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Zu deinen spezfisichen Fragen. Unterrichten selbst finde ich toll und meiner Erfahrung nach gefällt den allermeisten SuS mein Unterricht auch, sofern ich und KuK das einschätzen können. (...)
Was deine andere Frage betrifft, werde ich mal ziemlich platt darauf antworten. Dass man nach Jahren von Studium etwa 1000 netto bekommt, dafür, dass man durch ganz BY geschickt wird mit zwei bis drei Wochen Ankündigung vorher und deutlich mehr als 40 Stunden arbeitet halte ich für eine Sauerei. Das KM meint dazu nur, dass das nicht anders planbar wäre, was Unsinn ist.
Es gibt noch andere Bundesländer, die ihr Ref anders organisieren, 1000€ netto bekommt man auch in Bayern nicht nur. Zumindest hier in BW habe ich vor bald drei Jahren etwa 1350€ netto erhalten in Steuerklasse 1. Reich wird man davon nicht, aber es lässt sich davon leben und dafür hat man am Ende eine vollwertige Ausbildung absolviert, um seinen SuS auch tatsächlich gut geplanten Unterricht anbieten zu können. Das ist im Idealfall dann Unterricht, der den SuS auch gefällt, nicht immer können sich SuS aber für das begeistern, was sie gerade unterrichtlich benötigen, insofern reicht es nicht aus darauf zu schauen, was SuS gefällt. Solltest du nicht zufällig ein Genie sein, dem es naturgegegeben ist, guten Unterricht zu planen, ist auch deine Selbsteinschätzung an dieser Stelle unzureichend angesichts deiner fehlenden vollen Lehrbefähigung, die möglicherweise auch manchen deiner aktuellen KuK fehlt, für die insofern dasselbe gilt.
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Das 1. Stex habe ich auch sehr gut bestanden und das Ref hatte ich sogar angefangen, aber die Seminarleitung hatte schlichtweg keine Ahnung vom Fach. Was sie erzählte entsprach dem Wissensstand von ungefähr 1970, sowohl was das Fachwissen wie auch die Didaktik betrifft. Dass man an Schule nicht nach dem aktuellen Stand von z.B. Science und Nature unterrichtet ist geschenkt, aber ich denke schon, dass man wenigstens die Revisionen der letzten Jahrzehnte beachten könnte. An und für sich wäre das ja noch tragbar als unterschiedliche Sichtweisen, wenn die Seminarleitung nicht ohne irgendwelche Belege darauf gepocht hätte, dass ich fachlich falsch liege und keine andere Ansicht akzeptierte. Einen Wechsel anzufordern oder Beschwere einzureichen war mir zu blöd, und SuS bewusst falsche Sachen beizubringen halte ich moralisch unvertretbar. Ich bin dann in die Forschung und später Wirtschaft gegangen und dann eben in das Privatschulwesen. Kurz gefasst halten mich also die unterirdischen Verhältnisse des Ref davon ab, das 2. Stex zu machen. Sollte der Staat sich irgendwann bemühen, die Verhältnisse zu verbessern, würde ich über ein Ref nachdenken, wobei ich dann sowieso schon gefährlich nah an der Verbeamtungsgrenze wäre.
Das Ref hat viele Schwächen, aber man lernt tatsächlich verdammt vieles über guten Unterricht dank der konzentrierten Beratung zu Fachdidaktik, Pädagogik und Unterrichtsplanung, welches nur die wenigsten von uns sich auch ohne ein Ref in ähnlich kurzer Zeit aneignen können. Ich habe sehr viel Unterricht gehalten vor dem Ref, hatte auch immer sehr gutes Feedback von KuK und SuS. Im Nachhinein weiß ich aber, was ich alles nicht wusste und insofern inzwischen deutlich besser mache oder auch einfach nur, was ich mir sukzessive selbst angeeignet habe, weil ich den Bedarf gesehen habe und Lösungen finden musste, während ich im Ref vieles systematischer gelernt habe und so das Rad seltener neu erfinden musste, sprich erheblich zeiteffizienter zu arbeiten gelernt habe. Ohne ein Ref absolviert zu haben kannst du nicht wirklich beurteilen, was dir womöglich noch fehlt und du dort gelernt hättest.
Ich habe in meinem Ref auch den Fall erlebt, dass mir ein SL, der nichts von dem entsprechenden Fach verstanden hat, erzählen wollte, warum etwas, was ich im Unterricht vermittelt habe fachlich falsch wäre, nur weil es im Schulbuch fachlich falsch stand. Es wurde auch nicht gut aufgenommen, als ich freundlich erläutert habe, was warum an der Stelle fachlich gelten würde, auch angeboten habe, dies durch entsprechende Fachartikel nachzuweisen, sondern mir unterstellt, ich wäre an dieser Stelle offenbar nicht kritikfähig, arrogant und besserwisserisch. Das war ein wirklich übles Gespräch- vor allem, weil es mir auch als Menschen überhaupt nicht gerecht wurde. Da ich gemerkt habe, dass mein SL einen richtig miesen Tag hatte und er wenn er in der Verfassung war leider immer unfair und unsachlich wurde KuK gegenüber, habe ich dann nichts weiter gesagt. Eine Woche später war er erneut in meinem Unterricht- wieder in einem Fach, von dem er keine Ahnung hatte, dieses Mal aber war der entsprechende Mentor nicht erkrankt, sondern mit anwesend und konnte alles erläutern, was der SL nicht verstanden hat mit dem Ergebnis, dass dieser nach dem Unterricht komplett begeistert war von meiner Fachkompetenz, der Art, wie ich (berechtigte) Hinweise aus der Vorwoche sofort umgesetzt hatte und den kreativen Lösungen. Im Vieraugengespräch hat er sich danach dann tatsächlich auch entschuldigt für sein Fehlurteil der Vorwoche. Er hatte sich zwischenzeitlich fachlich selbst schlauer gemacht und verstanden, dass ich recht damit hatte, nicht das zu vermitteln, was zu dem Thema im Schulbuch stand.
Ich verstehe dich also sehr gut, dass du deinen SuS keine falschen Inhalte beibringen wolltest, verstehe aber nicht, warum du deshalb deine Ausbildung aufgegeben hast, die der Weg gewesen wäre, damit deine SuS dank deiner Fachlichkeit und deiner erlangten vollen Lehrbefähigung so guten Unterricht erhalten, wie sie das verdienen.
Ich vermag die Ausbildung in Bayern nicht zu beurteilen, weiß nicht, wie viel Spielräume es dort gibt alte Zöpfe zu kürzen, ohne sich alles zu verbauen im Ref, weiß aber sicher, dass es Möglichkeiten gibt sei es im eigenen Bundesland oder im Zweifelsfall durch einen Bundeslandwechseln die Ausbildung zu beenden, wenn man mal für einen Moment das eigene Ego zurückstellt und dafür die Unterrichtsqualität, die man zurecht fachlich fordert auch an anderer Stelle ernst nimmt und insofern an seiner eigenen Qualifikation arbeitet. Gerade wenn dir, wie du schreibst, SuS aus prekären Verhältnissen besonders am Herzen liegen, sollten diese es dir wert sein, dass du dich vernünftig qualifizierst und nicht den Weg des geringsten Widerstands suchst.