Jung Aussehen

  • Hallo liebe Community,
    ich hoffe, das ihr mir helfen könnt und meine Sorgen ein bisschen nehmt.
    Studiere zur Zeit Deutsch / Englisch auf Lehramt für Realschule. Bin männlich, 22 Jahre alt werde diesen Sommer meinen Bachelor haben.
    Mir gefällt der Beruf und bin mir sicher, das ich das machen möchte !
    Was mir wirklich Sorge und Bauchschmerzen bereitet ist, das ich einfach sehr jung aussehe im Gesicht. Bin groß und kräftig, sehe aber aus wie 15 - 17.
    Habe gemerkt, dass ich in der 10. Klasse nicht 100 % ernst genommen und sie mich nicht als Autorität sehen. Das mürbt an mir und macht mich auch im Unterricht unsicher.
    Sehe halt aus wie ein Schüler und es ist vorstellbar, das man Wissen nicht von jmd. abkauft, der selbst wie ein Schüler aussieht.
    Stelle mir z.B. vor wie es ist einen Elternabend zu halten und das ist keine schöne Vorstellung.
    Sehe mich vom Aussehen selber nicht als Lehrer. Als Autorität, jmd. der Wissen vermittelt, Erfahrung und Werte vermitteln soll. Nicht ganz einfach, das von jemandem abzunehmen der selber den Anschein erweckt, als ob er keine hätte.


    Ich freue mich eigentlich aufs Berufsleben, aber durch die Tatsache garnicht mehr :(
    Was würdet ihr machen ? Komplett das Aussehen versuchen irgendwie umzukrempeln, Jahre warten, was andere machen ?
    Merke schon, das es mir psychisch nicht gut geht und es micht echt fertig macht ..


    Danke euch !

  • Wir habena uch einen Kollegen,d er mit Mitte 20 zu uns an die Schule kam und sehr jung aussah. Eltern sprachen die Schulleitung an, dass "dieser Schülerpraktikant jetzt aber shcon lange da sei". Er hat sich durchgebissen und mit mittlerweile Ende 30 sieht er aus wie Ende 20 udn das Problem hat sich dann irgendwann durch gute Arbeit "erledigt". Allerdings sind wir eine Grundschule, die Kinder hacken generell nicht so auf den Lehrern rum ;)
    Lass dich nicht unterkriegen!!

  • Älter wirst von alleine ... das Problem (falls es eins wird) löst sich von selbst.


    Es ist gar nicht einmal gesagt, dass Dich die Klasse wegen des Aussehens nicht ernst genommen hat. Ich habe durchaus erlebt, dass Praktikanten - egal wie alt oder jung sie aussahen - von älteren Schülern erst einmal nicht ernst genommen wurden. Auf Dauer wird man ernst genommen, wenn man zeigt, dass man etwas kann und die Stelle vor der Tafel nicht im Lotto gewonnen hat. Wenn die Schüler merken, dass der vorne Ahnung hat, kaufen sie ihm das Wissen ab.


    Löse Dich etwas von Deinem Aussehen, darauf kommt es in einem Schuljahr eher weniger an. Klar hat man leichteres Spiel am Anfang, wenn die Mädels in der Klasse alle dahin schmelzen oder die Jungs einen cool finden (aber nur am Anfang ... und wenn dann nur heiße Luft kommt, nützt dieser Ersteindruck nix). Ebenso kann die erste Reaktion sein: "Der sieht ja aus, wie ein Schüler" oder "Bäh, sieht der doof aus." Ich habe aber noch nie erlebt, dass das bei kompetenten Lehrern (Lehrerinnen) auf Dauer ein Problem gewesen wäre (immer vorausgesetzt, Kleidung ist nicht dreckig, man stinkt nicht und die Haare sind kürzlich mal gewaschen worden).


    ("Sehe mich vom Aussehen selber nicht als Lehrer." ... Aha ... weil? Wie muss ein Lehrer aussehen?).

  • Ich hatte mit Ende 20 meine erste Klasse und meine ersten Elternabende. Ich unterrichte in dem Ort, in dem auch meine Eltern wohnen und meine Mutter hörte in ihrer Sportgruppe von einem Elternabend, bei dem auf einmal eine Schülerin aufgestanden sei und den Elternabend geleitet habe. Anschließend stellte sich heraus, dass das die Klassenlehrerin und keine Schülerin war. Schnell kam heraus, dass es um mich ging. - Ich habe mich damals wirklich darüber geärgert und höre nun auch immer mal wieder, dass die Eltern finden, dass ich jung aussähe. Mittlerweile fasse ich das als Kompliment auf, denn wir werden ja alle nicht jünger.
    Mit den Schülern hatte ich deswegen nie Probleme. Für die meisten Schüler sind doch eh alle Leute ab 25 alt und die Grenzen von zwischen 30 und 40 oder 40 und 50 für sie gar nicht zu erfassen.
    Es ist eher tatsächlich so, dass Praktikanten oder LiV mit Mentoren im Schlepptau nicht immer ernst genommen werden. Und es gibt in fast allen Klassen Schüler, die die Grenzen erstmal ausloten wollen und die neue Lehrkraft infrage stellen.

  • Habe gemerkt, dass ich in der 10. Klasse nicht 100 % ernst genommen und sie mich nicht als Autorität sehen. Das mürbt an mir und macht mich auch im Unterricht unsicher.


    Du wirst von Schülern einer 10.Klasse als Lehrer sowieso nie ganz ernst genommen - egal wie alt du aussiehst.
    Kleidung kann helfen - wenn du nämlich auch noch wie ein Schülerpraktikant gekleidet bist, sehen sie dich schnell als Ihresgleichen und du wirst in die Hackordnung einsortiert.
    Was glaubst du, weshalb so viele Lehrer im Sakko herumlaufen... ;)


    Wichtiger ist jedoch dein Auftreten. Lass dich nicht verunsichern. Du bist der Lehrer. Du gibst die Richtung an.
    Wichtig ist auch, vor der Klasse die Ruhe zu bewahren. Wenn sich ein Schüler daneben benimmt und ein kurzer Ruf zur Ordnung nichts bewirkt, geh' mit ihm vor die Tür.
    Versuche NIE eine Auseinandersetzung mit einem Schüler vor der Klasse auszutragen. Du kannst nur verlieren, denn der Schüler wird alles daran setzen, sein Gesicht vor der Gruppe zu wahren.

    Vorurteilsfrei zu sein bedeutet nicht "urteilsfrei" zu sein.
    Heinrich Böll

  • Du bist der Lehrer. Du gibst die Richtung an.


    Das ist aber nicht gerade einfach, wenn man zum Beispiel als 23jähriger Referendar vor einer Klasse von Schülern steht, die nur wenige Jahre jünger sind und von denen viele vielleicht auch noch älter aussehen oder sogar charakterlich reifer sind als der Referendar selbst. Da hat der Referendar einfach nicht diese "natürliche Autorität", sondern wird von den Schüler eher als einer von ihnen wahrgenommen.

  • Wir hatten auch schon den umgekehrten Fall. Ein Fünfzehnjähriger sah aus wie ein Referendar.


    Das mit der Kleidung ist natürlich schon mal ein Hinweis, wie auch die anderen Tipps von alias. Man muss sich die Achtung halt erarbeiten. Auch Lehrer, die schon älter, aber dafür unerfahren sind (z. B. Seiteneinsteiger) haben mit den Schülern zu kämpfen, weil die alle Tricks draufhaben, die die Lehrkraft (noch) nicht kennt.


    Ich muss auch bisweilen schnöselige Nerds davon überzeugen, dass ich mein Fach beherrsche und sie doch noch nicht alles wissen. Und einige staunen auch schonmal: "Sie sind die erste Frau, die mir am Computer was zeigen kann ... "


    Am Berufskolleg ist es übrigens nicht ungewöhnlich, dass Lehrkräfte jünger sind als ein Teil ihrer Schülerschaft. Also: Nur Mut!!

  • Das ist aber nicht gerade einfach, wenn man zum Beispiel als 23jähriger Referendar vor einer Klasse von Schülern steht, die nur wenige Jahre jünger sind und von denen viele vielleicht auch noch älter aussehen oder sogar charakterlich reifer sind als der Referendar selbst. Da hat der Referendar einfach nicht diese "natürliche Autorität", sondern wird von den Schüler eher als einer von ihnen wahrgenommen.


    Halte ich für nicht generalisierbar.
    Auftreten ist alles. Als ich 28 war und nun mit 42 hat sich da nicht wesentlich etwas geändert.
    Körperhaltung, Bewegung im Raum, "natürliche" Autorität, Fachwissen, sprachliche Gewandtheit und Schlagfertigkeit helfen allemal mehr als ein junges, altes, gutes, schlechtes Aussehen. Gepflegt-Sein ist, wie oben bereits erwähnt, auch nicht unerheblich. Wir befinden uns ja nicht im Jahre 1969, wo das Ganze vielleicht als Message gegen das Establishment gut angekommen wäre oder so ... :teufel:

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