Didaktischer Hintergrund

  • 🙋‍♀️

    Auch als Lehrerin noch. Habe Matrizen so bis ca. 1992 verwenden müssen.


    Zu den mathematischen Matrizen:

    Die sind aus dem Abi in NRW raus, lediglich die Matrixschreibweise bei Gleichungssystemen. Das Zeug ist einfach praktisch.

    Wofür braucht man schriftliches Multiplizieren? Macht doch der Rechner bzw. jedes Handy. Wer Mathe nicht gut oder das Lösen von mathematischen Fragen irgendwie gut findet, fragt sich bei allen Mathesachen, wofür man das machen muss.

    Diese Frage kann man auch bei allen möglichen anderen Unterrichtsinhalten stellen (auch z. B. Geräteturnen, Fußball usw. braucht „man“ nicht).

    Es ist stets eher die Frage, inwiefern es uns im Denken, Schlussfolgern, Argumentieren usw. weiterbringt, nicht aber, wozu konkret etwas gebraucht werden kann.


    Falls man sich drauf einlässt, macht außerdem so ziemlich alles Freude, wenn man was schafft, auch so sinnlose Sachen wie Kreuzworträtsel (vor allem das „Um die Ecke gedacht“ aus der Zeit).

    Die Weisheit des Alters kann uns nicht ersetzen, was wir an Jugendtorheiten versäumt haben. (Bertrand Russell)

  • Diese Frage kann man auch bei allen möglichen anderen Unterrichtsinhalten stellen (auch z. B. Geräteturnen, Fußball usw. braucht „man“ nicht).

    Beim Sport allgemein muss "man" sich eigentlich nicht die Frage stellen, wofür der gut sein soll. Es ist unbestritten, dass regelmässige Bewegung gesund ist und mit irgendwas muss der Sportunterricht dann inhaltlich eben gefüllt werden. "Man" braucht eben schon eine gute Koordination wenn "man" ans Leben den Anspruch hat einigermassen gesund und fit alt zu werden, Geräteturnen ist da ne feine Sache um die zu trainieren.


    fragt sich bei allen Mathesachen, wofür man das machen muss

    Das ist ja ne andere Fragestellung. Man "muss" grundsätzlich mal gar nichts. Die Frage, wofür "man" was gebrauchen kann, finde ich aber erst mal in Ordnung auch wenn "man" an der Stelle nicht zwangsläufig das fragende Individuum meint. Kann schon sein, dass gerade dieses "man" Matrizenrechnung nach dem Schulabschluss nie wieder braucht. Es darf aber trotzdem die Frage stellen, wofür "man" die so ganz grundsätzlich gebrauchen kann und darf dann auch eine konkrete Antwort bekommen, abseits von diesem mysteriösen und viel zitierten "Grossen und Ganzen" aka "Denkenlernen" etc. Meine Chemie-Zweitklässler haben gerade letzte Woche erst gelernt, dass ihnen der Logarithmus im Chemieunterricht schon zweimal begegnet ist bevor sie in der Mathe überhaupt die zugehörige Rechenoperation gelernt haben. Und er trat im Zusammenhang mit einer ganz lebenspraktischen Fragestellung auf bei der "man" sich problemlos vorstellen kann, dass die einen im Berufsleben stehenden Lebensmittelchemiker z. B. im Kantonslabor tagtäglich beschäftigt. Ich gehe davon aus, dass von den 21 Nasen, die übrigens gerade vor mir sitzen und über einer Chemieprüfung hart am verzweifeln sind, bestenfalls 1 - 2 mal sowas wie Chemie studieren werden. Ja, das stimmt schon, das generelle Lernziel am Gymnasium ist die *allgemeine* Studierfähigkeit. Wenn "man" die nicht erreichen möchte, steht es einem ja frei einen anderen Ausbildungsweg zu wählen. Die Empfehlung spreche ich schon auch gerne mal aus wenn junge Menschen anfangen sich zu beklagen, sie hätten jetzt keine Lust auf eine Datenauswertung in Excel z. B. Wofür "man" das gebrauchen kann, habe ich schnell erläutert, ob "man" darauf jetzt gerade Lust hat, interessiert mich aber wenig.


    Sorry für die etwas längliche Ausführung die auch gar nicht mehr so viel mit der konkreten Fragestellung zu tun hat. Mir kam die aber eben gar nicht so rüber, als ginge es um dieses lustbesetzte "wofür braucht man das" sondern um ein ernstgemeintes Interesse an konkreten Anwendungsbeispielen und der Überlegung, ob sich diese nicht auch ohne Matrizenrechnung lösen liessen.

    • Offizieller Beitrag

    rein mal so aus Interesse (hat leider nichts mit der Intention des Fragestellers zu tun): Wieviele der hier aktiven Lehrer wissen noch, worauf fossi 74 mit seiner Antwort hier anspielt? Wer von euch kennt das noch aus seiner Zeit als Schüler? (ich zum Beispiel; Geburtsjahr 1972); wer von euch kennt das noch als Lehrer? Bis zu welchem Jahr etwa?

    Ich oute mich als alt: Kopien waren in meiner Schulzeit (für die Lehrkräfte) streng kontingentiert. Außer dem Deutschlehrer, der die Kopien zu Beginn des Jahres auf die Schülereltern verteilten ("Wessen Vater/Mutter kann bei der Arbeit kostenfrei kopieren?" -> "hier bitte, davon 100 Kopien") [Nein, er war nicht gut organisiert, ich hatte von ihm pro Jahr nur ca. 8 Seiten, es entspricht ca. 3 Seiten Werbung, warum man Deutsch lernt, in welchen Ländern inklusive Einwohner*innenzahlen es wichtig ist (Spanien und die Türkei standen auch drauf)] und wie toll sein VW-Auto ist, und dann 3-5 Seiten "starke Verben", die wir alle brav auswendig gelernt haben - 168)

    Alle anderen Lehrer*innen haben dann auf Matrizen gedruckt. Zugegeben: es gab wenig Kopien im Frankreich, da wir einfach alles aufgeschrieben haben, was der Lehrer sagte, aber die Biolehrerin hatte 2-3 Blätter pro Stunde (!) mit der Matriz.

    In der Oberstufe auch, Abi Ende der 90er.


    Ach, so viele schöne Farben, die alle so gleich rochen.
    und dann direkt mit dem ebenfalls gut riechenden Klebstift sofort einkleben.
    Das waren Zeiten... *Nostalgisch*

  • Ich erinnere mich immer wieder nicht gern daran, wie wir in der Neunten oder Zehnten ausrechnen mussten, wie lange es dauert, bis ein Pudding abgekühlt ist, den man vors Fenster stellt. Fand ich damals schon bekloppt, diesen an den Haaren herbeigezogenen Anwendungsbezug. (Im Zweifelsfall hat man Katzenzungenspuren im Pudding, wenn man den zu lange auf der Fensterbank stehen lässt, aber das ist wohl eher Wahrscheinlichkeitsrechnung...)


    Und obwohl es leider kaum für größere Erkenntnisse gereicht hat, mochte ich Mathe tatsächlich immer um der Mathe Willen.


    Anonym-123, ich kann dir in der Matrizenfrage leider nicht helfen, frage mich aber, ob das überhaupt jemand hier gerade kann? Konkrete Anwendungen haben dir zwar einige genannt. Aber das tiefe Verständnis für die Materie, die Beschäftigung mit den entsprechenden Lehrplänen usw., das kann dir niemand abnehmen.


    Ich würde mir an deiner Stelle nochmal Zeit nehmen, mich mit den Aspekten selbst auseinanderzusetzen, dann kommst du an die Fragestellung auch besser ran. Wenn man zu sehr in Sorge um das Ziel (z.B. ein Referat) ist und daher zu angespannt, um nachdenken zu können, dann darf man sich Zeit geben, um sich der Sache selbst novh mal zu widmen.

  • Ich erinnere mich immer wieder nicht gern daran, wie wir in der Neunten oder Zehnten ausrechnen mussten, wie lange es dauert, bis ein Pudding abgekühlt ist, den man vors Fenster stellt.

    Ich habe über das selbe Thema sogar einen Unterrichtsbesuch gemacht im Referendariat. Ich habe total praxisnah gefragt, wie lange es dauert bis frisch gebrühter Kaffee die optimale Trinktemperatur hat. :thumbup:

  • An die Fragestellung kann ich mich auch erinnern und fand es damals spannend, dass man das exakt berechnen kann. Aber Physik war eh ziemlich cool. Und die Grundlage für mein Hobby "Niederspannungsinstallation" wurde definitiv im Physikunterricht angelegt.

    Disclaimer 1: Nein, das ist natürlich kein Hobby im klassischen Sinn, ich bin ja kein Schrat, sondern ist mehr aus der Notwendigkeit heraus entstanden.

    Disclaimer 2: Auch Niederspannung (im Haushalt: <= 400 V AC) kann lebensgefährlich töten. Wer nicht genau weiß, was er tut, sollte die Finger davon lassen.

    Die Mutter der Dummen ist immer schwanger.

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