Schüler wegen unentschuldigter Fehlstunden der Schule verweisen

  • Ich frage mich, warum wir so große Probleme mit dem Scheitern haben.
    Gerade als Pädagogen sollten wir die Wirkung von Konesquenzen/realen Konsequenzen schätzen.
    Das sind echte Lernmöglichkeiten!


    Ich finde es gar nicht schlimm, wenn Menschen scheitern. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu und ist eine wichtige Erfahrung.

    • Offizieller Beitrag

    Im Ernst jetzt?
    Absolut alle Menschen, die ich kenne, Erwachsene wie Jugendliche, versuchen ihr Scheitern mit allen Mitteln zu verhindern. Aber wirklich mit allen.
    Mann, was denen dauernd Chancen entgehen...


    Aber wie schon gesagt: ich merk mir diesen thread mal. Beim nächsten scheiternden Kollegen hier gucke ich mir mal die Reaktionen an und komme ggf. drauf zurück.

  • Ich bin schon sehr oft gescheitert. Das war schmerzhaft. Aber das waren die Momente in meinem Leben, aus denen ich am meisten gelernt habe.
    Wir lernen nicht in Harmonie, sondern durch Misserfolge.
    Nur ein Ungleichgewicht erzeugt Motivation - den falschen Bildungsweg gewählt zu haben, nicht achtsam gegenüber sich selbst gewesen zu sein, sich überfordert zu haben, den Anforderungen nicht gewachsen zu sein.
    Und dann wollen/können wir (in einer Therapie oder auch ohne) unser Verhalten/unsere Ziele etc. verändern.

  • Nein. Nicht jeder versucht das Scheitern zu verhindern. Ein Schüler, dessen Versetzung gefährdet ist, würde sich sonst nämlich hinsetzen und lernen. Manche können sich dazu nicht aufraffen, schwänzen auch weiter. Wir reden hier von beruflichen Schulen. Nicht jeder hat den richtigen Weg eingeschlagen, und es ist nicht die Aufgabe der Schule, jemanden auf Teufel komm raus zu einem Abschluss zu bringen, auch wenn klar ist, dass das nicht der richtige Weg ist.


    Manchmal muss man sein Leben ändern, und das würde ich nicht mal Scheitern nennen. Ein Studienabbruch ist ja auch nicht immer ein "Durchfallen", sondern oft die (rechtzeitige) Einsicht, dass es das nicht war.

  • Wenn ein Schüler Probleme hat (gesundheitlich oder in seinem Umfeld), bin ich natürlich dafür, dass die Schule ihm (soweit möglich) hilft und entgegen kommt ( Rücksicht nimmt). Allerdings gehört es für mich auch dazu, dass der Schüler sich den Regeln entsprechend krank meldet, auf Kontaktversuche der Schule reagiert und zumindest den Anschein erweckt, als wäre ihm grundsätzlich am Schulbesuch gelegen.

  • Liebe Leute, es ehrt euch, dass ihr euch grundsätzliche Gedanken um Probleme wie die der Schülerin macht, aber ich finde, ihr entfernt euch von meinem Anfangsanliegen.
    Macht euch doch einen eigenen Thread auf!
    Ich habe bereits geschrieben, dass ich hier keinerlei persönliche Details über die Schülerin preisgebe, daher könnt ihr spekulieren, wie ihr wollt - die Hintergründe kennt nur die Schülerin selbst. Das, was ich und meine Kollegen wissen, und das Verhalten der Schülerin hat uns dazu veranlasst, zu dieser Maßnahme zu greifen. Einige hier scheinen das pauschal als "Rausschmiss" zu deuten. Dabei wird eine TK einberufen, zu der die Schülerin eingeladen wird und sich äußern kann. Es ist also gut möglich, dass dann Vereinbarungen getroffen werden, die in einer Wiederholung des Ausbildungsjahres etc. bestehen.
    Mir geht das Pauschalisieren auf die Nerven - wieder einmal wird einer meiner Threads für persönliche Anfeindungen und Pauschalisierungen missbraucht, und das auch von einem Moderator!


    Ich bitte darum, dass dieser Thread geschlossen wird.

  • Micky, vielleicht solltest du die Beiträge nicht mehr als Antwort auf deine Frage betrachten. Die ist beantwortet und dein Problem ist somit erledigt.


    Dass man sich darüber hinaus Gedanken darüber macht, wie mit solchen Fällen umgegangen wird, ist eine andere als die Ausgangsfrage, aber betrifft uns halt auch ständig. Warum sollten wir diesen Austausch nicht hier fortsetzen? Du musst doch nicht mehr mitlesen.


    Mich nervt der Ton hier auch manchmal, aber hier in diesem Fall finde ich es nicht so wild, und es geht nicht gegen dich. Und natürlich sollst du hier keine Details schreiben. Das erwartet doch keiner.

  • Ganz nebenbei gibt es an beruflichen Schulen auch gerne mal Schüler, die schlicht und ergreifend "parken".


    In unseren BK1-Klassen sind vielleicht pro Klasse fünf Schüler, die tatsächlich an einer Fachhochschulreife interessiert sind. Die anderen sitzen die Zeit ab. Bzw. tauchen nur sporadisch auf.


    Solchen Kandidaten lege ich bei zu hohen Fehlzeiten auch gerne mal ein Abmeldeformular hin. Sie haben alle einen MBA. Wenn sie nicht kommen wollen, müssen sie nicht. Bye Bye.

  • Es werden oft psychische Erkrankungen mit "keine Lust haben" oder "stell dich nicht so an" verwechselt. Also mit "ich hatte auch mal ne schwere Zeit und hab trotzdem nicht das Handtuch geworfen".
    Und das macht Meike ganz deutlich: es kann jeden treffen, überlege daher jede/r genau, ob er jemanden aufgebe.
    Eine schwere Depression, Angstzustände, Sucht etc. das hat euch eben -vermutlich- noch nicht getroffen und das ist was ganz anderes, als eine Krise, ein Studiengangwechsel und keen Bock heute.

    2 Mal editiert, zuletzt von Schantalle ()

    • Offizieller Beitrag

    Mit zunehmender Dienstzeit und zunehmender Reife hat man irgendwann ein nicht unerhebliches Maß an Erfahrung und Menschenkenntnis erlangt. In den allermeisten Fällen wird ziemlich schnell deutlich, ob jemand eine psychische Erkrankung oder Störung hat oder ob die Person schlicht "keinen Bock" hat, wobei letzteres auch Ausdruck einer Depression sein kann, aber natürlich nicht muss.


    Ich habe auch schon Schüler erlebt, die letztlich dankbar für den Rausschmiss waren und ihn faktisch provoziert haben, da sie selbst diese Entscheidung nicht treffen konnten oder wollten und so der Schule bzw. uns die Entscheidung überlassen haben. Das sind oft junge Menschen, die für sich noch keinen konkreten Plan haben, was sie später im Leben machen wollen oder sich nicht trauen, ihre Pläne durch konkretes Handeln in die Tat umzusetzen und so eine grundlegende Veränderung in ihrem Leben zu erwirken. Das ist oft "nur" ein Mangel an Reife und legt sich irgendwann von selbst.


    Womit ich persönlich bei Schülern ein Problem habe, ist, wenn sie versuchen einen zu verar***en. Fehlende Atteste, Gründe für Fehlzeiten, alle möglichen Ausreden und Argumente, warum man keine Leistung bringen konnte. Ob das authentisch ist oder Verarsche, kristallisiert sich spätestens beim dritten Beratungsgespräch heraus - und mittlerweile habe ich auch ein gutes Bauchgefühl entwickelt und kann die richtigen Fragen stellen.


    Die psychischen Auffälligkeiten bei Schülern haben mittlerweile aber drastisch zugenommen. Waren es früher mal ein oder zwei Schüler pro Jahrgang in der Oberstufe, so sind es mittlerweile deutlich mehr. Das kostet viel Zeit und Nerven - und ist leider nicht in allen Fällen von Erfolg gekrönt.

  • Meine Erfahrung deckt sich mit deiner, Bolzbold. Einige Schüler muss man ermutigen, zu bleiben, andere, zu gehen. Hier die richtige Entscheidung zu treffen, erfordert Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Aber das ist halt unser Job.

  • Selbstverständlich hat ein Null-Bock-Fall oft wenig mit einer ausgewachsenen Depression zu tun, kann aber den Weg in die Depression weisen.
    Im Null-Bock-Fall ist eine Abmeldung manchmal eine gute Möglichkeit, damit der Schüler sich umorientiert und tätig wird.


    Im Fall einer Depression oder Schulangst kann es aber ebenfalls gut sein, den Schüler zu entlassen/zu entlasten: In eine Therapie, zur Reha, ins Elternhaus, auf eine andere Schule etc.
    Ich gehe davon aus, dass verantwortungsbewusste Lehrer und Schulleiter intensiv mit dem Schüler gesprochen haben, evtl. auch mit Therapeuten, zumindest die Schulsozialarbeit/Beratungslehrer eingeschaltet sind und der Schüler nach seiner Entlassung nicht allein gelassen wird.
    Ich erwarte in so einem Fall auch, dass eine SL im Abschiedsgespräch deutlich sagt: Bei uns finden Sie eine offene Tür - wenn es Ihnen besser geht.
    Für Kranke gibt es Therapien und dort angeschlossenen Bildungsmöglichkeiten, über die man natürlich informieren muss. Die Beruflichen Schulen leiden hier etwas an der kurzen Veweildauer der Schüler, schon nach kurzer Zeit steht man vor den Prüfungen. Das fällt allgemeinbildenden Schulen geraden in der Mittelstufe etwas leichter, insbesondere am Gy.


    Es gibt durchaus Fälle, in denen eine Beschulung quasi als Therapie ratsam ist, da bekomme ich das aber schriftlich vom Arzt und kann auch damit umgehen, dass der Schüler eventuell ein seltener Gast ist - der aber eben dann u.U. auch nicht zur Prüfung zugelassen wird.


    Meike hat hier kranke Schüler mit kranken Kollegen verglichen. Ich finde es toll, Meike, dass du dich für kranke Kollegen einsetzt, die haben das oft dringend nötig, dass jemand für sie spricht.


    Ich möchte aber einen Unterschied machen zwischen den Kollegen, für die Schule ihr Arbeitsort und das Lehrerdasein ihre Profession ist, mit der sie ihren Unterhalt verdienen.
    Für die Schüler ist Schule Pflichtveranstaltung, um überhaupt erst einen Berufsweg einzuschlagen. Ihnen stehen noch alle Wege offen, es gibt auch für chronisch Kranke entsprechende Beschulungsmöglichkeiten - Klinikschulen, Hausunterricht, jeder Schüler darf auch als Externer antreten und muss die Schule nicht besucht haben, wenn er seine Schulpflicht erledigt hat. Grundsätzlich ist jeder unter 25 noch von seinen Eltern zu versorgen, es entfällt (für die meisten) auch die Last, für den eigenen Unterhalt sorgen zu müssen.


    Kollegen stehen diese anderen Wege nicht zur Verfügung, das Lehrerdasein ist auch ein wenig eine Einbahnstraße, nach 25 Dienstjahren mit Familie an der Backe kann man nicht so einfach etwas anderes und bei 0 anfangen. Auch die eigenen Eltern werden es in dem Alter vielleicht nicht begrüßen, wenn ihr erwachsenes Kind mit Kind und Kegel und ohne Einkommen bei ihnen einzieht.


    Insofern finde ich nicht, dass sich kranke Lehrer und kranke Schüler miteinander vergleichen lassen.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat


    Kollegen stehen diese anderen Wege nicht zur Verfügung, das Lehrerdasein ist auch ein wenig eine Einbahnstraße, nach 25 Dienstjahren mit Familie an der Backe kann man nicht so einfach etwas anderes und bei 0 anfangen. Auch die eigenen Eltern werden es in dem Alter vielleicht nicht begrüßen, wenn ihr erwachsenes Kind mit Kind und Kegel und ohne Einkommen bei ihnen einzieht.


    Doch man kann, wenn man möchte und einmal über den Tellerrand hinaus schaut. Es gibt sogar innerhalb des ÖD verschiedene Möglichkeiten, aus der Tretmühle Schule zumindest für eine begrenzte Zeit rauszukommen. Aus meiner Sicht ist das im Wesentlichen eine Frage der Einstellung, der Anspruchshaltung und der Prioritätensetzung. Böse gesprochen: Die immervollen Fleischtöpfe des ÖD ungeachtet der Qualität der Arbeit, die man (nicht) leistet, sind mental sicherlich der größte Hemmschuh für eine Andersorientierung. Dann lieber finanziell abgesichert leiden...


    In NRW gibt es verschiedene Möglichkeiten der Abordnung ins Ministerium, zu den jeweiligen Bezirksregierungen, Regionalbüros etc. Bei STELLA sind eigentlich immer auch Stellen außerhalb des Frontdiensts vor der Klasse ausgeschrieben, auf die man sich bewerben kann.
    Es besteht ferner die Möglichkeit, sich ohne Bezüge beurlauben zu lassen und während der Beurlaubung eine andere Tätigkeit (im Rahmen einer halben Stelle) auszuüben.


    Wenn man hier und da konstruktiv und ab und an einmal quer denkt, dann kann man trotz abzuzahlenden Häuschens, eines Pampersbombers und eines weiteren Mittelklassewagens auch Möglichkeiten außerhalb der Schule finden.


    Es ist im Grunde wie bei einem Zootier, das nun ausgewildert werden soll und ohne vorheriges Training in der Wildnis nicht überleben könnte. Die Lebensqualität bei erfolgreicher Auswilderung im natürlichen Lebensraum dürfte langfristig höher sein - auch wenn man sich sein Futter mit mehr Anstrengung erarbeiten muss und es einem nicht jeden Tag vom Wärter in den Trog geworfen wird.

    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Insofern finde ich nicht, dass sich kranke Lehrer und kranke Schüler miteinander vergleichen lassen.


    Ich weiß, dass das ein unbequemer Vergleich ist. Ich weiß auch, wie oft, gerade in Gymnasien, nicht annähernd dieselbe Energie in die Erhaltung oderWiedererlangung der Schulfähigkeit eines Schülers gesteckt wird, wie in die eines Kollegen. Ich habe schon oft genug erlebt, wie Kollegen, die bei Schülern ganz schnell mit "der hat hier nichts verloren/belastet das System/sendet das falsche Signal" dabei waren, dann plötzlich vehement für einen ganz anderen Ansatz waren, wenn es sich um das eigene Kind oder sich selbst handelte: dann sollten alle, alle Hebel in Bewegung gesetzt, alle Spielräume ausgereizt und bloß nicht nur nach dem Buchstaben des Gesetzes gehandelt werden. Und ich bin mit genügend Menschen aus Bildungseinrichtungen des zweiten und dritten Bildungsweges in Kontakt, die mir von den schweren Lebenswegen ihrer Schüler berichten und oft auch darüber sprechen, wie man Menschen und Familien viel hätte ersparen können, hätten die vorherigen Schulen mehr Geduld/Willen/Bereitschaft/Flexibilität gezeigt. Die erfolgreiche Rückkehr ins Bildungssystem ist weit von leicht entfernt.


    Ich verstehe, warum man glauben möchte, dass die Schüler ja noch jung, die Möglichkeiten ja noch viele und alles halb so schlimm ist,: das entlastet vor allem einen selber. Ich kenne die Begründungen, die viele Kollegen dann geben - von "Zuständigkeit"über "man muss im Leben auch mal auf den Arsch fallen" (besonders gerne von denen, deren Lebensweg glattestmöglich Schule-Uni-Lebeszeitverbeamtung" war ;) ) und so weiter.


    Diese Haltungen kann man haben. Ich bin froh, an einer Schule zu arbeiten, bei der die Tradition eine andere ist und das mit hohem Erfolg. Was nicht heißt, dass wir nicht auch schon Schüler abgemeldet haben, aber es gilt grundsätzlich als das letzte Mittel, wir haben gut ausgebaute, auch externe Netzwerke um um jeden einzelnen Schüler zu kämpfen und sehen Entlassung ganz bestimmt nicht als Kur für Absentismus.


    Ich habe gar nicht vor, jemanden hier via Wiederholung von was anderem zu überzeugen. Ich bekomme oft mit, dass diese Haltung sich oft erst relativiert, wenn man am "receiving end" gestanden hat (als erkrankter / abschwächelnder Mensch oder Elternteil eines unrund laufenden Kindes), was ich niemandem wünsche. Ich äußere meine Meinung / Erfahrungen, wer möchte, kann sich was draus mitnehmen. Hier lesen ja viele mit, auch solche, die nicht schreiben.

  • Du, Bolzbold, hast ganz recht - es gibt Möglichkeiten in der Verwaltung. In der Regel möchten die aber leistungsfähige Leute haben, wenn chronisch Kranke, dann körperlich Gehandicapte Sl etc. Jemand mit Burnout oder Depression hat da keine Chance.


    Außerhalb des ÖD gibt es nette Sachen, ja. Aber in einem gewissen Alter sich ganz neu auf dem Arbeitsmarkt zu bewähren heißt, gaaanz kleine Brötchen zu backen. Und wieder: Wir reden von chronisch Kranken, die ihren Job als Lehrer womöglich mal geliebt haben und erst, als sie krank waren, feststellten, dass sie etwas anderes machen müssten. Welche Unternehmen stellen depressive, 50 Jahre alte Lehrer ein, die ihren Job nicht mehr schaffen?


    Natürlich gibt es Möglichkeiten, sich z.B. selbstständig zu machen. Dafür muss man aber eine Dienstleistung oder ein Produkt haben. Für den Normalolehrer fällt mir da nicht viel mehr als ein Nachhilfeinstitut ein oder ein Verlag, der Lehrwerke herstellt.


    Für eine Umschulung oder den Schritt in die Selbstständigkeit braucht man sehr viel Kraft. Wer krank ist, hat die oft nicht. Und es ist in dem Alter u.U. niemand da, der einen auffängt.

    • Offizieller Beitrag

    Der ÖD hat ja mit dem Prinzip der Wiedereingliederung durchaus auf solche Fälle wie Depressionen und Burnout reagiert. Auch bekommt man als langfristg Erkrankter seine Bezüge weiter, so dass man sich ganz auf seine Genesung konzentrieren kann.
    An Selbstständigkeit und Nachhilfe habe ich realistischerweise gar nicht erst gedacht. Das sind zwei Extreme, die in der Regel so nicht funktionieren.

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