Zweitstudium mit Mitte 30 - Erfahrungen

  • Hallo,


    ich habe schon immer mit dem Gedanken gespielt Lehrer zu werden. Da ich aber immer mehr auf die Meinung anderer (Eltern, Freunde) gehört habe, habe ich nach dem Abi erst eine Ausbildung gemacht und dann ausbildendbegleitend Mathematik (FH) studiert. Allerdings hatte ich immer im Hinterkopf, du kannst ja über den Seiteneinstieg immer noch Lehrer werden. Mittlerweile bin ich Mitte 30, habe zwei Kinder und der Wunsch endlich Lehrer zu werden wird immer stärker. Am liebsten würde ich Grundschullehramt studieren. Leider ist das bei uns in Aachen nicht möglich.


    Im Moment kreisen einige Fragen in meinem Kopf herum und ich hoffe, dass mir hier jemand weiterhelfen kann:


    Hat jemand mit Mitte 30 noch einmal angefangen zu studieren?
    Hat jemand Erfahrung, was einem aus dem Erststudium anerkannt werden kann?
    Wie sieht es mit Arbeiten während des Studiums aus? (Zurzeit habe ich eine halbe unbefristete Stelle im öffentlichen Dienst, die ich schon während meines Erststudiums ausgeführt habe)
    Gibt es vllt. jemanden, der einen ähnlichen Weg gewählt hat und mir ein paar Tips geben kann, wie man ein solches Vorhaben am Besten umsetzen kann?


    Danke!

  • wenn ich deinen nick mal richtig interpretiere bist du doch "erst" 32.
    sprich du hast noch 35 jahre vor dir. da lohnt sich m.e. ein Studium, wenn dass der Job ist den du immer machen wolltest.
    mit viel gas geben schaffst du es vielleicht sogar noch verbeamtet zu werden (in NRW bis 40, kindererziehungszeiten sind noch anzurechnen).


    die kollegin meinen Mannes hat ihr Studium mit mitte 40 beendet.
    sie ist superfroh ärgert sich nur über ihr Angestelltengehalt.


    daher viel erfolg und ran ans studium

  • huhu,


    ich habe erst Mathematik (Diplom) studiert, dann noch was anderes an der Uni gemacht und mich dann entschieden Lehramt zu studieren (Mathematik, Physik Gymnasium). Mein Mathematikstudium wurde mir für die Fachmodule voll anerkannt (d.h. alle fachwisenschaftlichen Mathematikmodule konnte ich mit mienem Mathestudium abdecken). Meine Diplomarbeit wurde als Bachelorarbeit anerkannt. Außerdem durfte ich in Physik im 2. Semester einsteigen (das ist ein etwas komplizierterer Aspekt, den ich hier mal nicht ausführe).


    Für das Studium insgesamt nützt mir meine Erfahrung sehr viel (sowohl Lebenserfahrung als auch die Erfahrung aus dem Erststudium). Manchmal kommt es zu seltsamen Gesprächsverläufen mit den 10 Jahre jüngeren Kommilitonen (die haben die Wende nicht "erlebt" und die Expo in Hannover auch nicht, etc).


    Vieles kommt sicher auf die Uni an, die in Hannover ist sehr Kinder- und Elterndreundlich (auch die Anerkennungsfragen musst Du mit der Uni klären, dass kann unterschiedich gehandhabt werden).


    Ich schaffe es mit Studium+Kind+Haushalt (davon wenig) noch 30 Stunden im Monat zu arbeiten. Mehr geht nicht.


    edit: ich bereue das Studium bisher nicht und bin bisher auch davon überzeugt, dass es sich sehr lohnt.

  • Gibt es Praktika oder Sonstiges, was man vor dem Beginn des Studiums machen mus? Wie geht man am besten vor erst einschreiben, dann das Erststudium anerkennen lassen?


    Ich hatte die Unis, die hier in der Nähe liegen (bis zu 1.5 Std Fahrzeit) schon einmal angeschrieben. Genaues was ich evtl. anerkannt bekommen kann, konnte mir keiner sagen. Ich weiß bisher nur, dass Köln auf ihren NC auch im Zweitstudium besteht.

  • Das hängt ja sehr von den Studien- und Prüfungsordnungen ab, ist also im Zweifelsfall von Uni zu Uni verschieden.
    Hier in Hannover muss man im Bachelor ein Schul- und ein Berufspraktikum machen. Das Berufspraktikum bekam ich auch anerkannt (weil meine Tätigkeiten in der Vergangenheit sehr kulant ausgelegt wurden, nur den Bericht musste ich noch schreiben). Das Schulpraktikum wird von Seminaren begleitet. Das Berufspraktikum könnte man also auch vor dem Studium machen, das Schulpraktikum eher nicht. Wobei sich da evtl auch was anerkennen ließe. (Ist aber an anderen Unis evtl anders)


    Du musst dich bei jeder interessanten Uni erkundigen, wie die Anerkennung geregelt ist. Dazu gibt es zumindest in den entsprechenden Prüfungsordnungen bestimmt einen Absatz. Ansonsten würde ich auf den Homepages nach Informationen dazu suchen, oft wird dann auch ein Ansprechpartner für Anerkennungsfragen genannt. Mit Grundschullehramt kenne ich mich nicht aus, in meinem Fall (Gymnaslaillehramt) war das der Fachberater Mathematik für Lehramtstudierende.

  • Es gibt ein spezielles FH-Seiteneinsteigerprogramm für Mangelfächer. Es könnte sein, dass Du da hineinfällst. Du unterrichtest 13 Stunden an einem Berufskolleg und studierst gleichzeitig an einer Uni (!) den fachwissenschaftlichen Maste (Bezahlung nach E11). In Deinem Fall also wahrscheinlich Mathematik. Dafür hast Du 3 Jahre Zeit. Anschließend startest Du ins berufsbegleitende Referendariat (OBAS) mit der Bezahlung nach E13. Du bist nachher Lehrer (Studienrat) wie alle anderen. Und ich habe das mit 36 angefangen und bin letztes Jahr verbeamtet worden. Wenn Du wirklich 32 bist hast Du noch massig Zeit.


    Falls Du wirklich Grundschullehramt studieren willst, solltest Du damit rechnen dass Du viel nachstudierten musst. Unis erkennen von FHs oft sehr wenig an.


    Insgesamt möchte ich Dir aber Mut machen: Ein Studium mit 32 ist wirklich kein Problem.

  • Ich habe mit 35 Jahren im Oktober 2010 mit dem Studium begonnen und habe am 11. Dezember mein 2. Staatsexamen bestanden.


    Zunächst habe ich halbtags neben dem Studium gearbeitet, jedoch hatte ich nach 1/2 Jahr das Glück ein Stipendium zu bekommen, da ich zuvor eine Berufsausbildung gemacht habe und in meinem Beruf einige Jahre gearbeitet habe.
    Ich würde dir empfehlen, dich für ein Stipendium zu bewerben. Z.B. das:


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    Das habe ich bekommen und musste nicht mehr halbtags arbeiten, sondern habe einen Minijob gemacht, um mehr Zeit für das Studium zu haben. Ob dir ein FH Abschluss anerkannt wird, weiß ich nicht. Da solltest du dich bei dem jeweiligen Fachbereich bzw. dem Prüfungsamt der Uni, an der du studieren willst, erkundigen.
    Ich habe mein Studium nicht bereut.
    Allerdings solltest du bedenken, dass dir während des Studiums und des Referendariats wenig Zeit für deine Familie bleibt. Oft musst du Hausarbeiten schreiben und im Referendariat musst du Lehrproben vorbereiten. Das schlaucht. Ich habe selbst ein Kind, das gerade eingeschult wurde, als ich mit dem Studium begonnen habe.
    Wenn es dein Wunsch ist, dann rate ich dir dazu. Du wirst sicherlich mit den Schülern gut zurecht kommen, weil du eigene Kinder hast. Vielleicht kannst du Grundschullehramt an einer anderen Uni in der Nähe studieren.
    Dein Alter sollte nicht das Problem sein.

  • ein Unterschied könnte auch sein, dass ja der Fachanteil im Grundschullehramt geringer ist als im Gymnasiallehramt. Für mich bedeutete die Anerkennung ca 1/3 des Studiums + Bachelorarbeit. Das war schon eine deutliche Reduzierung.
    Also solltest Du Dich wirklich genau informieren.
    Das Alter halte ich auch nicht für problematisch.

  • Danke für euren Zuspruch. Ich werde mich Anfang des nächsten Jahres dann mal mit den Unis direkt in Verbindung setzen.


    Was sagte mir eine Freundin gestern:" Wenn du das Gefühl hast dich verändern zu müssen, dann jetzt, morgen ist es zu spät!"

  • Hallo Jabberwocky,


    die Bewerbung für ein Zweitstudium richtet sich ja nach einem Punktemodell. Die Punkte zur Abschlussnote des Erststudiums sind klar. Weißt du, oder jemand anderes in welche Begründung das Grundschullehramt fällt (Zwingende berufliche Gründ, wissenschaftliche Gründe, besondere berufliche Gründe, sonstige berufliche Gründe oder sonstige Gründe)?

  • öhm ich musste mein Zweitstudium nicht begründen. Ich habe mich einfach eingeschrieben (naja so einfach nicht, da ich im Sommersemester beginnen wollte musste ich mich in Physik ein Semester hochstufen lassen, was einige Begründung erforderte, da ich ja vorher Physik nicht studiert habe. Wir haben aber eine gute Begründung gefunden :-)). In Mathematik war die Höhereinstufung aufgrund meines Erststudiums ja kein Problem. Vielleicht musste ich daher auch nichts begründen, weil ich sozusagen quer eingestiegen bin. Vielleicht sind Gymnasiallehramt und Grundschullehramt aber auch einfach zu unterschiedlich geregelt (evtl auch bundesladmäßig).

  • Du wirst sicherlich mit den Schülern gut zurecht kommen, weil du eigene Kinder hast.

    Seit wann kommt man automatisch mit Schülern klar, nur weil man eigene Kinder hat?




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    Grundschullehramt in NRW ist übrigens keine rosige Stellensituation, es wird auf lange Sicht immer deutlich mehr Bewerber als freie Stellen geben (siehe Prognose MSW). Trotz Flüchtlingen & Co.

  • Danke tootsie, das wusste ich schon und ich weiß auch schon wo ich das machen könnte.


    Laut den unis in nrw muss ich mich auf ein Zweitstudium bewerben und kann mich nicht einfach Einschreiben, weil auf dem Grundschullehramt ein NC liegt. Kennt sich jemand mit den Begründungen aus?

  • Und du solltest im Kopf behalten, dass ein Primarlehrerstudium außerhalb des Schulsystems de facto wertlos ist.

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