Beiträge von WillG

    Na ja, in Bayern ist der Elternwille nicht ausschlaggebend, sondern es hängt von den Noten in der Grundschule ab. Das gilt aber nur "nach oben". D.h. Eltern können nicht entscheiden, dass das Kind aufs Gymnasium geht, wenn die Noten nicht reichen. Sie können aber entscheiden, dass das Kind auf die Realschule geht, obwohl das Kind vom Notenbild her auch aufs Gymnasium könnte.
    Und es gibt natürlich Situationen, in denen Kinder die Noten gerade so erreichen, aber man ihnen doch eher empfehlen würde, eine andere Schulart zu wählen.

    Manche Kinder sind einfach 10 Stunden am Tag bei uns abgestellt, danach sind alle müde und das tut mir sehr leid.

    Mein persönlicher (!) Eindruck, und mehr kann ich ja gar nicht geben, weil ich nicht in der Grundschule arbeite und keine Kinder dort habe, ist der, dass diese Ganztagsgeschichte in Deutschland einfach wild zusammengeschustert ist und zu wenig Gesamtkonzeption hat. In anderen Ländern sind Kinder auch den ganzen Tag in der Schule, da ist der Schultag aber anders rhythmisiert, so dass sich Unterricht und Freizeitangebote mehr abwechseln. Hier erscheint es mir oft so, dass der Unterricht in den Vormittag gepresst wird und dann Nachmittags eher so "Beschäftigung" und "Bespaßung" angeboten wird statt erfüllende Freizeitgestaltung. In vielen dieser anderen Länder kommen die Kinder dann am späten Nachmittag nach Hause und hatten aber ihren Sport und ihre Hobbys schon in den Schulalltag integriert. Das scheint mir in Deutschland schon am Angebot zu mangeln, wo es halt dann irgendwie noch eine Basketball AG und eine Schülerzeitungs-AG gibt statt ein vielfältiges Angebot, mit dem sich auch ein Großteil der Kinder identifizieren kann.

    Aber vielleicht läuft das ja inzwischen besser?

    Ich glaube, da fehlt ein "keine", oder?

    WillG das ist, wenn es [keine] Dienstlaptops gibt vollkommen korrekt. Mit dem Privat PC darf ich theoretisch ja auch kein Dienstpostfach aufrufen.

    Ich finde diese Regelung auch dann noch gut, wenn man Dienstlaptops hat. Sie ist pragmatisch und gibt einen klaren, realistischen Handlungsrahmen vor.

    Man merkt wieder mal deutlich, dass das hier ein Lehrerforum ist.

    Man fängt mit einem Thema an und am Ende wird über Gott weiß was diskutiert.

    Ob das unter nicht-Lehrern nicht passiert, dass sich eine Diskussion einfach weiterentwickelt...
    Wie dem auch sei, so weit von deiner Situation hat sich die Diskussion gar nicht entfernt. Angefangen damit, wer sich um die Kinder und die pfegebedürftigen Eltern (- SEINEN Eltern, wohlgemerkt), bis dahin, dass du oben schreibst, dass dein Mann "unterstützt, wo er nur kann", was ja gar nicht so weit entfernt ist von dem, was Sissymaus über die Formulierung "im Haushalt helfen" schreibt.

    Das ist kein Vorwurf. Es ist eine Ergänzung dazu, dass du überlastet bist, dich aber deinen eigenen Worten nach nicht traust, dich krankzuschreiben, weil du dich fragst, wie andere das schaffen. Das hat doch sehr viel mit den gesellschaflichen Erwartungen bzgl. der Care Arbeit, die wir hier diskutieren, zu tun.

    Da fände ich eine Regelung, dass spätestens am Folgetag alles beantwortet sein muss kaum leistbar. Meine Arbeitszeit ist auch endlich und an langen Tagen mit Konferenzen oder nachmittäglichen Lernzeiten ist das zum Teil nicht drin - zumal Logineo, über das wir bei uns mailen auch immer mal wieder nicht funktioniert.

    Klar bemühe ich mich zeitnah zu antworten, aber sowas festzulegen finde ich unnötig. Auch von Firmen oder Behörden gibt es nicht immer innerhalb von 24h Antworten.

    Die beste Regelung, von der ich bisher gehört habe, ist die, dass Emails als gelesen (!) gelten, wenn ein Kollege nach Stundenplan das nächste Mal im Schulhaus war. Analog zur Nachricht, die im Fach liegt, die ich ja auch nicht wahrnehmen kann, wenn ich einen unterrichtsfreien Tag o.ä. habe. Hintergrund war damals zumindest, dass es keine Dienstlaptops gab, so dass man nicht davon ausgehen konnte, dass jede Lehrkraft von Zuhause Zugriff auf die Emails hat. Erst bei Anwesenheit im Schulhaus, so die Theorie, hat die Lehrkraft verlässlich Zugriff auf ein Dienstgerät.

    Wie schnell man dann antwortet, war meines Wissens nicht festgeschrieben, da das ja durchaus von den Umständen abhängt.

    Entweder bin ich zu aufmerksam oder meine Klausuren sind nicht spickbar, hatte tatsächlich noch nie derartige Probleme.

    Wäre interessant, wie "nicht spickbar" aussieht, wenn du die Klausurgestaltung meinst. Wir haben uns in der Fachschaft sehr intensiv dazu ausgetauscht und sehen angesichts der Möglichkeiten der KI hier sehr wenige Möglichkeiten, eine Klausur "nicht spickbar" zu gestalten. Es gibt ein paar wenige Ansätze, aber die sind eher dazu geeignet gut/sehr gute Noten zu vermeiden. Dass sich ein Schüler mit KI über die 05 Punkte rettet, ist aus unserer Sicht allein durch Gestaltung der Aufgabenstellung nicht vermeidbar. Da muss man dann über Aufsicht etc. ran, im (begrenzten) Rahmen der Möglichkeiten.

    Weiß zufällig jemand, wie die Rechtslage in SH dazu aussieht? Klar, die Aufsicht geht nicht mit in die Kabine, aber wenn der S das Pissoir benutzt und der Lehrer steht dahinter?

    Die Rechtslage ist mir da egal. Ich möchte meinen Schülern nicht beim Urinieren zusehen, auch wenn das dann heißt, dass manche eben betrügen können. So weit geht mein Diensteifer dann doch nicht.

    In Oberstufenklausuren in den Fremdsprachen kann es durchaus sein, dass Schüler Texte vorschreiben, die nicht genau der Aufgabenstellung entsprechen, aber halt mit ein wenig Glück durch das übergeordnete Thema nah genug dran sind, um zumindest nicht mit 0 Punkten bewertet zu werden. Entsprechend fließen diese Texte dann in die Sprachbewertung ein, die - je na Bundesland - mehr als die Hälfte der Klausurbewertung ausmacht. Für sehr schlechte Schüler kann sich das evtl. lohnen.

    Waren Themen wie American Dream und Immigration Thema der Unterrichtseinheit, kann sich der Schüler ja ausrechnen, dass der Text in der Klausur etwas damit zu tun hat. Wenn jetzt bspw. eine Short Story mit einem Immigranten vorkommt und die Aufgabe sowas ist wie "relate the experiences of the protagonist to those of other immigrants to the USA" - und wenn vielleicht der Operator sogar bekannt war - kann der Schüler natürlich zwei Seiten in perfektem Englisch vorschreiben, in denen er über andere Immigranten referiert und dabei den American Dream einbaut. In der Klausur schreibt er dann in seinem schlechten Englisch ein paar Bezüge zum Ausgangstext als Hinführung zum vorbereiteten Text und ein Fazit mit Bezug zum Ausgangstext. Das erfüllt den Operator nicht angemessen, es ist auch fast rein reproduktiv, aber so ganz 0 Punkte wird es trotzdem nicht geben, weil es schon Bezüge zum Thema gibt. Und für die sprachliche Bewertung zählt es komplett - und das ist ja das, worum es dem Schüler dann geht.

    Natürlich hat das niemand eingefordert.

    Das sagst du so. Dass das von Schulseite nie eingefordert wurde, ist ja klar. Aber ich frage mich dann schon, welche anderen Prozesse da im Hintergrund ablaufen (andere Eltern oder was weiß ich), die so einen Druck ausüben. Druck, den man auch zulassen muss, ja, aber er scheint ja immerhin von irgendwoher zu kommen. Aber das wird jetzt OT.

    bis hin zu einer ellenlangen Mail, warum M.'s Geburtstagskuchen nicht sofort am Montag kommt, obwohl sie doch am Samstag Geburtstag hatte, aber der Bruder hatte ja Kommunion, man bitte um Verständnis, blablabla...

    Einerseits irgendwie zum Schreien komisch, andererseits aber auch Ausdruck dessen, unter wie viel Druck viele Eltern stehen. Man fragt sich nur, woher dieser Druck kommt? Wer hat denn jemals von Schulseite her einen bescheuerten Geburtstagskuchen vehement eingefordert? (Oder halt andere Dinge, die den Eltern Druck machen...)

    Wieso wird diese Frage ständig gestellt? Ist es nicht auszuhalten? Was ist denn daran speziell, dass Volljährige Dinge tun, die Volljährige von Rechtswegen tun dürfen?

    Also, ich will es mal - abseits von allen rechtlichen Überlegungen - so formulieren:


    Wenn ich mit einer Lerngruppe wegfahre, die alle volljährig sind, ist es für mich natürlich mit Abstand die bequemste Position, mich darauf zu berufen, dass sie erwachsen sind und ich keinerlei Verantwortung habe. Wir laufen eine Strecke von A nach B und die Gruppe zieht sich über mehrer hundert Meter auseinander? Kann mir egal sein, ob alle zum Programmpunkt finden. Die ziehen abends los? Kann mir egal sein, wann und in welchem Zustand sie wiederkommen. Bei der Abreise sind nicht alle pünktlich am Bus? Kann mir egal sein, ob und wie die alle pünktlich am Flughafen sind. Das wäre die stressfreiste Klassenfahrt aller Zeiten. Und wenn ich irgendwo die juristisch verlässliche Aussage bekomme, dass das so ist, würde ich das sofort durchziehen - ich stelle ja die Regeln nicht auf, weil es mir so gut gefällt, dahinter her sein zu müssen.

    Wenn ich mit einer Lerngruppe wegfahre, in der nur wenige volljährig sind, wird das deutlich schwieriger, denn die Freiheiten für die wenigen werden massive Auswirkungen auf die anderen haben. Ich kann mir gut vorstellen, dass in vielen Konstellationen die Minderjährigen versuchen werden, sich an die Volljährigen dranzuhängen, um sozusagen etwas von den Volljährigen abzubekommen: "Ja, ich weiß, wir sind eine Stunde zu spät zurück im Hostel, aber wir waren ja mit XY unterwegs und die mussten ja auch noch nicht..."
    Für mich bedeutet das mehr Stress und mehr pädagogisches Handeln, worauf ich keine Lust habe.
    Wenn es juristisch nunmal so ist, dann ist das so (- wenn es endlich jemand belegen könnte). Aber so aus dem Bauch raus binde ich mir das nicht ans Bein.

    Es wollen trotz der aktuellen Herauaforderungen in den Berufen immer noch viele junge Menschen Lehrkräfte oder Polizisten werden.

    Das stimmt zumindest fürs Lehramt nur zum Teil. Viel zu viele von diesen Studienanfängern landen dann letztlich gar nicht im Lehramt; ein wichtiger Grund für den Lehrermangel.
    Ich weiß auch nicht, ob die Jurastudenten alle eine staatliche Laufbahn anpeilen. Ganz anekdotisch: Von den Juristen, die ich während meines Studiums und danach privat kennengelernt habe, ist meines Wissens nur eine Staatsanwältin geworden, die anderen alle Rechtsanwälte.

    Hab ich doch oben beschrieben:

    Im konkreten Fall haben nette Mitarbeiter der Airline übrigens versucht, früh morgens jemanden in Deutschland ans Telefon zu bekommen (Zoll? Einwanderungsbehörde? Keine Ahnung). Es ging darum, die Erlaubnis zu bekommen, den Schüler auch ohne Papiere zu transportieren und die Absprache zu treffen, dass die Personalien bei der Einreise erfasst werden. Das hat dann zeitlich gerade so geklappt, wir haben kurz vor dem Boarding mit der Gruppe aufgeschlossen und am Flughafen in Deutschland ging die Erfassung der Personalien so schnell, dass die Gruppe noch nicht mal das Gepäck hatte, als wir wieder bei ihr waren.)

    De facto wäre ich aber mit dem Schüler vor Ort geblieben und hätte einen neuen Rückflug gebucht, wenn es nicht so geklappt hätte.

    Oben wurde doch ein Beispiel genannt. Wie reagierst Du, wenn der volljährige Schüler X nicht einreisen kann? Und wenn Du dann die Fahrt für alle absagen willst, wer zahlt das?

    Ja, so ein Beispiel habe ich auch, wo es dann tendenziell nicht so einfach geworden wäre.
    Für Schüler, die keinen EU Pass haben, gibt es ja die EU Reisendenliste, die auf Klassenfahrten als Visumersatz gilt. Da wir früher kaum Schüler mit migrantischem Hintergrund hatten, kannten wir das an der Schule so nicht. Als das erste Mal, das ist schon mehrere Jahre her, so ein Fall aufkam, war ich als Begleitperson dabei, bzw. sind zwei Kurse zusammen gefahren und ich war die Lehrkraft des anderen Kurses. Wir sind damals - vor Brexit - mit Bus und Fähre nach London, wobei wir irgendwann in den frühen Morgenstunden in Calais auf die Fähre mussten, so gegen 1 Uhr oder so, meine ich. Wir Lehrkräfte haben uns die ganze Zeit der Fahrt nach Calais Gedanken gemacht, was wir tun, wenn die Reisendenliste für die betroffene Schülerin nicht akzeptiert wird. Reist eine Lehrkraft alleine mit der Schülerin zurück und die andere Lehrkräft kümmert sich um knapp 50 Schüler alleine in London - zumindest die ersten Tage? Bleiben knapp 50 Schüler in Calais hängen? Lassen wir ein 19-jähriges Mädchen, das kein Französisch spricht, alleine morgens um 1 Uhr am Fährterminal stehen?

    Am Ende wurde die Liste akzeptiert - allerdings gab es kurzzeitig Schwierigkeiten, weil der Grenzbeamte Vorgaben gemacht hat, die sich aus der EU-Direktive nicht ergeben; dann hat er uns aus "Kulanz" durchgewunken. Aber das war schon eine sehr unangenehme Hinfahrt.

    Warum sollen sich junge Familien einschränken?

    Prinzipiell ist es natürlich so, dass jeder für seine Lebensentscheidungen selbst verantwortlich ist und auch die Konsequenzen tragen muss. Dass der Staat hier Lebensentscheidungen, die gesellschaftlich nützlich sind, mit Vergünstigungen unterstützt, ist dabei sinnvoll und notwendig und völlig ok. Dass das indirekt - über Besteuerung etc. - auf Kosten von Lebensentwürfen geht, die gesellschaftlich vielleicht nicht so nützlich sind, ist auch okay. Ich würde das allerdings nicht so formulieren, wie du das schreibst. Singles sollen sich nicht einschränken müssen, kinderlose Paare oder Paare, bei denen die Kinder schon aus dem Haus sind auch nicht. Jeder hat Anrecht auf den Lebensstandard, den er sich erarbeitet. Die Förderung läuft dann entsprechend über Vergünstigungen. Das geschieht ja auch. Gleichzeitig muss so eine Förderung schon auch mit Maß und Ziel erfolgen. Mal von Sonderfällen, wie sie hier in aller Ausführlichkeit breitgetreten werden, abgesehen, sind weder der Staat noch die Singles noch die kinderlosen Paare dafür verantwortlich, dass beim ersten Kind gleich ein SUV vor der Tür steht und dass das Kind nur mit teuren Markenartikeln versorgt wird.

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