Föderalismus in der Bildung...

  • die Bildungsstudien PISA

    Nach der frage ich genau nicht. Die Schweiz liegt im PISA-Ranking irgendwo im kläglichen Mittelfeld. Im internationalen Hochschulranking ist die einzige deutschsprachige Universität unter den Top 10 aber die ETH Zürich. Auch die EPFL ist wieder unter die Top 20 aufgestiegen. Da scheint mir PISA nicht gar so aussagekräftig zu sein für das was wirklich zählt. Mit PISA gewinnste keinen Blumentopf, als international anerkannter Top-Forschungsstandort eher schon. Ich schreibe jetzt natürlich über den akademischen Bereich weil ich am Gymnasium für den akademischen Bereich ausbilde. Wir bilden an den Schulen aber eben insgesamt nicht für PISA aus sondern für das wahre Leben, das nach der Schule kommt. Und mich interessiert, wie erfolgreich wir darin sind. Ich dressiere keine Äffchen, die ganz toll darin sind, standardisierte Fragebögen auszufüllen. Ich versuche jungen Menschen beizubringen selber zu denken. Mein Eindruck war auch an der Berufsschule nicht der schlechteste und immerhin sind wir hier Weltspitze im Tunnelbauen, dafür braucht es wohl auch ein paar fähige Leute die ein bisschen mehr können als notfallmässig Beton irgendwo einfüllen.

  • und gerade Polizei und Infektionsschutz gehören meiner Meinung nach nicht in Landespolitik

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  • In Teilen schon, in Teilen nicht. Genau wie bei der Bildung. Wie Bolzbold schon schriebt, gibt es Prozesse wie z. B. die Digitalisierung, da macht der Föderalismus überhaupt keinen Sinn. Aber ich brauche um Himmels Willen keine zentralen Prüfungen um irgendeine Art von "Qualitätsstandard" zu erfüllen. Die Entscheidung über Unterrichtsinhalte und Ansprüche ans Fachwissen gehört in die Hände derer, die sich damit auskennen und das sind doch hoffentlich wir Lehrpersonen. Setzt natürlich voraus, dass die entsprechend ausgebildet sind, was bei uns an der Sek I eine ziemliche Katastrophe ist. Da hilft dann auch kein Lehrplan mehr, an den sich schön brav alle halten. Wenn ich mir den für meine Fächer anschaue dann frage ich mich regelmässig, wer sich den Blödsinn überhaupt ausgedacht hat.

  • Aber ich brauche um Himmels Willen keine zentralen Prüfungen um irgendeine Art von "Qualitätsstandard" zu erfüllen.

    Also "Zentralabitur" war (früher zumindest) immer das was gerufen wurde, wenn man die Überlegenheit baden-württembergischen Abischwierigkeitsgrades ggü. z.B. Hessens postulieren wollte.


    Ich denke schon, dass es Vergleichbarkeit braucht, sonst werden allenfalls einzelne Schulen besser. Nicht, weil Lehrer nicht wüssten, was sie da täten, sondern weil man nach rund 10 Jahren im eigenen Saft schwimmend die Relation aus dem Blick verliert.

  • Nicht, weil Lehrer nicht wüssten, was sie da täten, sondern weil man nach rund 10 Jahren im eigenen Saft schwimmend die Relation aus dem Blick verliert.

    Dafür braucht man keine zentralen Prüfungen. Wir besprechen unsere Maturpfüfungen in einer bikantonalen Ressortgruppe, das finde ich immer sehr bereichernd, weil es ein echter und wahnsinnig konstruktiver Austausch unter Kollegen auf Augenhöhe ist. Konkret machen wir schulhausintern einen Prüfungsvorschlag, der dann an einen Kollegen an einem anderen Gymnasium im Kanton zur Kontrolle geht. Man schreibt zunächst für den Kollegen ein detailliertes Feedback und trifft sich dann mit der überarbeiteten Version beim Ressortleiter in der Stadt, der auch noch mal seinen Senf dazu abgibt. Dort sitzt man dann da mit allen 5 Kollegen aus dem Kanton und diskutiert sich einen halben Tag lang schier zu Tode. So bin ich selber in der Verantwortung und muss meine Sache gut machen anstatt einfach das zu nehmen, was mir zentral zur Verfügung gestellt wird. Du darfst beruhigt davon ausgehen, dass man ziemlich auseinandergenommen wird, wenn man den Ansprüchen der Kollegen nicht genügt.

  • @Wollsocken80 , so geht's sicher auch, aber wozu der Stress? Ich weiß nicht, wer das zentrale Abi ausarbeitet, ich tippe aber, dass das auch ein paar Kollegen sind. Klar, kann man auch für jeden Schulbezirk machen, aber der Zugewinn erschließt sich mir noch nicht.

  • @Wollsocken80 , so geht's sicher auch, aber wozu der Stress? Ich weiß nicht, wer das zentrale Abi ausarbeitet, ich tippe aber, dass das auch ein paar Kollegen sind. Klar, kann man auch für jeden Schulbezirk machen, aber der Zugewinn erschließt sich mir noch nicht.

    In Baden-Württemberg sind es Kollegen (z. B. ich).


    Jedes Jahr müssen pro RP ca. 20 Kollegen pro Fach (also insgesamt ca. 80 Kollegen pro Fach) jeweils eine Aufgabe aufstellen. Daraus werden 4 Aufgaben (und 4 für das Nachschreibeabitur in Chemie) ausgewählt. Es ist viel Arbeit. Ich bin froh über jedes Jahr, indem ich nicht muss. Jede Schule ist alle 3 - 5 Jahre dran. Da unsere Chemiefachschaft sehr klein ist, blieb ich bisher von Mathe verschont (da gibt es genug andere an meiner Schule).


    Auch bei uns werden 2 Termine angeboten (keine Pflicht teilzunehmen, aber sehr hilfreich), an denen man mit den anderen Auserwählten seine Ideen besprechen kann.


    Ergänzung


    In NRW war es vor vielen Jahren ähnlich wie bei Wollsocken (wir haben uns aber im RP getroffen und miteinander gesprochen) . Da hat es mich einmal getroffen. Inzwischen haben sie auch Zentralabitur.

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  • aber der Zugewinn erschließt sich mir noch nicht

    Mir schon, vor allem in meinen Fächern ist der enorm. Ich kann mir ja die Aufgaben anschauen, die im deutschen Zentralabi geschrieben werden. Davon kann ich so gut wie nichts für meine Prüfungen gebrauchen. Da müsste ich nun aber weiter ausholen um das Phänomen zu erklären.


    In den vier Fächern, in denen alle SuS eines Jahrgangs Prüfung schreiben, gibt es am Ende ohnehin sowas wie eine kantonale Prüfung, weil ja sehr viele Kollegen auf den gleichen Nenner kommen müssen. Durch das Verfahren wird jedoch ein Austausch "erzwungen" (Du nennst das Stress...), der nur positiv sein kann.

  • Vlt. macht Zentralabitur ja auch in manchen Fächern mehr Sinn als in anderen. Bei Mathematik macht das Zentralabitur in meinen Augen mehr Sinn zwecks Vergleichbarkeit als im Fach Englisch beispielsweise, da die Unterrichtsgegenstände in letzterem stärker zwischen einzelnen Schulen variieren, was die Gefahr einer Prüfung als kleinsten gemeinsamen Nenners birgt. Damals wie heute kenne ich so Sprüche wie "Für das Englischabitur kann man ja eh kaum lernen." - in Mathematik würde kaum jemand auf so eine Aussage kommen.

  • Mir schon, vor allem in meinen Fächern ist der enorm. Ich kann mir ja die Aufgaben anschauen, die im deutschen Zentralabi geschrieben werden. Davon kann ich so gut wie nichts für meine Prüfungen gebrauchen. Da müsste ich nun aber weiter ausholen um das Phänomen zu erklären.

    Mir ging es um das zentrale Abi vs. nichtzentral. Ihe habt offenbar auch ein Zentrales, nur dass das "Einzugsgebiet" kleiner ist. Oder reden ausnahmslos ALLE Chemielehrer*innen für das Abi ihrer SuS mit?

  • An jeder Schule im Kanton wird eine andere Prüfung geschrieben, die die jeweilige Lehrperson ausgearbeitet hat und die im Ressort mit den Kollegen aus dem Kanton besprochen wurde. Praktisch überall im Kanton die gleiche Prüfung gibt es nur in der Mathe. In Deutsch und Französisch ist die Prüfung sicher ähnlich aber nicht gleich. Die grösste Varianz gibt es eben bei den Schwerpunktfächern, zu denen ja auch Chemie und Physik zählen.

  • Ich muss gerade was loswerden und irgendwie passt es hier rein ... Meine Klasse hat heute Studienberatung, am Vormittag musste ich mit dabei sein. Draussen in der Pause unterhält sich ein Schüler einer anderen Klasse mit seiner Klassenlehrperson und meint, er würde gerne Physik studieren, aber mindestens in Oxford oder so, aber dafür müsse man ja saugute Noten haben und mindestens jemanden kennen, der da schon ist. Sagt die Klassenlehrperson (unterrichtet Deutsch und Geschichte), also das MIT sei ja noch besser und so und jaja, Beziehungen sind da sicher ganz wichtig. Wahnsinn. Ich bin fast eingegangen nebendran. Im QS World University Ranking steht die ETH Zürich auf Platz 6, die nehmen ihn mit einer 4er Matura, ohne Aufnahmeprüfung, ohne Beziehungen und ohne Studiengebühren. Einfach so. Wenn das mal kein Qualitätsmerkmal für ein wirklich gutes Bildungssystem ist. :autsch:


    (Meine Klasse ist irgendwie schlauer, da hat jemand immerhin schon festgestellt, dass für Sprachen und Internationale Beziehungen Genf wohl nicht der schlechteste Ort ist.)

  • Ja, das ist bitter.

    Zumal ein tolles Ranking noch lange nicht bedeutet, dass es eine tolle Uni zum Studieren ist.


    Dazu kommt in Physik dann noch dazu, dass die Möglichkeiten, die eine Uni bietet, sich nach Spezialisierungsgebiet extrem unterscheiden. Willst du in die Fusionsforschung, gehst du nach München oder Greifswald. Willst du an Quantencomputern forschen, gehst du vielleicht nach Insbruck, Yale oder an die ETH Zürich, etc. Das sind dann aber alles Entscheidungen für die Master- bzw. Promotionsphase.

  • Oft sind die, die für die Vereinheitlichung sind, auch die, die irgendwas am jeweiligen Schulsystem "rumzumoppern" haben. Ich glaube, dass bei vielen der Gedanke ist, dass eine Vereinheitlichung gleichzeitig eine Verbesserung wäre. Aber das muss ja nicht sein.

    Angenommen, die Vereinheitlichung führt zu Veränderungen, die der Einzelne dann als Verschlechterung empfindet - da frage ich mich dann, ob das Kriterium "einheitliches Schulsystem" für diese Leute in ihrem Urteil dann weiterhin so wichtig ist. Oder ob sie dann nicht lieber weiterhin verschiedene Systeme hätten, solange sie ihr eigenes besser finden als das vermeintliche einheitliche.


    Das aber nur am Rande. Es löst die anderen Probleme nicht und ich beziehe mich damit nur auf die Elternsicht.

    Ich finde es nur seltsam, dass allein die Tatsache, dass es Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt, so viele Menschen ernsthaft stört - selbst die, die nicht umziehen wollen.

    Nein, ich habe nichts zu mäkeln oder erwarte auch keine Verbesserung, sondern schlicht und ergreifend Fairness und Vergleichbarkeit.


    Bildungsautonomie der einzelnen Bundesländer würde ich auch nicht antasten, aber eine deutschlandweite, einheitliche Abschlusprüfung. Dafür ein Mindestmaß festzulegen, welches jeder Schüler können müsse, sollte nicht so schwer sein. Minimalkonsens. Es spricht nichts dagegen. Es funktioniert in sehr vielen Ländern.

  • Föderalismus in Kombination mit kommunaler Trägerschaft bei Schulen ist hingegen so tödlich ineffizient, dass bei allem Geld, das jetzt in die Hand genommen wird, da nur Murks bei herumkommen kann.

    Da kann man nicht laut genug zustimmen! Vor allem ist das in Stadt (wo es eher professionelle Politiker, aber kein Geld gibt) und Land (wo man es halt gern mal mit Laienpolitikern in Entscheidungspositionen zu tun hat) ähnlich schlimm ausgeprägt.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

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