Gesellschaftliche Veränderungen

  • neinnein, er hat das "danke merkel" vergessen!


    ad sportvereine: es ist in der tat so, dass die rekrutierung fürs leistungsorientierte training sehr viel schwieriger ist als noch vor zehn jahren oder gar zwanzig jahren. das g8 spielt da eher eine rolle als der ganztag bei uns, aber auch der wahn, dass alle aufs gym müssen und daraus resultierende arbeit am und über dem leistungslimit bei vielen (übertrittsquote hier: neunzig prozent, trotz bindender grundschulempfehlung) und vor allem die konkurrenz durch andere freizeitangebote.


    die rekrutierung für unsere freizeitsportgruppen ist im gegensatz dazu eine sache der wartelisten. wir können uns vor anmeldungen nicht retten. aber mit kader und wettkampf haben die allermeisten leider wenig am hut (oft die kinder und jugendlichen sehr wohl, aber die eltern halt nicht, und ohne deren unterstützung ist das für uns ehrenamtliche nicht zu leisten).

  • Dann warst du also noch nie in einer Schule mit Ganztagsbetrieb. Aber schon mal ne Meinung haben und den Untergang des Abendlandes wittern. "Armes Deutschland" fehlt hier noch ;)

    Geht ihr ins Freibad bzw. fahrt ihr mit euren Schülern an den Baggersee? Was macht ihr ganz konkret, wenn es ab Mai/Juni ein grandioses Sommerwetter ist? In BW sind die Sommerferien erst Ende Juli. Andere BL haben wohl ab Juni, aber dann halt mitten im Sommermonat August schon wieder Schule.


    Vergleiche ich die Unterrichtszeiten an unserer Grundschule, müssen täglich 1/3 der Unterrichtsstunden am Nachmittag durchgeführt werden. Ist eure Schule klimatisiert oder wie gelingt es euch Kinder bei solchem Wetter vernünftig zu unterrichten? Meine 13er kann ich da teilweise vergessen, wobei es für mich persönlich irrelevant ist. Der Stoff muss behandelt werden, denn die Prüfungen stehen jedes Jahr vor der Tür. Und da zeigt es sich, ob die Lehrkraft tatsächlich alles behandelt hat.


    Bei Grundschulkindern wage ich es zu bezweifeln, dass da noch etwas produktives herauskommt. Lass mal wieder ein Sommer wie 2003 kommen ^^ . Ich war froh, selber ab 14 Uhr im Freibad zu liegen. Den Mangel an Lernstoff bekommen die Kinder halt erst später zu spüren.

  • Diejenigen, die vom Ganztag (ursprünglich) profitieren sollten, würden dann auch nicht im Schwimmbad, sondern vom Fernseher/Computer sitzen, anstatt in der Schule noch etwas halbwegs sinnvolles zu tun.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Dann warst du also noch nie in einer Schule mit Ganztagsbetrieb.

    Nö, aber ich gehöre noch zu einer Generation, die im Sommer am Vormittag schon dem Schulschluss entgegenfieberte, mit Klassenkameraden Pläne für den Nachmittag schmiedete, um Punkt 13 Uhr überschwänglich vom Schulhof nach Hause rannte, ihre Schultaschen in die Ecke warf, ihre Badehosen einpackte und den Sommertag dann zusammen im Freibad verbrachte, ohne ständige Aufsicht von helicopternden Eltern oder Schulen.

  • Diejenigen, die vom Ganztag (ursprünglich) profitieren sollten, würden dann auch nicht im Schwimmbad, sondern vom Fernseher/Computer sitzen, anstatt in der Schule noch etwas halbwegs sinnvolles zu tun.

    Also die zumindest "pädagogisch" bessere Verwahranstalt. Zumindest habe ich mit dem Halbtag bei meinen Kindern alles richtig gemacht. Wer lernen will muss Halbtagsunterricht wählen 8)

  • Also die zumindest "pädagogisch" bessere Verwahranstalt. Zumindest habe ich mit dem Halbtag bei meinen Kindern alles richtig gemacht. Wer lernen will muss Halbtagsunterricht wählen 8)

    Das ist interessant. Den Stoff von 13 Jahren in 12 schaffen, weder nachmittags, noch am Samstag in die Schule gehen und ein Elternteil verdient so viel, dass das andere ab 11 Mittagessen kochen kann. Vielleicht nicht für jeden realistisch oder überhaupt erstrebenswert.

  • Nö, aber ich gehöre noch zu einer Generation, die im Sommer am Vormittag schon dem Schulschluss entgegenfieberte, mit Klassenkameraden Pläne für den Nachmittag schmiedete, um Punkt 13 Uhr überschwänglich vom Schulhof nach Hause rannte, ihre Schultaschen in die Ecke warf, ihre Badehosen einpackte und den Sommertag dann zusammen im Freibad verbrachte, ohne ständige Aufsicht von helicopternden Eltern oder Schulen.

    Genau. Früher war mehr Lametta. Alle 14 Tage auch Samstags. Wie ich DAS gehasst habe. Alle konnten ausschlafen, nur ich nicht, und die Straßenbahnen fuhren auch nur alle halbe Stunde, so dass man viel zu früh losmusste und Mittags gefühlte Ewigkeiten an der Haltestelle stand. Und unter der Woche hatte ich einen Schlüssel, mit dem ich in die leere Wohnung kam.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Das ist interessant. Den Stoff von 13 Jahren in 12 schaffen, weder nachmittags, noch am Samstag in die Schule gehen und ein Elternteil verdient so viel, dass das andere ab 11 Mittagessen kochen kann. Vielleicht nicht für jeden realistisch oder überhaupt erstrebenswert.

    Wo habe ich geschrieben, dass ich den Stoff in 12 Jahren schaffe? Oder beziehst du dich auf G8? Gibt es im beruflichen Schulwesen nicht.


    Gäbe es Samstags noch Schule wie zu meinen Zeiten, wäre der Stundenplan entzerrt und es gäbe weniger Nachmittagsunterricht. Hat alles Vor- und Nachteile.


    Nein, niemand ist um 11 Uhr daheim. Und kochen kann der Vater auch wenn die Kleinen von der Schule kommen.


    Und solange die Kinder klein sind muss ein Partner halt Teilzeit arbeiten. Macht doch ein großer Teil der weiblichen Kollegen im Schuldienst mit kleinen Kindern ebenfalls.


    Ich will die Ganztagsschule doch gar nicht abschaffen. Mir genügt es, dass es weiterhin dir Halbtagsbeschulung gibt. Wer die Ganztagsschule haben will, soll sie nutzen. Ich persönlich halte nichts davon.

  • Und solange die Kinder klein sind muss ein Partner halt Teilzeit arbeiten.

    Warum?


    Mal ehrlich ... es gibt neben Deutschland wohl kein anderes Land in Europa, in dem sich Leute dermaßen in die Hosen kacken, wenn sie einen Teil der Erziehung einer staatliche Institution mit dafür ausgebildeten und qualifizierten Bediensteten übertragen sollen.


    Ja logisch haben wir als Lehrer AUCH einen Erziehungsauftrag. Den habe ich selbst in der Oberstufe noch. Wo sonst als in der Schule sollen denn Kinder und Jugendliche lernen, wie man sich in Arbeitsgemeinschaften, deren menschliche Zusammensetzung sich nun mal leider nicht selbst aussuchen kann, adäquat verhält?

  • Es gibt tolle Untersuchungen zur Qualität von frühkindlicher Betreuung in Deutschland, die sich im Wesentlichen wohl auf den Kindergarten und die schulische Nachmittagsbetreuung übertragen lassen. Dagegen wirkt selbst der Fernseher besser ausgebildet und qualifizierter als die ausgebildeten und qualifizierten Bediensteten.

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Es gibt tolle Untersuchungen zur Qualität von frühkindlicher Betreuung in Deutschland, die sich im Wesentlichen wohl auf den Kindergarten und die schulische Nachmittagsbetreuung übertragen lassen. Dagegen wirkt selbst der Fernseher besser ausgebildet und qualifizierter als die ausgebildeten und qualifizierten Bediensteten.

    Da hilft nur eins: Selber als Lehrer dafür sorgen, dass das besser wird.

  • Nur sind in vielen Fällen gar nicht die Lehrer für die Nachmittagsbetreuung zuständig, das machen ausgebildete Erzieher (ansonsten wäre es einfach Nachmittagsunterricht und über Sinn und Zweck von Nachmittagsunterricht in der Sek I müssen wir uns glaube ich nicht unterhalten).

    If you look for the light, you can often find it.
    But if you look for the dark that is all you will ever see.

  • Es liegt dennoch in Deiner Verantwortung als Lehrer, sinnvolle (sowohl inhaltlich als auch bezüglich des zeitlichen Umfangs) Aufgaben zu stellen, die Kinder und Jugendliche während freier und selbständiger Arbeitsphasen auch erledigen können. Du kannst natürlich nicht von einem Erzieher erwarten, dass der einem Kind die Mathe-Aufgaben erklärt. Und ja, Du hast recht (schrieb ich auch weiter oben schon mal), dass es ein ziemlicher Unterschied ist, ob wir über Kinder oder Jugendliche schreiben/sprechen.

  • An einer richtigen Ganztagsschule läuft natürlich auch nachmittags Unterricht. Wir haben nur eine Hand voll Auswärtige, die AGs anbieten. Den Rest machen wir Lehrer.
    Erzieher statt Lehrer kenne ich hierzulande nur im Offenen Ganztag der Grundschulen.

    Dödudeldö ist das 2. Futur bei Sonnenaufgang.

  • Das ist interessant. Den Stoff von 13 Jahren in 12 schaffen, weder nachmittags, noch am Samstag in die Schule gehen und ein Elternteil verdient so viel, dass das andere ab 11 Mittagessen kochen kann. Vielleicht nicht für jeden realistisch oder überhaupt erstrebenswert.

    Erstrebenswert für wen? Für die Schüler? Gerade deren Wünsche und Bedürfnisse haben bei der Einführung des G8 doch die geringste Rolle gespielt.

  • Ich will die Ganztagsschule doch gar nicht abschaffen. Mir genügt es, dass es weiterhin dir Halbtagsbeschulung gibt. Wer die Ganztagsschule haben will, soll sie nutzen. Ich persönlich halte nichts davon.

    Man darf sich eben nur nicht wundern, wenn durch die Propagierung der Ganztagsschule viele Eltern in zunehmendem Maß ihre Erziehungsverantwortung an die Schule abgeben und Schule dann eben zu einer Eltern-Ersatz-Anstalt wird, wo Lehrer eine Nanny-Funktion zu erfüllen haben.

  • viele Eltern in zunehmendem Maß ihre Erziehungsverantwortung an die Schule abgeben

    Die Schule HAT eine Erziehungsverantwortung und zwar immer schon! Da hast Du in der Ausbildung offenbar was verpasst, wenn Dir nicht klar ist, dass ein Teil Deines Berufsauftrags auch Erziehung ist!

  • Nein, Tequila, so einfach ist es auch nicht.


    Laut Grundgesetz Art.6 Abs 2. gilt: "Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst ihnen obliegende Pflicht.". D.h. erst einmal stehen die Eltern in der Pflicht, ihre Kinder zu erziehen.


    NUR für den (unmittelbaren) schulischen Bereich TEILEN sich Eltern und Schule die Erziehung der Kinder (steht so ähnlich in den Schulgesetzen der Länder).


    Wenn also die Eltern ihre Kinder nicht oder kaum erziehen und sich ihrer Pflicht, in erzieherischen Fragen, die den schulischen Bereich betreffen, der ZUSAMMENARBEIT mit der Schule entziehen (oder gar diese Zusammenarbeit sabotieren), dann stößt schulische Erziehung sehr schnell an ihre faktischen UND rechtlichen Grenzen. Es gibt keinen schulischen Erziehungsauftrag unabhängig vom Erziehungsauftrag der Eltern! Schullische Erziehung kann und darf elterliche Erziehung nicht ersetzen. Für ganz extreme Fälle gibt es daher die Jugendämter, die den elterlichen Erziehungsauftrag per Gesetz übernehmen könnnen. Schule kann UND DARF das nicht! Schulische Erziehung (die sowieso nur den schulischen Bereich betrifft), ist IMMER auf Kooperation mit den Eltern (=Erziehungsberechtigten) angewiesen!


    Gruß !

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