Gibt es eigentlich Leute, die das Ref. erträglich finden? Suche Mutmacher!

  • Hallo allerseits,


    ich bin neu hier und suche positive Berichte über das Referendariat. Gibt es sowas überhaupt?


    Wenn alles gut geht und ich einen Platz bekomme, fange ich im Februar in Berlin mein Referendariat an (Gymnasium, Fächer: Geschichte und Englisch). Eigentlich bin ich ganz motiviert, weil ich in den letzten Monaten in meinem derzeitigen Beruf (bin Lektorin in einem dem Untergang geweihten Kleinverlag) so GAR NICHTS zu tun hatte. Frustrierender und sinnloser als monatelanges im-Büro-hocken-und-die-Decke-anstarren kann doch auch das Referendariat nicht sein, oder ?( ?


    Ich würde mich über Berichte von Leuten freuen, die das Referendariat trotz Praxis-Schock und Stress irgendwie auch bereichernd fanden!


    Gruß,
    Mia

  • Hallo!


    Ja, ich denke solche Leute gibt es
    Natürlich ist es netter, später zu arbeiten ohne dass einem ständig jemand auf die Finger guckt, natürlich gibt es im Ref viel Stress mit "Vorführstunden", Examensarbeit und Prüfung, natürlich habe ich manchmal alles verflucht, natürlich sind mal "Vorführstunden" total daneben gegangen...
    ABER ich hatte ein Super-Kollegium, gute Seminare (in denen uns auch nützliche Dinge beigebracht wurden und in denen wir gutes Material und Tipps für die Praxis bekommen haben) und dadurch hatte ich prima Anleitung, durch die ich viel gelernt habe und trotz (oder wegen) meiner "Hammer-Klasse" konnte ich viel aus dem Ref mitnehmen.
    In den meisten Fällen ist das Ref wohl nicht nur schlecht, aber trotzdem ist es besser, wenn man es hinter sich hat.


    LG
    Dana

  • Hi!
    Ich bin seit einem Jahr Referendarin, also gerade in der Halbzeit. Es ist zwar oft auch anstrengend und nervig dauernd unter Kontrolle von allen Seiten zu stehen, aber die Arbeit selbst mit den Kindern entschädigt das auf alle Fälle!
    Und ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen: das Referendariat ist sogar mit einem Kleinkind gut zu schaffen. Und das will schon was heißen :
    Also mach dich nicht so verrückt!


    LG,
    Karo

    • Offizieller Beitrag

    Noch ein Mutmacher meldet sich zu Wort:


    Ich bin nun seit einem Vierteljahr dabei, und es macht richtig Spaß. Ich bin zwar jedesmal heilfroh, wenn Wochenende ist, aber nur, weil ich dann den etwas knappen Schlaf nachholen kann. Mein Kollegium ist sehr nett, mein Rektor auch, mit dem einem Mentor war ich sofort auf einer Wellenlänge und so langsam pendelt sich das jetzt auch bei dem anderen ein.
    (Das soll jetzt nicht heißen, dass ich hier Überflieger bin, auch an mir gibt es jede Menge zu mäkeln, aber dann lerne ich ja was davon. Ich will bloß ausdrücken, dass es mir Freude macht, zu unterrichten)


    Da ich in SH bin und nach der neuen Ausbildungsordnung angefangen habe, habe ich kein Seminar mehr in dem Sinne, aber einige von den älteren Refs an unserer Schule sind auch zufrieden.


    Und letztendlich ist das ganze ja eh zeitlich begrenzt, zwei Jahre Augen zu und durch.
    Dazu kommt, dass die zufriedenen Refs gar keinen Grund haben, sich in diversen Foren jammernd rumzutreiben. Das tun die, denen es nicht so gut geht. Aber ich glaube, das ist der Grund, warum das Ref so negativ nach außen wirkt. Die, die es positiv erlebt haben, sagen nicht so viel dazu.
    Denk ich mal. Wenn´s nicht stimmt, sagt´s mir nicht, mit dieser Vorstellung fahre ich besser ;)


    Lg, jotto

    Bolzbold #5

    Gutmensch und Spaß dabei (= das GG und der Diensteid sind schon 'ne gute Sache 😉)

    "Und hast du die Ausrufezeichen bemerkt? Es sind fünf. Ein sicheres Zeichen dafür, dass jemand die Unterhose auf dem Kopf trägt." (T. Pratchett)

    Einmal editiert, zuletzt von jotto-mit-schaf ()

  • Also, ich bin seit Februar dabei und sehr zufrieden.
    Es ist natürlich davon abhängig, an was für eine Schule du kommst und wie das Kollegium, die Schulleitung ist.


    Bei all diesen Sachen habe ich Glück gehabt. Besonders wichtig finde ich, dass man bei uns an der Schule mit seinen Problemen immer auf ein offenes Ohr trifft und auch Hilfe bekommt.


    Es macht mir unglaublich viel Spaß, mit den (meisten) Schülern zu arbeiten. Ich war mir am Anfang nicht hundertpro sicher, ob der Breuf wirklich mein Ding ist, und bin jetzt sehr erleichtert, dass ich da so drin aufgehe.

    Die Seminarveranstaltungen finde ich allesamt erträglich und meistens auch sehr lehrreich. Die wissen hier schon genau, was man von einem Referendar zusätzlich noch erwarten kann.


    Da wären wir beim nächsten Thema. In der Woche mache ich eigentlich nichts anderes als Schule. Ich habe aber oft einfach keine Lust mehr, mich aufzuraffen. Stressig ist es schon und Unterrichtsbesuche sind sehr nervenaufreibend.


    Aber trotzdem:
    Ich wünsche dir viel Spaß und eine super Schule!


    Liebe Grüße,


    Eresa

    Zukunft ist für alle gut. (Harald Schmidt)

  • Das Referendariat liegt bei mir zwar schon viele Jahre zurück, aber da ich damals an meinen Wunschort und meine Wunschschule kam, konnte es so schlimm garnicht werden.


    Was mir sehr geholfen hat, war die Zusammenarbeit mit anderen Referendaren.
    Gerade vor Unterrichtsbesuchen haben wir uns immer gegenseitig unterstützt, zusammen irgendwelche theoretischen Sachen ausgearbeitet oder Unterrichtmaterial gebastelt.
    Und Zeit für einen Kneipenbesuch blieb auch oft noch. Denn nach ein bis zwei Bierchen hatten wir oft die besten Einfälle für die nächsten Stunden :D .

  • ich bin nun seit etwa einem jahr fertig.
    irgendwie ist mein verhältnis zum ref gespalten. ich hatte damals ziemlich viel am hals (tod in meiner familie, fachleiter, die viel sehen wollten und das gleich danach), aber es ist rumgegangen und wenn ich heute darüber nachdenke, war es eigentlich zum aushalten und ist schon sooooo weit weg. meine kinderchen hab ich mir von anfang an gut erzogen, die waren soooo süß. das entschädigt doch für vieles! trotzdem denke ich habe ich viel gelernt, gute tipps bekommen und einige schöne freundschaften geknüpft.
    gruß simsa

  • Hallo mammamia,


    ob das Ref erträglich ist hängt meiner Ansicht nach sehr davon ab auf welche Konstellation man trifft und was man für ein Typ Mensch ist.


    An meinem Seminar gibt es Referendare, die 4 Unterrichtsbesuche pro Halbjahr haben und auch welche mit 6. Das ist schon ein Unterschied. Es gibt Fachleiter, die hilfreiche Seminare halten und konstruktive Rückmeldung geben und andere bei deren Veranstaltungen man bloß physisch anwesend ist weil es gar nichts bringt. Es gibt wirklich exzellente Mentoren und andere, die nicht gerade hilfreich sind.


    Mein Eindruck ist, dass es Phasen extremer Arbeitsbelastung gibt und andere, in denen man es wieder ruhig angehen kann und die routinemäßigen 11 Stunden absolviert.


    Man muß sich halt daran gewöhnen, daß es an allen Dingen, die man im Unterricht macht, immer was zu kritteln gibt und rein theoretisch eben immer anders gemacht werden könnte. :rolleyes: Wenn man dann von der Persönlichkeitsdisposition her jemand ist, der eher das Negative und die Schwachstellen des eigenen Unterrichts sieht, hilft das ungemein.


    Naja, es gibt Schöneres aber definitiv auch Schlimmeres.


    LG
    Maria Leticia

    Was man zu verstehen gelernt hat, fürchtet man nicht mehr. Marie Curie

  • Hallo Mia,


    mein Referendariat ist zwar schon eine ganze Weile her, aber ich habe es überwiegend positiv in Erinnerung. Wunschort, Wunschschule, ein toller Mentor, eine unterstützende Schulleitung und im Seminar wenig Probleme... viele hier können davon offenbar nur träumen.


    Trotzdem kenne ich eine ganze Reihe Kollegen, denen es ähnlich gut ging wie mir und die vom Ref auch Jahre danach noch positiv denken. Andererseits gibt es natürlich auch Kollegen, die grundsätzlich alles schlecht finden und fanden (auch
    Fachseminare beispielsweise, die von der großen Mehrheit sehr gelobt wurden).


    Ein Seiteneinsteiger mit 15 Jahren Industrieerfahrung im mittleren Management hat mir kürzlich erzählt, dass das Ref im Vergleich zu seinen bisherigen Erfahrungen und dem bisherigen Stress im Beruf deutlich weniger anstrengend und aufreibend sei - mir fehlt der Vergleich, aber ich finde schon, dass in vielen Fällen gern gejammert wird.


    Natürlich gibt es miese Mentoren, fiese Fachleiter und ungerechte Seminar- und Schulleitungen. Es gibt aber auch Refs, die nichts drauf haben, das aber nicht wahrhaben wollen und nur andere für ihren Misserfolg verantwortlich machen. Das sind aber mit Sicherheit nicht die besten Diskussionspartner, die man sich suchen sollte. -


    Versuche den Stress zu begrenzen, Zeit für dich zu reservieren und positive Kontakte zu knüpfen - die gibt es, glaubs mir! Temporäre Überlastungen können vorkommen, aber es kommen immer auch Zeiten der weitgehenden Ruhe. Das Wichtigste war für mich, Kritik an meinem Unterricht nicht persönlich zu sehen, denn zu kritisieren gibt es anfangs eine ganze Menge, und das zu Recht. Sag in angemessenem Ton deine Meinung und vertrete sie konsequent, wenn du davon überzeugt bist; in den allermeisten Fällen wird das dein Schade nicht sein.


    Und denk immer dran: der eigentliche Praxisschock kommt für die meisten Kollegen nach dem Ref, wenn sie nämlich auf eine volle Stelle kommen und zwar nicht mehr kritisiert werden, aber richtig viel arbeiten müssen. Für mich waren die ersten beiden Schuljahre nach dem Ref viel viel schlimmer als das Ref selbst.


    Viele Grüße
    Andreas

  • Hey,
    also ich hab das Ref. nun auch schon 10 Monate hinter mir und muss sagen, dass es wirklich zwei schöne Jahren waren. Ich denke, dass hier ziemlich viel von deiner persönlichen Einstellung und von Mentoren bzw. Ausbildungsschule abhängt. Ich hab mich prima mit meiner Mentorin verstanden und mich in Schule und Kollegium super-wohl gefühlt.
    Nun hab ich eine feste Stelle an einer anderen Schule und denke nicht selten "wehmütig" an mein Ref. zurück. Diese Klassenlehrerstelle mit der ganzen Verantwortung und 28 Stunden Unterricht, bei dem dir niemand mehr zur Seite steht ist schon etwas gewöhnungsbedürftig.
    Genieße also die Ref.-Zeit!
    Wünsche dir einen guten Start
    Potilla

    Man muss nicht immer jeden da abholen, wo er steht - manchmal ist es auch wichtig jemaden da zu lassen, wo er sein will!

  • Ganz herzlichen Dank für die vielen netten und ermutigenden Antworten! So langsam fange ich glatt an, mich mit dem Gedanken an das Referendariat anzufreunden!


    Als Schülerin am Gymnasium war ich früher in einer "Horrorklasse" - wir haben unsere Lehrer nach Strich und Faden fertiggemacht, und ich war auch nicht grad ein Lämmlein. Diese Erfahrung hat natürlich mein Bild von Schule geprägt! Aber da ich bereits fünf Jahre "freie Wirtschaft" auf dem Buckel habe, weiß ich, dass auch da nicht alles Zuckerschlecken ist 8o !


    Na, dann hoffe ich mal, dass ihr euch eure Positivität noch viele Jahre lang bewahren werdet ;) !


    Viele Grüße,
    Mia

    • Offizieller Beitrag

    Hi Mia,
    ich fands auch ok. Nettes Seminar, nette Seminarleiter, mit meinen Ausbilgunslehrerinnen kam ich menschlich gut klar, eine hat mir viel beigebracht, eine hat mir viel Freiheit für "Trial&Error" gegeben (hab mich vermutlich angestellt wie der 1. Lehrer aber eben kaum Rückmeldung bekommen) und eine naja, war schon auch nett, aber da stimmten einfach die pädagogischen Prioritäten nicht mit dem überein, was im Seminar gemacht wurde.
    Ansonsten hatte ich größtenteils liebe und geduldige Kids. :)
    Schulregeln und -rituale an sich waren nicht so toll.


    Aus Berlin gibts einiges an Horrormeldungen, das wirst du wissen, besonders die Geschichtsseminare haben keinen übermäßig guten Ruf. :rolleyes:
    Es hängt aber sehr viel auch vom Hauptseminar und von der Schule ab.
    Wichtig: Du kannst nach einem halben Jahr das Hauptseminar (und ich glaub auch die Schule) wechseln, du solltest nur wissen, in welches Seminar du möchtest. Bei Fragen kannst du dich an die GEW-Berlin wenden, die kümmern sich gut um Referendare.


    Alles Gute wünscht
    Conni

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