Wechselnde Sitzordnungen

  • Hallo!
    Da ich immer wieder auf verschiedene Modelle stoße, wie Lehrer die Sitzordnung in der Grundschule festlegen, würde mich mal interessieren, wie ihr das so handhabt.
    Ich meine jetzt nicht die Sitzform (Hufeisen, Gruppentische etc.).


    Bisher habe ich mir um die Sitzordnung nicht zu viele Gedanken gemacht.
    Ich habe auf Rechts-/Linkshänder geachtet, auf Kinder die aufgrund von Seh- oder Hörproblemen weit vorne sitzen müssen und wenn Kinder an ihrem Sitzplatz nicht aufmerksam sind, habe ich sie eben entsprechend umgesetzt.
    In der Regel galten Sitzordnungen bei mir über einen längeren Zeitraum, mal mindestens von Ferien zu Ferien oder länger.


    Es gibt aber ja auch ganz andere Varianten.
    So mischen manche alle zwei Wochen die Sitzordnung durch, so dass jeder mal neben jedem sitzt.
    Oder Kinder schreiben Zettelchen, neben wem sie sitzen wollen und dann versucht der Lehrer das irgendwie hin zu kriegen.
    Oder oder oder...


    Für welches System habt ihr euch entschieden und was seht ihr für Vorteile?
    Wie oft wechselt ihr die Sitzordnung?


    Vielleicht mag der ein oder andere dazu was schreiben :)


    LG
    Shadow

  • [Blockierte Grafik: http://www.t2tuk.co.uk/App_Themes/T2TOrange/Images/Teams8.bmp]Meistens ist meine Sitzordnung nach "Kagan" (meine vorige Schule hat viel mit den Strukturen gearbeitet und diese Art Sitzordnung hatte ich auch vorher schon, hab sie also beibehalten). Schueler werden in vier Kategorien eingeteilt: H-high, HM-higher middle, LM-lower middle, L-low. Meistens mache ich die Gruppen basierend auf Leseverstaendnis und hab dann einen Schueler aus jeder Gruppe am Vierertisch, normalerweise zwei Jungs und zwei Maedchen (soweit moeglich, wird in der neuen Klasse aber nix). Es bedeutet, meine Schwaecheren sind nicht alle staendig an einem Tisch und Schueler sitzen gemischt. Macht das Ganze wesentlich einfacher. Die Sitzordnung aendert sich alle 6 Wochen.
    Alleine meine Gruppen in Mathe basieren auf Leistungsniveau, sonst sitzen sie immer in gemischten Gruppen.


    An ner vorigen Schule haben Schueler am Nachmittag selbst entscheiden duerfen, wo sie sitzen. Das kommt aber auf die jeweilige Klasse an. Meine Klasse letztes Jahr konnte das problemlos. Dieses Jahr geht das so gar nicht. Mal sehen, ob meine neue Klasse es schafft.


    Meine derzeitige Schule macht nen Versuch in der 4. und 5. Klasse, wobei Schueler sich immer selbst ihren Platz suchen. Das funktioniert mehr oder minder gut.

  • Ich hatte an der Förderschule Lernen in meiner eigenen Klasse Gruppentische, wobei an zweien dieser Gruppentische jeweils nur drei Kinder an einem Sechsergruppentisch saßen. Wenn von der Tafel abgeschrieben werden musste, hatte ich Ausweichplätze für die, die einen geraden Blick zur Tafel brauchten und den sonst nicht hatten. - Da hatte ich aber das Glück, einen großen Klassenraum und ausreichend Tische zu haben und sogar einen kleinen der Klasse angeschlossenen Nebenraum.


    Jetzt, wo ich im Gemeinsamen Lernen arbeite, setze ich die Schüler/innen auch an Gruppentische, wenn ich im Differenzierungsraum bin. Für Partner- und Kleingruppenarbeit finde ich diese Form ganz gut. Die Schüler/innen durften ihre Plätze weitgehend frei wählen. Ein ADHS-Kind sitzt neben mir (sogar freiwillig) und das andere, das hochgradig aggressiv ist mit seiner I-Kraft in der Nähe der Tür, damit ich im Notfall die anderen Schüler/innen schützen kann und es aus dem Klassenraum raus"bewegen" kann.


    Wenn ich als Doppelbesetzung dazugehe, erlebe ich alle möglichen Sitzordnungen und alle haben ihre Vor- und Nachteile.


    Bei großen Klassen bin ich allerdings nicht unbedingt ein Fan von Gruppentischen: es verführt zum Quatschen untereinander und zur Tafel können viele -genau wie beim Hufeisen- nur seitlich gucken. Das finde ich nicht so günstig.


    Gar kein Freund bin ich von ständigem Wechseln des Sitzplatzes. Meiner Meinung nach schafft Kontinuität auch Sicherheit, d.h. die Schüler/innen wissen, was auf sie zukommt. Ich finde, es reicht, dass an der weiterführenden Schule der Raum öfter gewechselt wird und auch die Lehrer und Fächer wechseln. Da ist es meiner Einschätzung nach angenehm, wenn ich als Schüler/in zumindest meinen vertrauten Sitzplatz habe und möglichst einen netten Sitznachbarn. Gerade für die Förderschüler/innen sind feste Sitzplätze wichtig, um Orientierung zu bieten.


    Ich selbst als Teilzeitkraft hätte auch nicht unbedingt Lust, mir jede Pause im Lehrerzimmer einen neuen Platz zu suchen und immer gucken zu müssen, wo in der jeweiligen Pause gerade noch was frei ist etc. Wobei ich jetzt kein Problem damit habe, wenn sich ein Besucher mal auf meinen Platz setzt...Aber generell empfinde ich es als angenehm, dass ich in den 15 Minuten Pause, die ich ja nicht komplett am Sitzplatz verbringe, nicht noch rotiert wird bzw. ich -für ein Schuljahr- dort sitze, wo ich sitze. So kann mal was am Platz liegen bleiben, z.B. haben wir auch keine Garderobe, so dass ich morgens meine Jacke dort an meinen Stuhl hänge.


    Bei meiner Tochter war es so, dass die Lehrerin in der Grundschule häufig die Plätze wechseln ließ. Ein bestimmter Teil der Schüler/innen, durfte sich einen neuen Platz wählen, die anderen warteten solange an der Wand im Klassenraum. Dann wurde gefragt: "Wer möchte neben X sitzen? Ach, die A, die B, die C, der D. Na, X, neben wem von denen möchtest du gern sitzen?" - Das System fand ich persönlich völlig daneben. Meine Tochter hatte das Glück, viele Freundinnen zu haben und von daher wollten immer gern viele Kinder neben ihr sitzen. Sie hatte quasi freie Auswahl. Das gab es aber auch anders, es gab Kinder, neben denen wollte niemand sitzen und die waren bestimmt traurig, wenn sich keiner gemeldet hat und alle bekamen das noch präsentiert.- Die Lehrerin meines Sohns fragte immer schriftlich ab, welchen Sitznachbarn die Kinder gern hätten. Jedes Kind sollte mehrere Kinder aufschreiben. Dann hat sie das so hingemauschelt, wie sie es haben wollte und soweit ich weiß so, dass jeder neben einem Wunschnachbarn saß. Bei ihr durfte im Laufe des Schuljahres auch auf Anfrage getauscht werden. Das System fand ich weitaus besser.

  • Vielen Dank für eure Antworten, da ist einiges Neues für mich dabei.




    @ Dejana



    Von „Kagan“ habe ich noch nie gehört. Das klingt ja auch interessant. Da muss man nur gucken, dass das immer ungefähr aufgeht mit den Kategorien.
    Verstehe ich das richtig, dass dann der Lehrer diese Sitzordnung entsprechend der Kategorien festlegt und die Kinder davon nichts ahnen? Oder wissen die Kinder, warum sie so sitzen, wie sie sitzen?





    Gar kein Freund bin ich von ständigem Wechseln des Sitzplatzes. Meiner Meinung nach schafft Kontinuität auch Sicherheit, d.h. die Schüler/innen wissen, was auf sie zukommt.

    Das sehe ich auch so. Gerade auch für Kinder mit Förderbedarf ist diese Kontinuität wichtig. Ich muss allerdings sagen, dass ich es in einer Klasse gesehen habe, die wirklich regelmäßig alle 2 Wochen bunt durchmischt. Das klappt durchaus. Es kommt wahrscheinlich wirklich auf die Konstellationen in der Klasse an. Aber mir persönlich wär das auch nichts.




    Bei meiner Tochter war es so, dass die Lehrerin in der Grundschule häufig die Plätze wechseln ließ. Ein bestimmter Teil der Schüler/innen, durfte sich einen neuen Platz wählen, die anderen warteten solange an der Wand im Klassenraum. Dann wurde gefragt: "Wer möchte neben X sitzen? Ach, die A, die B, die C, der D. Na, X, neben wem von denen möchtest du gern sitzen?" - Das System fand ich persönlich völlig daneben.


    Da stimme ich dir voll und ganz zu, das halte ich auch für ein absolutes No-Go!




    Das mit dem Aufschreiben auf Zettel praktizieren wohl viele. Hat nur den Nachteil, finde ich, dass es für den Lehrer bei einer großen Klasse sehr viel Zeitaufwand bedeutet, alles so hinzukriegen, dass es nachher für den Lehrer selbst passt und jedes Kind noch neben einem „Wunschpartner“ sitzen kann.
    Und wenn es dann nicht funktioniert, fängt man wieder an umzusetzen… Finde ich immer so aufwändig. Aber gut, vereinzelt Kinder umsetzen muss man immer mal wieder, von daher ist es eigentlich egal.






    Ich selbst bin von den „Wunschpartnern“ eher weggekommen im Laufe der Zeit, weil es mir zu viel Unruhe reinbrachte.
    ;)

  • @ Dejana



    Von „Kagan“ habe ich noch nie gehört. Das klingt ja auch interessant. Da muss man nur gucken, dass das immer ungefähr aufgeht mit den Kategorien.
    Verstehe ich das richtig, dass dann der Lehrer diese Sitzordnung entsprechend der Kategorien festlegt und die Kinder davon nichts ahnen? Oder wissen die Kinder, warum sie so sitzen, wie sie sitzen?

    Kommt soweit ich weiss aus den USA. Unsere drei Grundschulen und die beteilligte Sekundarschule haben alle am Training teilgenommen.
    Man kann bestimmte Sachen nutzen, aber ich mach auch nicht alles.
    Die Kategorien muessen angeblich aufgehen (man faengt einfach mit dem schwaechsten an, zaehlt 7 oder 8 hoch und das ist dann die niedrigste Gruppe,...dann nochmal 7 oder 8, was auch immer passt), obwohl wir das dann auch bemaengelt haben. Ich hab 25 in meiner Klasse. Das passt nicht. Meine gehen halt mehr oder weniger gut und ich hab dann vielleicht zwei zusammen, die ein bissl aehnlicher sind. Ich hab auch einen 6er Tisch, an dem sitzen 5 Kinder und ein Lernhelfer. Da kommt auch keiner bei um.
    Die Kinder wissen nicht, warum sie so sitzen. Fuer sie sind es halt gemischte Gruppen. Ende.

  • Ich habe schon alles praktiziert.


    Ich habe eingeteilt, die Kinder haben per Zettel gewünscht, Zufallssitzordnungen.


    Vor einigen Wochen habe ich ganz spontan zu den Kindern gesagt, dass ich jetzt mal rausgehe und sie haben ein paar Minuten Zeit sich umzusetzen und zu einigen. Erstaunlicherweise hat das super geklappt und es sind Kombinationen entstanden, auf die sich sonst nie gekommen wäre. Allerdings muss ich sagen, dass meine Klasse zwar viele auffällige Kinder hat, aber eine tolle Klassengemeinschaft...


    Achja, Gruppentische mag ich gar nicht. Ich habe eine recht große Klasse mit 24 Kindern und die sind sehr kommunikativ. Ich mag es auch nicht, wenn man so schief zur Tafel gucken muss. Ich mag grundsätzlich das U. Allerdings haben meine sich da auch so sehr abgelenkt, dass ich nun die klassische "alle gucken nach Vorne"-Sitzordnung habe.

  • Ich habe regelmäßig eine 5. (und dann 6.) Klasse als Klassenlehrerin und ich wechsle regelmäßig per Zufallsprinzip. In den ersten Wochen in der 5 lasse ich sie was länger zusammen sitzen (um die 6 Wochen), damit sie etwas Sicherheit gewinnen können, danach wechsle ich etwa alle 3 - 4 Wochen. Es geht mir darum, dass die Kinder lernen, neben jedem sitzen zu können - sowohl jemanden, den sie eigentlich nicht oder weniger mögen, als auch neben dem besten Freund (und trotzdem noch alles mitzukriegen und nicht nur zu schwätzen). Das erkläre ich so auch den Kindern und den Eltern und das ist bis dato immer auf sehr große Akzeptanz gestoßen. Ich behalte mir aber Ausnahmen vor (z.B. das Kind mit starker ADS, das vorne sitzen muss, damit man als Lehrer schneller mitkriegt, wenn es abdriftet, usw.). Und die Kollegen, die die Klassen dann in Klasse 7 - 9 unterrichten, berichten mir eigentlich immer, dass das insgesamt recht soziale Klassen sind, die im Großen und Ganzen gut miteinander umgehen. Meine aktuelle Klasse hat z.B. auch eine große Toleranz gegenüber Außenseitern, sie tolerieren sie wirklich, ärgern sie (bis auf einzelne Ausnahmen) kaum (hat natürlich auch was mit Glück und meiner grundsätzlichen Haltung zu tun - diese Sitzordnung ist aber natürlich auch Ausdruck meiner Haltung, was ich von ihnen erwarte: eben dass sie mit jedem umgehen können, sie müssen keine Freunde sein, sich nicht mal mögen, aber tolerieren und miteinander arbeiten müssen sie können, das fordere ich ein)


    Nach Leistungsfähigkeit finde ich auch interessant, für mich aber nicht umsetzbar, weil die Kinder sich ja in den Sprachen und Mathematik z.B. in ihrer Leistungsfähigkeit unterscheiden - und sie dann in der ersten Doppelstunde in Deutsch in Variante A und dann in Mathe direkt danach in Variante b zu setzen halte ich dann auch für zu viel... das reicht schon mit den Sachfächern in den Fachräumen, finde ich...

    "Et steht übrijens alles im Buch, wat ich saje. ... Nur nit so schön." - Feuerzangenbowle

  • Bei mir variiert es. Meist bleiben die Sitzordnungen aber länger bestehen.
    Die erste ergibt sich beinahe von selbst, da die Kinder immer neben den Paten sitzen (unterrichte in Klasse 1/2). Danach entscheide ich, wer wo sitzt oder es dürfen Wünsche geäußert werden, die ich versuche zu erfüllen (jedes Kind schreibt zwei Kinder auf, neben denen es gern sitzen würde- ich puzzle es so gut es geht hin).
    Wenn es gut läuft dürfen die Kinder auch mal ganz frei wählen, aber das klappt nur selten und verlangt Kompromissbereitschaft.
    Bei uns an der Schule gibt es ausschließlich Gruppentische und ich möchte eigentlich, dass immer sowohl Jungen als auch Mädchen und sowohl Erst- als auch Zweitklässler an allen Tischen sitzen.
    Gerade in schwierigen Klassen finde ich gut überlegte Sitzordnungen sehr wichtig. Deshalb investiere ich auch Zeit, die genau auszuklügeln.

  • Kagan werde ich auch mal probieren. Das klingt gut.


    Ich habe die Kinder eher frei sitzen lassen mit Veto-Recht und nur regelmäßig die Tische umgestellt.


    Manche Ordnungen sind kommunikativer, aber ermöglichen nicht jedem die Sicht auf die Tafel und das ist bei 30 Schülern eh schon schwer. Daher habe ich viel getestet. Auch Winkel von Tischen, welche immer ganz gut waren und sich schnell zu Gruppentischen kombinieren ließen.


    |_ _ _| 10 Schüler


    |_ _ _| 10 Schüler

  • ... diese Sitzordnung ist aber natürlich auch Ausdruck meiner Haltung, was ich von ihnen erwarte: eben dass sie mit jedem umgehen können, sie müssen keine Freunde sein, sich nicht mal mögen, aber tolerieren und miteinander arbeiten müssen sie können, das fordere ich ein) ...


    Das könnte von mir sein! :)
    Zwar lasse ich Sitzordnungen über längere Zeiträume bestehen, aber ich sage das immer bezogen auf Partner- oder Gruppenarbeiten.
    Das verstehen auch Grundschüler schon ganz gut und reißen sich dann am Riemen.
    Für manche ist es echt eine große Herausforderung, aber mit der Zeit klappt es immer besser.

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