Grundschule: Aufwand/Gehalt-Verhältnis angemessen?

  • Die Bezahlung im ÖD ist der beste Gegenbeleg für die These von Morse.
    Egal ob Lehrerschwemme oder -mangel - die Bezahlung ist - Besoldungserhöhungen oder Beihilfekürzungen ausgenommen - davon stets unberührt geblieben. Sonst müsste man bei NaWi-Lehrern locker ein paar Hunderter drauflegen und bei den Geisteswissenschaftlern drastisch abziehen.


    Wenn es auf dem Grundschulmarkt irgendwann nur noch Affen gibt oder Idealisten, die die Preise verderben, dann ist das der traurige Kulminationspunkt dieser Entwicklung. Von den Hunderten an Kandidaten, die für den Posten eines Grundschulleiters Schlange stehen, will ich gar nicht erst anfangen...

    Zugegeben, im Lehrer- und vor allem Beamten-Metier ist das nicht so offensichtlich und vor allem dynamisch wie in der "freien Wirtschaft".
    Wg. Deinem Beispiel mit den NaWi-Lehrern und Geisteswissenschaftlern: es gibt durchaus auch finanzielle Zulagen für Mangelbereiche, z.B. im beruflichen Schulwesen in B.-W. Wie das andernorts ist weiß ich nicht.


    Mal angenommen es würde die nächsten Jahre nur noch halb so viele Bewerber geben wie neu zu besetzende Stellen - was denkst Du was passieren wird? Glaubst Du nicht, dass der Staat die Arbeitsbedingungen verändern würde, um den Anreiz für mehr Bewerber zu setzen?


    Ein Arbeitgeber überlegt doch nicht "welcher Lohn ist fair?" in Bezug auf Ausbildung oder Verantwortung - sondern will die Lohnkosten für eine bestimmte Leistung so gering wie möglich halten. Prinzipiell! Ganz egal in welcher Branche!
    Wie viel er letztlich an Löhnen bezahlen muss für eine bestimmte Leistung hängt davon ab, wie viele Bewerber bereit sind, für diesen oder jenen Lohn zu arbeiten und vor allem sich gegenseitig in ihrer Konkurrenz am Arbeitsmarkt unterbieten. Bevor man arbeitslos wird oder bleibt, nimmt man auch mal einen Job mit geringerem Gehalt an. Umgekehrt kann jemand, der keine Konkurrenz hat, eben einen höheren Lohn bekomen - eben gerade so hoch, wie es sich noch für den Arbeitgeber lohnt. Wenn der Lohn so hoch wäre, dass der Arbeitgeber nichts mehr an ihm verdient, wird er auch nicht eingestellt.

  • Ist das ein Scherz oder Ernst gemeint?

    Was sollte daran ein Scherz sein, es gibt für die Einstufungen und auch für gehobener Dienst höherer Dienst usw. klare Vorgaben die abhängig von den Abschlüssen sind in vielen Bundesländern. Zumindest für die Beamten.

  • Die zumindest in Bayern übliche Regelbeförderung auf A14 und das Weihnachtsgeld sollte man nicht vergessen.

    Ja, Bayern ist sicherlich der Nabel der Welt.


    Zum Vergleich: In Niedersachsen ist die Grundbesoldung dank zahlreicher Sparrunden niedriger als in Bayern, es gibt keine Regelbeförderung auf A14 und Sonderzahlungen (Urlaubs-/Weihnachtsgeld) wurden komplett gestrichen (nur für Kinder gibt es etwas).


    [Blockierte Grafik: http://oeffentlicher-dienst.info/vergleich/laender/a13-7.png]
    Und die Grafik ist von 2010, es ist wohl in den letzten Jahren nicht besser geworden.


    Freue dich, das Bayern (noch) so großzügig zu seinen Beamten ist, wahrscheinlich ist der typische bayerische Landlehrer in seinem Dorf so eine Art Spitzenverdiener, aber das ist nicht überall so.


    A13 in einer typischen westdeutschen Großstadt ist ein Witz (und A12 erst recht).


    Gerri: Überlege dir genau, wo du mit A12 leben willst!


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Nein, Burnout bekommen die Kollegen, die für ihren Beruf brennen. Die begeistert sind von ihrem Fach, die immens viel Energie reinstecken, sich für Schüler, Kollegen, etc. einsetzen. Und dann eben irgendwann ausgebrannt sind. Bei einem Kollegen, der mit mir im Ref war, sehe ich das heute schon kommen. Heute saß er mit Grippe im Lehrerzimmer. "Aber er kann doch nicht krank machen. Die armen Schüler. Im November Prüfung. Etc. pp."

    Der Typ wird noch früh genug merken, dass das "System" ihm seinen Einsatz nicht danken wird. Lehne dich ganz entspannt zurück und beobachte, was kommt...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ah okay. Aber Sachsen verbeamtet nur Schulleiter, im Schaubild könnte man meinen, dass alle hier seit 2010 fast das Gleiche verdienen, wie der Bundesdurchschnitt :nein:

    • Offizieller Beitrag


    Zugegeben, im Lehrer- und vor allem Beamten-Metier ist das nicht so offensichtlich und vor allem dynamisch wie in der "freien Wirtschaft".Wg. Deinem Beispiel mit den NaWi-Lehrern und Geisteswissenschaftlern: es gibt durchaus auch finanzielle Zulagen für Mangelbereiche, z.B. im beruflichen Schulwesen in B.-W. Wie das andernorts ist weiß ich nicht.


    Mal angenommen es würde die nächsten Jahre nur noch halb so viele Bewerber geben wie neu zu besetzende Stellen - was denkst Du was passieren wird? Glaubst Du nicht, dass der Staat die Arbeitsbedingungen verändern würde, um den Anreiz für mehr Bewerber zu setzen?


    Nein. Weil der Staat bzw. das Land die Ursachen dafür erst viel später erkennt und lieber die aktuelle Belegschaft das Ganze ausbügeln lässt als die Anreize für Naturwissenschaftler zu erhöhen. Konkrete Überlegungen für konkrete und effektive Verbesserung der Arbeitsbedingungen hat es meiner Erfahrung nach in den letzten Jahren vom Land nicht gegeben. Im Gegenteil - es hat sich ein Bürokratismus in der Schule ausgebreitet, der seinesgleichen sucht. Wenn man erst 10% aufschlägt und später, wenn die Not groß ist, augenscheinlich großzügig wieder 10% runternimmt, mag das mathematisch als Entlastung gelten, de facto an den Schulen vor Ort aber nicht. SO wird im Ministerium aber gerechnet und nicht anders. Marktwirtschaft und ÖD - das funktioniert nicht.

  • Hallo Susannea und Bolzbold,


    können wir uns darauf einigen, dass es bei Beamten anders zugeht als bei "normalen" Arbeitgebern?* Oder seid ihr auch der Meinung, dass das Prinzip "Angebot und Nachfrage" generell nicht vorherrscht auf dem Arbeitsmarkt - nicht bei Lehrern die keine Beamten sind (z.B. auch im Ausland wie USA), und auch nicht bei anderen "normalen" Arbeitnehmern?



    *Ich glaube ja, dass dieses Prinzip auch für das Beamtentum gilt, nur nicht so offensichtlich und dynamisch - wie schon gesagt. Unter "nicht so dynamisch" verstehe ich auch das, was Du, Bolzhold, als "Bürokratismus in der Schule ausgebreitet, der seinesgleichen sucht" formuliert hast.


    Liebe Grüße





  • Hallo Susannea und Bolzbold,


    können wir uns darauf einigen, dass es bei Beamten anders zugeht als bei "normalen" Arbeitgebern?* Oder seid ihr auch der Meinung, dass das Prinzip "Angebot und Nachfrage" generell nicht vorherrscht auf dem Arbeitsmarkt - nicht bei Lehrern die keine Beamten sind (z.B. auch im Ausland wie USA), und auch nicht bei anderen "normalen" Arbeitnehmern?

    Nein, darauf können wir uns nicht einigen, denn wir reden hier von Lehrern in Deutschland und die sind keinesfalls alle Beamten und da gilt weder für Beamten noch für Lehrer, dass Angebot und Nachfrage das Einkommen regelt )kann ja auch gar nicht im öD, denn es gibt eben feste Tabellen).

  • Wenn man erst 10% aufschlägt und später, wenn die Not groß ist, augenscheinlich großzügig wieder 10% runternimmt, mag das mathematisch als Entlastung gelten, de facto an den Schulen vor Ort aber nicht. SO wird im Ministerium aber gerechnet und nicht anders. Marktwirtschaft und ÖD - das funktioniert nicht.


    Das ist sogar auch mathematisch keine Entlastung ;)


    Wenn ich 100 Stellen habe und 10% aufschlage bin ich bei 110 Stellen, ziehe ich dann wieder 10% ab lande ich bei nur noch 99 Stellen :pfeifen:

  • Nein, darauf können wir uns nicht einigen, denn wir reden hier von Lehrern in Deutschland und die sind keinesfalls alle Beamten und da gilt weder für Beamten noch für Lehrer, dass Angebot und Nachfrage das Einkommen regelt )kann ja auch gar nicht im öD, denn es gibt eben feste Tabellen).

    "denn es gibt eben feste Tabellen" - ja, aber die sind ja auch nicht so "fest" vom Himmel gefallen, oder?


    Wie kommen die jeweilen Gehälter-Höhen der "festen Tabellen" zustande, Deiner Meinung nach?



    Edit: Für mich klingt das fast wie "Der Lohn wird nicht durch Angebot und Nachfrage geregelt, sondern durch den Tarif-Vertrag"...

  • "denn es gibt eben feste Tabellen" - ja, aber die sind ja auch nicht so "fest" vom Himmel gefallen, oder?
    Wie kommen die jeweilen Gehälter-Höhen der "festen Tabellen" zustande, Deiner Meinung nach?



    Edit: Für mich klingt das fast wie "Der Lohn wird nicht durch Angebot und Nachfrage geregelt, sondern durch den Tarif-Vertrag"...

    Sorry, aber evtl. solltest du sie dir mal angucken, sie sind einfach nach Abschlüssen, sprich Diplom, Master, Staatsexamen usw. eingruppiert und sicherlich nicht nach Angebot und Nachfrage und ja, das Gehalt (Lohn bekommen wir alle nicht), wird durch den Tarifvertrag und nicht durch Angebot und Nachfrage geregelt!


    Und genau, weil der die Höhe festlegt, sagt hier der Finanzsenator, dass selbst bei größerem Bedarf, er nichts verändern kann, weil der deutschlandweit gilt der Tarifvertrag.

  • Und genau, weil der die Höhe festlegt, sagt hier der Finanzsenator, dass selbst bei größerem Bedarf, er nichts verändern kann, weil der deutschlandweit gilt der Tarifvertrag.

    Quatsch. Man kann immer über Tarif bezahlen, wenn man will. Nennt sich dann "außertariflich".


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Quatsch. Man kann immer über Tarif bezahlen, wenn man will. Nennt sich dann "außertariflich".
    Gruß !

    Aber angeblich nicht im öffentlichen Dienst ;) Und nicht bei Mitgliedern der TdL.


    Klar kann in der freien Wirtschaft außertariflich gezahlt werden, aber wie soll das im öD gehen?

  • Sorry, aber evtl. solltest du sie dir mal angucken, sie sind einfach nach Abschlüssen, sprich Diplom, Master, Staatsexamen usw. eingruppiert und sicherlich nicht nach Angebot und Nachfrage und ja, das Gehalt (Lohn bekommen wir alle nicht), wird durch den Tarifvertrag und nicht durch Angebot und Nachfrage geregelt!
    Und genau, weil der die Höhe festlegt, sagt hier der Finanzsenator, dass selbst bei größerem Bedarf, er nichts verändern kann, weil der deutschlandweit gilt der Tarifvertrag.

    Nach dieser Argumentation würde die Höhe des Lohns/Gehalts folgendermaßen festgelegt: sie ist bereits festgelegt. ;)


    Dass nicht jeder Arbeitnehmer oder gar Beamte seinen Bezahlung individuell mit dem Chef ausfeilscht ist doch klar und was eine Besoldungstabelle ist, ist auch klar. Die Frage ist wie die Höhe dieser Beträge zustande kommt bzw. kam! (Dass deren Entwicklung nicht besonders dynamisch sind, wurde ja schon mehrfach erwähnt)


    Ich bin wie gesagt nicht der Meinung, dass ein Arbeitgeber (auch der staatliche) moralische Erwägungen hat im Sinne von "welche Bezahlung ist fair" - sondern eine Kosten-Nutzen-Rechnung à la "ich will eine bestimmte Leistung und für diese möglichst wenig bezahlen".
    (Die "amtsgemäße Alimentation" z.B. sehe ich daher auch nicht als ethische Praxis - weil der Mensch/Lehrer diese im Gegensatz zu anderen aus moralischen Gründen verdient hätte - sondern als Teil von besonderen Arbeitsbedingungen des Beamtenverhältnisses.)

  • Dass nicht jeder Arbeitnehmer oder gar Beamte seinen Bezahlung individuell mit dem Chef ausfeilscht ist doch klar und was eine Besoldungstabelle ist, ist auch klar. Die Frage ist wie die Höhe dieser Beträge zustande kommt bzw. kam! (Dass deren Entwicklung nicht besonders dynamisch sind, wurde ja schon mehrfach erwähnt)

    Auch das ist an der Tabelle doch mehr oder weniger abzulesen, dass dies nur von der Wertigkeit der Abschlüsse abhängt (und ich glaube kaum, dass die Wertigkeit der Abschlüsse von der Nachfrage abhängt) und nein, ich rede hier immer noch nicht von Lehrer= Beamten, denn das trifft einfach schon lange nicht mehr auf den Großteil zu, weil diverse Bundesländer ja gar nicht mehr verbeamten.


    Es geht hier übrigens gar nicht um die Besoldungstabelle, sondern die der Eingruppierung ;)

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