Naja, Faktorisierung bedeutet nicht, dass jede Arbeit nur genau so viel Zeit in Anspruch nehmen darf, wie veranschlagt.
Da wird sicherlich von den Lehrkräften erwartet werden, dass sie das mit an anderer Stelle nicht ausgeschöpftem Zeitbudget in der konkreten Tätigkeit oder in Ganzjahreshinsicht kompensieren.
Eine anständige Faktorisierung ist auch nicht bloß auf eine unterschiedliche Veranschlagung der Arbeitszeit je Fach und/oder Jahrgangsstufe zu reduzieren, sondern listet erstmal alle Aufgaben, die aus Sicht des Dienstherren zum Tätigkeitsbereich gehören und stellt hierfür ein Zeitbudget zur Verfügung.
Ich bin daher grundsätzlich für transparente Faktorisierung - nicht nur als Abrechnungsmodell, sondern vor allem als Rechenmodell, ob z. B. die in BW veranschlagten 1804 Stunden für die vorgesehene Tätigkeitsumfänge überhaupt angemessen sind.
Macht ja jeder Handwerksbetrieb auch, bevor dieser seine Leute auf eine Baustelle schickt.
Wir (und das schreibe ich jetzt als "Vertreter" des Dienstherren gegenüber dem Kollegium) stochern da erheblich im Nebel. Nach dem Motto: Wird schon passen, weil es ja passen muss.
Aus meiner Sicht hätte eine umfängliche Faktorisierung zwei Vorteile:
Lehrkräfte könnten einer Entgrenzung ihrer Arbeitszeit wirksamer entgegentreten und Schulleitung könnten gleichzeitig klarer kommunizieren, welche Tätigkeiten denn vom einzelnen Kollegen im Rahmen seiner Dienstpflicht zu erwarten sind.
Wenn es bei der Faktorisierung letztlich nur um ein pauschales "Englisch braucht mehr Zeit als Sport" geht, dann sollte man es lieber lassen.
Dieses Thema ist insgesamt sehr bundeslandspezifisch, aber wen es in oder für BW interessiert, dem kann ich nur die Lektüre der Artikel von Johannes Baumann empfehlen. Er hat an seiner Schule ein ähnliches Modell erprobt, in verschiedenen Kommissionen für das Land in diesem Themenbereich gearbeitet und ist aber leider m Endeffekt aus meiner Perspektive gescheitert - und schreibt recht eindrücklich über diesen zähen Prozess.