Tipps gesucht: "stummes" Kind

  • Vielleicht mal mit dem DaZ-Kollegen kurzschließen?

    danke für die "spanische"Sichtweise.


    Mich mit dem kurzuschliessen, geb ich langsam auf. Das funktioniert bis jetzt nur, wenn ich ihm genau sage, was er tun soll. Momentan hab ich aber keine Energie seinen Unterricht mitzuplanen.

  • Ich kann dir ja mal ein Beispiel geben, wie ich so einen Satz in den ersten Spanischstunden "untermale" - das prägt sich dadurch wirklich weit leichter ein...

    "Que hay en el bolso rojo?"

    Que (male ein Fragezeichen in der Luft)

    hay (kneife mich und tu so als tut das weh, weil "ay" sagen Spanier statt "au")

    en (Geste, das etwas wo drin ist - als würde man es öffnen)

    el bolso (deute entweder auf eine Tasche oder zeichne die Form in der Luft)

    rojo (deute auf etwas rotes)


    ...das sollte auch umgekehrt gehen.

    Ja, das sieht erst mal komisch aus.

    Aber es hilft gewaltig.

    Der Zyniker ist ein Schuft, dessen mangelhafte Wahrnehmung ihn Dinge sehen lässt wie sie sind, nicht wie sie sein sollten. (Ambrose Bierce)
    Die Grundlage des Glücks ist die Freiheit, die Grundlage der Freiheit aber ist der Mut. (Perikles)
    Wer mit beiden Füßen immer felsenfest auf dem Boden der Tatsachen steht, kommt keinen Schritt weiter. (Miss Jones)
    Wenn der Klügere immer nachgibt, haben die Dummen das Sagen - das Schlamassel nennt sich dann Politik (auch Miss Jones)

  • mal ein kurzes Update über die Fortschritte:


    Ich arbeite seit gut einer Woche jetzt mit einem Belohnungssystem, wenn er etwas sagt, bekommt er einen Kleber. Seit dem spricht er Wörter nach und sagt auch mal von sich aus etwas. So begrüsst er mich seit dem morgens hörbar und wenn er Hilfe braucht, macht er nonverbal auf sich aufmerksam und sagt laut "Bitte".


    Heute Nachmittag hat er sogar ein Lied laut mitgesungen. Und ich hab mich heute auf ein Spiel mit den Mädchen eingelassen. Ich war das Monster, das alle gejagt hat. Da wollte er mitspielen und hat im Spiel als ich ihn verfolgt habe auch gelacht.


    Ich hatte vor den Sommerferien schon mal ein solches Belohnungssystem kurz angefangen. Dann waren Ferien und dann Schulstart. Da ich noch ein anderes Kind habe, das mich ziemlich fordert, bin ich erst wieder die Woche dazu gekommen. Zusätzlich sind die Eltern über die Arbeit mit dem "Kleberisssytem" informiert.


    Überrascht bin ich davon, dass man doch so schnell Fortschritte sieht. Jetzt bin ich gespannt, wie es weitergeht.

  • Das Belobigungssystem kann auch nach hinten losgehen. Die Kinder können sich unter Druck gesetzt fühlen.


    Falls es selektiver Mutismus ist, kannst du mal bei der TU Dortmund nach Mutismuszentrum googeln. Da findest du auch wertvolle Handreichungen für Lehrer und auch Fragebögen.


    Das Wichtigste, was du machen musst, ist auf alle Fälle dem Kind Sicherheit zu geben. Setze es nicht unter Druck; habe keinerlei Erwartungshaltung. Lobe es nicht für das Sprechen, sondern für die Informationen, die es preisgegeben hat.

    Nicht das Sprechen an sich soll im Vordergrund stehen.

    Stelle Entscheidungsfragen, zum Beispiel; Möchtest du lieber mit dem roten oder dem blauen Stift malen?

    Hebe erste (längre) Ausführungen nicht (!) hervor.


    Bei Facebook findest du auch die Gruppe "Selektiver Mutismus". Dort sind auch einige Erzieher / Lehrer angemeldet, die Fragen im Umgang mit den Kindern haben.


    Literatur: Tolles Kinderbuch: Der Junge in der Nussschale

    Fachliteratur von Katz-Bernstein


    Gerne weitere Informationen per PN. Bin Mutter eines mutistischen Kindes

  • Hallo Quebec


    danke für deine Tipps. Und das Mutismuszentrum werde ich mal googeln. Abgeklärt ist das Kind (noch) nicht, die Kommunikation mit den Eltern ist schwierig.


    Dass nicht das Sprechen im Vordergrund sein soll, das merke ich mir. Ich setze ihn nicht unter Druck, ich setz mich einfach öfters zu ihm, seit dem spricht er wie gesagt mehr. Er kam seit letzter Woche auch schon 2-3 mal auf mich zu. Er kommuniziert jetzt öfters mit mir (ein grosser Teil davon nonverbal). Es gibt mittlerweile mehr Interaktion zwischen ihm und mir. $


    Das mit den Entscheidungsfragen, habe ich am Dienstag intuitiv gemacht. Darauf werde ich vermehrt achten.

  • ...Lobe es nicht für das Sprechen, sondern für die Informationen, die es preisgegeben hat.

    Das ist interessant, danke für die Info.


    Zum Thema Kleberli, ich bin kein großer Freund davon, wenn die Kollegin damit jedoch sofort Fortschritte erkennt, kann es so falsch jedoch nicht sein, meinst du nicht? Der Sinn von Belohnungssystemen liegt ja darin, sich bewusst zu werden, dass man selbst Einfluss auf sein eigenes Verhalten hat. Dass es keine Therapie ersetzt, wissen wir hoffentlich alle. Im Kontext Schule braucht man aber manchmal Hilfsmittel, die eine Teilnahme am Gruppengeschehen ermöglichen.

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