Toxische/Rechte Atmosphäre im Kollegium

  • Umformuliert, da Fragestellung offenbar noch nicht eindeutig genug:


    Konkrete Hilfen und keine Relativierungsdebatte erwünscht:


    (Themenfremde Posts entfernt)



    Zitat

    Ich fühle mich in letzter Zeit sehr unwohl bei uns im Kollegium. Rechte Umtriebe haben zugenommen. Begriffe wie „Musel“, „Ölauge“ etc. fallen mittlerweile regelmäßig, genauso wie rassistische Witze.


    [...]
    Die Situation hat sich über die letzten Monate verschlechtert.
    Was soll ich tun? Hat hier jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?


    Die Schulleitung habe ich natürlich bereits informiert, sie tut es als Witz ab.

  • Ausgerechnet im Kollegium sehe ich es bei uns nicht, aber es begegnet einem doch irgendwie täglich, sei es beim Bäcker, in fast allen Kommentarspalten und in Foren. Eine Lösung hab ich nicht, solange es nicht vulgär formuliert ist, scheint es oft schwierig zu sein, dagegen vorzugehen. Stichwort "Man wird ja wohl noch sagen dürfen..." Nö. Darf man nicht. Jedenfalls nicht, wenn man es mit unseren Berufsstandards halten will. Da verweise ich gerne auf Kompetenzbereich 5.
    http://www.kmk.org/fileadmin/v…ildungswissenschaften.pdf
    Mir macht diese Entwicklung Angst und Bange.

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

  • Als Erstbeitrag? In der überspitzten Form?


    Sei wachsam, Moderatorenholzauge... :skeptisch:


    Ich kündige schonmal an, dass ich aufgrund krankheitsbedingter Unleidlichkeit alles verschiebe/lösche/schließe, was auch nur entfernt nach Eskalationspotential riecht.


    Im Falle, dass das kein Versuch ist, eine Eskalationspotentialdebatte anzustoßen, hat Mikael Recht: hatespeech wird gefälligst immer gemeldet. Hat der SL kein Ohr dafür, gehts direkt an die Behörde. Kopie Gesamtpersonalrat. Letzteres ist juristisch wichtig.

    WE are the music-makers, and we are the dreamers of dreams,
    World-losers and world-forsakers on whom the pale moon gleams
    yet we are the movers and shakers of the world for ever, it seems.

  • Negerküsse als Begriff hat sich aber auch fast schon jeder letzte Hinterwäldler abgewöhnt, Gottseidank.
    Rassismus ist übrigens keine Geschmacksfrage. Und ich muss regelmäßig hetzende Kollegen auch nicht fragen, wie sie sich fühlten, als sie das taten. So etwas hat eine Schule bei den Schülern schon per Definition durch den Lehrplan zu unterbinden und ein Kollegium hat das natürlich grundsätzlich zu unterlassen.

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  • Auch wenn der User vorhin nicht schreibberechtigt war, ist das Thema ein aktuelles.


    Also lasst uns in diesem Thread doch einmal sammeln, wie man vorgehen kann, wenn man in einem Kollegium gelandet ist, in dem offen rechte / toxische Hetze betrieben wird.


    Das Thema ist eindeutig, relativieren und Wortklauberei passt hier nicht, da konkrete Fragestellung.

    Bolzbold #5

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  • 1. Bei unbedachten Einzelfällen: klare Gegenrede, in dem Tonfall, der bei der jeweiligen Person ankommt.
    2. Bei Regelhaftigkeit/schweren Verstößen: Vorgesetzte / Behörde informieren
    3. Opfer stärken, klare Signale der Unterstützung geben und zwar gerade öffentlich
    4. Ggf. im Unterricht/in Gremien/auf Konferenzen thematisieren
    5. Den Relativierern den Unterschied zwischen Witzchen und Rassismus/Sexismus/Diskriminierung vermitteln und auch, wie absolut verheerend Letzeres für die Betroffenen ist, oft auch gerade dann, wenn es als Scherzchen daher kommt, was die Verletzung nicht im mindesten minimiert, den Übergriffigen aber dem Zugriff entzieht.

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  • Rassismus ist übrigens keine Geschmacksfrage.

    Es ist schon eine Geschmacksfrage, wo Rassismus anfängt. Darum hatte ich das Beispiel mit den Negerküssen gebracht.


    Humor ist eigentlich auch immer Geschmacksache. Der eine findet einen Witz lustig, der andere findet ihn empörenswert.


    Für mich kommt es immer auf den Kontext und die Situation an. Unterhalten sich etwa zwei Kollegen im Lehrerzimmer unter vier Augen und ich schnappe im Vorbeigehen ein Wort wie "Ölaugen" auf, mische ich nicht in deren Gespräch ein.


    Kommt dagegen ein Kollege morgens ins Lehrerzimmer und lässt erstmal seinen Unmut über die "Scheiss Ölaugen" ab, wäre das für mich natürlich ein Grund zu widersprechen und den Kollegen zurechtzuweisen.


    Ich mache es generell so, dass ich Kollegen direkt darauf anspreche, wenn ich finde, dass ihre Wortwahl grob unangemessen ist.

  • Bitte erste paar Beiträge lesen. Gibt genügend Threads, in denen sich immer wieder im gleichen Kreis gedreht wird. HIER bleiben wir spaßeshalber einfach mal beim Thema und beantworten die gestellte Frage.


    Greta wurde entfernt, um das Thema klein zu halten.

    Bolzbold #5

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  • Also: Was kann man tun, wenn man in einem Kollegium gelandet ist, in dem eine entsprechende Haltung vorherrscht?

    Bolzbold #5

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  • Bitte on topic zum Thema „sinnvolle Strategien gegen Rassismus“ weiterposten.

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  • Also: Was kann man tun, wenn man in einem Kollegium gelandet ist, in dem eine entsprechende Haltung vorherrscht?

    Ich finde es schwer, mir das in diesem Extrem auszumalen, möchte mir das auch kaum ausmalen, weiß aber auch aus meinem Kollegium, dass es da mal Kommentare gibt über "die Schüler mit den Ölaugen" im Kontext mit angeblich typischen Verhaltensweisen, die von derart beschriebenen Schülern zu erwarten seien die ich zutiefst befremdlich und problematisch finde und die ich gerade von Lehrern nicht erwartet hätte (zum ersten Mal auch in einem Lehrerzimmer gehört habe, so dass ich nachfragen musste, wovon die KuK gerade sprechen, wiel ich mir nicht vorstellen wollte, dass sie meinen, was ich denke, das sie meinen, sondern gehofft habe, es ginge um ein medizinisches Problem). Meine Herangehensweise jetzt im Ref war, dass ich versucht habe durch meine Art der Gesprächsbeteiligung zu differenzieren (denn "die" sind ja nicht "alle" "so") und eine andere Wortwahl einzuführen, ohne jemandem direkt über den Mund zu fahren. Das hat tatsächlich als subtiler Hinweis bei meinen Kollegen gereicht, die mich zwar etwas irritiert gemustert haben, aber verstanden haben, worum es mir geht und zumindest in meiner Gegenwart derartige Kommentare danach nicht wiederholt haben. An Haltungen ändert das aber leider nichts und die stehen ja hinter derartigen Generalisierungen.


    Dennoch denke ich sollte es klar sein selbst Position zu beziehen, selbst zu differenzieren, auf die Werte und Haltungen zu verweisen, auf die wir schließlich alle vereidigt sind, prüfen, inwieweit ein Gespräch mit Vorgesetzten (angefangen mit der eigenen SL, falls diese Teil des Problems sein sollte: Schulamt/übergeordnete Behörde) erforderlich ist, weil sich problematische Folgen für SuS abzeichnen, innerschulisch Mitstreiter zu suchen, um das Ganze z.B. bei Fachkonferenzen/GLK zu thematisieren. Schweigend hinnehmen ist keine Option in unserem Beruf (oder unserer Gesellschaft).

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace


  • Dennoch denke ich sollte es klar sein selbst Position zu beziehen, selbst zu differenzieren, auf die Werte und Haltungen zu verweisen, auf die wir schließlich alle vereidigt sind[... ]
    Schweigend hinnehmen ist keine Option in unserem Beruf (oder unserer Gesellschaft).

    Nochmal dick, weil wichtig.

    Bolzbold #5

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  • Evtl. ist es naiv und kommt daher, dass ich das Problem noch nie erlebt habe ... aber ich hab es im Kollegium doch mit gebildeten Leuten zu tun, die wenigstens im Ansatz zu rationalem Denken fähig sind. Von daher würd ich erst einmal eine Sachdiskussion versuchen (auch mit dem Hinweis auf den Werten des GG und des Lehrplans). Ja, mir ist klar, dass man bei bestimmten Leuten damit gar nicht weiter kommt, aber im Kollegium wäre das mein erster Ansatz.

  • .. aber ich hab es im Kollegium doch mit gebildeten Leuten zu tun, die wenigstens im Ansatz zu rationalem Denken fähig sind. Von daher würd ich erst einmal eine Sachdiskussion versuchen (auch mit dem Hinweis auf den Werten des GG und des Lehrplans).

    Rassismus, wie diverse andere -ismen, das weiß man inzwischen, ist sehr viel mehr ein psychologisches (manchmal pathologisches) Problem als etwas Kognitives.


    Auch hoch intelligente Menschen entwickeln oder erleben Minderwertigkeitskomplexe, Angststörungen, tiefe Unsicherheitsgefühle, schwere Selbstwertkrisen uvm. Alles davon kann in diverse psychische Störungen ausarten, oder eben auch in - immer irrationalen - Hass/Verachtung gegenüber anderen Gruppen. Ethnien, Frauen, Homosexuelle, ....

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  • Rassismus, wie diverse andere -ismen, das weiß man inzwischen, ist sehr viel mehr ein psychologisches (manchmal pathologisches) Problem als etwas Kognitives.
    Auch hoch intelligente Menschen entwickeln oder erleben Minderwertigkeitskomplexe, Angststörungen, tiefe Unsicherheitsgefühle, schwere Selbstwertkrisen uvm. Alles davon kann in diverse psychische Störungen ausarten, oder eben auch in - immer irrationalen - Hass/Verachtung gegenüber anderen Gruppen. Ethnien, Frauen, Homosexuelle, ....

    Richtig. Nur gehe ich eigentlich davon aus, dass ich durch Rationalität bestimmte (leichte) Störungen überwinden kann, wenn sie mir bewusst werden bzw. wenn mir bewusst wird, dass diese Störung schlecht für mich oder andere ist. Ich war als Kind eher still und schüchtern (schon mindestens in der Nähe von Minderwertigkeitskomplexen, Unsicherheit, Angst) ... wer mich heute erlebt, wird das wohl nicht glauben. Ich hab an mir gearbeitet, als ich merkte, dass das so nicht weiter gehen kann (ohne professionelle Hilfe).
    In meiner Jugend waren "Negerküsse", "Mohrenköpfe" oder "Zigeunerschnitzel" für uns ganz normale Begriffe. Ob falsch oder richtig, das wurde gar nicht hinterfragt. Die Begriffe wurden von allen Menschen, die ich kannte, verwendet. Sie fanden natürlich Eingang in meinen Wortschatz und ich habe sie ohne große Gedanken verwendet. Als es in der Gesellschaft deutlich wurde, dass man sie nicht verwenden sollte, war es gar nicht so einfach, sie unbedacht nicht mehr zu benutzen. Aber wenn man sich eben bewusst wird, dass diese Begriffe nicht verwendet werden sollten, kann man sich bemühen, es abzustellen.


    Natürlich: Je tiefer die Störung (der Rassismus), desto weniger nutzt Rationalität. Aber ich würd's dennoch im Kollegium als Erstes damit versuchen.

  • Damit es übersichtlich bleibt, habe ich den Teil zur Sprache und deren Auswirkung hierhin ausgelagert: Sprache und Rassismus (ausgelagert aus "Toxische/rechte Atmosphäre...")

    Bolzbold #5

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