Generation "Ich bin grossartig"

  • Ja. Er bedient die "oberen Zehntausend", seine Angestellten sollen mit der Kundschaft kommunizieren können (seine Begründung).


    Der Straßenbahnhersteller begründet es mit den digitalen Programmen, die seine Arbeiter benötigen.

    Der Friseur spielt da aber in einer besonderen Liga. Eine befreundete Friseurin würde sich freuen, wenn sie jemand finden würde, der/die höflich, pünktlich, gepflegt, interessiert und leistungsbereit wäre. Schulabschluss egal.


    Der Straßenbahnhersteller hat dann auch wieder besondere Anforderungen. Das könnte ähnlich sein, wie im Beispiel Automatisierungstechnik.


    Bsp.: Ein(e) Elektroniker/in...

    ... Automatisierungstechnik bewegt sich auf ähnlichem Niveau: Da sind viele (Fach-)Abiturienten/innen.

    ... Energie-/Gebäudetechnik ist dagegen stark von HS/RS in der Klasse geprägt. Und auch da haben viele Betriebe den Anspruch wie die befreundete Friseurin oben. Gescheite Noten in Mathe sind dann noch wichtig. Aber ein Hauptschüler hat da sehr gute Chancen!

  • Friesin, was genau ist sn den Aussagen verwirrend? Bei städtischen Hauptschulen haben in den Abschlussklassen mit Glück 2 von 30 Schülern eine Ausbildungsstelle. Alle anderen machen irgendwas anderes.


    Insbesondere Hauptschüler fallen komplett hinten runter.

    "irgendwas anderes" ist häufig ein Übergangssystem an der BBS bspw. die BF1 und BF2, die im ersten Jahr (BF1) der Vertiefung der Berufsreife dient (was die Chancen auf eine Ausbildung verbessert) und im zweiten Jahr (BF2, Versetzung nur unter Bedingungen) dann zur mittleren Reife.


    Was wichtig ist: Mit HS-Abschluss kann man recht einfach während der Ausbildung den RS-Abschluss machen.

  • Wieso sollte das jemand denken? Jede*r überlegt halt für sich, was er/sie machen möchte. Und wenn es heißt, in diesem Beruf muss man schwer heben oder Schweine schlachten, dann suchen die meisten eben weiter.

    Ich traue den meisten Schulabsolventen zu, dass ihnen bewusst ist, dass diese Berufe gesellschaftlich relevant sind und dass sie jemand ausüben muss. Wenn sie es nicht machen, wälzen sie es natürlich irgendwo auf Andere ab. Das ist ja per se keine neue Entwicklung, da der Sohn oder die Tochter aus gutem Hause auch vor 100 Jahren ähnlich dachte. Von dem Standesdenken sind wir ja inzwischen weg, es wurde durch Selektion durch Noten und Schulformen abgelöst. Die Generation meiner Eltern wusste noch, dass man als Hauptschulabsolvent eben auch mal schwer hebt oder Schweine schlachtet. Ich bin mir sicher, dass auch davon keiner schwärmte, aber es wurde akzeptiert. Ich bin mir unsicher, ob die Hauptschulabsolventen (bzw. die entsprechenden Bezeichnungen in den jeweiligen Bundesländern) von heute noch eine ähnliche Einstellung zur Berufssuche haben.

  • Ach, sich selbst zu überschätzen, das ist eben eine anthropologische Konstante, von der auch offensichtlich und nicht überraschend ältere Semester betroffen sind...

    "Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, dass er genug davon habe."8)

  • verwirrend : wenn die Arbeitslosigkeit gering ist, haben da nicht eher die Auszubildenden die Wahl, welche Stelle sie nehmen?
    Bei hoher Arbeitslosigkeit (Auszubildendenüberhang) haben die Arbeitsgeber eine größere Wahl

    Stimmt, das ergibt Sinn.

  • "irgendwas anderes" ist häufig ein Übergangssystem an der BBS bspw. die BF1 und BF2, die im ersten Jahr (BF1) der Vertiefung der Berufsreife dient (was die Chancen auf eine Ausbildung verbessert) und im zweiten Jahr (BF2, Versetzung nur unter Bedingungen) dann zur mittleren Reife.


    Was wichtig ist: Mit HS-Abschluss kann man recht einfach während der Ausbildung den RS-Abschluss machen.

    Das ist wahr. Zumal es häufig (nicht immer) nicht unbedingt daran scheiter, dass nur ein Hauptschulabschluss vorhanden ist, sondern, dass es an anderer Stelle mangelt. Schlechte Bewerbung, (noch) unrealistische Zielberufe, große Defizite in Mathe und Deutsch.


    Für Abiturienten ist interessanterweise ein Studium oft auch eine Ausbildungsqualifikation. Unzählige Kommilitonen aus geisteswissenschaftlichen Fächern (kein Lehramt) haben keinen Ausbildungsplatz bekommen, deshalb angefangen zu studieren und nach dem Bachelor dann noch die eigentliche Wunschausbildung bekommen. In den Wirtschaftswissenschaften sitzen mittlerweile teilweise Leute mit Bachelor auf denselben Stellen, wie Leute mit kaufmännischer Ausbildung.

  • Ich traue den meisten Schulabsolventen zu, dass ihnen bewusst ist, dass diese Berufe gesellschaftlich relevant sind und dass sie jemand ausüben muss. Wenn sie es nicht machen, wälzen sie es natürlich irgendwo auf Andere ab.

    Wieso ist das ein "Abwälzen"? Du hast dich doch auch für deinen Studiengang entschieden, ohne darüber nachzugrübeln, dass der Metzgermeister im Nachbarort einen Azubi sucht und auf der Baustelle lauter Rumänen schwarz arbeiten? Also ich habe damals sicher nicht daran gedacht. Für mich wäre aber auch niemals eine Lehre bei der Sparkasse oder der AOK infrage gekommen. Da hab ich aber auch nicht gedacht, "oh, das sollen mal schön andere machen", sondern ich hab mich an Unis für den Studiengang beworben, den ich eben belegen wollte.

  • Habe ich das auch geschrieben? Ist ne ernstgemeinte Frage, ich weiss es nämlich nicht mehr, ob ich mich dazu überhaupt geäussert habe. Ich beobachte jedenfalls an unseren Studierenden ähnliches Verhalten wie das, was du beschreibst. Wenn ich diesbezüglich mal was anderes geschrieben habe, leide ich wirklich an einer Wahrnehmungsverzerrung.

    Nein, nicht du... Du hast jedenfalls bisher immer alle Heranwachsenden verteidigt und die Stärken gesehen und gesagt, dass man als Lehrperson eben klare Ansagen machen muss, wenn man was Bestimmtes erwartet:)


    Vielleicht ist ja auch einfach nur dieser Jahrgang komisch? Es gibt ja manchmal so Tendenzen in Klassen, als Gruppe irgendwie zu sein (lieb/doof/leistungsstark/interessiert/ diskutierfreudig/antisozial... oder hier schlicht großartig^^)

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