Verhaltensnoten / Kopfnoten sollen bleiben - gut so?

  • Ein Schüler in Sachsen klagte gegen die sogenannten Kopfnoten auf seinem Bewerbungszeugnis und bekam Recht, allerdings nur insofern, weil die Kopfnotenvergabe - so habe ich es verstanden - in Sachsen nicht gesetzlich geregelt ist. So hat also Sachsen erklärt, dass man an den Kopfnoten / Verhaltensnoten festhalte wolle. Ich finde das gut und richtig so. Ich halte die Bewertung der sozialen Kompetenzen für mindestens gleichrangig wichtig wie die Bewertung der fachlichen Kompetenzen / Leistungen.


    Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) zeigte sich derweil von den Kopfnoten überzeugt. «Es gibt aus meiner Sicht viele Gründe, dass wir auch die Sozialkompetenz von Schülerinnen und Schülern mitbeurteilen», sagte der Regierungschef. Schule sei nicht nur zur Wissensvermittlung da, sondern habe auch einen Erziehungsauftrag. Ein Oberschüler hatte auf Entfernung der Noten aus dem Zeugnis der 9. Klasse geklagt, mit dem er sich bei Unternehmen um eine Ausbildung nach dem Realschulabschluss bewerben will. dpa


    https://www.news4teachers.de/2…-an-kopfnoten-festhalten/

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Interessant ist auch die Übersicht über die unterschiedlichen Varianten der Verhaltensnotenvergabe in Deutschland in diesem n4t-Artikel.



    In Sachsen wurden sie meiner Meinung nach aber auch zunächst auch mit der Wende abgeschafft, nur dann Anfang der 1990er Jahre rasch wieder reaktiviert. In den anderen ostdeutschen Bundesländern waren die Eltern immer mit übergroßér Mehrheit dafür (70-80%), die Landesregierungen folgten diesem Wunsch aber nur zögerlich.

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  • Ich finde die Kopfnoten ebenfalls sinnvoll. Ich komme aus Hessen und hier gibt es sie bis zum Ende der Sek 1. Zu meiner Zeit als Schülerin gab es noch "Fleiß" und auch "Schrift". Bei einigen SuS würde ich mir wünschen, dass das wiederkehrt. Ich habe gerade große Klausurberge zu Hause und hasse es wegen einer unleserlichen Schrift alles doppelt lesen zu müssen...

  • Die Kopfnoten wären sinnvoll, wenn man sie auch vollständig anwenden könnte. Wenn man einem Kind etwas schlechteres als eine 3 gibt (und selbst dann gibt es besorgte Nachfragen), bricht die Hölle über einen herein. Die Schulleitung wirft einem Versagen vor, die Eltern steigen einem aufs Dach usw. Man klärte mich seinerzeit auch auf, daß eine 5 in Betragen nicht einfach so vergeben werden könne; man müsse zuerst die Eltern mehrmals informieren, dann müsse das mit der Schulleitung abgesprochen werden (die diesem sowieso nicht zustimmt), kurzum: Die Betragensnoten sind nur dazu da, damit die Schüler gebauchpinselt werden können. Als Instrument der Disziplinierung taugen sie nicht, daher kann man sie auch abschaffen.

  • Kopfnoten sind bei uns eine Einigung der Klassenkonferenz, daher erübrigt sich bei uns das von dir genannte Problem. In deinem Fall sind sie aber echt sinnlos, wenn die SL nicht dahinter steht

  • Die Kopfnoten wären sinnvoll, wenn man sie auch vollständig anwenden könnte. Wenn man einem Kind etwas schlechteres als eine 3 gibt (und selbst dann gibt es besorgte Nachfragen), bricht die Hölle über einen herein. Die Schulleitung wirft einem Versagen vor, die Eltern steigen einem aufs Dach usw. Man klärte mich seinerzeit auch auf, daß eine 5 in Betragen nicht einfach so vergeben werden könne; man müsse zuerst die Eltern mehrmals informieren, dann müsse das mit der Schulleitung abgesprochen werden (die diesem sowieso nicht zustimmt), kurzum: Die Betragensnoten sind nur dazu da, damit die Schüler gebauchpinselt werden können. Als Instrument der Disziplinierung taugen sie nicht, daher kann man sie auch abschaffen.

    Sagt deine Erfahrung aus welchem Bundesland? Ich dachte, du arbeitest in Russland.


    Das ist in dieser Pauschalität jedenfalls nicht richtig. Außerdem erlebe ich es selten, dass Noten der Disziplinierung dienen. Wer ne 5 in Betragen hat, hat noch ganz andere Probleme und schert sich einen feuchten Kehricht um die Note.


    Ich finde, Kopfnoten machen dann Sinn, wenn sie den Lehrern dabei helfen, nicht permanent Leistung mit Verhalten oder Ordnung zu verwechseln. Also Hefternoten dürften eigentlich nicht in die Fachnote eingehen, sondern in Ordnung. Die Begründung, "da können sich die Braven Doofen noch eine gute Note verdienen" habe ich des Öfteren gehört. Leider passiert das aber auch unter Kopfnotenverwendung. Und wie oft Verhalten und Leistung verwechselt werden, sieht man vor allem an der Umschulung von Gymi-> Oberschule und Grundschule-> Förderschule aufgrund des Verhaltens.


    Als Rückmeldung für Betriebe fände ich sie sinnvoll, allerdings wurden sie jetzt in Abschlusszeugnissen abgeschafft. Vorteil: der Schüler kann wirklich ganz neu anfangen. Und die eine oder andere Rachenoten von Schulen verbauen nicht den Lebensweg.

  • Ich habe gerade große Klausurberge zu Hause und hasse es wegen einer unleserlichen Schrift alles doppelt lesen zu müssen...

    Musst du nicht.


    Gibt da ein ganz einfaches Mittel, einen Satz, den ich von meinem eigenen Lateinlehrer übernommen habe:
    Das was ich nicht lesen kann, streiche ich als Fehler an.
    Und Ende. Regelt sich dann sehr schnell von selbst, musst du nur konsequent sein.


    "Kopfnoten" halte ich für Blödsinn, wenn jemand sich nicht benehmen kann braucht der keine Kopfnote, sondern Erziehung. Vorzugsweise anderswo.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • Die Kopfnoten wären sinnvoll, wenn man sie auch vollständig anwenden könnte. ...


    Ja, das meine ich auch. Es kommt sehr darauf an, wie sie angewendet werden.


    Wenn man keine allzu schlechten Verhaltensnoten geben darf, weil man sonst "Ärger bekommt", ist das absurd, genauso wie wenn man keine allzu schlechten Fachnoten geben darf, weil man sonst Ärger bekommt - jedenfalls dann, wenn man als Lehrkraft mit bestem Gewissen sagen kann, alles getan zu haben, damit diese schlechten Noten nicht nötig gewesen wären, was zu prüfen aber durchaus Aufgabe einer Schulleitung wäre.


    (Im Osten nannten wir das früher Schönfärberei.)

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  • ...
    Das ist in dieser Pauschalität jedenfalls nicht richtig. Außerdem erlebe ich es selten, dass Noten der Disziplinierung dienen. Wer ne 5 in Betragen hat, hat noch ganz andere Probleme und schert sich einen feuchten Kehricht um die Note.


    Ich finde, Kopfnoten machen dann Sinn, wenn sie den Lehrern dabei helfen, nicht permanent Leistung mit Verhalten oder Ordnung zu verwechseln. Also Hefternoten dürften eigentlich nicht in die Fachnote eingehen, sondern in Ordnung. Die Begründung, "da können sich die Braven Doofen noch eine gute Note verdienen" habe ich des Öfteren gehört. Leider passiert das aber auch unter Kopfnotenverwendung. Und wie oft Verhalten und Leistung verwechselt werden, sieht man vor allem an der Umschulung von Gymi-> Oberschule und Grundschule-> Förderschule aufgrund des Verhaltens.


    Als Rückmeldung für Betriebe fände ich sie sinnvoll, allerdings wurden sie jetzt in Abschlusszeugnissen abgeschafft. Vorteil: der Schüler kann wirklich ganz neu anfangen. Und die eine oder andere Rachenoten von Schulen verbauen nicht den Lebensweg.


    Heute scheint der "Tag der Friedenspfeife" zu sein zwischen Krabappel und mir. ;) Ich kann wieder gerne zustimmen.


    Verhaltensnoten geben den Lehrern die Möglichkeit, Leistung und Verhalten voneinander zu trennen. Heftführung ist Ordnung und sollte nicht mit den fachlichen Leistungen vermischt werden; ruhige Charaktere sollten nicht für weniger Mitarbeit mit einer schlechten Fachnote bestraft werden (wobei Mitarbeit ja mehr umfasst als einfach nur das Melden, aber oft geht es doch nur um das Melden). Das Eine hat mit dem Anderen ja nur bedingt zu tun - siehe den Spruch vom Genie, das das Chaos beherrscht.


    Verhaltensnoten können und sollen dem Schüler aber eine Rückmeldung geben, wie wir Lehrer den Stand der Ausprägung ihrer sozialen Kompetenzen sehen. Ich finde diese bisweilen wichtiger als die rein fachlichen Leistungen, denn sie bilden den Weg zum Ziel ab und nicht nur das Ergebnis selbst. Die zwei Möglichkeiten sind, das nur für den Schüler zu tun, also nicht auf Bewerbungszeugnissen zu vermerken oder ihm damit auch Pluspunkte für eine Bewerbung zu geben (gehen wir mal vom Positiven aus wie bei den Fachnoten, bei denen ja auch keiner argumentiert, dass schlechte Fachnoten einer Bewerbung hinderlich sind und deshalb verschwiegen / abgeschafft werden sollten).

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  • Sagt deine Erfahrung aus welchem Bundesland? Ich dachte, du arbeitest in Russland.
    Das ist in dieser Pauschalität jedenfalls nicht richtig. Außerdem erlebe ich es selten, dass Noten der Disziplinierung dienen. Wer ne 5 in Betragen hat, hat noch ganz andere Probleme und schert sich einen feuchten Kehricht um die Note.


    Ich finde, Kopfnoten machen dann Sinn, wenn sie den Lehrern dabei helfen, nicht permanent Leistung mit Verhalten oder Ordnung zu verwechseln. Also Hefternoten dürften eigentlich nicht in die Fachnote eingehen, sondern in Ordnung. Die Begründung, "da können sich die Braven Doofen noch eine gute Note verdienen" habe ich des Öfteren gehört. Leider passiert das aber auch unter Kopfnotenverwendung. Und wie oft Verhalten und Leistung verwechselt werden, sieht man vor allem an der Umschulung von Gymi-> Oberschule und Grundschule-> Förderschule aufgrund des Verhaltens.


    Als Rückmeldung für Betriebe fände ich sie sinnvoll, allerdings wurden sie jetzt in Abschlusszeugnissen abgeschafft. Vorteil: der Schüler kann wirklich ganz neu anfangen. Und die eine oder andere Rachenoten von Schulen verbauen nicht den Lebensweg.

    Hab ich ja oben geschrieben, das ist meine Erfahrung aus 3 Monaten an einer sächsischen Grundschule. Ich wollte die Kopfnoten (von denen es ja mehrere im Laufe des Jahres gibt) als "Denkzettel" verwenden, da ich mit der in der in deutschen Schulen herrschenden Unruhe zeitweise ziemlich überfordert war, aber das ging mächtig nach hinten los und zeigte mir, wie wenig Macht Lehrer in Deutschland haben.
    Übrigens arbeite ich mittlerweile in Kasachstan, ich kam vorher aus Rußland.

  • Hab ich ja oben geschrieben, das ist meine Erfahrung aus 3 Monaten an einer sächsischen Grundschule. Ich wollte die Kopfnoten (von denen es ja mehrere im Laufe des Jahres gibt) als "Denkzettel" verwenden, da ich mit der in der in deutschen Schulen herrschenden Unruhe zeitweise ziemlich überfordert war, aber das ging mächtig nach hinten ...

    Stimmt, hattest du gleichzeitig geschrieben.


    Aber genau das ist das Problem, Noten sollten nicht aus Wut als "Denkzettel" erteilt werden. Möglicherweise hat die Klassenkonferenz das Verhalten über das Schuljahr gesehen anders beurteilt als du? Klar, wäre auch möglich, dieser Schulleiter hatte keine Lust auf Elternstress.
    Allerdings ist gerade Sachsen nicht für das Hinterherschmeißen guter Noten bekannt. Es mag Regionen geben, da ist 2 das Normale und 4 wird nur bei extrem abnormem Verhalten erteilt. In Sachsen sind tendenziell eher 3en das Normale. Wortlaut für die 3 ist auch sowas, wie "entspricht dem Durchschnitt". Und wir erteilen durchaus 4en und 5en, wenn das Verhalten entsprechend ist. Allerdings ist mir bisher nur ein Fall untergekommen, der sich sichtbar zusammengerissen hat, um von der 3 auf die 2 zu kommen, weil es (wie ich vermute) Ärger zu Hause gab. Alle anderen werden nicht ordentlicher und rasten auch nicht seltener aus, Um die Note ein Jahr später zu beeinflussen.

  • Ich glaube mir wurde da eher Toleranz abgesprochen. Ich hab es halt gerne ruhig während des Unterrichts, und als ich aus Rußland kommend das erste mal eine deutsche Grundschulklasse unterrichtet hatte, erlitt ich einen dezenten Kulturschock, obwohl ich die Kinder alle gerne mochte.
    Zu dem Zeitpunkt wußte ich noch nicht, daß ich nach Kasachstan gehe und wollte damit auch den Eltern einen kleinen Hinweis darauf geben, daß ich mit dem Verhalten während des Unterrichts nicht ganz einverstanden war, aber da hat sich gezeigt, daß ich schon zu lange aus der deutschen Gesellschaft raus war.

  • Ich glaube mir wurde da eher Toleranz abgesprochen. Ich hab es halt gerne ruhig während des Unterrichts, und als ich aus Rußland kommend das erste mal eine deutsche Grundschulklasse unterrichtet hatte, erlitt ich einen dezenten Kulturschock, obwohl ich die Kinder alle gerne mochte.
    Zu dem Zeitpunkt wußte ich noch nicht, daß ich nach Kasachstan gehe und wollte damit auch den Eltern einen kleinen Hinweis darauf geben, daß ich mit dem Verhalten während des Unterrichts nicht ganz einverstanden war, aber da hat sich gezeigt, daß ich schon zu lange aus der deutschen Gesellschaft raus war.


    Hm, naja, ich bin auch Teil der deutschen Gesellschaft und nicht zufrieden mit den Zuständen, die man da manchmal an den Schulen vorfindet und viele Eltern (natürlich nicht alle) unterstützen mich darin.


    Wenn die Verhaltensnoten / Kopfnoten und auch die Kreuzchen von den Lehrern nur heimlich vor den Zeugnissen vergeben werden, ohne sie dem Schüler zu erläutern, sehe ich darin auch wenig Wirksamkeit. Da muss ich sogar Miss Jones zustimmen, dass ein Kind im September nicht daran denkt, was sein Verhalten für Folgen für das Zeugnis im Februar hat. Das ist einfach zu weit weg!


    Im Osten bekamen wir früher nach meiner Erinnerung monatlich Kopfnoten. Allerdings erfuhren wir die auch nicht. Ich erinnere mich nur, wie wir in höheren Klassen heimlich im Klassenbuch (da standen auch die Noten drin) nachschauten, wenn der Lehrer nicht in der Klasse war. Monatliche Verhaltensnoten und deren Erläuterung fände ich sinnvoll, aber wie das zu leisten sein soll, weiß ich momentan nicht.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Diese Diskussion um Kopfnoten verblüfft mich immer wieder. Man kann doch SuS nicht nur aufgrund ihrer fachlichen Leistung bewerten. Da muss man sich ja nur mal so im privaten Feld umhören, worüber es im Beruf den meisten Stress gibt. Da geht es sehr häufig um Verhalten.


    Dann las ich oben, dass in Abschlusszeugnissen keine Kopfnoten drin seien und somit ein Neustart möglich sei. Haha! Die SuS bewerben sich in der Regel gar nicht mit diesem Zeugnis, sondern mit dem Halbjahreszeugnis, wo die Kopfnoten eben drin sind. Oft verlangen die Arbeitgeber mehrere aufeinanderfolgende Zeugnisse, damit sie die Kopfnoten sehen können. Eltern wissen, dass diese Noten recht entscheidend bei Bewerbungen sind. Bei einer 4 in AV oder SV sind Eltern zurecht alarmiert und melden sich meist von sich aus, wenn unsererseits kein Kontakt gesucht wurde.
    Diese Noten fallen ja nicht vom Himmel, sondern haben eine jahrelange Vorgeschichte. Die Sichtweise, dass gute Kopfnoten Bauchpinselei und schlechte Noten Racheaktionen der Lehrkräfte seien, finde ich höchst befremdlich. Es soll eine ehrliche Rückmeldung sein! Das gemeinschaftliche Entscheiden über die Note ist auch ein gewisser Schutz vor Willkür. Außerdem ist es auch für schwächere SuS schön, wenn sie da oben gute Noten stehen haben, auch wenn sie in den Unterrichtsfächern nicht gerade die Wurst vom Teller ziehen.

  • Diese Diskussion um Kopfnoten verblüfft mich immer wieder. Man kann doch SuS nicht nur aufgrund ihrer fachlichen Leistung bewerten. Da muss man sich ja nur mal so im privaten Feld umhören, worüber es im Beruf den meisten Stress gibt. Da geht es sehr häufig um Verhalten.


    Dann las ich oben, dass in Abschlusszeugnissen keine Kopfnoten drin seien und somit ein Neustart möglich sei. Haha! Die SuS bewerben sich in der Regel gar nicht mit diesem Zeugnis, sondern mit dem Halbjahreszeugnis, wo die Kopfnoten eben drin sind. Oft verlangen die Arbeitgeber mehrere aufeinanderfolgende Zeugnisse, damit sie die Kopfnoten sehen können. Eltern wissen, dass diese Noten recht entscheidend bei Bewerbungen sind. Bei einer 4 in AV oder SV sind Eltern zurecht alarmiert und melden sich meist von sich aus, wenn unsererseits kein Kontakt gesucht wurde.
    Diese Noten fallen ja nicht vom Himmel, sondern haben eine jahrelange Vorgeschichte. Die Sichtweise, dass gute Kopfnoten Bauchpinselei und schlechte Noten Racheaktionen der Lehrkräfte seien, finde ich höchst befremdlich. Es soll eine ehrliche Rückmeldung sein! Das gemeinschaftliche Entscheiden über die Note ist auch ein gewisser Schutz vor Willkür. Außerdem ist es auch für schwächere SuS schön, wenn sie da oben gute Noten stehen haben, auch wenn sie in den Unterrichtsfächern nicht gerade die Wurst vom Teller ziehen.


    Sind es die Abschlusszeugnisse oder sind es generell die "Bewerbungszeugnisse", auf denen die Verhaltensnoten nicht ausgewiesen werden sollen? Vielleicht ist das mal wieder in jedem der betroffenen Bundesländer anders? (Aber klar, wenn man dann die Zeugnisse mehrerer Jahre zeigen muss, wird das alles wieder ausgehebelt. So ist es ja immer. Aktion und Reaktion.)


    Arbeitsverhalten ist doch aber vielfach ein Teil der Leistungsbewertung (bei den Fachnoten). Ich bin sehr dafür, beides voneinander zu trennen. Das klassische Beispiel sind eben der unordentliche Typ, der aber eben doch ein Genie in Mathematik ist oder das zaghafte, schüchterne, graue Mäuschen mit den besten, fantasievollen Aufsätzen, die man sich denken kann.


    Die Vermischung von fachlicher Leistung und Arbeitsverhalten, Ordnung, Mitarbeit etc. verfälscht ja geradezu die Leistungsbewertung in solchen Fällen.

    Es gibt für alles ein Publikum und für jede Meinung das passende Argument.

  • Sind es die Abschlusszeugnisse oder sind es generell die "Bewerbungszeugnisse", auf denen die Verhaltensnoten nicht ausgewiesen werden sollen?

    Das ist meines Wissens nur bei den Abschlusszeugnissen so.



    Arbeitsverhalten ist doch aber vielfach ein Teil der Leistungsbewertung (bei den Fachnoten). Ich bin sehr dafür, beides voneinander zu trennen. Das klassische Beispiel sind eben der unordentliche Typ, der aber eben doch ein Genie in Mathematik ist oder das zaghafte, schüchterne, graue Mäuschen mit den besten, fantasievollen Aufsätzen, die man sich denken kann.


    Die Vermischung von fachlicher Leistung und Arbeitsverhalten, Ordnung, Mitarbeit etc. verfälscht ja geradezu die Leistungsbewertung in solchen Fällen.

    Das liest sich ja ganz schön, aber leider ist es meistens bei uns so, dass bei den Chaoten auch die Leistung darunter leidet, wenn man es nicht gebacken bekommt, HAs abzuschreiben, Elternbriefe zu Hause abzugeben und unterschrieben zurückzubringen, ABs gescheit abzuheften, einigermaßen ordentlich irgendetwas aufs Papier zu bringen, den Schulranzen für den nächsten Tag vollständig zu packen, Ersatzbatterien für Hörgeräte oder CIs dabei zu haben usw.
    Eine 4 in Arbeitsverhalten und trotzdem ein 2er-Zeugnis haben, ist wohl recht selten. Ein Zeugnis mit einer 2 im Arbeitsverhalten mit eher mäßigen Fachnoten findet man da eher, wenn einfach die Leistungsfähigkeit nicht so da ist.

    • Offizieller Beitrag

    Das klassische Beispiel sind eben der unordentliche Typ, der aber eben doch ein Genie in Mathematik ist oder das zaghafte, schüchterne, graue Mäuschen mit den besten, fantasievollen Aufsätzen, die man sich denken kann.

    die Klassiker unter den Klischees.


    und mit den Verhaltensnoten hat das gar nichts zu tun.


    "Verhalten" umfasst an meiner Schule mehr als 10 verschiedene Unbterteilungen, von Ordnung auf dem Tisch halten über Einhalten der Hausordnung bis hin zu Sozialverhalten innerhalb der Gruppe.


    Und ja, das ist schon sehr aussagekräftig!

  • ...Die Sichtweise, dass gute Kopfnoten Bauchpinselei und schlechte Noten Racheaktionen der Lehrkräfte seien, finde ich höchst befremdlich...

    wer sagt sowas?



    ...aber leider ist es meistens bei uns so, dass bei den Chaoten auch die Leistung darunter leidet, wenn man es nicht gebacken bekommt, HAs abzuschreiben, Elternbriefe zu Hause abzugeben und unterschrieben zurückzubringen, ABs gescheit abzuheften, einigermaßen ordentlich irgendetwas aufs Papier zu bringen, den Schulranzen für den nächsten Tag vollständig zu packen, Ersatzbatterien für Hörgeräte oder CIs dabei zu haben usw....

    Wieso leidet die Leistung, wenn jemand Elternbriefe nicht abgibt?


    Ich finde es wichtig, dass man diese Bereiche trennt. Klar, wer Chaos im Hefter hat, hat tendenziell auch Chaos im Kopf. Allerdings müsste der mit dem geordneten Schulkram bessere Noten haben, was ja gerade auch nach deiner Aussage nicht der Fall ist.


    Bei uns sind die Leistungsstärksten so gut wie immer auch die größten Chaoten, weil sie am leichtfertigsten von der Grundschule zu uns wandern. Wer dreckige Kleider hat und Elternzettel vergisst, der muss ja lernbehindert sein...


    Außerdem erlebe ich es auch an der Regelschule, dass man für Hefterführung eine Note im Fach bekommt. Das ist einfach nicht okay. Die schön schreibende Liese darf sich die Chemienote nicht durch den hübschen Hefter verbessern und der schludrige Jens durch sein Geschmier nicht verschlechtern.


    Allerdings haben wir Kopfnoten in Sachsen, scheint aber an der Fachnotenvalidität nichts zu ändern.

  • @Krabappel
    Jetzt sei mal nicht so kleinlich. Das war eine Aufzählung der typischen Dinge, die man bei den Chaoten hat. Das tritt in aller Regel gehäuft auf und nicht separat.


    Ich gebe für die Mappen gar keine Noten. Ich sammel die auch gar nicht ein. Bei unseren wenigen SuS bekomme ich direkt mit, wer ordentlich ist und wer nicht.


    Ich finde, dass du nicht richtig gelesen hast. Ich schrieb, dass ich es als recht unwahrscheinlich erachte, in den Fächern auf 2 zu stehen, aber im AV eine 4 zu haben. Der gegenteilige Fall, in den Fächern um die 4 zu stehen, aber eine 2 im AV zu haben, kommt schon häufiger vor. Nur weil man Ordnung hat, muss das ja nicht bedeuten, dass man fachlich die Wurst vom Teller zieht.

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