Eure Erfahrungen - GS und SP

  • Hallo ihr Lieben, :gruss:


    ich hoffe bei meiner Entscheidung auf eure Expertise. Ich möchte gerne nach einem Erststudium im europäischen Ausland in Deutschland auf Lehramt studieren. Ich habe bereits einige Praktika in der GS gemacht, eines auch in einem Lernzentrum.

    Jetzt bin ich am Hin- und Herüberlegen, ob ich mich für GS oder für Sonderpädagogik GS (ist in meinem Bundesland so möglich) entscheiden soll. An Sonderpädagogik reizt mich die Möglichkeit kleinerer Klassengruppen, die Möglichkeit an inklusiven GS arbeiten und betreuen zu können und die Möglichkeit, individueller zu fördern. Auch der Bedarf wird im Bereich der SP denke ich längere Zeit gegeben sein als in der GS, wo es ja doch häufig Schwankungen gibt.


    Allerdings frage ich mich, ob diese Vorstellungen auch der Realität entsprechen? Deshalb würde ich gerne von euch erfahrenen GS und SP wissen, wofür ihr euch bei entscheiden würdet? Wo empfindet ihr die Arbeitsbelastung als stärker, welcher Typ sollte man für das jeweilige Lehramt sein und wo kann man vielleicht auch individueller an den Fortschritten der SuS arbeiten?


    (Vielleicht noch dazu: ich würde gerne die Förderschwerpunkte L und GE nehmen).


    Ich freue mich über all eure Erfahrungen, Vor- und Nachteile und Gedanken zu den Schulformen.


    Liebe Grüße

    Lotta

  • Ich würde immer wieder Förderschule (L) wählen. Es ist anstrengend, weil eben alle in der Klasse anstrengend sind und die Eltern selbst Betreuung brauchen, aber ich könnte mir nicht vorstellen, ein straffes Programm fahren zu müssen, wozu die GS-Lehrkräfte gezwungen sind, deren SuS am Ende in der weiterführenden Schule Anschluss finden müssen. Wer gut organisiert ist und gerne auch leistungsstarke Kinder fördert und mehr Fortschritte sehen will, als dass jemand nach 2 Schuljahren nicht mehr in die Hose pieselt und 3 Buchstaben gelernt hat, für den ist GS meiner Meinung nach geeigneter.

  • Als Förderschullehrer musst du dich mit Diagnostik (hauptsächlich IQ-Tests bei Schwerpunkt L) gut auskennen und du wirst vermehrt in diesem Bereich eingesetzt. Mit persönlich macht das überhaupt keinen Spaß, aber manche Kollegen finden das sehr abwechslungsreich.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • ... und mehr Fortschritte sehen will, als dass jemand nach 2 Schuljahren nicht mehr in die Hose pieselt und 3 Buchstaben gelernt hat, für den ist GS meiner Meinung nach geeigneter.

    Na, die Unterschiede sind nicht mehr so groß und in wenigen Jahren wohl marginal... Nennt sich Inklusion.

  • Na, die Unterschiede sind nicht mehr so groß und in wenigen Jahren wohl marginal... Nennt sich Inklusion.

    Kommt dann sehr auf das BL, die Schule, die Klasse an.

    Wir haben eine GS-Lehrkraft, die zur Förderschullehrerin "nachqualifiziert" (so´ne Maßnahme), die sagt, die Spannbreite von "schlau" bis "Grottenolm" ist in GS fast größer. Das ist sicher richtig so. Aber zB in der Klasse meines Kindes (4. Klasse) sind alle auf relativ gleichen Niveau (weiß ich zuverlässig). Da ist nix mit Grottenolm, eher mit Hochbegabung. Und es sind 19 Schüler in einer jahrgangsgemischten 3/4.

    Obgleich dieser "traumhaften" Bedingungen in der Klasse meines Kindes: GS-Lehrkräfte müssen alles können und mit allen auskommen, weil es ja erstmal "eine Schule für alle" ist. Muss man auch mögen.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Danke schon einmal für eure Einschätzungen! An welcher Schulform (GS oder SP) und mit welchen Förderschwerpunkten empfindet ihr die Arbeitsbelastung grundsätzlich als höher? Das würde mich auch interessieren. :)

  • Welches BL bist du denn nun? Die Bedingungen für SoPäds sind ja doch recht unterschiedlich, was ich hier mitgekriegt habe.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • In Bayern wirst du ziemlich sicher auf einem Sonderpädagogischen Förderzentrum landen, google die einfach mal, irgendeines in München, Nürnberg, wherever. Dort hast du vermutlich Klassleitung und MSD (also rausgehen und IQ-Tests machen). Du unterrichtest alle Fächer, egal, was du studiert hast (ich empfehle Mathe, Deutsch und ein Wunschfach zu studieren), alle Klassenstufen, egal, was du studiert hast (von daher empfehle ich GS, denn diese Didaktik kann man auch in den höreren Klassen gebrauchen).

    Man muss sehr flexibel und vielseitig sein, auch der technische Fortschritt hält Einzug (Smartboards oder wie das alles heißt), man muss Stress gut abkönnen (manchmal stehen morgens Eltern im Klassenzimmer und beschimpfen dich mit Ausdrücken oder drohen mit einem fiktiven Anwalt), du hörst nach der Schulzeit vermutlich nie wieder von den Kindern, aber sie haben die schönste Zeit ihres Lebens mit dir.

    Und du hast wiklich Ferien, im Gegensatz zu Gymnasialen, die sehr viel korrigieren. In den ersten Jahren musst du freilich auch in den Ferien ziemlich viel machen, vorbereiten, Pläne, Basteln (classroom management), aber das wird weniger (hört natürlich nie auf). Dafür bleibst du für immer A13 (das ist aber gutes Geld). In der GS bleibst du für immer A12, dafür hast du schlaue Kinder (unter anderem) und andre Vorzüge und Baustellen. Ich hab nicht an einer GS unterrichtet, deswegen kann ich es dir nicht näher sagen.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Vielen Dank für deine Nachricht laleona. Passiert es denn auch schon im Referendariat, dass man in höheren Klassenstufen landet, obwohl man explizit für die GS-Didaktik studiert hat? Wie empfindest du die Arbeit mit den SuS (und darf ich fragen welche Förderschwerpunkte du gewählt hast?).

    Hast du auch schon einmal an einer inklusiven Schule als Sonderpädagogin gearbeitet? Wie empfindest du die Arbeit dort? In der Regel ist man hier ja mit in den Regelklassen mit Regellehrkraft und unterstützt entsprechende SuS, oder?

  • Ich hab GS-Didaktik studiert und zumindest in Bayern wird man dann "normalerweise" im Ref auch dort eingesetzt, das muss aber nicht zwingend so sein, manche Refis wollen das auch nicht, manchmal geht es nicht anders, aber letzteres habe ich persönlich noch nicht erlebt.

    Nach dem Ref bist du einfach den Sachzwängen ausgeliefert und der Argumentationskraft deiner Kollegen. Und der Freundlichkeit deiner SL, ich hatte im Ref eine 1. Klasse und direkt danach eine 5. Klasse "weil es halt leider nicht anders geht" (=weil die Kollegen ihre 1., 1A oder 2. Klasse nicht hergeben wollten) und empfand das als heftig, meine Schüler haben darunter sicher auch gelitten, aber die Kollegen waren halt stärker als ich. An meiner jetzigen Schule war eine LK ein Jahr in der 9. Klasse und das Jahr darauf in der 1. Klasse - aber war ok für sie.

    In einer GS als Sopäd war ich noch nicht eingesetzt, das will ich auch nicht, denn ich will richtig unterrichten, vor einer ganzen Klasse und nicht mit einzelnen arbeiten oder der GS-LK was erzählen oder permanent testen. Manche machen das gern, aber so richtig geil findet das keiner, was ich so weiß. Aber das passiert halt immer mehr, da Inklusion groß geschrieben wird aber nix kosten darf.

    Ich bin derzeit in den Klassen 1-9 und das macht mir Spaß.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Nimm die Sonderschule. Du verdienst mehr Geld, hast viel kleinere Klassen und bist meistens zu zweit. Die Ausstattung der Schulen ist meist deutlich moderner und besser. In normalen GS-Klassen hast du auch immer nicht festgestellte Sonderschüler sitzen, die du aber auch bestmöglich fördern sollst.

    Die Eltern sind meist dankbarer und machen keinen Terz, wenn du nicht das Gymnasium empfiehlst. Die Kollegien in den Sonderschulen sind viel entspannter und du kannst ohne Kommentar mit Dreads oder dergleichen ankommen, auch wenn du 50 bist oder kurz vor der Rente.

  • laleona: Ich habe derzeit eine Inklusionsklasse und meine sonderpädagogische Kollegin macht den ganzen Deutschbereich mit der ganzen Klasse. Wir wechseln uns ab, wer wen zur Förderung herausnimmt. Die meiste Zeit sind wir aber gemeinsam im Raum und nehmen niemanden heraus.

  • Ohje, es wird vielleicht doch etwas zu plakativ. Ich arbeite nie zu zweit in der Klasse, "meine" Eltern sind alles andere als dankbar, das ist wirklich Wunschdenken. Und Rastas könnte ich wohl tragen, wenn ich wollte, aber das kann man an jeder Schulart, man muss halt mit den Vorurteilen leben, so wie überall.


    Ich vermute auch, es kommt sehr auf die Region an, städtisch oder ländlich, Brennpunkt oder wohlhabendes Viertel.

  • Ich arbeite nie zu zweit in der Klasse,

    Ist vllt. auch Ländersache. In den G-Schulen ist man sogar oft zu dritt (Fachlehrer, der Klassenlehrer ist, Sonderpädagoge und oft FsJler. Das mit den Fachlehrern in manchen Sonderschulen ist glaube ich auch eine badenwürttembergische Eigenheit).

  • Nimm die Sonderschule. Du verdienst mehr Geld, hast viel kleinere Klassen und bist meistens zu zweit. Die Ausstattung der Schulen ist meist deutlich moderner und besser. In normalen GS-Klassen hast du auch immer nicht festgestellte Sonderschüler sitzen, die du aber auch bestmöglich fördern sollst.

    Die Eltern sind meist dankbarer und machen keinen Terz, wenn du nicht das Gymnasium empfiehlst. Die Kollegien in den Sonderschulen sind viel entspannter und du kannst ohne Kommentar mit Dreads oder dergleichen ankommen, auch wenn du 50 bist oder kurz vor der Rente.

    Ich bin so gut wie nie zu zweit, ich hab Tage, an denen fühle ich mich wie ein Sozialpädagoge. Dankbar sind meine Eltern nie, die sind frustriert, dass ihr Kind bei uns gelandet ist und haben es meist aufgegeben (das Kind!).

    Dreads hat bei uns keiner.

    Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, dass man sie ignoriert.

    Aldous Huxley

  • Ich würde wieder Sopäd. studieren. Hatte ein interessantes Studium und bin mit meinem Beruf sehr zufrieden. Im Vergleich ganz gute Arbeitsbedingungen: kleine Klassen, Doppelbesetzungen, gute Ausstattung. Wobei das natürlich vom Setting (Förderschule vs. Inklusion), Bundesland, Förderschwerpunkt etc. abhängt. Natürlich tendenziell herausforderndere Kinder, aber dafür eben die Rahmenbedingungen. Eltern gemischt - das hängt in der GS ja sehr vom Einzugsgebiet ab, wo wir ein relativ großes haben. Höhere Besoldungsgruppe bei geringerem Stundendeputat spielt natürlich auch eine Rolle. Diagnostik und Beratung halte ich für eine interessante Abwechslung (nur das würde ich aber nicht machen wollen). Bin an einer Förderschule, an der nach dem Lehrplan der Grundschule (bzw. allgemeinen weiterführenden Schule) gearbeitet wird, also nicht Förderschwerpunkt L oder G.

    Zitat

    Dreads hat bei uns keiner.

    Bei uns auch nicht, aber im Studium dürfte der Anteil bei den Sopäds tatsächlich höher gewesen sein als bei den Studierenden anderer Schulformen.

Werbung