Dazu ist auch alles gesagt. Du stellst die Alternativlosigkeit in Frage, ich halte sie im gegebenen Kontext für absolut geboten und eine bewusst gesetzte Anrede, die die Identität des Angsprochenen missachtet, für unangenessen.
Wir werden an der Stelle nicht zusammen kommen und die Argumentationslinie des jeweils anderen nicht überzeugend finden.
Mich würde halt einerseits die tatsächliche Begründung interessieren, warum die subjektive "Identität des Angesprochen" als Bezugspunkt der Rede über ihn allgemeinverbindlich(!) höher wiegen soll, als bspw. die (evtl. auch weltanschaulich resp. sozio-kulturell basierte) Orientierung des Ansprechenden an objektiven/intersubjektivierbaren Bezugspunkten (sex; gender attribution), gg. die der Ansprechende ja ggf. performativ verstoßen müßte, zumal in einem Kontext,
(a) in dem der "Angesprochen[e]" ja gar nicht angesprochen wird, sondern unbeteiligtes Subjekt der (deskriptiven, analytischen etc.) Rede über denselben ist,
(b) und in dem deskriptiv-linguistisch ein entsprechendes 'Gebot' (bspw. durch die Normativität des Faktischen, dass dies quasi faktisch die einzige Möglichkeit wäre) nicht gegeben ist, sondern es sich dabei nicht um eine gesamtgesellschaftliche Konvention, sondern eine pietät-, konzessions-, respektbasierte (etc.) Konvention in bestimmten sozio-kulturellen, weltanschaulichen Kreisen handelt, die eben nicht allgemeinverbindlich sind; Stichwort: Gender-affirming language. Es aus individuellen Erwägungsgründen "für absolut geboten" zu halten, hier entsprechend sprachlich zu agieren, ist wenig überzeugend, dies von Schülern auch zu verlangen - das hat mehr mit dem zu tun, der das Fordert, als mit dem, was tatsächlich geboten ist.
Andererseits bleibt die Frage nach den Grenzen dieser Konzessionen - bezieht sich das nur auf geschlechtliche Identität? Wann ja: Warum? Wenn nein: Wo ist warum die Grenze? Eeine entsprechende Problematik habe ich hier bereits in Bezug auf polit. Orientierung dargestellt.
ZitatWir werden an der Stelle nicht zusammen kommen und die Argumentationslinie des jeweils anderen nicht überzeugend finden.
Ja.