Penetrante Schulbuch-Vertriebler

  • Mir vor kurzem passiert:


    Ich sitze alleine in der Schulkantine als sich mir plötzlich ein mir unbekannter Typ gegenübersetzt. Er fragt nach meinen Fächern, und als ich frage, was das soll, stellt er sich als Vertreter eines großen Schulbuchverlages vor. Irgendwie war mir langweilig und ich habe ihn reden lassen. Er erzählt mir von den tollen Mathebüchern für die Oberstufe und es interessiert ihn auch nicht, als ich ihm erzähle, dass ich da gar nicht unterrichte. Dann bietet er mir an, dass er mir mal eins davon zur Ansicht schicken kann. Ich soll ihm mal meine Adresse geben, was ich dann getan habe.


    Gestern gehe ich an den Briefkasten, in dem ein großer Umschlag mit dem besagten Buch liegt und dazu eine Rechnung über 30 Euro! Ich bin naiverweise davon ausgegangen, dass er mir ein Ansichtsexemplar kostenlos schicken wollte, doch nun hatte ich plötzlich ein Buch bestellt. Auf der Rechnung standen sogar noch zwei weitere Bücher drauf, die ich dann bei Erscheinen für jeweils 30 Euro ebenfalls bekommen werde.


    Ich habe natürlich sofort bei dem Verlag angerufen, mich beschwert und alles rückgängig gemacht, trotzdem ärgert mich das tierisch. Zum einen natürlich über mich selber, dass ich tatsächlich auf so eine Masche reingefallen bin. Zum anderen natürlich über diesen schmierigen Vertreter, der mich tatsächlich so über den Tisch gezogen hat, und mir ein Buch aufgeschwatzt hat, was ich nicht brauche und nichtmal das "tolle" Kapitel hat, das er so vollmundig versprochen hat.


    Normalerweise wäre mir das nie passiert. Auf der Straße, an der Haustüre oder am Telefon bin ich völlig immun gegen solche Verkaufsmaschen, doch in meiner Komfortzone "Schule" bin ich da voll drauf reingefallen. Ich denke, es kann einfach nicht sein, dass diese Vertriebler, die als Gäste an der Schule sind, in absoluter Drückermanier über die Kollegen herfallen dürfen. Ich werde ihnen auf jeden Fall zukünftig anders gegenübertreten.

    »...Aus Mettwurst machste kein Marzipan! «
    Bernd Stromberg

  • § 241a BGB ist Dein Freund:


    § 241a Unbestellte Leistungen


    *)
    (1) Durch die Lieferung beweglicher Sachen, die nicht auf Grund von Zwangsvollstreckungsmaßnahmen oder anderen gerichtlichen Maßnahmen verkauft werden (Waren), oder durch die Erbringung sonstiger Leistungen durch einen Unternehmer an den Verbraucher wird ein Anspruch gegen den Verbraucher nicht begründet, wenn der Verbraucher die Waren oder sonstigen Leistungen nicht bestellt hat.
    (2) Gesetzliche Ansprüche sind nicht ausgeschlossen, wenn die Leistung nicht für den Empfänger bestimmt war oder in der irrigen Vorstellung einer Bestellung erfolgte und der Empfänger dies erkannt hat oder bei Anwendung der im Verkehr erforderlichen Sorgfalt hätte erkennen können.
    (3) Von den Regelungen dieser Vorschrift darf nicht zum Nachteil des Verbrauchers abgewichen werden. Die Regelungen finden auch Anwendung, wenn sie durch anderweitige Gestaltungen umgangen werden.



    - bei Amazon hättest Du sicher gutes Geld für die Bücher bekommen.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

  • Das ist ja absolut no-go! Schlimmstes Drückerkolonnenverhalten.
    Bei uns kommt regelmäßig so ein Typ vom Sailor-Verlag, der den Kids ein Kinderzeitschrift-Abo vorstellt und die Lehrer mit Kleinen Werbegeschenken besticht. :sauer:
    Und der darf das ganz offiziell. Der hat mir jedesmal fast eine Unterrichtsstunde mit seinem albernen Vorstellung geklaut, jetzt lehne ich dankend ab und lass ihn nicht mehr mehr in die Klasse.

  • Modal Nodes hätte ja auch dafür bezahlen sollen!

    "Hätte" und "sollen" sind hier natürlich die entscheidenden Punkte... "nicht" und "müssen" antwortet das Gesetz. Danke, liebe EU! Allerdings soll die Menge unverlangt zugeschickter Waren seit der Einführung des Paragraphen schlagartig zurückgegangen sein. Offensichtlich wieder mal ein lukratives Geschäftsmodell, das die EU-Bürokraten gekillt haben.

  • Das ist ja absolut no-go! Schlimmstes Drückerkolonnenverhalten.
    Bei uns kommt regelmäßig so ein Typ vom Sailor-Verlag, der den Kids ein Kinderzeitschrift-Abo vorstellt und die Lehrer mit Kleinen Werbegeschenken besticht. :sauer:
    Und der darf das ganz offiziell. Der hat mir jedesmal fast eine Unterrichtsstunde mit seinem albernen Vorstellung geklaut, jetzt lehne ich dankend ab und lass ihn nicht mehr mehr in die Klasse.

    "Offiziell" darf der das nur mit Zustimmung der Schulleitung. Setzt es als TOP auf die nächste Lehrerkonferenz und bewegt die Schulleitung dazu, den Vertreter nicht mehr auf das Schulgelände zu lassen.

  • Bei uns sind auch mehrmals im Jahr Vertreter diverser Schulbuchverlage. Einige bauen einen Stand vor der Bibliothek auf ... andere sind "dreister" und tun das im - schon ohne sie zu kleinen - Lehrerzimmer.
    Mittlerweile spricht mich allerdings keiner mehr an ... vielleicht sehe ich aus, als ginge ich nächstes Jahr in Pension? Oder ich schau so grimmig? Egal ... ich vermisse diese Gespräche nicht wirklich.

  • Alle paar Monate haben wir auch solche Vertreter, die ihren Stand im Lehrerzimmer aufbauen oder dort einen halben Tisch belegen. Beim letzten konnte man kaum noch den Vertretuntgsplan lesen oder gar abzeichnen, weil er sich davor postiert hatte. Meisten kann man die gut ignorieren, es gab aber auch schon die penetranten Exemplare, die einen dann im Lehrerzimmer angequatscht haben bzw. nacheinander alle Fachbetreuer heraussuchten und diese anquatschten. Einer hatte mich sogar einmal im Unterricht gestört, den ich dann aber recht achnell abgebügelt habe. Ich bin von diesen Vertretern häufig recht genervt, andererseits tun sie mir auch leid, da ich mich frage, wie man zu einem solchen Job kommt. Den ganzen Tag in fremden Lehrerzimmern stehen, von den Lehrern dort gewissentlich ignoriert werden und trotzdem versuchen, irgendwie die Verlagswerke an den Mann zu bringen.


    Sarek

  • Bei uns hat das solche Ausmaße angenommen, dass kein Vertreter mehr kommen darf.
    Was wir benötigen finden wir, wir wissen schließlich wie und wo man sich informieren kann.


    Mich ärgern die Vertreter auch sehr.
    Teilweise lügen sie am Telefon der Schulsekretärin etwas vor, nur um ins Schulleitungsbüro durchgestellt zu werden.


    Der Sailer Verlag hat bei uns Hausverbot, weil ich die Methoden den Kindern gegenüber als absolut unrechtens empfinde.
    Mal abgesehen davon, dass das Material überflüssig und wenig ansprechend bzw. didaktisch auch nicht immer nutzbar ist.


    Mir scheint, der Markt ist heiß umkänpft, anders kann ich mir die unangenehme Penetranz nicht vorstellen.


    Herzliche Grüße
    strubbelsuse

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