Klassenfahrten nach UK unter den derzeitigen Rahmenbedingungen

  • Vielleicht war an der Stelle für die beiden die Last einfach zu groß geworden, so dass sie reden mussten, um irgendwie mit ihrer Schuld umgehen und diese verkraften zu können. Das sind schließlich keine hartgesottenen Kriminellen, die da vor Gericht standen, sondern letztlich ganz normale Menschen, die sich bis dahin nichts zuschulden haben kommen lassen.

    ich finde nicht, dass man sich als hartgesottener Krimineller auszeichnen muss, um von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch zu machen. Ich verstehe gut, dass einem das durch die Umwelt immer suggeriert wird und natürlich würde unser Rechtstaat (und die öffentlich-rechtliche Krimilandschaft gleich mit) nicht mehr hinterherkommen, wenn alle die Aussage verweigern, aber das heisst nicht, dass die Nichtwahrnehmung dieses Rechts eine in irgendeiner Form moralisch überlegene Handlung ist. Es findet in der öffentlichen Wahrnehmung eine Vermischung der Systemlogiken statt: Sich nicht selbst zu beschuldigen zu müssen ist eines der ältesten Elemente des Rechtstaats überhaupt und damit legitim. Wer beichten möchte, kann dafür in die Kirche gehen oder sonstirgendwie psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.

  • Ich stimme Dir zu, leider wird das in der Praxis durch die Berücksichtigung in der Strafzumessung konterkariert.
    Wer weiß also, ob die Einlassung prozesstaktisch nicht vielleicht doch schlau gewesen ist.

    Zur schriftlichen Abfrage, da es hier an verschiedenen Stellen gefragt wurde:
    Eine weitere, verpflichtende Grundlage für das Einholen der medizinischen Besonderheiten in Schriftform ergibt sich durch die DGUV 202-047 (S. 27).

  • ich finde nicht, dass man sich als hartgesottener Krimineller auszeichnen muss, um von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch zu machen. Ich verstehe gut, dass einem das durch die Umwelt immer suggeriert wird und natürlich würde unser Rechtstaat (und die öffentlich-rechtliche Krimilandschaft gleich mit) nicht mehr hinterherkommen, wenn alle die Aussage verweigern, aber das heisst nicht, dass die Nichtwahrnehmung dieses Rechts eine in irgendeiner Form moralisch überlegene Handlung ist. Es findet in der öffentlichen Wahrnehmung eine Vermischung der Systemlogiken statt: Sich nicht selbst zu beschuldigen zu müssen ist eines der ältesten Elemente des Rechtstaats überhaupt und damit legitim. Wer beichten möchte, kann dafür in die Kirche gehen oder sonstirgendwie psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.

    Mir ging es lediglich darum, dass das Menschen waren/sind, die möglicherweise dem emotionalen Druck, den ein durch eigenes Handeln oder eher Unterlassen erfolgter Todesfall eines anvertrauten Schützlings bei jedem halbwegs anständigen Menschen zur Folge haben dürfte, irgendwann möglicherweise emotional einfach nicht mehr gewachsen waren, so dass sie das Bedürfnis hatten zu reden, ungeachtet ihres Rechts auf Aussageverweigerung usw. Jemand mit krimineller Vorerfahrung könnte diesbezüglich unter Umständen etwas abgebrühter reagieren.


    Mir ging es an keiner Stelle darum eine Nichtwahrnehmung des Aussageverweigerungsrechts als moralisch überlegene Handlung darzustellen. Ich denke ehrlich gesagt aber auch nicht, dass ich das getan habe. Das interpretierst du meines Erachtens lediglich in meinen Beitrag unzutreffend hinein.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Vielleicht war an der Stelle für die beiden die Last einfach zu groß geworden, so dass sie reden mussten, um irgendwie mit ihrer Schuld umgehen und diese verkraften zu können. Das sind schließlich keine hartgesottenen Kriminellen, die da vor Gericht standen, sondern letztlich ganz normale Menschen, die sich bis dahin nichts zuschulden haben kommen lassen.

    Hartgesottene Kriminelle sind auch nur ganz normale Menschen. Und bis er kriminell wurde, hat sich auch ein Mörder nichts zu Schulden kommen lassen.

  • Zitat

    Hartgesottene Kriminelle sind auch Menschen.

    Seh ich auch so.

    Aber "normal" ist anders.

    Und "hartgesotten" erst recht.

    Wobei, haalt, stopp: Wir sind hier in nem Lehrer*innenforum ...

    #Zesame:!:


    Konzentrieren Sie sich ganz auf den Text, wenden Sie das Ganze auf sich selbst an. (J.A. Bengel)

  • Der vorsitzende Richter hat wohl sehr an das Gewissen der Beklagten appelliert.

    An alle Deutschlehrer:
    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten. :doc:

  • Und was haben sie vom Gewissen..

    wenn ich das richtig höre ist der Job der jüngeren Lehrerin weg ( da nur auf Probe).. sprich ihr gesamtes Leben ist zu den Vorwürfen, die sie sich wohl eh machen wird, auch völlig im Eimer…

    Das Leben des Kindes kommt dadurch nicht zurück.

    Es bleiben nur Verlierer auf allen Seiten.

  • Kleiner Bericht von der Front:


    Nach insgesamt sechs (!) E-Mails habe ich von 8 SuS (von 22) Infos darüber, welche Vorerkrankungen/sonstige gesundheitliche Probleme Sie haben. Ich renne da seit Wochen hinterher und habe bereits jetzt die Nase voll von diesem tollen Spaß. In den Akten steht dazu genau gar nichts. Unsere sind alle (bis auf eine) volljährig und ich höre nur Andeutungen darüber, wie sehr man sich besaufen will. Yeah!

  • Also entweder hat tatsächlich keiner der beiden Eltern bemerkt, dass sie nicht (mehr) zuverlässig damit umgeht oder sie haben es gewusst und den Lehrern nicht gesagt

    Das ist ehrlich gesagt die ganze Zeit schon mein Gedanke bei dieser Geschichte. Dem Vater ging es darum, dass nur ja keine Schuld bei ihm bleibt. Nun, er wird damit leben müssen. Bei allem, was die beiden Kolleginnen sicherlich falsch gemacht haben finde ich das Urteil nicht angemessen. Insgesamt finde ich alles, was man liest, ziemlich merkwürdig und es spricht an mehreren Stellen definitiv nicht für die Eltern.

  • Kleiner Bericht von der Front:


    Nach insgesamt sechs (!) E-Mails habe ich von 8 SuS (von 22) Infos darüber, welche Vorerkrankungen/sonstige gesundheitliche Probleme Sie haben. Ich renne da seit Wochen hinterher und habe bereits jetzt die Nase voll von diesem tollen Spaß. In den Akten steht dazu genau gar nichts. Unsere sind alle (bis auf eine) volljährig und ich höre nur Andeutungen darüber, wie sehr man sich besaufen will. Yeah!

    Wissen die, dass sie nicht mitfahren dürfen, wenn sie die Informationen zu Vorerkrankungen nicht bis Datum X abgegeben haben?

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Mir ging es lediglich darum, dass das Menschen waren/sind, die möglicherweise dem emotionalen Druck, den ein durch eigenes Handeln oder eher Unterlassen erfolgter Todesfall eines anvertrauten Schützlings bei jedem halbwegs anständigen Menschen zur Folge haben dürfte, irgendwann möglicherweise emotional einfach nicht mehr gewachsen waren, so dass sie das Bedürfnis hatten zu reden, ungeachtet ihres Rechts auf Aussageverweigerung usw. Jemand mit krimineller Vorerfahrung könnte diesbezüglich unter Umständen etwas abgebrühter reagieren.


    Mir ging es an keiner Stelle darum eine Nichtwahrnehmung des Aussageverweigerungsrechts als moralisch überlegene Handlung darzustellen. Ich denke ehrlich gesagt aber auch nicht, dass ich das getan habe. Das interpretierst du meines Erachtens lediglich in meinen Beitrag unzutreffend hinein.

    Bei Interpretation ist ja immer Spielraum, aber ich erkläre Dir gerne, warum ich denke, dass meine Interpretation zutreffend sein könnte: Du nimmst da eine Differenzierung vor, zwischen normalen, "halbwegs anständigen" Menschen, die dem emotionalen Druck nicht mehr gewachsen sind und eher "abgebrühten Menschen mit krimineller Vorerfahrung", die diesen emotionalen Druck (den "halbwegs anständige" Menschen verspüren) möglicherweise gewachsen sind. Ich find es jetzt nich weit hergeholt, zu interpretieren, dass das, was die "anständigen" Menschen machen, irgendwie besser ist, als das, was die abgebrühten tun.


    ich wollte aber auch nicht Dich persönlich kritisieren, sondern dass in der Gesellschaft anscheinend Sympatie und Verständnis ggf. sogar positiv konnotierte moralische Bewertung für ein unprofessionelles und selbstschädigendes Verhalten von "halbwegs anständigen" Leuten herrscht. Die Gefahr, die ich darin sehe, ist, dass Menschen ohne Not und im Glauben an eine irgendwie geartete moralische Überlegenheit oder Anforderung unter die Räder des Rechtstaates kommen. Letztlich ist der Appell an das Gewissen seitens des Richters halt auch nur eine rhetorische Figur, vergleichbar mit der Forderung, man möge doch bitte nicht streiken/mehr arbeiten/Material selbst bezahlen, weil es ja für einen guten Zweck ist. Wer darauf reinfällt, zahlt auch Klassenfahrten selbst.


    kann natürlich sein, dass die Einlassungen "Strategie" waren, aber es liest sich halt so, als wären sie letztendlich aufgrund einer Nadel im Heuhaufen verurteilt worden, die man nur gefunden hat, weil sie die selbst präsentiert haben. Falls die Strafe das Ergebnis von Strategie war, würd ich gerne wissen, was die sonst noch für Dreck am Stecken hatten, den es zu vertuschen gab.

    • Offizieller Beitrag

    Sie waren einfach nur ehrlich. Warum auch nicht.

    (Keine Ahnung, was du denn Schülern vermittelst. Aber ich vermittele ihnen auch, dass es wichtig ist, ehrlich zu sein.)


    Und: den Lehrerinnen jetzt zu unterstellen, dass sie Dreck am Stecken haben, den sie durch ihre Aussage vertuschen wollen, ist schon unverschämt.

  • Sie waren einfach nur ehrlich. Warum auch nicht.

    (Keine Ahnung, was du denn Schülern vermittelst. Aber ich vermittele ihnen auch, dass es wichtig ist, ehrlich zu sein.)


    Und: den Lehrerinnen jetzt zu unterstellen, dass sie Dreck am Stecken haben, den sie durch ihre Aussage vertuschen wollen, ist schon unverschämt.

    qed: ich vermittele meinen SchülerInnen Orientierungswissen und -Werte für ein Leben in der Welt. Diese Welt funktioniert nach unterschiedlichen Systemlogiken und ich freue mich, wenn meine SchülerInnen diese kennen und anwenden. Ihnen zu vermitteln, Ehrlichkeit sei die Währung aller Systeme wäre schlicht unehrlich (haha) und nebenher würde es ihnen wesentliche Menschenrechte vorenthalten.


    Was die Unverschämtheit angeht, ist es vermutlich ein Missverständnis: Ich hab den Lehrerinnen lediglich unterstellt, dass sie als Rechtssubjekte unprofessionell gehandelt haben und glaube daher gerade nicht, dass sie strategisch irgendetwas vertuscht haben. es müsste schon ein krasses Unrecht gewesen sein, wenn dieses unprofessionelle Auftreten zum eigenen Nachteil ohne Not, die bessere Wahl gewesen war. Wie gesagt: glaub ich nicht.


    ansonsten: ich glaub, wir sind absolut von unterschiedlichen Sternen. Vermutlich aber auch nur unterschiedliche Schulform.

  • Bei Interpretation ist ja immer Spielraum, aber ich erkläre Dir gerne, warum ich denke, dass meine Interpretation zutreffend sein könnte:

    Also obgleich ich dir ganz deutlich gemacht habe, dass deine Interpretation meiner Aussagen nicht zutreffend ist, meinst du mir erklären zu müssen, was ich gemeint habe? Interessant. Um das Mal höflich zu kommentieren. Da wäre allerdings auch noch Spielraum für andere Kommentare meinerseits. Die darfst du in dem Fall aber total gerne einfach phantasievoll reininterpretieren ganz nach deinem persönlichen Geschmack.

    "Benutzen wir unsere Vernunft, der wir auch diese Medizin verdanken, um das Kostbarste zu erhalten, das wir haben: unser soziales Gewebe, unsere Menschlichkeit. Sollten wir das nicht schaffen, hätte die Pest in der Tat gewonnen. Ich warte auf euch in der Schule." Domenico Squillace

  • Kleiner Bericht von der Front:


    Nach insgesamt sechs (!) E-Mails habe ich von 8 SuS (von 22) Infos darüber, welche Vorerkrankungen/sonstige gesundheitliche Probleme Sie haben. Ich renne da seit Wochen hinterher und habe bereits jetzt die Nase voll von diesem tollen Spaß. In den Akten steht dazu genau gar nichts. Unsere sind alle (bis auf eine) volljährig und ich höre nur Andeutungen darüber, wie sehr man sich besaufen will. Yeah!

    Bei mir das gleiche Spiel. Eigentlich kann die Konsequenz nur sein nicht zu fahren.

  • Bei mir das gleiche Spiel. Eigentlich kann die Konsequenz nur sein nicht zu fahren.

    „Eigentlich“, „kann“. Klingt nicht nach der vollen Konsequenz.


    Wenn man den Gesundheitszustand zusammen mit der Einverständniserklärung abfragt, beantragt man schon keine Fahrt, wenn nicht alle in der Frist vorliegen.

  • Keine Ahnung, was du denn Schülern vermittelst. Aber ich vermittele ihnen auch, dass es wichtig ist, ehrlich zu sein.

    Ich vermittle meinen Jugendlichen durchaus auch, dass man wissen muss, wann es besser ist, einfach mal den Mund zu halten. Um "ehrlich" geht's da gar nicht.

  • ich finde nicht, dass man sich als hartgesottener Krimineller auszeichnen muss, um von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch zu machen. Ich verstehe gut, dass einem das durch die Umwelt immer suggeriert wird und natürlich würde unser Rechtstaat (und die öffentlich-rechtliche Krimilandschaft gleich mit) nicht mehr hinterherkommen, wenn alle die Aussage verweigern, aber das heisst nicht, dass die Nichtwahrnehmung dieses Rechts eine in irgendeiner Form moralisch überlegene Handlung ist. Es findet in der öffentlichen Wahrnehmung eine Vermischung der Systemlogiken statt: Sich nicht selbst zu beschuldigen zu müssen ist eines der ältesten Elemente des Rechtstaats überhaupt und damit legitim. Wer beichten möchte, kann dafür in die Kirche gehen oder sonstirgendwie psychologische Hilfe in Anspruch nehmen.


    Die wenigsten Menschen haben Erfahrung vor Gericht. Die betroffene Person war 30 und trägt ihr Leben lang an der Schuld, der Richter ist eine Autoritätsperson und entscheidet darüber, ob man ggf. in den Knast einfährt. Zudem sind dort Eltern eines toten Kindes und sie wurde gefragt, ob sie das alles kalt ließe. Findest du das echt so abwegig, sich erklären zu wollen? Vielleicht hat ihr Anwalt sie nicht gut beraten.

    Hartgesottene Kriminelle sind auch nur ganz normale Menschen. Und bis er kriminell wurde, hat sich auch ein Mörder nichts zu Schulden kommen lassen.

    Jemand, der regelmäßig Banken ausraubt oder Omas am Telefon Bargeld abschwatzt, dürfte eher dazu in der Lage sein, taktisch klug und wohlüberlegt vor Gericht zu handeln.


    Inwiefern hat sie sich denn selbst belastet durch ihre Aussage, hat das jemand parat? Oder steht das schon irgendwo in diesem Thread?

Werbung