RosaLaune Nee, ich glaube, so wird das nichts. Man kann sehr wohl an Beispielen nachweisen, wie gesellschaftliche Realitäten Einfluss auf die Sprache nehmen. Durch Beispiele nachzuweisen, dass jene keinerlei Einfluss hätten, wird aber nicht gelingen. Selbst wenn wir zeigen könnten, dass bei diesen Beispielen die gesellschaftlichen Realitäten keinen Einfluss hätten, sondern nur andere Faktoren, wäre damit nichts über alle anderen Fälle ausgesagt.
Beispiel: Französisch gilt als romanische Sprache, sie ist vom Lateinischen beeinflusst. Völlig unabhängig von historischen Prozessen oder hat das etwas mit der Ausbreitung des Römischen Reiches zu tun? Mit den Umständen, in denen die Menschen im heutigen Frankreich lebten?
Andere romanische Sprachen, Spanisch und Portugiesisch, werden heutzutage in Mittel- und Südamerika gesprochen. Auch Latein-Amerika genannt. Das liegt daran, dass die indigene Bevölkerung Gefallen an diesen gefunden hat und sie als Amtssprache bei der Staatsgründung aussuchte? Oder ist das Folge der Kolonialisierung? Und sind die Lebensumstände der Menschen dort, insbesondere der indigenen Bevölkerung, noch heute von der Kolonialzeit beeinflusst. Das sind die Realitäten dieser Menschen.
Um mal etwas dichter ans hiesige Thema heranzurücken. Es gibt im Deutschen die Wörter "Mann" und "Frau" bzw. die Anreden "Herr" und "Frau". Schön passig mit den binären Geschlechtern, die man den Menschen jahrtausendelang zugeordnet hat. Mittlerweile hat sich hier die Sichtweise geändert. Nicht-binären Menschen beginnen als solche wahrgenommen zu werden. Um auch für diese eine Anrede zu haben, hat das Wort "Enby" Eingang in unsere Sprache gefunden. Es gehört sicherlich noch nicht zum aktiven Wortschatz aller. Aber es ist da. Wir können eine gesellschaftliche Entwicklung an der Erweiterung der Sprache sehen.
Uswusw.