Albtraum Unterricht

  • Zitat

    Außerdem hatten wir uns in diesem Forum von Anfang an nie gesiezt. Das entspreicht auch nicht den Forums-Gepflogenheiten.


    Neulich im Box-Club:


    Trainer: Komm Junge, Fäuste hoch! Deckung halten! Arbeiten, mal 'n büschen Schwung in die Bude!
    Nele: Für Sie immer noch Herr Doktor.


    :)


    Nele

  • Hallo,


    also ich habe das so gelernt, dass die Sozialformen aufeinander aufbauen - Einzelarbeit - Partnerarbeit - Gruppenarbeit.


    Solange geregelter Unterricht nicht möglich ist und schon Partnerarbeit nicht funktioniert, brauche ich über Gruppenarbeit noch nicht nachdenken.


    Wirklich gute Gruppenarbeit ist ein hohes Ziel, braucht Übung, eine geeignete Aufgabe. Nachbesprechung und eine entsprechende Grunddisziplin. Ohne Grunddisziplin und funktionierenden "kleineren" Sozialformen braucht man doch - Lehrplan hin oder her - damit erst gar nicht anzufangen.


    Ich sehe es auch so, dass in der Klasse vermutlich der "Leitwolf" fehlt und die Rolle von Schülern übernommen wird. Das ist übelst schlecht. Ich würde hier auch zunächst daran arbeiten, dass die Regeln klar sind, sich ein Verantwortlicher findet oder zumindest alle Lehrer an einem Strang ziehen - die Sitzordnung wieder ändern und den Unterricht so gestalten, dass möglichst wenig Chaos ausbrechen kann.


    LG
    Tina

    Ein Hund denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, sie müssen Götter sein!" Eine Katze denkt: "Sie kümmern sich um mich, sie versorgen mich, ich muss ein Gott sein!"

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  • Ich finde es schön, dass sich einige Kollegen noch zu meinem Probem äußern und sich nicht in kleinlichen Streitereien ergehen!
    Kurz zur Info: Ich unterrichte an einer Haupt- und Realschule beide Schulformen. Hab mein Referendariat schon hinter mir, bin aber noch nicht so lange im Geschäft. Bin Klassenlehrerin einer bezaubernden Realschulklasse und habe allgemein noch einige Probleme in Hauptschulklassen, lerne aber jeden Tag dazu, vor allem auch durch den Austausch mit "gestandenen" Hauptschullehrern. Und das alles mache ich in Niedersachsen.
    Das Problem ist übrigens nicht die Gruppenarbeit, die wird eh nicht praktiziert. Es ging nur darum, mal eine andere Sitzordnung auszuprobieren. War also ein eher sinnloser Akt. Hat sich auch schon wieder dahingehend erledigt, dass die Schüler nach meinem gestrigen Anfall auseinandergesetzt wurden und wieder frontal ausgerichtet sind.
    Bin froh, dass wir jetzt ein paar freie Tage haben, in denen ich mir einen genauen Plan machen kann. Werde auf jeden Fall das Gespräch mit den Schülern suchen und dann klare Regeln mit den entsprechenden Konsequenzen ansagen. Bei uns ist bald Elternsprechtag, ich hoffe, dann kan ich schon einige Eltern sprechen, obwohl die ja eher eh nicht kommen.
    Ich freue mich über jeden, der mir die Daumen drückt ;)

  • Zitat

    Meike. schrieb am 30.01.2007 06:42:


    Mitnichten verwechsele ich da etwas. Ich bin der deutschen Sprache so mächtig, dass ich zwischen Aussagen, die "in diesem Fall hast du etwas übersehen" und solchen, die "du gehörst zu dem Personenkreis, die (impliziertes "grundsätzlich") das Wichtige überblättern" implizieren, sehr wohl unterscheiden kann - und das war in diesem Falle auch nicht wirklich schwer. Sollte es trotzdem nicht so gemeint gewesen sein, empfieht sich erst recht (!) Bolzbolds Rat zu befolgen und den eigenen Tonfall an die Gepflogenheiten dieses Forums anzupassen und Formulierungen daraufhin zu überprüfen: wir unterhalten uns hier auf Augenhöhe und nicht von oben herab.


    Sie liegen schon wieder falsch. Ich habe hier unsere Erfahrung aus Fortbildungen für Kollegen angesprochen. Diese besagen, dass einer beachtlichen Zahl der Kollegen die Verbindlichkeit der "Präambeln" nicht bekannt ist.


    Es tut mir sehr leid, aber ich pflege eben keinen hemdsärmeligen Kommunikationsstil. Wenn ich aber etwas mehr Distanz und früher übliche Höflichkeitsformen den Vorzug gebe, ist das objektiv bestimmt nicht von oben herab. Die Toleranz einer Gemeinschaft zeigt sich immer, wie man mit dem Anderssein umgeht.


    Im Übrigen komme ich nicht umhin festzustellen, dass einigen von Ihnen Sachfragen - zumindest hier - Ihren persönlichen Problemen mit mir opfern.


    Das Problem der Forenbenutzerin wurde von Ihnen zerredet, der eklatante didaktische Fauxpas, Grammatik als Disziplinmittel zu benutzen, blieb ohne den Aufschrei, der nötig gewesen wäre. Schade!


    Ich hoffe, Yula findet ihren Weg. Dabei mag mein Vorschlag eines konsequenten, transparenten Vorgehens, ohne übertrieben Strenge und Herzlosigkeit, vielleicht ein wichtiges Puzzleteil sein.

    Und der Mann spürte das Wissen bis an die Haarspitzen, als ihm das Konversationslexikon auf den Kopf fiel. (Uli Keuler)

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    • Offizieller Beitrag
    Zitat

    Es tut mir sehr leid, aber ich pflege eben keinen hemdsärmeligen Kommunikationsstil. Wenn ich aber etwas mehr Distanz und früher übliche Höflichkeitsformen den Vorzug gebe, ist das objektiv bestimmt nicht von oben herab. Die Toleranz einer Gemeinschaft zeigt sich immer, wie man mit dem Anderssein umgeht.


    Das "Du" in Foren hat nichts mit einem "hemdsärmeligen" Kommunikationsstil zu tun.


    Wenn ich mich neu in einem Forum anmelde, mache ich es, wie wenn ich neu zu einer Gruppe mir fremder Menschen stoße. Ich höre erst einmal zu, schaue mir an, wie und worüber kommuniziert wird und steige dann langsam in die Kommunikation ein.


    Wenn man allerdings hier aus dem Nichts auftaucht, versucht die hier Anwesenden mit erhobenem Zeigefinger zu belehreren, dazu stets das - in KEINEM mir bekannten Internetforum übliche - Sie benutzt, so kann das durchaus als Überheblichkeit oder auch Provokation aufgefasst werden (im Internet soll es durchaus auch Trolle geben ;) ).
    Dir ist vermutlich auch bewusst, dass dein Nickname durchaus Interpretationsspielraum zulässt.

  • Hallo Yula,


    hab ich es überlesen oder hast du es noch nicht erwähnt? Welche Fächer unterrichtest du denn in der Klasse. Mir erscheint das nicht unwichtig.


    Gruß
    Max

  • Hallo Max,
    die Fächer (so denn sie angegeben wurden) stehen unter dem User-Namen. Bei yula wären das Englisch, Religion und Deutsch. Die Klasse war bzw. ist ;) eine 8. Hauptschulklasse (1. Thread)
    LG Schmeili

  • Nicht_wissen_macht_auch_nic:


    dieses forum ist für viele lehrerInnen gerade deshalb eine beliebte anlaufstelle, weil man sich hier auf "gleicher augenhöhe" begegnet. hier wollen wir uns eben nicht "treffen", um gesellschaftliche "höflichkeiten" auszutauschen, sondern (in den virtuellen grenzen) füreinander dazusein.


    deine beiträge in diesem thread scheinen dieser idee aber entgegen zu stehen. der virtuelle zeigefinger springt mir (zumindest nach meinem empfinden) förmlich entgegen. die hier versammelten, mitunter gestandenen kollegInnen sind sich ihres lehrauftrages und mancher präambel durchaus bewusst - dennoch sollte jeder praktiker mindestens einmal erfahren haben, dass sich konzepte vom grünen tisch immer gut zitieren, mitnichten aber von heut auf morgen umsetzen lassen.


    es wurde deutlich, dass du eine funktionsstelle innehast und die sei dir auch gegönnt. dennoch - und jetzt formulier ich das mal ganz hemdsärmlich - kommt das ganz unangenehm rüber ;)

  • Zitat

    Referendarin schrieb am 30.01.2007 17:09:


    im Internet soll es durchaus auch Trolle geben ...


    ... die fleißig gefüttert werden!


    Gruß


    Animagus

  • Hallo,
    also ich verstehe die Aufregung über meine Überlebenstipps nicht.


    Offensichtlich sind sie ein "eklatante didaktische Fauxpas". Prima.


    Keiner hat gesagt, dass diese Art Unterricht andauernd so stattfinden soll. Aber keinem Schüler schadet es in seiner sozialen und fachlichen Entwicklung, auch mal ein paar Grammatikübungen von der Tafel abzuschreiben.


    Nicht wissen macht auch nic :


    Ok, wir schaffen die Tafel in den Klassenzimmern ab und erhöhen das Kontingent an Kopien auf 5000/Lehrer. Dann findet das Ausfüllen von Arbeitsblättern eben im Gruppenarbeit ( echte Gruppenarbeit?)oder in Form von Werkstattunterricht statt.
    In diesem Sinne


    Caroline



    Liebe Yula, lass dich nicht unterkriegen und überlege, ob man den Lehrplan über die persönliche Gesundheit stellen sollte.

  • Ich werde in jedem Fall auf meine Gesundheit achten :) Lass mich doch nicht unterkriegen! Ich muss auf jeden Fall lernen, solche Ausfälle von Schülern nicht zu persönlich zu nehmen.
    Das Fach, dass ich in dieser Klasse unterrichte ist natürlich wichtig! Handelt sich dabei um Englisch!
    Dazu werde ich noch eine neue Runde eröffnen und dann verschone ich euch aber ;)

  • Zitat

    Das Problem der Forenbenutzerin wurde von Ihnen zerredet, der eklatante didaktische Fauxpas, Grammatik als Disziplinmittel zu benutzen, blieb ohne den Aufschrei, der nötig gewesen wäre. Schade!


    Ich hoffe, Yula findet ihren Weg. Dabei mag mein Vorschlag eines konsequenten, transparenten Vorgehens, ohne übertrieben Strenge und Herzlosigkeit, vielleicht ein wichtiges Puzzleteil sein.


    Deinen Aufschrei möchte ich mal hören, wenn sie Dich in eine solche Klasse in der Hauptschule schicken würden.
    Wo arbeitest Du denn nun, in der Montessori-Schule? Bei der Volkshochschule? In einer Klasse für Freiwillige? Oder in der Kinderladen-Schule?
    Gruß
    Fossil
    8)


  • Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit habe ich mehr Hauptschüler unterrichtet als Sie. Schräg gegenüber mir im Büro sitzt übrigens der Regionalleiter der sonderpädagogischen Fortbildungen für Berufsschulen (BVJ, Sonderberufsschule).


    Sie behaupten, Sie seien hier die Statthalter der flachen Hierarchien. Naja, auf der Beziehungsebene schon.
    Überlegt man sich Ihre Aussagen hier konsequent zu Ende, heißt das für mich:


    - (Schwierige) Hauptschüler brauchen keine gute Didaktik. Wer auf einer korrekten Didaktik besteht, ist zum Scheitern verurteilt (ergo=gute Didaktik ist nur etwas für Realschüler und Gymnasiasten).
    - Es ist nicht/kaum möglich, (schwierigen) Hauptschülern (Sozial-)Kompetenzen beizubringen, wie sie der Lehrplan einfordert. Empfehlung: Überleben, egal mit welchen Auswirkungen auf die Schüler.


    Wo ist hier der Standesdünkel? Beseitigt, weil Sie sich hier fleißig duzen?


    Wir reden von yulas Achtklässlern, die spätestens in einem Jahr mitten in der Bewerbungsphase stehen. Mit etwas Glück kommen sie im Rahmen einer Bewerbung in ein Assessmentcenter und müssen Teamfähigkeit zeigen. Wo sind Ihre Konzepte, dass yula im Unterricht bestehen kann und Ihre Schüler nicht zu ALGII-Empfängern degradiert?
    Na, natürlich, für ein wenig Betroffenheit reicht es bestimmt.


    Ich nannte ein abgestimmtes disziplinarischen Vorgehen, das Schritt für Schritt bei konsequenter Anwendung auch offenere Unterrichtsformen ermöglicht. Desweiteren empfahl ich, diese Formen zu bewerten. Nur wenn (Haupt-)Schüler wissen, dass Engagement oder Nichtengagement auch Folgen zeigt, werden Sie nachhaltig dafür sorgen können, dass freiere Unterrichtsformen nicht als angenehmer Zeitvertreib genutzt werden können.


    Aber ich befürchte, einige von Ihnen haben schon lange nicht mehr meinen Ausgangsbeitrag im Kopf, sondern allein die Fragen, welche Schulart unterrichtet der denn und welche Funktionsstelle besetzt er...Verfahren Sie eigentlich auch so, wenn Sie Erörterungen als Zweitkorrektor bewerten? Welche sozialen Umstände trieben denn nun den Schüler, so und so zu schreiben?

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  • Sehr geehrter Herr Nicht_wissen-...,


    ich bin seit 26 Jahre Haupschullehrer, davon 12 Jahre in den Jahrgangsstufen 8 und 9.


    Ich kann Ihnen nur sagen: Ich war schon am Rande des Nervenzusammenbruchs. Ich habe Schüler verflucht (Ich weiß, dass ich darüber stehen sollte.) Es gab Klassen, bei denen ich mir nur das eine vorgenommen habe, nämlich das Schuljahr einigermaßen heil und gesund zu überstehen.


    Was Sie bisher alles geäußert haben, steht schön auf dem Papier. Aber bitte überlassen Sie es den Praktikern herauszufinden, was im Rahmen ihrer Lehrerpersönlichkeiten und im Rahmen der ihnen zugeteilten Klassen didaktisch und methodisch und menschlich möglich ist.


    Bitte erschrecken Sie nicht über einige "Methoden", die ich Yula mitteile:


    Hallo Yula,


    - ich versuche schülergerechten Unterricht zu halten. Es ist aber nicht meine Aufgabe, Gruppenarbeiten zu machen, wenn die Klasse nicht dafür geeignet ist. Ich werde Achtklässler nicht mehr dazu bringen können.


    - Trotz allem bin ich fleißig. Die Schüler sollen das Gefühl haben, dass ich mir mit ihnen Mühe gebe.


    - Ich versuche, wenn möglich, mit Humor zu reagieren, manchmal mit (leichter, selten mit starker) Ironie. Der Ton kann aber auch emotionslos scharf und direkt sein und in der Sprache der Schüler. (Ich versuche mir aber auch immer bewusst zu machen, dass jeder Schüler seine eigene Lebensgeschichte hat.)


    - Ich mache ab und zu ein kleines Spiel gegen Ende der Stunde (Galgenmännchen, Bingo, ...), auch wenn die Klasse es nicht verdient hat.


    - Ich mache auch öfters mal ein kleines Quiz mit kleinen Preisen als Anreiz.


    - Ich setze einen Hauptstörer vor die Türe, mehrere Störer teile ich (nach Absprache mit den Kollegen) auf andere Klassen auf! (Bedauernde Bemerkung: "Sei mir nicht böse. Ich würde gerne mit dir weiterarbeiten, aber ich kann nicht anders.")


    - Ich breche den Unterricht sofort ab und mache eine Lesestunde, wenn es nicht anders geht. Manchmal lasse ich sie Bildchen ausmalen. (Bedauernde Bemerkung: "Seid mir nicht böse. Ich würde gerne mit euch weiterarbeiten, aber ich kann nicht anders.")


    - Bei allem versuche ich konsequent zu sein, und streng. Manchmal übersehe ich allerdings bewusst Kleinigkeiten.


    - Wenn es aber sein muss, gehe ich möglichst spät in die Klasse und verlasse sie baldmöglichst!
    - Wenn es sein muss, dann gehe ich während der Stunde auf die Toilette und bleibe dort eine Weile.
    - Wenn es sein muss, melde ich mich krank.


    Es ist nicht meine Aufgabe, mich für gesellschaftliche Fehlentwicklungen oder eine schlechte Bildungspolitik kaputt machen zu lassen.


    Yula, lass dich nicht unterkriegen. Bessere Jahre werden kommen!



    Sehr geehrter Herr Nicht_wissen-...,


    bitte entschuldigen Sie mein nicht sehr ausgefeiltes Deutsch. Aber an der Schule habe ich mit anderen Herausforderungen zu kämpfen.


    Mit freundlichen Grüßen
    Max

    • Offizieller Beitrag

    Max, ich bin ehrlich begeistert!
    Hier merkt man, dass ein Lehrer spricht, der Ahnung von seiner Sache und den Widrigkeiten des Unterrichts in der Hauptschule hat (ich bin zwar keine HS-Lehrerin, habe aber jahrelang Hauptschüler in Jugendgruppen gehabt und mir deren Gespräche/Geprotze/Klagen über Lehrer und Mitschüler angehört)
    Zur "armen" Grammatik: Wie schon geschrieben, niemand verlangt, dass die härtere Gangart ewig weiterläuft. Allerdings werden neben der hochgejubelten Teamfähigkeit unter anderem auch Englischkenntnisse in der Arbeitswelt verlangt und Grammatikprobleme in der GA zu klären, bringt selten was. (Erfahrung einer Kollegin, die Schüler sollten Grammatikregeln selbst herleiten und sich gegenseitig erklären-tja, besagtes Grammatikgebiet war zu komplex, für den Rest des Jahres weigerten sich die Schüler, noch ein Wort mit der Lehrerin zu reden)
    Max' Ratschläge spiegeln einfach die Realität wieder und sind kein schönes, theoretisches Blabla. Respekt!
    Liebe Grüße
    Hermine

  • Ihre Welt ist sehr einfach: Es gibt die Praktiker und die Theoretiker. Wenn Theorie nicht funktioniert, ist sie an der Realität vorbei. Man kocht weiter sein eigenes Süppchen, sollen die da oben (Verwaltung, Didaktiker, Fachberater, Schulleitung...) doch machen, was sie wollen.


    Nun gut, dann vergessen Sie schnell Kollegen, die aus der Praxis kommen, mehrere Jahre z.B. im Ministerium arbeiten und dann wieder zurück in die Praxis gehen, Schulleiter, die an kooperativen Gesamtschulen freiwillig ein zweistelliges Deputat in der Hauptschule unterrichten, von den Schulbehörden für Fortbildungen teilabgeordnete Kollegen, die über die Hälfte Ihres Deputats in "Brennpunktklassen" unterrichten...


    Auch eine Masche: Wir sind die Frontelite, die anderen die Theorieweicheier. Aber natürlich kein Standesdünkel.


    Ich wünsche Ihnen trotz allem von Herzen, dass die nächsten Jahrzehnte nicht Stillstand bleiben. Die Toilette sollte jedenfalls nicht der Normalfall werden.


    Und Hermine, Sie sind begeistert,


    - dass ein Kollege sich aufs Klo zurückziehen muss,
    - dass ein Kollege krank machen muss, weil er an seine Grenzen getrieben wird,
    - dass jede Hoffnung fahren gelassen wird, Achtklässlern noch Sozialkompetenz beibringen zu können,
    - dass Jugendliche, die uns von "der" Gesellschaft herangetragen werden, unabänderlich lernfaul, schwierig, für jeden Job inkompetent sind,
    - es also nur Konzepte zum individuellen Überleben gibt?

    Und der Mann spürte das Wissen bis an die Haarspitzen, als ihm das Konversationslexikon auf den Kopf fiel. (Uli Keuler)

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  • Hallo,


    um mal am konkreten Fall zu bleiben - ich denke nicht, dass es in Yulas Möglichkeiten liegt, mit drei Stunden Englisch eine aus dem Ruder gelaufene Klasse zu reformieren.


    Da bräuchte es ein klareres Konzept, einen fähigen Klassenleiter mit möglichst vielen Stunden, dann kann das durchaus wieder werden. Ich lasse es mir gerne vorführen, habe es aber noch nie erlebt, dass ein Kollege oder ich selbst in wenigen Stunden Dauerhaftes erreicht hat.


    Im Fall Englisch würde ich auch - obwohl es schade ist - den Anteil des Unterrichtsgesprächs senken und schriftliches Arbeiten verstärken. Wenn´s besser läuft, kann man das ja auch wieder ändern. So kann man wenigstens hoffen, dass doch eine gewisse Wissensvermittlung stattfindet.


    Man muss bestimmt nicht alle Hoffnung fahren lassen, auch mit schwierigen 8-Klässlern noch einiges zu erreichen. Wenn allerdings für ein Drittel schon feststeht, dass sie nach dem Schuljahr die Schule eh verlassen, ist das wirklich nicht einfach.


    Tina - die äußerst nette 8.Klässler in der Hauptschule hat. :)

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  • Den Disput der hier zwischen der Praxis und der Theorie geführt wird, finde ich eigentlich recht erfreulich, so lange man daran denkt sich mit Respekt und nicht Überheblichkeit entgegen zu treten.
    Theorie und Praxis waren doch schon immer zwei Dinge, die sich gegenseitig bedingen und schon immer mehr oder weniger miteinander gestritten haben. Sie stellen sich gegenseitig in Frage und das ist doch auch gut so. Als Praktiker sollte man sich auch immer wieder die Theorie ins Gedächtnis rufen, genauso wie Theoretoker nicht umhin kommen, dass Praxis auch mal ganz anders aussehen kann als theoretisch gedacht.
    Ehrlich gesagt sind mir Erfahrungsberichte wie die von Max momentan viel näher (Danke dafür!), aber ich versuche mir auch immer wieder die Theorie vor Augen zu führen um eben nicht betriebsblind zu werden.

  • Zitat

    yula schrieb am 01.02.2007 12:48:
    Den Disput der hier zwischen der Praxis und der Theorie geführt wird, finde ich eigentlich recht erfreulich, so lange man daran denkt sich mit Respekt und nicht Überheblichkeit entgegen zu treten.
    Theorie und Praxis waren doch schon immer zwei Dinge, die sich gegenseitig bedingen und schon immer mehr oder weniger miteinander gestritten haben. Sie stellen sich gegenseitig in Frage und das ist doch auch gut so. Als Praktiker sollte man sich auch immer wieder die Theorie ins Gedächtnis rufen, genauso wie Theoretoker nicht umhin kommen, dass Praxis auch mal ganz anders aussehen kann als theoretisch gedacht.
    Ehrlich gesagt sind mir Erfahrungsberichte wie die von Max momentan viel näher (Danke dafür!), aber ich versuche mir auch immer wieder die Theorie vor Augen zu führen um eben nicht betriebsblind zu werden.


    Ich sehe hier keinen Disput zwischen Theorie und Praxis, sondern den Disput von Praktikern, ob pädagogische Konzepte (so genannte Theorie) die Arbeit vor Ort adäquat unterstützen bzw. verbessern können.
    Jeder von uns hier unterrichtet meines Erachtens. Insofern geht es nur darum, was denn umsetzbar ist und was nicht bzw. ob überhaupt praxistaugliche Konzepte vorliegen.
    Unsere Erfahrung ist, dass Fortbildungen, die sowohl pädagogisch-didaktische Grundlagen als auch deren konkrete Umsetzung gepaart mit einer Fallbesprechung beinhalten, von den Kollegen als sehr effizient empfunden werden.


    Jedenfalls besteht ein starker Widerwille gegen Veranstaltungen, die über einen Tag eine Frage in Gruppenarbeit bearbeiten, ohne dass es dazu substantiellen Input gibt.

    Und der Mann spürte das Wissen bis an die Haarspitzen, als ihm das Konversationslexikon auf den Kopf fiel. (Uli Keuler)

    Einmal editiert, zuletzt von Nicht_wissen_macht_auch_nic ()

  • Ich bin gerade zufällig über diesen interessanten thread gestolpert und habe festgestellt, dass es mich wirklich interessieren würde, was aus den SuS dieser Klasse geworden ist - immerhin müssten die Kinder von damals jetzt auf die 30 zugehen.

    Immerhin: Probleme mit dem Umgangston im Forum gab es offenbar schon vor 15 Jahren.

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