Disziplinprobleme Kunst

  • Hallo Miteinander!
    Ich bin gerade total frustriert. Ich habe seit dem Halbjahr eine (von zwei) Stunde Kunst in einer 3. Klasse. Als Fachlehrer mit nur einer Stunde hat man es ja sowieso schwerer als der Klassenlehrer, aber heute dachte ich ... :schreien:
    Die Schüler benehmen sich total distanz- und respektlos, jeder redet wann er will ohne sich zu melden. Heute habe ich wieder zwei Schüler zum schreiben geschickt. Einer besaß die Dreistigkeit aus dem Satz "Unterrichtszeit ist kostbar, deshalb melde ich mich, wenn ich etwas sagen will." den Satz " Unterrichtszeit ist wertlos, deshalb melde ich mich nicht, wenn ich etwas sagen will" zu machen. Zum Glück für ihn hat er rechtzeitig die "Reißleine" gezogen und es korrigiert.
    Am Ende der Stunde habe ich angekündigt, dass wir in der nächsten Woche Regeln für den Kunstunterricht finden werden, da ich so nicht mehr unterrichten möchte. Allerdings stellt sich mir hier die Frage, wie das überhaupt gehen soll, da wir gar nicht vernünftig miteinander reden können, wenn jeder macht, was er will.
    Ich bin gerade etwas ratlos, wie ich den Karren aus dem Dreck ziehen soll. Die Klassenlehrerin ist nicht wirklich hilfreich. Sie sagt, dass sie keine Probleme dieser Art mit den Kindern hat, sie wären bei ihr nie distanz- oder respektlos und sie würde nochmal mit ihnen darüber reden. Das verstärkt für mich das schlechte Gefühl "versagt" zu haben oder zu versagen.
    Bin dankbar für Tipps!

  • Die Klassenlehrerin ist nicht wirklich hilfreich. Sie sagt, dass sie keine Probleme dieser Art mit den Kindern hat, sie wären bei ihr nie distanz- oder respektlos

    Das ist Mist!


    Und wieso eine von 2 Stunden? dämlicher gehts echt nicht. Ich ärgere mich so dermaßen über willkürliche stundenverteilung auf Kosten der psychischen Gesundheit der Kollegen :(


    Aber gut, das hilft dir auch nicht weiter.
    Ich würde mich gerade von jeglichem "schönen Arbeiten" und jedweder Kooperation innerlich verabschieden. Diskutiere jetzt keine Regeln. Du kannst ihnen momentan nur sagen, welche Regeln du aufstellst:


    - Such dir aus dem Lehrplan die Dinge raus, die möglichst wenig Aufwand und Unruhe bedeuten (Buntstifte, statt Farbkasten etc.)
    - macht möglichst ähnliche Sachen und ähnliche Abläufe (Zirkelblumen zeichnen, Zirkelblumen ausmalen, Zirkelblumen klein und Zirkelblumen groß)
    - ihr macht jetzt dies und jenes, wer eine Frage hat meldet sich, ansonsten wird schweigend gearbeitet
    - ich ermahne einmal, danach schreibst du eine Künstlerbiographie ab
    - klar, deutlich, konsequent und möglichst ohne Wut ;)


    Tief durchatmen, das wird noch!

  • echt Mist!!!


    Welche Disziplinierungssysteme habt ihr denn generell an eurer Schule? Es spricht nichts dagegen, sie auch im Kunstunterricht einzusetzen


    Zusätzlich zu den Tipps von oben kannst du auch Prozess- und Mitarbeitsnoten erteilen.
    Klingt unpädagogisch, ist oft aber sinnvoll. :D
    Meine Kollegin gab immer Stundennoten für Mitarbeit und Konzentration.

  • Ein Kollege von mir hält es so: Diejenigen, die ruhig sind und mitarbeiten, dürfen in Zeichenstunden dabei leise Musik mit Handy/MP3-Player hören, die Unruhestifter schreiben derweil oder bekommen Zusatzaufgaben, etc.
    Jede Stunde fragt er die SuS zu Beginn, ob sie heute ruhig sein und mitarbeiten möchten, sodass ihnen erlaubt ist, dabei Musik zu hören, oder ob sie lieber weiterhin Theorie büffeln und schreiben möchten (Gym). Die SuS haben die Wahl und plötzlich geht es. Halten sie sich nicht an die Absprachen, geht's ab in die Theorie und Schreib-Ecke.
    Es ist zwar eine 7. Klasse und keine 3., doch das Prinzip könnte ja ähnlich aussehen.


    Ich weiß sowieso nicht, wie ihr Kunstlehrer diesen Lärm aushaltet (Sportlehrer genauso wenig!). Ich ziehe regelmäßig meinen Hut vor euch.

    I wonder which mistake I'm going to try to learn from today.

  • Ich bin gerade etwas ratlos, wie ich den Karren aus dem Dreck ziehen soll. Die Klassenlehrerin ist nicht wirklich hilfreich. Sie sagt, dass sie keine Probleme dieser Art mit den Kindern hat, sie wären bei ihr nie distanz- oder respektlos und sie würde nochmal mit ihnen darüber reden. Das verstärkt für mich das schlechte Gefühl "versagt" zu haben oder zu versagen.


    ad 1:
    Es spricht nichts dagegen, im Kunstunterricht Kunstgeschichte zu behandeln. Arbeitsblatt, Diktatbestandteile, Klassenarbeit darüber. Noten. Bilder am Ende der Stunde einsammeln. Noten.
    Das Leben ist kein Ponyhof. Es sei denn, die Schüler sind bereit, etwas dafür zu tun.
    ad 2:
    Fachlehrer 1-stündig in einer Klasse ist ein hartes Brot. Kunst zwei harte Brote. Da hast du immer was zu knabbern. Aber es ernährt dich ;-)

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Ich finde das vor allem ziemlich unprofessionell von der Klassenlehrerin! Ihr sollte klar sein, dass wenn die Schüler gelernt haben, sich irgendwem gegenüber respektlos zu verhalten, das auch irgendwann auf sie zurückfallen kann!

  • Das die Aktion der Klassenlehrerin nicht sonderlich kollegial ist, steht außer Frage (auch wenn ich es theoretisch nachvollziehen kann, es geht mir oft ähnlich, dass sich meine Klasse bei mir deutlich besser benimmt als bei anderen Lehrern, der Klassenlehrer-Bonus halt - dennoch kenne ich keine Pappenheimer und gebe Tipps, wie ich sie in Zaum gekriegt habe ... und weise natürlich darauf hin, dass man als Klassen- und dazu Hauptfachlehrer doppelt im Vorteil ist). Dennoch finde ich es auch nicht fair zu sagen, schlechtes Benehmen einer Klasse falle automatisch auf den Klassenlehrer zurück, die Einflussnahme ist (zumindest am Gymnasium) da nun mal auch begrenzt.


    Ich würde dir (weder Kunst- noch Grundschullehrer) auch die oben erwähnten Tipps ans Herz legen.
    Meine Erfahrungen innden letzten Jahren haben gezeigt, dass ich besser fahre, wenn ich sehr frühzeitig reagiere, also bei den ersten Regelbrüchen/ Störungen (und zwar beim Flüstern mit dem Nachbarn in Plenumsphasen und nicht erst dann, wenn sie sich soweit hochgepuscht haben, dass sie sich quasi anbrüllen) und dass es schnell und unaufgeregt Konsequenzen gibt (Zusatzaufgaben, einen besonderen Spezi habe ich sehr schnell mal nachmittags nacharbeiten lassen, damit der schnell ein deutliches Signal bekommt). Inzwischen läuft es meistens gut (und wenn es sehr unruhig wird, liegt es tatsächlich oft daran, dass ich entweder schlecht geplant und zu lange, anstrengende Phasen oder so habe ider aber nicht von anfang an schnell reagiert habe - und manchmal haben einfach alle einen schlechten Tag ;-) ).
    Du musst das System finden, dass dir liegt - aber nicht glauben, dass nur gutes Zureden und Appell an die Vernunft hilft (ist auch mal wichtig, wichtig ist aber auch, dass es klare Regeln und Abläufe und eben auch klare Konsequenzen gibt - Anfänger verwechseln Konsequenz oft mit Strenge, darum geht es aber gar nicht).


    Viel Erfolg!

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Ich finde das schwierig. Ich habe so eine Klasse. Viele doch recht anstrengende Kinder und doch sind sie bei mir meist kleine Engel und lange nicht so verhaltensauffällig wie bei Fachlehrern.


    Nur was soll ich da tun? Schüler X, bei mir unkonzentriert und träumend, aber ruhig macht richtig wilde Sau bei der Reli-Lehrerin. Was soll ich ihr jetzt für Tipps geben? Ich sage auch, dass ich mit den Kindern rede und das tue ich auch, ich melde es auch den Eltern zurück, aber mehr kann ich nicht tun. :S


    Bei meinen Kids (2. Klasse) merkt man deutlich die "Rangfolge" unter den Lehrern. Erst komme ich, dann die Deutschkollegin, dann die Fachlehrer und dann Vertretungslehrer. *schulterzuck*

    Ich finde das vor allem ziemlich unprofessionell von der Klassenlehrerin! Ihr sollte klar sein, dass wenn die Schüler gelernt haben, sich irgendwem gegenüber respektlos zu verhalten, das auch irgendwann auf sie zurückfallen kann!


  • Nur was soll ich da tun? Schüler X, bei mir unkonzentriert und träumend, aber ruhig macht richtig wilde Sau bei der Reli-Lehrerin. Was soll ich ihr jetzt für Tipps geben? Ich sage auch, dass ich mit den Kindern rede und das tue ich auch, ich melde es auch den Eltern zurück, aber mehr kann ich nicht tun. :S

    Das reicht doch auch. Tips soll man da gar keine geben. Es ist ganz normal, dass die Kinder beim Klassenlehrer laufen und bei vielen Fachlehrern aber nicht, darauf muss man sich nix einbilden. Wenn man dem Fachlehrer nun suggeriert "haaach bei miiiir läuft der immer suuuuper", kommt beim Kollegen an "tjaaa, du hast halt nicht raus, wie der Job geht/ ich hab die bessere Beziehung zu den Kindern". Und bei den Kindern: "Hey cool, Freibrief zum Saurauslassen!"


    Wir haben auch eine verdammt schwierige Klientel und die Einstellung des Klassenlehrers kann über Wohl und Wehe des Fachlehrers entscheiden. Der Klassenlehrer hat nämlich zwei Möglichkeiten:
    1. "ja Kinder, ich weiß, Frau X ist halt nicht immer gerecht/ ich sag ihr mal, dass sie was Schönes mit euch machen soll etc. pp." oder 2. "wenn ich noch einmal eine Beschwerde von Frau X höre, gibts ein mega Donnerwetter und ich bestelle hier alle Eltern einzeln ein!"


    Die Haltung des Lehrers kann die gesamte Klasse kippen. Ihr habt so viel soziale Macht, als Klassenlehrer, ich glaub, das ist vielen gar nicht bewusst :teufel:

  • War vielleicht naiv, aber ich habe eigentlich vorausgesetzt, dass kein Klassenlehrer ernsthaft auf die Idee käme, die 1. Möglichkeit zu äußern.
    Ich sage eigentlich immer, dass ich jede Maßnahme der Fachlehrer unterstütze (biete z.B. auch meinen Nachmittagsunterricht zum Nachsitzen an o.ä.), auf Wunsch des Fachlehrers würde ich auch mit meiner Klasse reden - allerdings nicht ohne Absprache. Und wenn Fachlehrer etwas entsprechendes ins Klassenbuch eintragen, gibt es von mir dann gleich auch noch mal entsprechende Worte bis zum Donnerwetter (oder Elterngespräche, wenn das wiederholt vorkommt). Das habe ich aber (sofern ser Fachlehrer nicht völlig untragbar ist - und das habe ich nur ein ejnziges Mal erlebt, die Dame arbeitet aber auch zum Glück nicht mehr als Lehrerin) als selbstverständlich vorausgesetzt.
    Umgekehrt sage ich 'meinen' Kindern auch immer, dass, wenn sie Probleme mit einem Lehrer haben, erst mal selber mit ihm/ihr reden sollen und bringe ihnen Strategien bei, wie man sachlich und konstruktiv an so was rangeht usw. Dabei erkläre ich dann auch durchaus die Perspektive der Lehrer. Bis dato hat das immer gut funktioniert (auch aus Sicht der betroffenen Kollegen, meistens wurde die Situation nach dem Gespräch für beide Seiten besser, zumindest grundsätzlich) - bis auf eine Ausnahme, die Kollegin war aber auch tatsächlich untragbar (und ist inzwischen zum Glück nicht mehr im Schuldienst tätig).
    Aber unsere Kinder hier sind im Allgemeinen auch nicht sehr extrem, unruhig und vorlaut, aber das ist ja meistens recht gut händelbar. Und bei den paar Extremfällen hat man bei uns dann auch schnell den Schulleiter hinter sich.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Und bevor man mich falsch versteht: Die Probleme, die die Kinder mit Kollegen haben, kommentiere ich nicht nach dem Motto 'na, das ist aber schlimm von Herrn x', sondern im Gegenteil erkläre ich öfter, wie Sachen auf einen Lehrer wirken können, erkläre also quasi die Gegenseite (und sage dabei, dass das meine Sicht ist, die des Kollegen kann anders sein). Und dann frage ich die Kinder halt, ob sie was ändern möchten und dass sie dafür mit dem Kollegen das Gespräch suchen muss und wie man das am besten macht (also nicht zwischen Tür und Angel, sondern fragen, wann der Kollege mal Zeit hätte usw)

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Ich rede aus Prinzip nicht mit Schülern über andere Kollegen.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Dennoch finde ich es auch nicht fair zu sagen, schlechtes Benehmen einer Klasse falle automatisch auf den Klassenlehrer zurück, die Einflussnahme ist (zumindest am Gymnasium) da nun mal auch begrenzt.

    "Zurückfallen" war auch eine schlechte Wortwahl von mir - da hatte ich gerade eine Wortfindungsstörung ;-). Was ich meinte war, wenn die Schüler raus haben, dass man nicht zusammenhält und schlechtes Benehmen bei anderen Kollegen geduldet wird, dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, sich bei der Klassenlehrerin auch schlechter zu benehmen.


    Ich arbeite viel in der Hauptschule, da ist das besonders Thema, denn da unterrichtet wirklich keiner gerne unbekannte Klassen in Vertretung und so. Meine Klasse hat da schon heftige Konsequenzen erlebt, nachdem sie Referendare verascht haben, da kann eigentlich jeder rein gehen ohne dass es ganz schlimm wird ;-). Ich glaube schon, dass man als Klassenlehrer eine Menge auch für andere bewirken kann wenn man es möchte. Ich will ja keinem was unterstellen, aber wer sagt, er kann da nichts machen, will es glaube ich auch nicht wirklich (ist ja auch irgendwie gut fürs Ego, wenn die lieben Kleinen nur bei einem selbst funktionieren :-P )...

  • Ich sage das nicht, um mein Ego zu streicheln, sondern als Erklärung/ quasi als "Entschuldigung" anderen Kollegen gegenüber, die evtl Schwierigkeiten in der Klasse haben, dass ich weiß, dass es den Klassenlehrerbonus gibt - das hat nichts mit mir als besonders toller Lehrer zu tun, sondern mit meiner Funktion als Klassenlehrer, den Schüler normalerweise einfach per se schon mal "ernster" nehmen (weil sie glauben, ich hätte einen schnelleren Draht zu den Eltern, weil ich da mehr Stunden drin habe, warum auch immer). Ich bin nicht besser, ich habe einfach aufgrund meiner Funktion Glück. Genauso, wie Kinder die Hauptfächer bei uns oft "ernster" nehmen als Nebenfächer. Das beobachte ich einfach oft.


    Es ist aber vermutlich schwierig, unsere Situationen zu vergleichen, hier kam es bis jetzt eher selten vor, dass Kollegen wirklich "Hilfe" brauchten, das waren normalerweise eher Referendare oder Seiteneinsteiger, denen schlicht Erfahrung fehlte, um 30 lebhafte Kinder zur Ruhe zu kriegen - aber bei uns sind ja eigentlich so gut wie nie wirklich renitente Fälle. Da gebe ich, wenn gewünscht, Tipps, wenn gewünscht, falte ich meine Klasse zusammen, wenn gewünscht, höre ich es mir auch einfach nur an.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

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