Wie ist das Ref an der Grundschule in NRW?

  • Huhu, die Frage steht oben :)


    Ich bin ungefähr in der Mitte meines Studiums und würde mich sehr über Erfahrungsberichte freuen!


    Spezifischere Fragen:

    - Muss man Klausuren/Wissensabfragen/Tests schreiben?

    - Was macht man in den Seminaren?

    - Warum sagen immer alle, dass es so schlimm ist? (Ich weiß, sehr allgemeine Frage;))

    - Wie wahrscheinlich ist es durchzufallen?

    - Würdet ihr es nochmal machen oder euch rückblickend einen anderen Job/Studiengang aussuchen?

    • Offizieller Beitrag

    Deine Uni ( -> Zentrum für Lehrerbildung) bietet in regelmäßigen Abständen Informationsveranstaltungen zu "Wie geht's weiter im Master?" "Das Praxissemester" oder "Der Vorbereitungsdienst"... Da lohnt es sich, auch im Bachelor sich 2 Stunden dabei zu sein (heutzutage in Zoom kein Ding), da lernt man viel, so dass man vielleicht Sachen vorbereiten kann, falls nötig...

  • Ich bin weder in NRW, noch an der GS, deshalb mein Senf nur zu den folgenden Fragen und zum Rest ergänze ich noch, dass auch die Gewerkschaften üblicherweise gute Vorbereitungsseminare anbieten auf dem Weg ins Ref zu diversen Themen. Habe sowohl diverse Infoveranstaltungen meiner Gewerkschaft direkt an der Hochschule vorab besucht gehabt, als auch ein komplettes Vorbereitungswochenende, bei dem ich viele spätere Mitanwärter:innen kennengelernt habe, die ich nicht von der Hochschule kannte. Das hat neben dem inhaltlichen Input aufgrund des Networkings den Einstieg ins Ref direkt leichter gemacht für uns alle, weil wir uns einige sehr persönliche Ängste und Sorgen anvertraut hatten im Laufe dieses Wochenendes.

    - Warum sagen immer alle, dass es so schlimm ist? (Ich weiß, sehr allgemeine Frage;))

    Wer ist "alle"? Es liegt in der Natur des Menschen sich eher zu Wort zu melden, wenn es schlecht läuft, als nur mal kurz anzumerken, dass man total zufrieden wäre. Insofern liegen gewisse Einseitigkeiten gerade im Internet aber auch in manchen Erzählungen in der Natur der Sache. Wenn du differenzierte Informationen und Betrachtungsweisen wünschst, solltest du damit beginnen selbst differenzierter nachzufragen. ;)

    Grundlegend ist das Ref für die meisten Anwärter:innen sicherlich kein Zuckerschlecken, weil es eine auf eine überschaubare Zeit intensiven Lernens ist, während der man sich eine sehr dicke Haut wachsen lassen muss, um an der geballten Kritik nicht zu zerbrechen, sondern wachsen zu können. Selbst wenn diese Kritik durchweg wertschätzend und konstruktiv wäre- was sie realistischerweise nicht durchgehend ist, es menschelt schließlich- wäre das hart und in der Fülle phasenweise schwer auszuhalten. Dazu kommt das Gefühl andauernd bewertet zu werden, welches tatsächlich ja auch zutrifft- schließlich wollen Schulleitergutachten mit Leben gefüllt werden, Mentor:inn:en weiterführende Hinweise geben, etc. Ich kenne eigentlich niemandem, dem das nicht zugesetzt hat während des Refs und zwar ganz egal, ob die Leute am Ende mit der eins vor dem Komma rausgekommen sind oder gerade noch so bestanden haben (was in BW 4,0 bedeutet; anders als offenbar in NRW gibt es bei uns im System null Toleranz für Noten schlechter als 4,0).

    Dennoch und ungeachtet all diesen Stresses habe ich das Ref oft auch als schöne Zeit empfunden, meistens als lehrreiche Zeit und hatte nie den einseitigen Eindruck "alles" sei "so schlimm". Ich weiß aber, dass das Anwärter:innen die große Probleme an ihren Schulen hatten, von diesen nicht unterstützt, wohl aber ausgebeutet wurden als willenlose Vertretungspuppen, die man nach Herzenslust einsetzen konnte über ihr Deputat hinaus, weil sie ihre Rechte nicht kannten/einforderten noch einmal ganz anders empfunden haben als ich. Wie diesen im Ref empfehle ich insofern auch dir, dich frühzeitig auch gewerkschaftlich zu vernetzen, über deine Rechte zu informieren und den Mut zu finden Probleme anzusprechen oder auch einfach mal "nein" zu sagen. Finde heraus, welche Unterstützungssysteme dein Ausbildungsseminar anbietet (Seminarsprecher:innen, Coachingangebote, zugängliche Seminarleitung,...) und nutze diese bei Bedarf frühzeitig, sprich ehe das Kind unwiderruflich in den Brunnen gefallen ist. Man hat immer wieder im Ref das Gefühl Einzelkämpfer zu sein- dieses Gefühl kann man aber zumindest teilweise ändern, durch die Nutzung solcher Unterstützungsangebote.


    Zitat

    - Wie wahrscheinlich ist es durchzufallen?

    Ich bezweifle, dass dir Statistiken weiterhelfen würden. Letztlich besagen diese schließlich nichts darüber aus, wie das Ref für dich laufen wird. Es sollte dich aber beruhigen, dass die Mehrheit der Anwärter:innen ihr Ref im ersten Anlauf schafft. Konzentrier dich darauf die kurze Lernzeit möglichst effizient zu nutzen, das ist es, worauf es ankommt, nicht irgendeine Statistik.


    Zitat


    - Würdet ihr es nochmal machen oder euch rückblickend einen anderen Job/Studiengang aussuchen?

    Ich würde das Ref ungern nochmal machen im Sinne es zweiten Refs, dafür war das zu anstrengend. :sterne: Ich würde aber auch nicht zurückgehen wollen, um an irgendeiner Kreuzung anders abzubiegen, weg vom Lehramt. Auch das sagt aber- egal wer die Frage wie für sich beantwortet- nichts über dich aus und wie sich das für dich anfühlen wird, insofern lass es so weit du kannst auf dich zukommen und konzentriere dich erst einmal noch auf dein Studium und deine nächsten Erfahrungen z.B. im Rahmen konstruktiverer Praktika.:)

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Vielen Dank für die ganzen Antworten :)

    Ich war bereits auf diversen Infoveranstaltungen und die thematisierten hauptsächlich Fragen, die sich um Steuern, Versicherungen, Bewerbungen drehten oder generell eher allgemeine Informationen. Das war zwar sehr lehrreich, aber ich dachte, dass es echt cool wäre mal Erfahrungsberichte zu hören. Ich kenne leider nur welche von YouTube und die hören sich meistens sehr negativ an oder sind aus einem anderen Bundesland/Schulform.


    Rückblickend hören sich meine Fragen oben etwas allgemein und grob an:pinch:

    • Offizieller Beitrag

    Dann hilft nur noch die Ordnungen zu lesen, wenn es um "Details" von "welche Seminare, Art der Notenbildung und wieviele Unterrichtsbesuche" geht. Die sind eh die Grundlage für Alles.

    Aber: Wenn du erst mal im Praxissemester bist, lernst du die ganzen Akteure schon mal kennen, bist an einer Schule, wo es in der Regel auch eine*n Ref*in gibt, der/die viel erzählen kann (bzw. du bekommst viel mit im Halbjahr), du kannst mitgehen und viel sehen, aber (auch wenn das Praxissemester niiiiiiie im Leben ein vorangeschaltetes erstes Ref-Semester ist, hust hust), das meiste lernst du da selbst: die PRABAs sind ja auch Fachleiter*innen fürs Ref, sie leiten dich eben zum Ziel...
    Lass es auf dich zukommen, es ändert sich eh oft genug, dass es sich JETZT lohnen würde zu wissen, ob du Tests schreibst ;)

  • Wenn es dich tröstet: Ich habe das Ref (Gym/Ge) zwar phasenweise als sehr schlauchend, aber nichtsdestotrtoz als wichtige und oft auch schöne Ausbildungszeit wahrgenommen. Man hat noch nicht alle Aufgaben im Nacken, die man als Lehrkraft später erledigen muss, und darf auch zugenüge Fehler machen, wenn man die richtigen Ausbilder/innen auswählt ^^ Und das Ref schweißt gut zusammen - der Austausch im Kernseminar (nicht fachlich, unbenotet) war jede Woche ein Highlight. Es ist auch mega süß zu sehen, wenn sich SuS für einen ins Zeug legen, wenn mal ein Unterrichtsbesuch ansteht.


    Insofern: Klar, das Ref ist stressig und könnte an einigen Stellen optimiert werden. Aber ich persönlich habe es auch nicht als das Horrorszenario erlebt, von dem man im Internet häufiger liest. Ansonsten sehe ich das wie chilipaprika - du hast noch reichlich Zeit, der Ablauf des Refs wird sich am Anfang schnell klären. Und bei Problemen hast du immer noch diverse Möglichkeiten, mit eben diesen umzugehen.

  • Einfach ausgedrückt:

    Auf viel Arbeit muss man sich einstellen. ANpassungsfähig muss man sein, den du willst ja was erreichen. Und Stress gibt es sowieso, der ist unvermeidbar in einer Ausbildung.

    Mitreferendare sind natürlich (wie alle Menschen) sehr verschieden, aber du findest immer sympathische Mitstreiter.

    Bei Mentoren, Fachleitern, Prüfern gehört etwas Glück zum Wohlfühlen in dieser anstrengenden Zeit. Ich habe bei mir selbst und bei meinen Referendarinnen sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Bei den Leuten, die dir "was zu sagen haben", gibt es durchaus einige mit Profilneurosen. Man kann lernen, damit umzugehen, ohne zum Ar...kriecher zu werden. :victory:

  • Bei den Leuten, die dir "was zu sagen haben", gibt es durchaus einige mit Profilneurosen. Man kann lernen, damit umzugehen, ohne zum Ar...kriecher zu werden. :victory:

    Immer freundlich auflaufen lassen. Das macht die zwar erstmal wütend, aber mit der Zeit gehts dann und man hat mehr Ruhe.

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