Was hättest du dir als Schüler an deiner Schule anders gewünscht?

  • Ich hatte eine sehr schöne Schulzeit.

    Lehrer, die fachlich ausgezeichnet waren, stets hohe Anforderungen gestellt haben, aber uns niemals aus irgendwelchen Gründen "gequält" haben. Dazu waren wir auch bis zur 12 eine tolle Klasse, bei der alle zusammen gehalten haben.

    Arbeitsgemeinschaften gab es bei uns in Hülle und Fülle. Ich war in Mathematik-Spitzenförderung, Französisch (als 3.Fremdsprache) und Tischtennis. War sehr gut.

    Leider können wir heute, auf Grund des Lehrermangels, kaum noch etwas anbieten.


    Ich würde mir wünschen, dass Mathematik und die Naturwissenschaften wieder den Stellenwert bekommen, den sie dringend brauchen und vor allem auch verdienen. Andernfalls wird es wohl in den nächsten Jahren durch Mangel von "guten Leuten" noch einige Probleme in den Unis und Firmen geben.

    Außerdem sollten wir wieder die Anforderungen auf das Niveau anheben (Gymnasium), wie es vor 10-20 Jahren war. Der seit Jahren zunehmende Verfall der Anforderungen ist einfach nicht gut. Mein Gymnasium hatte im letzten Jahr 7(!) 1,0-Abiturienten, bei etwa 80. Die wirklich Leistungsstarken können kaum noch zeigen, dass sie wirklich etwas können. Das Abi ist zu einfach.

    Wer zu meiner Schulzeit 1,0 im Abi erreichte, war etwas wirklich besonderes.

    Für Conni: שמי מרים

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    Töten im Krieg ist nach meiner Auffassung um nichts besser als gewöhnlicher Mord. (Einstein)

  • An der Schule, an der ich heute arbeite, ist vieles genauso, wie es hier gewünscht wird. Ich würde wohl auch gerne bei uns zur Schule gehen, wenn ich heute noch mal jung wäre und müsste. Die Notengebung ist transparent (systemisch bedingt, das ist bei uns an allen Schulen so) das Verhältnis zwischen Jugendlichen und Lehrpersonen ist von gegenseitigem Respekt geprägt (das ist auch hier längst nicht überall so). Unser Freifach-Angebot ist sehr gut, man kann Chor wählen, Theater, Fotographie, verschiedene Sportarten (wir haben auch aktive Teams im Fussball, Basketball und Volleyball), Spanisch und Italienisch (für alle, die das nicht sowieso im Schwerpunkt haben), Vorbereitungskurse für Sprachdiplome, Astrophysik, Science Aktuell (das ist so eine Art "Journal Club"), Informatik, Psychologie und Philosophie. Wir haben Förderangebote für die, die Mühe haben und wir haben Angebote für die besonders Begabten. Es gibt viele Sonderanlässe und Exkursionen, die Jugendlichen finden das gut, für uns Lehrpersonen ist es immer mal wieder nervig wenn gefühlt ständig Unterricht deswegen ausfällt. In den Naturwissenschaften gibt es je mindestens 1 Semester lang für alle Klassen Praktikum, die naturwissenschaftlichen Profile haben jeweils noch ein Fortgeschrittenenpraktikum. In der 2. Klasse gibt es interdisziplinäre Projektarbeit, in der 3. Klasse wird ein Semester lang in 5 Fächern ganz selbständig gearbeitet. Seit dem Schuljahr 2018/19 führen wir nun auch Laptop-Klassen. Ich wüsste wirklich nicht, was wir sonst noch fürs allgemeine Wohlbefinden anbieten könnten. Die Bausubstanz ist halt kacke, aber da können wir nichts dafür.

  • Mein Gymnasium hatte im letzten Jahr 7(!) 1,0-Abiturienten

    Ich habe noch NIE eine 6.0 Matura gesehen. Vor 2 Jahren hatten wir mal jemanden mit einer 5.8, letztes Jahr hatten wir eine Person mit 5.7, eine Person mit 5.6, drei mit 5.5 und fünf Personen mit 5.4. Insgesamt waren es 142 Maturandinnen und Maturanden.

  • Und, dass die Quantität der mündlichen Leistungen nicht so viel zählt. Ich weiß das Verhältnis nicht mehr genau, aber es war sehr wichtig, sich viel zu melden und ich war eher eine ruhige Schülerin und hatte in manchen Fächern allein deshalb schlechtere Noten. Das hat es mir eigentlich noch schwerer gemacht, weil ich nicht daran geglaubt habe, dass ich es besser kann.


    Zumindest hier in BY zählt die Qualität (auch wenn sich Quantität/Qualität ein bisschen bedingt, aber dennoch), das finde ich sehr gut.

    Ich bin da voll bei dir, letztlich steht und fällt das aber mit den angelegten Kriterien. Mich hat auch massiv gestört (und tut es im Kollegium noch immer), dass einige Lehrkräfte die Frequenz der aktiven Beiträge als Hauptkriterium zur Notenfindung nutzen. Man kann die Mitarbeit von Schülerinnen und Schülern aber auch ganz gut anhand anderer Kriterien einschätzen, z.B. ob sie bei Übungsaufgaben (immer/oft) selbständig klar kommen, ob einfache Hilfestellungen nötig sind, aber ausreichen oder ob sie selbst mit Hilfestellungen nicht vollständig/gar nicht zur Lösung kommen. Das lässt sich dann auch gut bei den Stillen beobachten.



    Ich selbst wäre gerne in einem größeren System mit mehr Wahlmöglichkeiten, v.a. in der Qualifikationsphase und beim AG-Angebot, zur Schule gegangen, fand es aber auch so ok, wie es war.

  • Mein Gymnasium hatte im letzten Jahr 7(!) 1,0-Abiturienten, bei etwa 80. Die wirklich Leistungsstarken können kaum noch zeigen, dass sie wirklich etwas können. Das Abi ist zu einfach.

    Wer zu meiner Schulzeit 1,0 im Abi erreichte, war etwas wirklich besonderes.

    Ich habe 2007 Abi gemacht, 140 Leute im Jahrgang und wir hatten gerade 5 oder 6 Leute, die überhaupt eine 1 vor dem Komma hatten.


    Ich hatte auch eine tolle Schulzeit. Hatte aber auch mehrere Schulen zur Wahl und dank meiner Eltern die für mich richtige Schule gefunden (Schwerpunkt Sport und Naturwissenschaft).


    Ich hätte mir einen Chemie LK gewünscht, aber der kam mangels Interesse nicht zustande. Und Chemie-Werdegang habe ich trotzdem geschafft.


    Eine bessere Kantine wäre schön gewesen. Die hat meine alte Schule aber mittlerweile.

  • Ich war in den 80er und 90er Jahren in der Schule. Historisch gesehen wohl mit die beste Zeit, eine Schule zu besuchen. Die Zeit der "schwarzen Pädagogik" war nach 1968 vorbei. Trotzdem waren man an Inhalten und Leistung orientiert. Ich habe meine Lehrer mehrheitlich als fachlich sehr fit und trotzdem als schülerorientiert erlebt. Wir haben viel diskutiert und eine breite Allgemeinbildung mitbekommen.

    Und auch ganz wichtig: es wurden noch nicht ständig neue pädagogisch-didaktische Säue über die Schulflure getrieben.

    In meinem Jahrgang am GY waren knapp über 40 Leute, also immer zwei kleine Klassen. Trotzdem hat sich damals kein Mensch Gedanken darüber gemacht, dass das zu wenig Schüler seien, man deswegen vorrangig auf steigende Anmeldezahlen schielt und das Handeln der Schule vorrangig auf deren Steigerung abstellt.

  • Ich war in den 80er und 90er Jahren in der Schule. Historisch gesehen wohl mit die beste Zeit, eine Schule zu besuchen.

    Ausnahmen bestätigen wohl die Regel. Ich fand meine Schulzeit richtig kacke, habe 1999 in Bayern Abi gemacht (mit ner 1 vorm Komma). So viel Inkompetenz, fachlich wie didaktisch wie vor allem pädagogisch, wie ich erlebt habe, das macht mich heute noch fertig, wenn ich dran denke.

  • Wollsocken: ich war nicht in BY in der Schule, sondern in BW, was einen Unterschied ausmacht. In BW war man in den 80/90er Jahren schon weiter als hier. Schule in BY erlebe ich aus Lehrersicht seit 2006 und da habe ich in Ansätzen schon auch noch mitbekommen, was du so beschreibst. Hat sich mit Aussterben der Lehrergeneration zum Glück erledigt.

  • ich hab auch abi in bayern in dieser zeit gemacht, selber schnitt, war nicht so wild. meine schule hat schon gepasst bis sehr gut gepasst, siehe die oben von mir genannten punkte. kenne aber auch vereinzelt geschichten wie die von wollsocken von freunden/innen. ich glaube, das hängt sehr an der betreffenden schule (!), manchmal auch an einzelnen lehrkräften.

  • ich glaube, das hängt sehr an der betreffenden schule (!), manchmal auch an einzelnen lehrkräften.

    Eben, das wollte ich damit eigentlich zum Ausdruck bringen. Eine hohe oder tiefe Übertrittsquote (wurde auch mehrfach genannt) mag z. B. auch sicher die Schülerklientel verändern, schlecht muss Schule aber trotzdem nicht sein. Sehe ich ja hier. Ich arbeite gerne an unserer Schule, unsere Jugendlichen sind mehrheitlich sehr zufrieden. Habe ich auch in der Schweiz an anderen Schulen schon anders erlebt.

  • In einem weiteren Sinne wird unter schwarzer Pädagogik schlagwortartig auch jede Erziehung verstanden, die Erziehungsmittel wie Gewalt, Einschüchterung und Erniedrigung verwendet.

    Ich bin wohl zu naiv. Bei Wikipedia steht:


    "In der Bundesrepublik Deutschland bestand in den meisten Bundesländern bis längstens 1973 (in Bayern jedoch bis 1983) ein Züchtigungsrecht für Lehrkräfte an Schulen gegenüber den ihnen zur Erziehung anvertrauten Schülern; ..."


    Erschreckend. Das ist für mich neu.

    In meiner Schulzeit habe ich körperliche Gewalt nie kennengelernt.

    Für Conni: שמי מרים

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  • Ja, die Bazis waren der Realität schon immer etwas hinterher...

    :lach:

    Ich hatte mal einen Physiklehrer... den ich sogar sehr kompetent fand. Aber der konnte auch anders. Zwei besonders penetrante Knalltüten bekamen mal eine Sonderarbeit, mit folgender Aussage: "Das ist jetzt eine Strafarbeit. Und sollte sich jemand darüber beschweren, dass das ja verboten sei, nenn ich das Ding eben pädagogische Maßnahme."

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • "Das ist jetzt eine Strafarbeit. Und sollte sich jemand darüber beschweren, dass das ja verboten sei, nenn ich das Ding eben pädagogische Maßnahme."

    Was ist daran jetzt krass? Wir nennen das auch im Jahre 2020 nicht "pädagogische Massnahme". Natürlich ist es eine "Strafarbeit" wenn jemand Kopierpapier ins Lehrerzimmer schleppt dafür, dass er zuvor x mal zu spät in den Unterricht gekommen ist. Unsere Jugendlichen machen allerdings keine sinnlosen "Strafarbeiten" aka Abschreiben der Hausordnung oder sowas. "Züchtigung" ist ja noch mal was anderes. Von Hinten an den Haaren ziehen oder mit'm Lineal aufn Kopp gab's bei uns auch Mitte der 90er noch.

  • Hm, n Nackenschlag hat mein Direx bei mir in der Oberstufe Anfang der 90er noch versucht, und hatte zwei Sekunden später meinen Ellbogen im Solarplexus...das hat der (zumindest bei mir) nie wieder getan. Denk dran, innerhalb 3 Sekunden ist es Reflex...


    das sollte i.Ü nicht dokumentieren, dass das "krass" sei, sondern eher die Entwicklung der Begrifflichkeiten...

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  • Ich hätte mir gewünscht, dass sich jemand um mich kümmert. Ich war auf einem eher elitärem städtischem Gymnasium, aber hatte zeitweise Probleme. Da war die Einstellung "wenn du die Leistung nicht bringen kannst, dann tschüss". Nicht ein einziges Gespräch.

    Bei uns heute passiert das niemandem, ohne dass die Person nicht mehrfach von unterschiedlichen Leute aus Kollegium, Schulsozialarbeit, Arbeitsamt, Projekttante usw. beraten wurde. Außerdem geht niemand ohne einen Anschluss, sei es eine Maßnahme oder eine langfristige Praktikumsstelle o. Ä.


    Das mag etwas viel sein, aber früher ab es einfach gar nichts.

  • Dass sich bei uns SuS abmelden und "auf Nimmerwiedersehen verschwinden", passiert ab und zu, aber wir bieten von schulischer Seite auch alle möglichen Hilfsangebote. Nur werden die halt immer mal wieder von Schülern nicht angenommen.

    Aber ansonsten kann ich dir nur zustimmen: zu meiner Schulzeit gab es allenfalls eine Berufsberaterin, die zweimal im Schuljahr in die Schule kam, aber das war es dann auch mit der Unterstützung bei privaten oder schulischen Problemen.

    to bee or not to bee ;) - "Selbst denken erfordert ja auch etwas geistige Belichtung ..." (CDL)

  • Ich hätte mir professionelles Lehrerverhalten gewünscht. Zurückblickend muss ich sagen, dass ich auf einer Resterampe-Schule war (auf die KuK bezogen!). Das andere Gymnasium im Ort habe ich dank meiner wissenschaftlichen Tätigkeit später auch noch kennengelernt, das waren Welten.


    Lehrer, die ihre feministisch/anti-feministischen Kleinkriege mit der Kollegin vor der Klasse ausbreiteten... Lehrerinnen, die rassistisch-persönlich beleidigend wurden (mir persönlich gegenüber sogar)... Physiklehrer, denen man ansah, dass sie nur aus Not Lehrer geworden sind...

    Meine kleineren Geschwister haben die Schule gewechselt (da war ich bereits in der 11, lohnte nicht mehr), das war die beste Entscheidung gewesen.


    Ich bin tatsächlich Lehrer geworden, um es besser zu machen als meine eigenen Lehrer. Und ich arbeite daran, dass nicht in 30 Jahren einer meiner Schüler dasselbe über mich denkt, was ich über meine eigenen Lehrer denke.

  • Mehr AG's oder sowas wie Clubs hätte ich mir gewünscht. Eventuell selber einen gründen, mit Budget, eigenem Raum etc.


    Mehr Verantwortung, zb. ein Komitee von Schülern etc.


    Ganz besonders aber eine SCHULUNIFORM. Dieses Argument das immer gebracht wird, "Individualität", erstens ist man ja bei der Kleidung durch die Eltern warscheinlich sowieso eingeschränkt und in der Freizeit kann man ja trotzdem tragen was man will.

    Eine Uniform hätte so viele Vorteile.

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