Tipps und Rat für zukünftigen Lehrer?!

  • Hallo Zusammen,
    Ich gehe bald ins Referendariat, bin schwul und möchte das auch nicht groß verheimlichen. Nun weiß ja jeder, dass Schüler gerne lästern und auch ganz schön gemein sein können. Ich mache mir wirklich viele Gedanken darüber, wie ich mit meinem Privatleben in der Schule umgehen möchte. Ich will auf keinen Fall eine 40-jährige Gerüchteküche um mein Privatleben!
    Vielleicht weiß jemand, wovon ich rede und mag mir ein paar Ratschläge geben?!
    Danke dafür,
    sprite

  • Hallo Sprite,


    an deiner Stelle würde ich folgendes tun:


    1. dein Ref-Kollegium "abtasten" und Gesinnung (klingt lustig) untersuchen
    2. gute Kontakte zu Kollegen aufbauen die du magst und denen du vertrauen kannst
    3. und dann entscheiden die "Wahrheit" zu sagen


    Wenn du dich verstellst:
    - fühlst du dich wahrscheinlich mies
    - fühlt sich dein Partner vielleicht schlecht
    - glaubt/vertraut dir beim Coming Out keiner mehr richtig
    - werden deine Schüler und Kollegen eh über den neuen "alleinstehenden" Referedar reden und Gerüchte kreisen lassen
    - versuchen die dich vielleicht sogar zu verkuppeln


    Wer bzw wenn dich einer nicht mag, wird er immer einen Grund finden dich zu dissen. Wenn sich das wirklich in deinen Beurteilen wiederspiegeln würde, könnte man sicher auch was machen. Ich denke hier ist die Einstellung der Schulleitung dir gegenüber wichtig.


    Man muss nicht homosexuell sein um gedisst zu werden. Folgende Sätzchen hab ich auch schon gehört:
    Lehrer dürfen:
    -keine Baggyhosen, Jeans oder Turnschuhe tragen
    -nicht tätowiert oder gepierct sein
    -keine grellen Haarfarben und extravagante Haarschnitte haben
    -sich nicht in FKK oder oben ohne aufhalten
    -kein Lotterleben im Sinne von Party und Spaß im Leben haben
    und sie sollten eine gefestigte Beziehung haben und schnellstmöglichst Heiraten.


    Tja ich trage Baggyhosen, habe lila Strähchen, sonne mich am Strand nackig, wohne mit 3 Männern in meiner WG und bin unverheiratet. In manchen Regionen wäre ich damit als Lehrer unakzeptabel. Man muß nicht sein ganzes Leben offenbaren, aber die wichtigen Dinge (wie die Liebe deines Lebens) sollten kein Tabu sein, weil du stolz auf eure Beziehung sein kannst.
    PS: ich glaube in L hast du damit kein Problem, da es eh eine junge aufgeweckte Stadt ist.


    Elli

  • Ich würde die Homosexualität nicht erwähnen, weil Toleranz manchmal nur vorgetäuscht wird. Ich würde sie erst erwähnen, wenn man etabliert ist und einen guten Draht zu allen Vorgesetzten hat. Auch nach außen sehr nette Vorgesetzte können Vorurteile haben, die sie nicht zeigen. Ich bin behindert und im Behindertenbereich aktiv und weiß, wovon ich spreche. Nichts ist schlimmer als Pseudo-Toleranz! X(

  • Ich glaube, ich würde es auch erstmal nicht erwähnen. Ich meine heterosexuelle Leute sagen das ja auch nicht gleich. Es geht erstmal niemanden etwas an. Vor allen Dingen hat das nichts mit deinen Fähigkeiten als Lehrer zu tun. Sprite hat schon Recht. Etablier dich und vertrau es Menschen an, denen du vertraust. Es ist schon trauig, dass man sich darüber solche Gedanken machen muss, aber ich fürchte wirklich tolerant sind die wenigsten Menschen.


    WÜnsche dir viel Glück beim Start.


    Liebe Grüße
    sylvie

  • Also an unserer Schule war mal ein schwuler Referendar. Der hat das sehr offen gezeigt und kein Geheimnis draus gemacht. Es wusste jeder, Kollegen wie Schüler. Bei den Schülern gab es anfangs Getuschel und Gekichere und die eine oder andere versteckte Bemerkung. Aber nur in den ersten Wochen. Danach war das gar kein Thema mehr. Bei den Kollegen genauso. Man hat sich dann eher für seinen neuen Freund interessiert und darüber gemutmaßt, was aber bei heterosexuellen Leuten im Partnerwechsel genauso gewesen wäre


    Die Schüler haben den Referendar geliebt und waren hochtraurig, als er für das zweite Ausbildungsjahr die Schule gewechselt hat.


    Er ist also mit seiner Offenheit gut gefahren. Und das im konservativen Bayern


    Herzliche Grüße
    Gela

  • Zitat

    Gela schrieb am 19.11.2006 10:14:
    Er ist also mit seiner Offenheit gut gefahren. Und das im konservativen Bayern


    Aber an einer beruflichen Schule; mein Eindruck ist, dass Reaktionen schulformabhängig sein könnten: je jünger die Kinder, desto empfindlicher die Eltern. ;)

  • Solange du nicht aussiehst wie die "Tunte aus der Sitcom" sehe ich keinen Grund, mit deiner sexuellen Ausrichtung hofieren zu gehen.


    Dein Privatleben geht keinen was an. Gerade im Ref sollte man solche Sachen nicht an die grosse Glocke hängen.

  • Wenn der homosexuelle Referendar als Lehrerpersönlichkeit überzeugt, ist es sicher kein Problem. Aber überzeugt er nicht schon in den ersten Monaten, wird die Homosexualität zum "Bumerang". Ich bleibe dabei, ich würde nichts sagen, sondern erst, wenn klar ist, dass man als Lehrkraft anerkannt ist.

  • Wir haben Klassen, in denen er definitiv kein leichtes Spiel hätte.


    Von dem her: Zunächst einmal eher nichts sagen.


    An unserer Schule gibt es eine Schülerin, die eine Geschlechtsumwandlung hinter sich hat. Das ist auch nicht ganz unproblematisch.
    Und sie ging zwangsläufig offen damit um, im 1. Lehrjahr noch Mann, dann plötzlich Frau.


    Gruß
    Super-Lion

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