Schülerin geistesabwesend. Hilfe!

  • Ich brauche dringend eure Hilfe:

    Ich gebe derzeit einer 7.Klässlerin Nachhilfe in Englisch und habe folgendes Problem:

    Sie ist während der Stunden sehr müde, kann sich nur schwer konzentrieren und schweift schnell mit den Gedanken ab, was sich durch minutenlanges Starren aufs Papier bemerkbar macht. Sobald ich sie dann anspreche, kommt nach 10 sek die Frage "Was?"...

    Sobald sie sich gar nicht mehr konzentrieren kann, holt sie sich ein Glas Wasser und sippt etwa alle 30 sek. daran.

    Kleine Fingerdehnübungen oder Lernen im Stehen verbessern die Situation nur leicht. Hat jemand Tipps? Ich bin absolut a Verzweifeln, hatte auch schon Schüler mit ADS, aber da war die Konzentration um einiges besser

  • Klingt für mich ehrlich gesagt ziemlich normal für eine Siebtklässlerin, die kurz vor den Sommerferien, bei teilweise über 30 Grad, nach einem Schulvormittag in einem vermutlich viel zu warmen Gebäude und womöglich einer durchgedaddelten Nacht noch nachmittags, in einem ungeliebten Fach Nachhilfe mitmachen muss. Wenn ihr unbedingt jetzt Nachhilfe machen müsst, dann versuch das mitzubedenken und gestalte die Nachhilfe angepasst. Wenn sie im Sitzen fast einschläft, dann macht eine Waserpistolenschlacht mit Vokabelspiel oder wendet die wiederholte Grammatik an bei einer Runde Volleyball oder läuft rum etc. Das weckt Körper und Geist auf. Macht zusätzlich alle x Minuten "Pause" bei einem kurzen Spiel, dass natürlich Englisch gespielt wird. Zahlenbingo, Hang man,.. Überleg dir da eine Handvoll Sachen mit und ohne Bewegung, schreib fiese auf Karten oder mal Bilder davon und dann lass sie immer wenn es zäh wird eine der Karten wählen, wie sie weiterarbeiten möchte. So kann sie mitbestimmen, statt nur Zeit absitzen zu müssen.


    Hast du sie schon mal gefragt, was sie motivieren würde?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Klingt für mich ehrlich gesagt ziemlich normal für eine Siebtklässlerin, die kurz vor den Sommerferien, bei teilweise über 30 Grad, nach einem Schulvormittag in einem vermutlich viel zu warmen Gebäude und womöglich einer durchgedaddelten Nacht noch nachmittags, in einem ungeliebten Fach Nachhilfe mitmachen muss. Wenn ihr unbedingt jetzt Nachhilfe machen müsst, dann versuch das mitzubedenken und gestalte die Nachhilfe angepasst. Wenn sie im Sitzen fast einschläft, dann macht eine Waserpistolenschlacht mit Vokabelspiel oder wendet die wiederholte Grammatik an bei einer Runde Volleyball oder läuft rum etc. Das weckt Körper und Geist auf. Macht zusätzlich alle x Minuten "Pause" bei einem kurzen Spiel, dass natürlich Englisch gespielt wird. Zahlenbingo, Hang man,.. Überleg dir da eine Handvoll Sachen mit und ohne Bewegung, schreib fiese auf Karten oder mal Bilder davon und dann lass sie immer wenn es zäh wird eine der Karten wählen, wie sie weiterarbeiten möchte. So kann sie mitbestimmen, statt nur Zeit absitzen zu müssen.


    Hast du sie schon mal gefragt, was sie motivieren würde?


    Es liegt ja nicht an der Motivation.. sie will ja, kann aber ihre Konzentration einfach nicht halten. Nicht erst jetzt kurz vor den Ferien. Wäre zu lange, alles aufzuzählen, aber meine Nachhilfestunden bestehen grundsätzlich aus Lernspiielen, Quizzes und Rollenspielen, v.a. in englisch benötigen wir selten einen Tisch, aber bei manchen Themen ist das eben nicht möglich

  • Ich komme aus der Sonderpädagogik und habe dementsprehend viel Erfahrung mit Verhaltensauffälligen Kindern, hier bin ich jedoch eindeutig überfragt. Die Eltern bemerken das natürlich auch, hoffen, dass ich etwas ändern kann, da sie bei mir angeblich dieses Jahr mehr gelernt hat als in der Schule.Aber ich sehe halt, wie sehr sie sich anstrengen muss und das möchte ich für sie leichter machen

  • Klingt fast so, als würde sie phasenweise dissoziien. Hat sie vielleicht anderweitige Probleme, die sie so stark belasten, dass sie sich kaum auf das Hier und Jetzt einlassen kann?

    Wer Fehler findet darf sie behalten und sich freuen! :victory:

  • Sie ist während der Stunden sehr müde, kann sich nur schwer konzentrieren und schweift schnell mit den Gedanken ab, was sich durch minutenlanges Starren aufs Papier bemerkbar macht. Sobald ich sie dann anspreche, kommt nach 10 sek die Frage "Was?"...

    Tritt das nur im Nachhilfeunterricht auf oder auch sonst?

    Ist medizinisch geklärt, dass es keine Absencen sind?

  • Ich brauche dringend eure Hilfe:

    Ich gebe derzeit einer 7.Klässlerin Nachhilfe in Englisch und habe folgendes Problem:

    Sie ist während der Stunden sehr müde, kann sich nur schwer konzentrieren und schweift schnell mit den Gedanken ab, was sich durch minutenlanges Starren aufs Papier bemerkbar macht. Sobald ich sie dann anspreche, kommt nach 10 sek die Frage "Was?"...

    Sobald sie sich gar nicht mehr konzentrieren kann, holt sie sich ein Glas Wasser und sippt etwa alle 30 sek. daran.

    Kleine Fingerdehnübungen oder Lernen im Stehen verbessern die Situation nur leicht. Hat jemand Tipps? Ich bin absolut a Verzweifeln, hatte auch schon Schüler mit ADS, aber da war die Konzentration um einiges besser

    Naja, sie hat Liebeskummer. Frag sie doch mal, ob sie was auf dem Herzen hat und mit dir darüber reden will...

  • Zitat

    Es liegt ja nicht an der Motivation.. sie will ja, kann aber ihre Konzentration einfach nicht halten. Nicht erst jetzt kurz vor den Ferien. Wäre zu lange, alles aufzuzählen, aber meine Nachhilfestunden bestehen grundsätzlich aus Lernspiielen, Quizzes und Rollenspielen, v.a. in englisch benötigen wir selten einen Tisch, aber bei manchen Themen ist das eben nicht möglich

    Ich komme aus der Sonderpädagogik und habe dementsprehend viel Erfahrung mit Verhaltensauffälligen Kindern, hier bin ich jedoch eindeutig überfragt. Die Eltern bemerken das natürlich auch, hoffen, dass ich etwas ändern kann, da sie bei mir angeblich dieses Jahr mehr gelernt hat als in der Schule.Aber ich sehe halt, wie sehr sie sich anstrengen muss und das möchte ich für sie leichter machen

    Das sind inzwischen ja doch noch einmal ganz andere Informationen, als in deinem Ausgangsbeitrag, die insofern auch eine andere Spur legen, als dieser vermuten hat lassen.

    Gibt es denn einen festgestellten Förderbedarf bei dem Mädchen? Wurde eine entsprechende Diagnostik veranlasst bzw. würdest du diese für sinnvoll/erforderlich halten? Hat eine medizinische Abklärung stattgefunden, sei es im Hinblick auf körperliche oder eben auch psychische Probleme, die es möglicherweise zu behandeln gilt? Was sagt das Mädchen selbst über seinen Zustand, bzw. auch über seine Momente der inneren Abwesenheit? Träumt es in diesen Augenblicken einfach, dissoziiert es gar?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Naja, sie hat Liebeskummer. Frag sie doch mal, ob sie was auf dem Herzen hat und mit dir darüber reden will...

    Das erkennst du woran so rein virtuell?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Das erkennst du woran so rein virtuell?

    Nein, ich vermute nur, wie alle anderen hier auch. Liebeskummer in der 7. Klasse hat bei mir zu einer schweren Magersucht geführt und ich habe mich ähnlich benommen wie das Mädel oben. Sie sollte professionelle Hilfe erhalten.

  • Du bist kein Arzt, sondern gibst Nachhilfe. Ein Kind, das nicht ansprechbar ist, braucht professionelle Hilfe.

    Sie hat bereits einen Ergotherapeuten, allerdings konnte mir auch dieser wenig Tipps geben...

  • Tritt das nur im Nachhilfeunterricht auf oder auch sonst?

    Ist medizinisch geklärt, dass es keine Absencen sind?

    Danke für deine Antwort. Über Absencen habe ich noch nicht nachgedacht. Bei Schulaufgaben merkt man oft, dass auf den hinteren Seiten überall 0Punkte sind, obwohl sie nach eigener Aussage genug Zeit hatte. Die Lehrkraft hakt hier relativ wenig nach und tritt kaum mit den Eltern der Schüler in Verbindung, deshalb kann ich nur wenig über den Unterricht sagen

  • Naja, sie hat Liebeskummer. Frag sie doch mal, ob sie was auf dem Herzen hat und mit dir darüber reden will...

    Das vermute ich eher weniger. Ich habe natürlichc keine 100%ige Garantie, kenne sie aber inzwischen doch recht gut und weiß, dass sie eher noch in der Kindesphase steckt, Jungs sind "ihhh"... natürlich kann ich das nicht sicher sagen, halte es jedoch für sehr unwahrsccheinlich

  • Das sind inzwischen ja doch noch einmal ganz andere Informationen, als in deinem Ausgangsbeitrag, die insofern auch eine andere Spur legen, als dieser vermuten hat lassen.

    Gibt es denn einen festgestellten Förderbedarf bei dem Mädchen? Wurde eine entsprechende Diagnostik veranlasst bzw. würdest du diese für sinnvoll/erforderlich halten? Hat eine medizinische Abklärung stattgefunden, sei es im Hinblick auf körperliche oder eben auch psychische Probleme, die es möglicherweise zu behandeln gilt? Was sagt das Mädchen selbst über seinen Zustand, bzw. auch über seine Momente der inneren Abwesenheit? Träumt es in diesen Augenblicken einfach, dissoziiert es gar?

    Tut mir leid, ich hätte wirklich ausführlicher schreiben sollen. Sie hat eine RS, wodurch sie sich natürlich nochmal mehr anstrengen muss, wenn sie z.B. üerlebt, in welche Richtung b zeigt oder in welcher Reihenfolge t und h meist stehen. Das nimmt natürlich auch nochmal Energie. Problem ist auch, dass in der Familie immer Chaos herrscht und ständig Stress ist. Die eltern leben getrennt, der Vater ist aber häufiger zum aufpassen da, wobei ich mir hier die größten Sorgen mache, da er immer sehr nach Rauch stinkt, ziemlich "verpeilt" ist (weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll)und während der Nachhilfe auch einfach mal ins Zimmer kommt und sich eine Tiefkühlpizza macht o.ä.


    Sie merkt natürlich selbst, dass sie müde ist, kann es aber nicht wirklich zuordnen und ich glaube, dass sie auch manchmal selbst von sich enttäuscht ist, zumindest freut sie sich immer stark, wenn ich sie lobe oder betone, wie gurt eine Aufgabe geklappt hat

  • Vielleicht gibt es Probleme in der Klassengemeinschaft. Hat sie Freund*innen? Welche Rolle spielt der Vater? Es könnte ja alles Mögliche sein, das ist sehr schwer auszumachen.

    Bei mir werden oft Kinder mit Träumersyndrom (ADS) in Klassenarbeiten oder auch im Unterricht nicht fertig. Wenn das diagnostiziert ist, erhalten sie einen Nachteilsausgleich in Form von mehr Zeit oder ruhigem Platz in der Klassenarbeit. (Ich finde, das kann man auch Kindern, die nie voran kommen, auch so einräumen, ohne Monate abzuwarten, bis endlich was Schriftliches kommt. Also, ich setze dann schon mal so ein Kind ins Nebenzimmer, damit es sich besser konzentrieren kann).

  • Nein, ich vermute nur, wie alle anderen hier auch. Liebeskummer in der 7. Klasse hat bei mir zu einer schweren Magersucht geführt und ich habe mich ähnlich benommen wie das Mädel oben. Sie sollte professionelle Hilfe erhalten.

    Eine schwere Magersucht ist eine psychische Erkrankung, die dringend einer Behandlung bedarf. 10-15% der Betroffenen sterben. Nur mal so, weil du im nächsten Post von ADS und Nachteilsausgleich sprichst.


    Dissoziation wurde schon zweimal angesprochen, aber die TE versteht überhaupt nicht, worum es hier geht. Sie sucht nach pädagogischen Interventionsmöglichkeiten, lässt das Kind Aufgaben im Stehen lösen und ist offenbar völlig überfordert.


    Aus diesem Grunde finde ich Vorschläge aller Art was es denn sein könnte fahrlässig, da diese dazu führen, dass sich die TE ein eigenes Bild zusammenbastelt und aufgrund dessen irgendeine "Hilfe" ersinnt, die möglicherweise mehr schadet als nutzt.


    Es tut mir leid, @Eva.k0_ , du meinst es sicher gut. Deswegen möchte ich dich bitten, nicht weiter über mögliche Probleme des rauchenden Vaters zu grübeln, sondern klar ansprechen, dass das Verhalten deutlich auffällig ist, du dir Sorgen machst und empfiehlst, es ärztlich abzuklären zu lassen.


    Zum Unterricht rate ich dir, sie zu fragen, wie es ihr geht, was sie gerade braucht, um zu lernen und in kleinen Schrittchen mit Pausen vorzugehen, so wie du es bereits tust.

  • Es tut mir leid, @Eva.k0_ , du meinst es sicher gut. Deswegen möchte ich dich bitten, nicht weiter über mögliche Probleme des rauchenden Vaters zu grübeln, sondern klar ansprechen, dass das Verhalten deutlich auffällig ist, du dir Sorgen machst und empfiehlst, es ärztlich abzuklären zu lassen.

    Das ist der einzige vernünftige Ratschlag (wenn das Reden mit der Schülerin nicht zum gewünschten Ergebnis führt).


    Ich bin gerade schwer irritiert davon, wie hier wild auf die Entfernung festgestellt wird, dass das Kind offensichtlich Liebeskummer hat, alternativ bei AD(H)S immerhin einen Nachteilsausgleich bekommt oder das alles ganz normal ist.

    Zitat

    Zum Unterricht rate ich dir, sie zu fragen, wie es ihr geht, was sie gerade braucht, um zu lernen und in kleinen Schrittchen mit Pausen vorzugehen, so wie du es bereits tust.

    Naheliegend, aber offenbar nicht selbstverständlich.

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