Benotung bei Teilnahme eines muslimischen Kindes am Religionsunterricht

  • In meinen Augen ist das allerdings kein Kriterium für einen guten oder schlechten Schüler.

    Warum ist dann die mündliche Beteiligung in Deinen Augen ein Kriterium für einen guten oder schlechten Schüler?


    Wenn der introvertierte Schüler A einfach schweigend auf seinem Platz sitzt, aufmerksam zuhört und sich feinsäuberlich alles in sein Heft schreibt, um es dann später zuhause nochmal nachbereiten zu können, wieso ist er dann ein schlechterer Schüler als der extrovertierte Schüler B, der sich alle 2 Minuten meldet und nichts mitschreibt?

    • Offizieller Beitrag

    Wenn der introvertierte Schüler A einfach schweigend auf seinem Platz sitzt, aufmerksam zuhört und sich feinsäuberlich alles in sein Heft schreibt, um es dann später zuhause nochmal nachbereiten zu können, wieso ist er dann ein schlechterer Schüler als der extrovertierte Schüler B, der sich alle 2 Minuten meldet und nichts mitschreibt?

    du scheinst gerne schwarz-weiß zu malen.


    Längst nicht jeder Schüler, der sich mündlich einbringt, plappert nur so daher, ohne etwas mitzuschreiben.
    Längst nicht jeder Schüler, der stumm im Unterricht dasitzt, passt auf, schreibt mit (fein säuberlich???) und arbeitet dann zu Hause alles nach. Das sind doch wohl eher Wunschgedanken eines Unidozenten im ersten Unterrichtsjahr.


    Ein Schüler, der durch seine Beiträge den Unterricht bereichert, der Fragen stellt, der den Unterricht voran bringt, ist im Mündlichen auf jeden Fall ein besserer Schüler als dein stummer Kandidat mit säuberlicher Heftführung.
    Und das mit guter mündlicher Note zu honorieren ist doch Sinn und Zweck der mündlichenLeistungserhebung.
    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie mit lauter stummen Schülern ein Unterrichtsgespräch ablaufen soll.
    Ach, ich vergaß: die haben ja säuberliche Mitschriften.... :autsch:

  • Ein Schüler, der durch seine Beiträge den Unterricht bereichert, der Fragen stellt, der den Unterricht voran bringt, ist im Mündlichen auf jeden Fall ein besserer Schüler als dein stummer Kandidat mit säuberlicher Heftführung.


    Warum ist das ein "besserer" Schüler? Inwiefern kann man da von "besser" sprechen?


    Schüler sind eben Menschen mit verschiedenen Charaktären. Der eine ist extrovertiert und mitteilungsbedürftig, der braucht das einfach sich im Unterricht "einzumischen", sich zu Wort zu melden, sich selbst zu präsentieren und zu diskutieren. Der andere ist sehr introvertiert und möchte einfach in Ruhe für sich dem Unterricht folgen und den Stoff innerlich nachvollziehen und verstehen. Das ist eine Frage des Charakters. Warum sollte es dann "besser" sein extrovertiert im Unterricht zu agieren als introvertiert dem Unterricht zu folgen?


    Was für mich alleine zählt ist, ob die Schüler den Stoff verstanden haben und ihn beherrschen. Das ist für mich entscheidend und das bewerte ich auch. Und wenn ein Schüler mir in den Klassenarbeiten oder Tests mehrfach beweist, dass er den im Unterricht behandelten Stoff absolut verstanden hat und sehr gut beherrscht, dann bekommt er dafür von mir auch im Zeugnis die entsprechende Note. Ob er im Unterricht sich tausend mal gemeldet oder oder nie ist mir da doch vollkommen egal.

  • Bei der Frage um die aktive Beteiligung im Unterrichtsgeschehen geht es nach meinem Verständnis nicht darum, ob durch die Bewertung "Noten versaut" werden oder ob stille Schüler irgendwie "gerechter behandelt" werden oder so.


    Ich sehe da bei mir einen weiter gefassten Bildungsauftrag: in unserer Gesellschaft ist die Fähigkeit nach außen aufzutreten, sich zu präsentieren, Selbstbewußtsein zu zeigen direkt mit Lebenschancen verbunden. Zu begreifen, dass solche Kompetenzen im späteren Leben wichtig sind, und sich im geschützten Rahmen des Unterrichts daran auszuprobieren und zu wachsen, ist für mich ein zentraler Teil der Unterrichtsziele der Schüler. Es geht ja darum, die Entwicklung von Kindern zu selbstbewussten und streitbaren Erwachsenen zu fördern; gerade was die stillen, fleißigen Mädchen angeht, vor allem, wenn sie ein Kopftuch tragen.


    Da bin ich gefragt, da muss ich ran. Selbstverständlich bedeutet das auch, dass ich durch die pädagogische Gestaltung meines Unterrichts eine aktive Beteiligung am Unterricht möglichst angstfrei ermöglichen muss. Die Erpressung "beteilige dich oder 5 in der Mitarbeit" ist da natürlich absolut kontraproduktiv.

    • Offizieller Beitrag

    Danke Nele.


    Mal abgesehen davon gibt es ja durchaus auch noch Vorschriften zur Benotung der "mündlichen" Fächer. Ich sehe da durchaus ein pädagogisches, ein fachliches und ein gerechtigkeitsbezogenes Problem, wenn die kontinuierliche mündliche Mitarbeit im Vergleich zu Tests - die man in NRW gar nicht so oft schreiben darf - Hausaufgaben und Heftführung in den Hintergrund rückt. Charakterliche oder begabungsbedingte Gründe für schlechte Teilleistungen finden wir in allen Fächern und allen (Teil)Leistungsbereichen. Sie selektiv unter Zuhilfenahme von Extrembeispielen zu entschuldigen, halte ich für falsch.

    • Offizieller Beitrag

    sauber: ja.


    Ist immer sinnvoll.


    Für mich sind die Hefte der Schüler ihr Arbeitsmaterial. Wie sie damit zurechtkommen, müssen sie selbst sehen, zumindest die älteren unter ihnen.
    Aber wenn jemand alles fein säuberlich mitschreibt, kann ich darin keine Leistung per se sehen. Das mag sinnvoll sein, benote ich aber nicht.

    • Offizieller Beitrag

    In Hessen ist das folgendermaßen geregelt:

    Zitat

    § 26
    Grundsätze der Leistungsfeststellung
    und Leistungsbewertung
    Die Leistungsfeststellung und Beurteilung nach § 73 des Hessischen Schulgesetzes erstreckt sich unter Berücksichtigung der Richtlinien nach Anlage 2 auf die Leistungen in den einzelnen Fächern und Lernbereichen sowie auf das Arbeits- und Sozialverhalten. Sie stützt sich auf die Beobachtungen im Unterricht und auf die mündlichen, schriftlichen und, sofern solche vorgesehen sind, die praktischen Leistungsnachweise und Leistungskontrollen. Leistungsfeststellung und -bewertung beziehen sich auf die gesamte Lernentwicklung der Schülerin oder des Schülers im Beurteilungszeitraum und umfassen sowohl die fachlichen Fähigkeiten, Kenntnisse und Fertigkeiten sowie die Leistungsbereitschaft, als auch Aussagen über das Verhalten der Schülerin oder des Schülers, wie es sich im Schulleben darstellt. Hierbei ist zu beachten, dass Leistungsbewertung ein pädagogischer Prozess ist, der im Dienste der individuellen Leistungserziehung steht und der sich nicht nur auf das Ergebnis punktueller Leistungsfeststellungen, sondern auf den gesamten Verlauf der Lernentwicklung der Schülerin oder des Schülers bezieht. Der Verlauf der Lernentwicklung ist daher in die abschließende Leistungsbewertung einzubringen und soll der Schülerin oder dem Schüler eine ermutigende Perspektive für die weitere Entwicklung eröffnen.


    (...)

    in §32 steht dann noch "

    Zitat

    (3) In den Fächern, in denen gemäß Nr. 7 a der Anlage 2 Klassen- oder Kursarbeiten nach Abs. 2 Nr. 1 vorgesehen sind, machen die schriftlichen Arbeiten die Hälfte der Grundlagen der Leistungsbeurteilung aus, in den übrigen Fächern etwa ein Drittel. Die Regelungen für studienqualifizierende Bildungsgänge der Oberstufe (Sekundarstufe II) sowie für Fachschulen und für die Schulen für Erwachsene bleiben unberührt.(4) In der Grundschule liegt der Schwerpunkt der Leistungsbewertung im mündlichen Bereich; die schriftlichen Arbeiten nach Nr. 6.2 der Anlage 2 sollen in angemessenen Umfang bei der Leistungsbewertung einbezogen werden.


    Mit Claudius' Prinzip käme man hier nicht weiter. Gibt es überhaupt ein Bundesland, wo man nur punktuelle Leistungsbewertungen heranziehen kann?

    • Offizieller Beitrag

    In Hessen ist das folgendermaßen geregelt:

    Mit Claudius' Prinzip käme man hier nicht weiter. Gibt es überhaupt ein Bundesland, wo man nur punktuelle Leistungsbewertungen heranziehen kann?

    nun ja, wir wissen ja allmählich: bei Claudius ist vieles..ähem.... anders :fluester:

  • Ich gebe euch ein konkretes Beispiel aus dem letzten Schuljahr.


    Schülerin im Deutschkurs Klasse 11. In allen drei Klausuren eine glatte 1 geschrieben. Hausaufgaben sind immer sorgfältig gemacht. Im Unterricht ist sie immer aufmerksam bei der Sache und schreibt alles mit.
    Einziges Problem: Sie beteiligt sich nicht mündlich am Unterricht.


    Ich habe ihr mehrfach unter die Klausuren geschrieben, dass sie sich bei den tollen Leistungen doch ruhig auch mal mündlich am Unterricht beteiligen könne. Ihrerseits kam keine Reaktion. Wenn ich sie mal drangenommen habe, ist sie sofort errötet und fing unsicher an zu stammeln. Dass sie sich äusserst unwohl fühlte war ihr anzusehen.


    Beim Elternsprechtag habe ich das Thema dann angesprochen. Schülerin und Eltern berichteten mir, dass dieses "Problem" schon die ganze Schullaufbahn bestehe. Sie sei eben nunmal eine sehr ruhige, in sich gekehrte und schüchterne Persönlichkeit und könne dies auch nicht auf Kommando ablegen.


    Ich hätte ihr nun einfach mündlich eine 5 oder 6 geben können. Im Zeugnis hätte sie dann gerade so noch eine 3 gehabt. Und das obwohl sie vom Können und Wissen her eindeutig die Klassenbeste ist.


    Ich bin aber nicht Lehrer geworden um Paragraphen zu reiten.

    • Offizieller Beitrag

    Bist du jetzt eigentlich in Hessen, oder nicht?


    Und klar hätte man da was machen können. Wenn man das Problem nicht jetzt angeht, wann dann? Dann steht das arme Mädel auch nach der Schule mit der Redehemmung da. Das schränkt nicht nur Jobchancen erheblich ein.
    Ich hatte auch schon einige solche Fälle und musste niemandem eine 5 oder 6 geben (das schaffen eigentlich nur die Totalarbeitsverweigerer). Man muss ihnen Arbeits- und Ausdruckformen anbieten, die sie ins soziale Sprechen reinwachsen lassen.

  • Was für mich alleine zählt ist, ob die Schüler den Stoff verstanden haben und ihn beherrschen. Das ist für mich entscheidend und das bewerte ich auch. Und wenn ein Schüler mir in den Klassenarbeiten oder Tests mehrfach beweist, dass er den im Unterricht behandelten Stoff absolut verstanden hat und sehr gut beherrscht, dann bekommt er dafür von mir auch im Zeugnis die entsprechende Note. Ob er im Unterricht sich tausend mal gemeldet oder oder nie ist mir da doch vollkommen egal.

    Und was tust du, wenn ein Schüler im Unterricht mündlich top ist, immer aufmerksam, kontinuierliche und qualitativ hochwertige mündliche Beiträge, aber in den Klausuren regelmäßig versagt, weil er vllt. Prüfungsangst hat? Also mündlich 1, schriftlich 5? Gibst du ihm dann auch eine 1, oder doch die 5? Ich finde es aus mehreren Gründen sehr problematisch, dass du dir einzelne Leistungsmerkmale rauspickst, die du bei einzelnen Schülern nicht oder verstärkt zählst.


    Der erste ist: Du verstößt gegen die Erlasse zur Leistungsbewertung. Und obwohl ich es befürworte, wenn man diese Erlasse mit einem "pädagogischen Blick" liest und deutet, sollte man ihre Grundstruktur doch nicht ignorieren.


    Der zweite ist: Fairness. Kinder, die auch introvertiert sind, aber trotzdem versuchen mündlich mitzuarbeiten und dann vllt. 3 oder 4 stehen werden gegenüber denen, die es garnicht erst versuchen, bestraft. Denn ihre Leistung zählt als mäßige Leistung, während die Nichtleistung der anderen keinerlei Gewicht bekommt.


    Der dritte ist: Du erweist deinen introvertierten Schülern einen Bärendienst. Ich selbst war als auch Kind sehr introvertiert, aber immer eine sehr gute Schülern (mindestens nach deinen Bewertungsmaßstäben). Aber natürlich zählte meine mündliche Mitarbeit, und ich habe mir in der fünften Klasse einen Zettel ins Federmäppchen gelegt: "Mindestens 1x die Stunde melden! Tu es für Frau *NameMeinerGrundschullehrerin*" - letztere hatte mir nämlich bei der Verabschiedung das Versprechen abgenommen, mich auch mal freiwillig zu melden, das würde man am Gymnasium brauchen. Ich habe mich also überwunden, und irgendwann habe ich gemerkt, dass das gar nicht so schlimm ist. Die Nervosität hat nachgelassen, ich habe den Zettel durch "Mindestens 2x die Stunde melden!" ersetzt, und bin im Laufe der Zeit im Mündlichen genauso stark geworden wie im Schriftlichen. Hätte ich gewusst, dass das Mündliche letztlich egal ist, solange ich schriftlich gut bin, hätte ich mich niemals überwunden und hätte noch in der Oberstufe Herzrasen, Hitze und Bibberbeine bekommen, wenn ich mich maaaal gemeldet habe. Ich bin meiner Grundschullehrerin und auch meinen Lehrern in der 5 sehr dankbar, dass sie mich bestärkt haben, mich immer noch ein wenig mehr zu trauen und mir über die Noten gezeigt haben, dass sie meine Anstrengung (denn das war es am Anfang!) bemerken und honorieren.

    Warum Trübsal blasen, wenn man auch Seifenblasen kann?

    • Offizieller Beitrag

    Ich bin aber nicht Lehrer geworden um Paragraphen zu reiten.

    Du hast Dich als Lehrer an geltendes Recht zu halten und nicht die Paragraphen nach Deinem pädagogischen Gusto auszulegen, wenn es diesbezüglich keinen Spielraum gibt.
    Das ist die Argumentation eines Pubertären, der gerade keien Lust hat, Regeln zu befolgen, weil sie ihm nicht in den Kram passen. Ein echtes Vorbild also...

  • Bist du jetzt eigentlich in Hessen, oder nicht?


    Nein.



    Zitat von Meike

    Und klar hätte man da was machen können. Wenn man das Problem nicht jetzt angeht, wann dann? Dann steht das arme Mädel auch nach der Schule mit der Redehemmung da. Das schränkt nicht nur Jobchancen erheblich ein.Ich hatte auch schon einige solche Fälle und musste niemandem eine 5 oder 6 geben (das schaffen eigentlich nur die Totalarbeitsverweigerer). Man muss ihnen Arbeits- und Ausdruckformen anbieten, die sie ins soziale Sprechen reinwachsen lassen.


    Kannst Du mal konkrete Beispiele für "Arbeits- und Ausdruckformen anbieten, die sie ins soziale Sprechen reinwachsen lassen" nennen?


    Für mich stellt sich da auch immer die Frage, inwiefern man den Charakter von Schülern zwanghaft verbiegen sollte. Zumal diese Schülerin auch nicht darunter leidet, abgesehen von der mangelnden Akzeptanz ihres Charakters durch einige Kollegen.

  • Du hast Dich als Lehrer an geltendes Recht zu halten und nicht die Paragraphen nach Deinem pädagogischen Gusto auszulegen, wenn es diesbezüglich keinen Spielraum gibt.

    Ich halte mich an geltendes Recht, bin aber kein blinder Paragraphenreiter. Ich interpretiere die gesetzlichen Vorgaben in meinem beruflichen Alltag im individuellen Einzelfall zum Wohl meiner Schüler.

    • Offizieller Beitrag

    Für mich stellt sich da auch immer die Frage, inwiefern man den Charakter von Schülern zwanghaft verbiegen sollte. Zumal diese Schülerin auch nicht darunter leidet, abgesehen von der mangelnden Akzeptanz ihres Charakters durch einige Kollegen.


    Es geht weder um zwanghaft noch um verbiegen. Fakt ist, dass die Schule gewisse Leistungsanforderungen stellt, denen sich ALLE Schüler stellen müssen. Um extrovertierteren wie introvertierteren Schülern und der ganzen Bandbreite an Charakteren Rechnung zu tragen, wurden die Leistungsanforderungen bzw. -kriterien mittlerweile so variabel gestaltet, dass man sich auf unterschiedlichste Weise einbringen kann - also ganz wie Du indirekt forderst.
    Um eine gute oder sehr gute Note zu erzielen, werden nun einmal entsprechende Leistungen aus allen Teilleistungsbereichen benötigt, wobei charakterbezogene Schwerpunktsetzungen, sofern sie für ALLE Schüler gleichermaßen erfolgen und sich im Rahmen der geltenden Vorschriften bewegen (i.e. pädagogische Freiheit bzw. Verantwortung),völlig in Ordnung sind.


    Die Akzeptanz des Charakters eines Schülers durch die KollegInnen ist dabei unerheblich, sofern die Leistungsbewertung unabhängig davon erfolgt.


    Dieses "Leiden des Schülers bei der Erbringung mündlicher Leistungen" tritt meiner Erfahrung nach übrigens weit weniger auf, als es hier von Dir suggeriert wird. Oft ist es nur Unsicherheit oder mangelnder Elan, sich gegen Vielmelder durchzusetzen.

  • Ähm...die so genannte "mündliche Mitarbeit" umfasst doch mehr als "sich Melden" und "in Diskussionen einbringen"?? Also meinetwegen Aufgaben, die während des Unterrichts zu bearbeiten sind, Mitarbeit in Gruppen-/Partnerarbeiten usw. Das alles fließt doch in die "sonstige Mitarbeit" ein und gibt doch damit auch den Schüchternen Möglichkeiten, ihren Arbeitswillen und ihr Potential zu zeigen. Damit ist natürlich nicht die 1 gesichert, aber wer das gut macht (und der von dir beschriebene Schülertyp macht diese Dinge ja meistens gut), kann doch dann auch keine 5 oder 6 in der SoMi kriegen.


    Schüchternen Schülern kann es helfen, vorbereitete Dinge einzubringen, wenn die Ursache also z.B. ist, dass sie Angst haben, etwas Falsches zu sagen, also meinetwegen erst Mal die Hausaufgaben vorzutragen. Oder vielleicht hilft es, wenn sie in eine Rolle schlüpfen bei einem Rollenspiel o.ä. und eben nicht als eigene Person da stehen, sondern als jemand anderes. Und nicht zuletzt muss man auch die Klassen-/Kurssituation miteinbeziehen, es gibt ja leider immer mal wieder Konstellationen, in denen Schüler meinen, sich über die Fehler anderer lustig machen zu können, da muss man dann als Lehrer natürlich ran.


    Aber ich bin auch der Meinung, dass die Kinder extreme Schüchternheit überwinden lernen müssen für die Zukunft. Sie sollen und können nicht derjenige sein, der sich dann ständig meldet, es geht nicht darum, ihren Charakter zu verändern, natürlich nicht. Aber wenigstens bei sicheren Dingen wie den Hausaufgaben müssen sie das schon lernen, sich zu überwinden. Und wenn das wirklich überhaupt gar nicht geht und zwar in allen Bereichen, nicht nur in der Klassengemeinschaft, dann brauchen sie vielleicht Hilfe von außen, denn wie soll das sonst weiter gehen, wenn sie in Bewerbungsgesprächen sind, sich im Beruf im Team behaupten müssen usw. usf.?


    Übrigens: Den Tipp mit dem Zettel ins Mäppchen gebe ich meinen schüchternen Schülern auch immer, auch angefangen mit einem kleinen Ziel wie "einmal die Stunde melden" (wobei das leider kaum einer dann wirklich macht...). Manchmal empfehle ich auch ein Buddy-System zwischen guten Freunden/ Vertrauten.

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

    • Offizieller Beitrag

    Man verbiegt doch niemandem seinen Charakter, wenn man ihm hilft, seine Hemmungen zu überwinden, was soll denn diese Theatralik? Das ist eine faule Ausrede. Der Normalfall bei solchen Kindern ist eher der hier

    Zitat

    Der dritte ist: Du erweist deinen introvertierten Schülern einen Bärendienst. Ich selbst war als auch Kind sehr introvertiert, aber immer eine sehr gute Schülern (mindestens nach deinen Bewertungsmaßstäben). Aber natürlich zählte meine mündliche Mitarbeit, und ich habe mir in der fünften Klasse einen Zettel ins Federmäppchen gelegt: "Mindestens 1x die Stunde melden! Tu es für Frau *NameMeinerGrundschullehrerin*" - letztere hatte mir nämlich bei der Verabschiedung das Versprechen abgenommen, mich auch mal freiwillig zu melden, das würde man am Gymnasium brauchen. Ich habe mich also überwunden, und irgendwann habe ich gemerkt, dass das gar nicht so schlimm ist. Die Nervosität hat nachgelassen, ich habe den Zettel durch "Mindestens 2x die Stunde melden!" ersetzt, und bin im Laufe der Zeit im Mündlichen genauso stark geworden wie im Schriftlichen. Hätte ich gewusst, dass das Mündliche letztlich egal ist, solange ich schriftlich gut bin, hätte ich mich niemals überwunden und hätte noch in der Oberstufe Herzrasen, Hitze und Bibberbeine bekommen, wenn ich mich maaaal gemeldet habe. Ich bin meiner Grundschullehrerin und auch meinen Lehrern in der 5 sehr dankbar, dass sie mich bestärkt haben, mich immer noch ein wenig mehr zu trauen und mir über die Noten gezeigt haben, dass sie meine Anstrengung (denn das war es am Anfang!) bemerken und honorieren.


    Und Methoden gibt es da unendlich viele. Ist es wirklich, ehrlich dein Ernst, dass du keine kennst -? ?? :ohh:

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