malen ein Bild aus und dürfen meine Glitzerstifte verwenden. Wen ich mehr als einmal ansprechen muss, schreibt die Klassenregeln und kriegt einen Elternanruf. Es wird ausschließlich geflüstert.


    Hans und Grete, ich glaub euch gehts zu gut! ihr seid 3 min. zu spät! Ihr bleibt in der großen Pause drin. Wer es wagt, hier noch ein einziges Mal NACH dem Klingeln zu erscheinen sitzt 2 Stunden nach.


    Also sorry, aber hier wird nicht mehr gelobt und kein Mitleid mit den Braven gehabt. Zieh irgendeine Konsequenz über 3 Stunden durch und sorge einzig und allein für Ruhe, Unterrichtsinhalt völlig nebensächlich. Unbedingt Eltern anrufen (mit denen natürlich freundlicher reden ;) ). Gewöhne dir einen anderen Ton an, sie machen dich sonst krank.

  • Vielen Dank für die zahlreichen Antworten bzw. Tipps. :)


    Ich werde in den nächsten Tagen mal ausfühlricher antworten - bin momentan leider ziemlich erkrankt...

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