Mit Kindern über Homosexualität kommunizieren


  • D'accord, d'accord, und nochmals d'accord!
    Obige Anspielung aus "1984", oder?

  • Zitat kleiner gruener frosch :

    Zitat

    Ebenfalls ja. Er hat ein wenig durchgepustet - so weit es für ihn möglich ist.

    Dieses ein wenig Durchpusten finde ich schon beachtenswert.

    Zitat

    Aber unglücklicherweise gibt es genug Leute, die den verknöcherten Katholizismus weiter praktizieren - weil die Kirchenlehre es halt so vorgibt.

    Du (!) empfindest das als verknöchert, geehrter kleiner gruener frosch ! Du empfindest das so, weil Du hier in dieser Gesellschaft sozialisiert bist. Aber die Katholische Kirche ist nun mal eine weltumspannende Kirche, die auch Gläubige aus archaischeren Kulturkreisen zu bedienen versucht. Und diese archaischerischen Kulturkreise sind von unserer Lebensweise/Einstellung im Westen nicht immer so wirklich begeistert. Die empfinden den gegenwärtigen Papst nicht nur als durchpustend, sondern eher provozierend und kackfrech. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Plattenspieler: evtl. solltest du dich in der Uni noch einmal / mal mit dem Thema "Bibelexegese" beschäftigen.


    kl. gr. frosch


    Ich halte es hier gerade mit Max Liebermann und werd und werd nicht fertig mit dem -- Essen.


    Er hat halt in der ersten Vorlesung 2. Timotheus 3,16 gelesen und dann den Rest der Bibel. "Jede Schrift ist von Gott eingegeben" -- sagt ein Teil der Schrift aus, also äh Paulus, also äh: wahrscheinlich.

  • Zitat c.p.moritz :

    Zitat

    Der laizistische Staat muss her, schon lange.

    Auf dem ersten Blick konsequent und gar nicht mal so schlecht. Dann bräuchte man sich auch nicht mehr über das leidige Kopftuchthema und anderer Extrabratwürste verschiedener Religionen in den Schulen und anderen öffentlichen Institutionen auseinanderzusetzen.


    Ich fürchte aber, dass dann mehr fundamentalistische Nischen entstehen würden, die dann gar nicht mehr kontrollierbar wären. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

  • Zitat von Claudius

    Ich habe keine homosexuellen Schüler, zumindest ist mir davon nichts bekannt.


    Ja, genau da liegt das Problem. Die "Dunkelziffer" liegt (auch im Kleinstadtkaff) bei durchschnittlich 10% aller Menschen.


    Vielleicht sind deine SuS noch zu jung...
    Vielleicht trauen sie sich auch nicht (nicht dir gegenüber, nicht anderen gegenüber) deutlich zu machen, dass sie homosexuell sind. Warum? Genau wegen solcher Diskussionen wie dieser hier. (Ich meine, irgendwer erwähnte bereits die deutlich höhere Selbstmordrate bei homosexuellen Jugendlichen.)


    Alles, was helfen könnte, wäre ein absolut selbstverständlicher Umgang mit homo- und transsexuellen Themen im Alltag. Und das funktioniert zum Beispiel durch eine unaufgeregte Thematisierung in den verschiedensten Lebensbereichen (Soap Operas im Vorabendprogramm, Englischunterricht, Familienanzeigen in der Tageszeitung, ...). Das könnte so einfach sein...

  • Zitat c.p.moritz :

    Auf dem ersten Blick konsequent und gar nicht mal so schlecht. Dann bräuchte man sich auch nicht mehr über das leidige Kopftuchthema und anderer Extrabratwürste verschiedener Religionen in den Schulen und anderen öffentlichen Institutionen auseinanderzusetzen.


    Ich fürchte aber, dass dann mehr fundamentalistische Nischen entstehen würden, die dann gar nicht mehr kontrollierbar wären. 8_o_)


    Warum? Weil dann ergebnisoffener konfessionsungebundener Philosophieunterricht den staatlichen evangel. oder kath. Religionsunterricht ersetzte? Weil eine Kenntnis verschiedener Religionen ohne Wertung erfolgte? Weil eine ethisch fundierte atheistische Grundhaltung nicht mehr als etwas irgendwie doch Verdächtiges und potenziell Gefährliches angesehen werden würde? Weil die (staatliche) Ratio den Primat vor irrationalen bis abergläubischen religiösen Befindlichkeiten hätte?
    Willst du noch mehr? ;)

  • Zitat c.p.moritz :

    Zitat

    Warum?

    Weil Deine o.g. Herangehensweise genau das Gegenteil, nämlich eine Jetzt- erst- recht -Mentalität bewirken würde. Z.B. würde das bei den freichristlichen Russlanddeutschen allerhöchste Aversionen gegenüber Schule erzeugen. An die würdest Du dann gar nicht mehr herankommen. Die haben da eine völlig andere Denke als Du. 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !


  • Ich halte es hier gerade mit Max Liebermann und werd und werd nicht fertig mit dem -- Essen.


    Er hat halt in der ersten Vorlesung 2. Timotheus 3,16 gelesen und dann den Rest der Bibel. "Jede Schrift ist von Gott eingegeben" -- sagt ein Teil der Schrift aus, also äh Paulus, also äh: wahrscheinlich.


    Das ist eher ne evangelische Kampf-Stelle, auch mit dieser zweifelhaften Interpretation ...

  • Ich habe diese Diskussion hier von Beginn an verfolgt und muss an dieser Stelle nun ein paar Worte zu dem Thema verlieren (und das, obwohl ich eigentlich nicht zu den Menschen gehöre, die gerne in Online Foren mitdiskutieren). Ich bin Lehramtsstudent und werde hoffentlich bald das erste Staatsexamen erfolgreich meistern. Ich bin außerdem ein schwuler Mann. Zunächst einmal möchte ich den zahlreichen intelligenten und positiven Schreibern danken. Dieser Thread wäre ohne euch absolut ungenießbar gewesen. Über die anderen (unglaublich verletztenden und menschenverachtenden) Kommentare möchte ich keine Worte verlieren. Stattdessen werde ich euch von meiner persönlichen Erfahrung erzählen. Als ich in meinem 10. Schuljahr von schlechten Freunden zwangsgeoutet wurde, bin ich erst einmal durch die Hölle gegangen. Ich wurde von Mitschülern aufs Übelste beleidigt, angegriffen, erniedrigt und fertig gemacht. Das ging einige Wochen so, bis ich mich dann unter Tränen vor meinem katholischen(!) Religionslehrer geoutet habe, der in dem Moment zum Glück das einzig Richtige getan hat und mir erst einmal gesagt hat, dass mit mir alles in Ordnung ist. Dass ich genau so liebenswert und gut bin, wie alle anderen auch. Später habe ich erfahren, dass er in seiner Aussage bewusst gegen die katholische Sexualmoral gegangen ist, da er erkannt hat, dass er mir ansonsten bitter Unrecht getan hätte. Ich will nicht wissen, welchen Schaden er bei mir hätte anrichten können, wenn er der Lehre seiner Kirche treu geblieben wäre. Danach habe ich es noch zwei weiteren Lehrern gesagt, die mich ebenfalls sehr unterstützt haben und mit deren Hilfe ich das Mobbing stoppen konnte. Nun, fast ein Jahrzehnt später, bin ich ein selbstbewusster, unabhängiger Mensch und das dank meiner Lehrer, die mich in einer schwierigen Situation nicht im Stich gelassen haben. Wenn ich so manche Beiträge hier lese, hatte ich wohl sehr, sehr viel Glück.


    Zum Thema Unterricht: Ich frage mich manchmal auf welchem Planeten einige hier leben. An meiner Uni (ich studiere Sprachen und Philosophie) stehen Lehrveranstaltungen zum Thema Gender und Queer Studies an der Tagesordnung. JEDE Studentin und JEDER Student kommt bei uns im Laufe des Studiums in Kontakt mit den entsprechenden Texten. Eine gewisse Offenheit und Toleranz wird dabei vorausgesetzt. Es geht schon lange nicht mehr darum, ob Homosexualität oder andere sexuelle Orientierungen und Identitäten "normal" sind oder nicht. Das Thema ist durch! Wer das nicht begreift, hat es im Lehramtsstudium sehr, sehr schwer. Sexismus, Rassismus, Behindertenfeindlichkeit etc. werden (zumindest in den Geisteswissenschaften) nicht toleriert. Warum auch? Wozu Intoleranz mit Toleranz begegnen? Im Übrigen steckt dahinter keine böse LGBTQ+ Agenda. Ich werde ganz bestimmt nicht Lehrer, um meine Schüler schwul zu machen (der Gedanke ist völlig absurd, aber anscheinend muss man das wohl doch ausbuchstabieren). Ich studiere auf Lehramt, weil ich in Praktika die Freude am Unterrichten entdeckt habe und weil ich schlicht und ergreifend meine Fächer liebe. Das hat mit meiner sexuellen Orientierung nichts, aber auch gar nichts zu tun. Jedoch finde ich schon, dass eine Aufgabe von Schule ist, die Realität in all ihren Facetten widerzuspiegeln. Dazu gehört neben dem 40 jährigen katholischen Familienvater eben auch die 25 jährige, alleinerziehende lesbische Mutter, der türkischstämmige Anwalt oder der transsexuelle Leistungssportler. Kinder und Jugendliche vertragen diese Diversität. Man beachte: An keiner Stelle reduziere ich den Wert der traditionellen heterosexuellen Beziehung. Meine Eltern leben in einer (und sie haben trotzdem einen schwulen Sohn - unglaublich!) und ich werde meinen Schülerinnen und Schülern ganz bestimmt nicht verheimlichen, dass das das verbreiteste Beziehungsmodell ist. Aber ich werde ihnen (schon allein weil ich mich selbst nicht verstellen werde) genau so wenig verheimlichen, dass es Menschen gibt, die ein anderes Beziehungsmodell (oder auch gar keins) bevorzugen. Und dass das auch okay ist. Kein Mensch verlangt hier, Homosexualität "beizubringen" (als ob das möglich wäre). Es geht schlicht und ergreifend um die korrekte Darstellung der gesellschaftlichen Realität im 21. Jahrhundert und darum, andere Menschen in ihrer Lebensweise zu respektieren, solange sie niemandem Schaden zufügen. Ist das wirklich zu viel verlangt?

    Einmal editiert, zuletzt von Pyro ()

  • Zitat kleiner gruener frosch :

    Zitat

    Und verkürzt gesprochen ist mir die Nächstenliebe wichtiger als die kirchliche Lehrmeinung

    Steht das Gebot der Nächstenliebe nicht zentral in der kirchlichen Lehrmeinung ? Jesus selbst hat es doch in den Mittelpunkt gestellt, geehrter kleiner gruener frosch ! 8_o_)

    Ihr kommuniziert mit dem künftigen Bildungsminister !

    • Offizieller Beitrag
    Zitat von c.p.moritz


    Ich finde das selbstgefällige Mitleid der offiziellen Dokttrin in diesem Fall fast widerlicher als offenen Widerstand oder Hass.


    Natürlich hat er homosexuelle Schüler. Die machen um die 5-10% der Bevölkerung aus, also auch einen Teil seiner Klassen. Und sitzen dann dort drin und müssen diese Demütigungen über sich ergehen lassen: keusch für den Rest des Lebens, weil falsch gepolt. Und großzügig wird ihnen Respekt und Nachsicht angeboten, wenn sie sich völlig abnormal und wider die menschlichen natürlichen Triebe (also keusch) verhalten, lebenslang. Was übrigens mit ziemlicher Sicherheit in die Depression führt. :(
    Oder ins katholische Priestertum ...

  • Zitat kleiner gruener frosch :

    Steht das Gebot der Nächstenliebe nicht zentral in der kirchlichen Lehrmeinung ? Jesus selbst hat es doch in den Mittelpunkt gestellt, geehrter kleiner gruener frosch ! 8_o_)


    Gottes- und Nächstenliebe, das gehört nach christlicher Lehre und der Botschaft Jesu untrennbar zusammen.

    • Offizieller Beitrag

    Gottes- und Nächstenliebe, das gehört nach christlicher Lehre und der Botschaft Jesu untrennbar zusammen.


    Ist halt ein bisschen schwer umzusetzen, wenn gleichzeitig exkludierende Einordnungen diverser nicht-konformer Menschentypen Doktrin sind. Und ein Gebot lebenslanger Keuschheit ist jetzt nicht gerade ein Willkommensgruß an den "betroffenen" (sic! nicht von der Homosexualität, sondern von der Begegnung mit der kath. Kirche) jungen Menschen...


    Nächstenliebe unter konservativen Christen ist halt meist nur leeres Geplapper. Nicht fällt ihnen schwerer, als die zu lieben, die ihnen unähnlich sind.

    • Offizieller Beitrag

    Wäre das denn schlimm?


    Wir sind doch hier tolerant gegenüber jeder Lebensweise, also auch gegenüber Priestern, oder nicht?


    Wenn man aus verklemmer Sexualität ins Priesteramt geht, statt aus Liebe zu Gott, was viele, viele tun, ist das in der Tat ein Problem: nämlich ein Verzeiflungsakt, weil man sich selbst nicht annehmen kann, so wie man ist. Und das bricht sich dann öfter Bahn... so oder so...

  • Könnten wir jetzt bitte mal innehalten und würdigen, dass hier jemand sehr offen einen Erfahrungsbericht gepostet hat? Kommt das irgendwo in eurem gesunden Menschenverstand an oder könnt ihr das wirklich ausblenden?


    Pyro, ich danke dir für deinen Post! Ich bin froh, dass du gute Menschen um dich herum hattest. Und ich bin auch (wieder einmal mehr) erleichtert, wenn ich lese, dass es noch vernünftige Menschen da draußen gibt, die ihren SuS gesunde Einstellungen vermitteln.

  • Nebenbei bemerkt, Leute wie Plattenspieler, Claudius et al. haben - leider! - ganz sicherlich damit Recht, wenn sie sich in den christlichen Mainstream einordnen; zumindest im Maßstab des Christentums als Weltreligion. Hierzulande hat man leider oft die völlig verkürzte Perspektive, die hiesige, verhältnismäßig liberale Ausbildung für die Sache an sich zu halten. Das ist aber nicht wahr. Jemand wie Plattenspieler oder Claudius würden mit ihrer Haltung zur Homosexualität in Regionen der Welt, in den Christentum die Diskurshoheit hat, z.B. in weiten Teilen der USA, in Russland oder in Irland, in etlichen afrikanischen Staaten, als völlig moderat und "normal" in ihren Ansichten wahrgenommen. Und das ist von der jeweiligen Konfession völlig abgelöst.


    Es ist leider so - mit wachsender Religiösität wächst die Unfähigkeit zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Der Physiker Steven Weinberg hat das sehr elegant auf den Punkt gebracht.


    [Blockierte Grafik: http://quotespictures.net/quotes-pictures-pics/2014/01/religion-is-an-insult-to-human-dignity-without-it-you-would-have-good-people-doing-good-things-and-evil-people-doing-evil-things-but-for-good-people-to-do-evil-things-that-takes-religion.jpg]

    • Offizieller Beitrag

    Könnten wir jetzt bitte mal innehalten und würdigen, dass hier jemand sehr offen einen Erfahrungsbericht gepostet hat? Kommt das irgendwo in eurem gesunden Menschenverstand an oder könnt ihr das wirklich ausblenden?


    Pyro, ich danke dir für deinen Post! Ich bin froh, dass du gute Menschen um dich herum hattest. Und ich bin auch (wieder einmal mehr) erleichtert, wenn ich lese, dass es noch vernünftige Menschen da draußen gibt, die ihren SuS gesunde Einstellungen vermitteln.


    Da hast du Recht, immergut.


    Vielleicht wäre es mal hilfreich, wenn sich unsere 'Christian Right Wing' hier mal direkt mit jemand unterhält, dessen Schicksal (zum Glück nicht nur) von Menschen wie ihnen geprägt wurde/wird. Reden mit, statt reden über.
    Falls Pyro das erträgt. Und die weltbildverengten Hirne der fundamental-indoktrinierten dann nicht explodieren...implodieren...whatever.

    • Offizieller Beitrag

    Steht das Gebot der Nächstenliebe nicht zentral in der kirchlichen Lehrmeinung ? Jesus selbst hat es doch in den Mittelpunkt gestellt, geehrter kleiner gruener frosch !


    Theoretisch. Wie man hier im Thread sieht, ist es in der theologischen Praxis aber scheinbar nicht so.


    kl. gr. frosch

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