Wir Lehrer verdienen immer viel weniger als in vergleichbaren anderen Berufen ...

  • @Lloris, #100:


    Danke für diesen ausführlichen und hoffentlich auch von den üblichen Verdächtigen als authentisch akzeptierten Bericht.


    Dazu noch ein Anekdötle von mir: Ich habe einen Bekannten, der 12 Jahre bei der Bundeswehr war (und das bis zum ersten Auslandseinsatz ganz toll fand). Studiert hat er beim Bund irgendwas nicht Verwertbares. War ja egal, er wird ja eh Offizier...
    Danach hat er dann eine Traineestelle bei einer Versicherung ergattert. Der nächste Traumjob: In vier Jahren zur Führungsposition und zum 100.000€-Gehalt. Dass der eifrige Trainee nur Freitag früher Schluss machen und schon um 20 Uhr gehen kann, hatte der gar nicht mehr so junge Mann nicht in der Berechnung. Frau und Kinder fanden das auch nicht so toll.
    Jetzt studiert er nochmal: Lehramt Sek I...
    Noch Fragen?

  • Jetzt studiert er nochmal: Lehramt Sek I...
    Noch Fragen?

    Joa, dann warts mal ab, was er macht, wenn ihm die Hauptschulklassen total den Nerv rauben, er dann merkt, dass er den bei der Bundeswehr erlernten Befehlston nicht auf die heiligen kleinen Stressmacher übertragen darf (obwohl es vermutlich wirken würde), weil sofort die Eltern auf der Matte stehen und die Schulleitung ihn rügt doch pädagogischer zu agieren. Das Ganze dann für ein Gehalt, was im Vergleich zur Versicherung als kleines Schmerzensgeld erscheint.
    Ja, es kann sein, dass er als Lehrer glücklich wird. Es kann aber auch gut sein, dass es nicht eintritt.
    Wie ich bei unseren Quereinsteigern, wenn sie denn mal in kleiner Runde ganz offen waren, rausgehört habe, waren da schon so Sätze wie "der Beruf ist viel mehr Arbeit und Stress, als ich erwartet habe" oder "da hätte ich gleich bei meinem alten Chef bleiben können, es ist verrückt, wieviel Stress sich Beamte gegenseitig machen können" (im Hinblick auf übereifrige Schulleitung) dabei.

  • Firelilly: Ich komme mir hier vor wie der Prediger vom Dienst, aber Fossis Bekannter wird, wenn er seinen Plan so durchzieht, sicher nicht mit einem Schmerzensgeld nach Hause gehen.
    Nehmen wir mal an, der Mann ist Ende 30, ist verheiratet, hat drei Kinder und wird als Mittelschullehrer (A12) verbeamtet. Da er bei der Bundeswehr war, gehe ich davon aus, dass seine Jahre dort auf die Erfahrungsstufen angerechnet werden.
    Rechnen wir das also mal durch: In Erfahrungsstufe 6 bleiben laut https://oeffentlicher-dienst.info fast 52000 Euro netto im Jahr. Ich ziehe 3000 Euro für die PKV ab. Es bleiben also 49000 netto. Das entspricht einem Jahresgehalt in der Wirtschaft von 75000 Euro. Echt nicht schlecht. Muss man erst mal verdienen. Klar, sind keine 100000. Dafür familienfreundlich.
    Und Mittelschule in Bayern ist jetzt auch nicht so wie von dir beschrieben. Die Eltern nerven eher nicht und die Schulleiter sind angesichts der Personalsituation froh, wenn sie einen kernigen neuen Kollegen bekommen.

  • Und wenn man sich die diversen Beiträge in diesem Thread durchliest, kommt man zu einem Fazit, dass hier schon x-mal im Lehrerforum gezogen wurde:


    Ja, der Geistes- oder Sozialwissenschaftler, der verheiratet mit einem Haufen Kindern auf dem Dorf hockt, der kann sogar mit A12 mit seinem Netto-Gehalt dank Familien-/Kinderzuschlag und günstiger Mieten bzw. Immobilien durchaus zufrieden sein.


    Lehramt ist halt ein Beruf, der wie gemacht ist für Landeier mit überdurchschnittlichem Vervielfältigungsdrang und begrenzten von der Industrie nachgefragten Fähigkeiten im technisch-wissenschaftlichen Bereich...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

    2 Mal editiert, zuletzt von Mikael ()

  • Wow, endlich ein Eingeständnis, dass das Geheule bzgl. schlechter Bezahlung höchstens dann noch stimmt, wenn man sich mit spitzenverdienenden Singles im urbanen Bereich aus der Großindustrie vergleicht? Anders ausgedrückt: mit ca. 5-10% der Bevölkerung,die dann vlt. doch noch etwas mehr verdienen?

  • Anders ausgedrückt: mit ca. 5-10% der Bevölkerung,die dann vlt. doch noch etwas mehr verdienen?

    Und genau deshalb werden die "guten" Abiturienten auch nicht mehr Lehrer sondern nur noch diejenigen ohne Ambitionen und mit unterdurschnittlichem Abitur. Oder natürlich Quereinsteiger, die in ihrem ursprünglichen Beruf überfordert sind...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • 75000 im Jahr sind auch für Städter und Leute, die was Technisches studiert haben, keine schlechte Nummer.
    Ich hab's hier schon mal verlinkt: http://www.computerwoche.de/a/…in-der-informatik,3218378


    Diplom-Informatiker, die an einer Uni studiert haben, verdienen im Schnitt 76500 im Jahr. Die werden in der großen Anzahl eher nicht auf dem Kaff wohnen.
    Ich habe ja schon mehrmals darum gebeten, dass die Kollegen, die sich im Vergleich so schlecht bezahlt fühlen, mir doch bitte jetzt mal das Berufsfeld nennen, in dem man ohne Karriereaufstieg und ohne Personalverantwortung 80000 plus im Jahr verdient. Bis jetzt hat noch niemand geantwortet.
    Mikael?

  • Dieses entwertende Fazit ziehst du sehr regelmäßig und höchstens noch eine Handvoll weiterer User, was nicht bedeutet, dass es an irgendeiner Stelle angemessen gewesen wäre oder künftig sein könnte.



    Und genau deshalb werden die "guten" Abiturienten auch nicht mehr Lehrer sondern nur noch diejenigen ohne Ambitionen und mit unterdurschnittlichem Abitur. Oder natürlich Quereinsteiger, die in ihrem ursprünglichen Beruf überfordert sind...
    Gruß !

    Auch dies ist eine deiner Standardsprüche, die nicht richtiger, respektvoller oder angemessener werden durch die Anzahl der Wiederholungen.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Diplom-Informatiker, die an einer Uni studiert haben, verdienen im Schnitt 76500 im Jahr. Die werden in der großen Anzahl eher nicht auf dem Kaff wohnen.

    Im selben Artikel steht, dass Personalverantwortung gleich 25 bis 30 Prozent mehr gibt, eine Leitungsfunktion sogar 150.000€ erreichen kann. Der Informatik-Nerd, der im Keller vor sich hinprogrammiert, der reißt halt nicht viel. Der würde aber auch als Quereinsteiger-Lehrer scheitern...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Ja, aber ich habe als "normaler" Lehrer in A12/13 nun gerade eben keine Personalverantwortung und keine Leitungsfunktion. Deswegen kann ich mich doch auch nicht mit dieser Gehaltsklasse vergleichen?

  • Auch dies ist eine deiner Standardsprüche, die nicht richtiger, respektvoller oder angemessener werden durch die Anzahl der Wiederholungen.

    Ach, das mit den Abiturienten hat Wößmann per wissenschaftlicher Studie nachgewiesen und mir kann keiner erzählen, dass die Massen an Quereinsteigern plötzlich alle ihr Interesse an Pädagogik entdeckt haben, nachdem sie ein paar Jahre in der "freien" Wirtschaft mehr oder weniger "erfolgreich" gearbeitet haben...


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Mikael, du hast nicht auf meine Frage geantwortet. Es ging dabei doch gerade um Leute OHNE Personalverantwortung.

    Dann vergleiche einfach den A16-Schulleiter mit einer entsprechenden Position in der Wirtschaft (Geschäftsführer eines mittelständischen Unternehmens bzw. Abteilungsleiter in der Industrie).


    Gruß !

    Mikael - Experte für das Lehren und Lernen

  • Es ging mir um die Jobs OHNE Personalverantwortung, bei denen man im Schnitt 80000 verdient. Bekomme ich noch eine Antwort?
    A16 mit zwei Kindern und verheiratet bekommt in Bayern 72000 Euro netto raus.

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