Beiträge von CDL

    Bevölkerungswachstum ist ein Grund. Sicher. Nur WAS für eine Bevölkerung wächst da? Die gutbürgerlichen Familien mit Haus und Gärtchen? Nöp.Und du willst mir nicht erzählen, dass Berlin eine attraktive Stand für Lehrer ist und nur wegen des Bevölkerungswachstums Lehrermangel besteht - Schwachsinn. Berlin ist extrem strukturschwach, die Kriminalitätsrate ist verglichen mit zB München sehr hoch und der Migrantenanteil aus einschlägigen Kulturkreisen und Schichten an den meisten Schulen ebenfalls. Letztere sorgen dann auch nicht unerheblich für das von dir angeführte Bevölkerungswachstum.

    War ja klar, dass früher oder später etwas brauner Müll angeschwemmt wird zum Thema...

    Zumindest für Lehrproben auf jeden Fall. Gerade wenn man das noch nicht gut beherrscht sollte man es aber üben im alltäglichen Unterricht. Urteilskompetenz ist gerade in GK schließlich ein ganz zentrales Ziel. Aber wem sag ich das, dass weißt du natürlich keckks.
    Schade wenn Anwärter nach ihrem Studium nicht so reflektiert sind, dass ihnen in solchen Momenten ausreichend bewusst wäre, dass es eben gerade nicht um unbegründete, unzureichend reflektierte Meinungen geht (ließe sich ja einplanen, bewusst auf einen anderen Abschluss zu achten, entsprechendes Problembewusstsein vorausgesetzt). Erklärt mir aber, warum das auch bei uns am Seminar sowohl in GK, als auch in WBS in der Fachdidaktik so ausführlich thematisiert wurde.


    (Ich geh mir dann mal eben eine Minute Wunder was einbilden, weil das der Rückmeldung meines Mentors nach von Beginn an meine besten Stunden waren.)

    (...) Schließung sollen die Schüler auf die " Welt da draußen " vorbereitet werden.

    (...) Mir geht es hier aber nicht darum, was die Lehrer denken, sondern welchen Nutzen/Mehrwert die Schülerschaft von den Seiteneinsteigern haben können.
    Seiteneinsteiger haben unterschiedliche Biografien, orientieren ihr schulisches Handeln dann evtl. Auch mehr auf Basis " was hat mich im Leben" weitergebracht.


    Ich weiß nicht inwiefern das auf die Lehrer zu trifft. Vielleicht von ich auch zu idealistisch und sollte das nochmal hinterfragen.
    Ich höre lediglich sehr oft von Lehrplangetriebenheit.
    (...)

    In BaWü bedeutet Seiteneinstieg Fachstudium + Referendariat. Ja, das sind am Ende gute Lehrer die rauskommen, die sich entsprechend qualifiziert haben und manchmal tatsächlich eine andere Perspektive oder auch - je nach Schulform- unersetzliche Praxiserfahrung einbringen können, weil sie anders als manche Lehrer nicht nur Schule-Uni-Schule kennen. Diese andere Perspektive bringen aber auch viele Lehrer mit Lehramtsstudium + Ref ein. "Klassische Lehrer" sind nämlich auch Individuen mit völlig unterschiedlichen Bildungs- und Erwerbsbiographien.
    In vielen BL bedeutet Seiteneinstieg, was in BaWü Direkteinstieg heißt: Kein Lehramtstudium, kein Ref, sondern direkt (evtl.nach einer teilweise fakultatven, teilweise verpflichtenden Einführung und/oder punktueller Seminarbegleitung) ab in den Unterricht. Das kann in Einzelfällen je nach bisheriger Erwerbsbiographie und vor allem der Bereitschaft der Person sich einzuarbeiten wie guter Unterricht funktioniert klappen. Dafür muss man aber auch verstehen, dass Lehr- oder Bildungspläne zumindest in Deutschland nicht fakultativ sind und man als Lehrer nicht das unterrichtet, was man infolge eigener Lebenserfahrung für besonders relevant erachtet.


    Deine Lebenserfahrung kannst du einsetzen um SuS zu motivieren für ein scheinbar trockenes Thema, um ihnen begreiflich zu machen, warum das absolut lebensrelevant ist, deine Berufserfahrung kann helfen Themen spannend und interessant zu verpacken die der Bildungsplan dir vorgibt und entsprechende Akzente zu setzen. Oft ist der Bildungsplan aber bei genauerer Betrachtung bereits verdammt spannend und es geht vor allem darum für deine SuS den Lebensweltbezug herzustellen, also was hat Thema x (z.B. "Soziale Marktwirtschaft") mit mir als Schüler von y Jahren zu tun ("Soziale Marktwirtschaft" behandeln wir in Wirtschaft in der 7. und 8.Klasse). Da geht es also nur sehr begrenzt um deine bisherigen beruflichen Erfahrungen sondern vor allem darum deine Zielgruppe gut genug zu kennen, um zu wissen, was sie am jeweiligen Thema interessiert und für sie aktuell relevant genug ist, um Interesse zu wecken.


    Der Vorbereitung auf "die Welt da draußen" dient am Ende in der einen oder anderen Weise jedes Fach.

    kurz: als refi würde ich das lieber nicht zeigen, kann nach hinten losgehen, wenn es nicht wirklich gut durchdacht ist.

    Ich kann alles unterschreiben, was Midnatosol und keckks geschrieben haben, nur diesen Punkt möchte ich ergänzen (nicht unbedingt widersprechen): Ja, muss durchdacht und vorbereitet sein, gehört aber immanent z.B. zum GK-Unterricht (wie auch allen anderen Fächern) dazu von reinen Meinungen zu begründeten Urteilen zu finden. Muss man also als Refi auch konstant mit seinen Klassen dran arbeiten und gerade in einem Fach wie GK auch in UB/Lehrprobe bei entsprechendem Thema/Stundenaufbau/U-Zielen zeigen können.


    Da man das bewusst und regelmäßig üben muss mit SuS muss das entspechend regelmäßig in verschiedenen Formen im Unterricht stattfinden. Ich mache das (auch Refi aktuell) manchmal mit Stimmungsbildern zu entsprechenden Fragestellungen: Die SuS erhalten rote und grüne Karten und müssen sich damit positionieren. Mehrheitsverhältnisse sind damit für alle sichtbar. Meinungsbild ist erhoben. Wenn ich das zu Beginn der Stunde mache, arbeiten wir dann erstmal inhaltlich, um danach basierend auf den neu gewonnenen Erkenntnissen erneut abzustimmen und begründen zu lassen. Wenn es verschiedene mögliche Positionen geben kann können diese in den Begründungen dargestellt werden. Geht es um klare Sachfragen wie ein Fallbeispiel, dass zu entscheiden ist (zulässig/nicht zulässig) bedeutet begründen offensichtlich nicht korrekt eingeordnete Sachverhalte zu besprechen und eindeutig zuordnen zu lassen. In letzterem Fall sollte durch den Unterricht im Rahmen der Erarbeitung ausreichend klar geworden sein, welcher Fall unter welchen Vorraussetzungen wie zu beurteilen ist (also zumindest erfüllt/nicht erfüllt muss eindeutig klar sein. Bedingt erfüllt ist dann bei mir ein zusätzlicher Anspruch, um auch fittere Schüler ausreichend zu fordern, die erkennen können und müssen, dass einzelne Teilbedingungen erfüllt sind, andere nicht und das entsprechend darstellen können.)


    Kannst du genauer schreiben, worum es thematisch geht Magda (Fach/Fachfrage)?

    Na Gott sei Dank geht das im Sek.I-Bereich nicht so einfach mit der Ausschulung. (Wobei ich bei volljährigen Schülern nicht verstehe, weshalb die sich nicht einfach eine schriftliche Entschuldigung erstellen für ihre Fehltage. Wenn man weiß, dass die Schule hart durchgreift bei Fehltagen und das Recht hat sich selbst zu entschuldigen ist es doch naheliegend derartiges Ungemach abzuwenden.)

    Da gebe ich dir recht. Aber wer EW nicht besteht, wird wahrscheinlich auch in den weiteren Fächern Probleme bekommen.

    Sehe ich anders, da ich bereits einige solche Fälle begleitet habe die in EW zu kämpfen hatten bei sonst 1,x in den Fächern. Manche Texte in EW sind sprachlich anspruchsvoller, weil sie sich auf eine ganze Menge anderer Texte (oder auch Philosophien) beziehen, die nicht jedem Studenten geläufig sind. Gerade Studierende die Deutsch als Zweitsprache gelernt haben und/oder nicht aus einem akademisch "vorbelastenen" Elternhaus kommen verfügen nicht unbedingt bereits über das erforderliche Hintergrundwissen, um solche Texte sauber einordnen und kritisch reflektieren zu können. Hatte zuletzt erst wieder zwei Studentinnen bei mir sitzen, die 2x knapp durch EW durchgefallen waren. Nachdem ich die Probleme von anderen Fällen kannte habe ich denen ein vernünftiges Grundlagenbuch aus der Bib empfehlen können fürs Lernen und bin kritische Texte mit denen durchgegangen, die sie schlichtweg nicht richtig verstanden hatten, dazu noch ein paar angepasste Lernstrategien speziell für EW und voilà die Hasen haben sogar mit vernünftigen Noten den dritten (und letztmöglichen, sonst Exmatrikulation) Anlauf bestanden.


    EW ist für viele Leute viel anspruchsvoller als es ihr Fachstudium ist. Nicht alle studieren eben Gesellschaftswissenschaften und sind regelmäßig mit entsprechenden Texten konfrontiert. Andererseits unterschätzen aber halt auch viele den Anspruch dieses Bereichs, weil es ja "nur" EW ist und bereiten sich unzureichend vor. (Die Mehrheit der Studenten, denen ich in diesem Fachbereich weitergeholfen habe ist bis sie bei mir waren nicht auf die Idee gekommen zusätzlich zu den Texten aus dem Kurs auch noch ergänzende Literatur in der Bib auszuleihen und ausführlich zu beackern. Die sind davon ausgegangen, dass wie in der Schule der Dozent ihnen alles Wichtige gebe, vor allem weil viele Dozenten das auch genauso darstellten. Das man spätestens wenn man bereits einmal durchgefallen ist etwas mehr Engagement zeigen muss war ihnen theoretisch bewusst, praktisch brauchte es den Tritt in den Allerwertesten von mir, um das auch umzusetzen- unpraktisch sich selbst so im Weg zu stehen, aber eben auch sehr menschlich.)

    Du hast behauptet, dass es bei Sportlehrer ein "muss" wäre. Diesem habe ich widersprochen. Mehr nicht. Dieses "Soll" bezieht sich dann nämlich auch auf fast alle anderen Lehrkräfte: (...)

    Mein Fehler, das war wirklich nicht rechtssauber formuliert. Danke für den Hinweis. :)

    Jesses, CDL, machst du in deinem Unterricht auch so viele Worte wie hier in deinen Beiträgen? :)

    :hammer: ´schuldigung, wollte niemanden verbal erschlagen, nur "kompakt" (na ja *hüstel* der Teil misslang vielleicht geringfügig :tanz: ) auf Antworten der TE reagieren.


    Als Schwäbin weiß ich bereits seit meiner Jugend, dass man meine Gosch im Todesfall noch extra totschlagen müsste und offensichtlich auch Finger und Zehen (sicher ist sicher) einzeln. :laola:



    Und nein, im Unterricht sollen ja dummerweise die Schüler ganz doll viel reden, da komme ich einfach konstant zu kurz... :doc:

    Wo steht das? Laut UKBW (Unfallkasse Baden-Württemberg) ist das eine "Soll"-Vorschrift.Siehe auch die einschlägige GUV-SI 8065

    Zitat

    "Formulierung "soll":
    (...) Diese Formulierung steht zwischen dem "kann" (Ermessen) und dem "muss" (gebundene Entscheidung ohne Spielraum). Sie bedeutet im Regelfall ein Muss, wobei in begründeten Ausnahmen auch davon abgewichen werden kann. Die Formulierung "soll" gibt also ein Regel-Ausnahme-Verhältnis an." (S.13, Hervorhebung CDL)

    Also ja, es ist eine Sollvorschrift. Aber ich sehe jetzt keinen begründeten Ausnahmefall der dazu führen könnte, dass Sportlehrer (oder auch andere Fachlehrer bei Bedarf) davon abweichen können sollten, auch wenn das die Formulierung prinzipiell zulassen würde. Vielleicht kennst du dank entsprechender Berufserfahrung ja konkrete Fälle bei denen davon abgewichen wurde, wenn ja fände ich die Begründung sehr spannend. :)

    Für Pünktlichkeit ist jeder mündige Bürger selbst verantwortlich ... dass Bus oder Bahn zu spät kommen können sollte jedem bewusst sein...

    Ist eine legitime Argumentation, wenn das tatsächlich vom SuS leistbar ist aufgrund der äußeren Bedingungen. Bei uns fährt aus einem Schwarzwalddorf morgens immer erst um viertel nach sieben der Bus ab, der dann drei Minuten vor Schulbeginn bei uns ankommt. Ultraknapp und wenn zum Monatsanfang viele Kunden erstmal eine Monatskarte kaufen müssen, kommt der Bus zuverlässig 20min zu spät an der Schule an. Klar erwarte ich von meinen SuS solche erwartbaren Verspätungen auszugleichen, indem sie an so einem Tag gezielt einen Bus früher nehmen. Geht in dem Fall aber nicht, denn der nächstfrühere Bus fährt um 2 Uhr morgens ab. Also dröppeln wenigstens einmal im Monat (plus immer wenn es Stau/Baustellen/etc.gab) 8 SuS 20 min nach Unterrichtsbeginn in den Raum, die bei Klassenarbeiten damit dann eben diese 20min länger schreiben als alle anderen.

    Im Unterricht eine möglichst (!) viele zielsprachige Phasen und diese langsam steigern um die SuS auch zu fordern. Widerstände der SuS in Kauf nehmen und - steter Tropfen höhlt den Stein - überwinden.

    Das Ziel ist, dass du im Regelfall zu 100% in der FRemdsprache bleibst. Meine Mentorin am Seminar hat mir auch schon im Anfangsunterricht (Französisch, nimmt sich aber ja nichts) empfohlen selbst konsequent zu 100% in der Fredmsprache zu bleiben und Sprachsituationen besser vorzubereiten, vorzuentlasten, zu semantisieren (einsprachig, unterstützt durch Gestik/Mimik/Bilder), einfach Arbeitsanweisungen vorab ggf.zu notieren und vorzubereiten. Das klappt im Anfangsunterricht (Realschule) bereits hervorragend (bin letztlich etwa zu 95% in der Fremdsprache, da es immer mal noch etwas zu klären gibt), darf in Englisch im 3.Lernjahr an der Sek.I also auch den SuS abverlangt werden. Also nicht mit "zielsprachigen Phasen" arbeiten, sondern dich so vorbereiten, dass du deinen Unterricht in der Fremdsprache hältst und den SuS antrainierst sich einzuhören. (Die Ausnahmen ergeben sich im Alltag dann sowieso, wenn du aber beginnst diese einzuplanen, wird es noch weniger fremdsprachiger Anteil, was problematisch ist, da deine SuS dich als Sprechvorbild benötigen.)

    Zitat von Lehrerinlehrling


    Dabei auch in Kauf nehmen, dass einige noch mehr innerlich abschalten und (im Wortsinne) den Kopf auf die Bank legen! Manche haben echt Lücken (gerade die HS), die bis in die Grundschule zurückreichen. Das ist die traurige Realität!! (Schön, wenn es bei euch anders ist. Ihr seid da zu beneiden (ironinefrei gesprochen!)

    Differenzierende Lernaufgaben wären ein Weg damit umzugehen. Z.B.: Ein Arbeitsblatt mit einer Mischung aus schriftlichen und mündlichen (monologischen und dialogischen) Aufgaben, dass die SuS bearbeiten sollen. Alle SuS bearbeiten die Aufgaben mit * (=Basiswissen, HS-Niveau), jeder bearbeitet mindestens eine Aufgabe mit ** (= RS-Niveau), schnelle Gruppen bearbeiten noch die Aufgaben mit ***/ alle Aufgaben mit ** (*** kann dann entweder vertieftes Wissen im E-Niveau-Bereich sein oder aber einfach ein alternatives Aufgabenangebot, um eben auch schnellen Lehrnern noch ein Angebot zu machen und sie zu beschäftigen).


    Kopf auf die Bank ist eine Frage der Klassenführung, finde ich aber generell inakzeptabel. Wenn es daran liegt, dass diese SuS nicht mitkommen sind differenzierende Aufgaben auch ein Weg Zeit zu haben diesen SuS noch einmal in Ruhe etwas zu erklären, während alle beschäftigt sind. Tipp-Karten mit korrekten Lösungen die nur noch zugeordnet werden müssen etc. könnten ein ergänzendes Angebot sein für solche besonders schwachsen SuS, denen du aber eben auch abverlangen musst wenigstens Aufgaben mit * zu erledigen die ihrem Niveau entsprechen. In Französisch habe ich aktuell nur RS-Schüler, in meinen anderen Fächern sitzen in allen Klassen aber immer auch SuS, die auf den Hauptschulabschluss vorbereitet werden und entsprechend andere Leistungen in KAs bringen müssen angepasst an ihren Bildungsplan.

    Zitat von Lehrerinlehrling


    Ich habe daher schon überlegt, hier 2 Stunden in der Woche (aus eigener Tasche) ein Fördern in der Schule anzubieten... (nur kommen die "Problem-SuS" da sicher nicht... :(

    Schnickschnack, das machst du natürlich nicht. Das ehrt dich zwar ungemein darüber nachzudenken, aber die Zeit investierst du in die Vorbereitung deines Unterrichts. Den fachfremd vernünftig zu leisten ist Anspruch genug, der Rest ist Sache der Schule. Das kannst du mal anregen als AG.

    Gerade wenn deine SuS zu wenig Übung im Schreiben haben solltest du ihnen das Vokabeln schreiben nicht ersparen wollen. Schreiben ist ungemein wichtig, um Lernprozesse zu vertiefen und sich eben gerade bei Vokabeln die korrekte Schreibweise einzuprägen. Trainier lieber korrektes Schreiben mit deinen SuS durch Dinge wie Laufdiktate (die funktionieren auch in der Fremdsprache, wenn du das in PA/GA machen lässt, müssen sie zusätzlich immer auch noch einen Satz in der Fremdsprache korrekt wiedergeben, fördert also auch noch das monologische Sprechen auf einer ganz ganz ganz basalen Ebene die auch wirklich schwache SuS leisten können), die am Ende ausgetauscht und gegenseitig korrigiert werden oder auch mal am Ende der Stunde nach Ankündigung von dir eingesammelt und benotet werden.


    Karteikarten sind etwas, worauf du deine SuS hinweisne kannst. Wenn sie wenigstens die Vokabellisten im Buch abschreiben ist bei manchen SuS aber wahrscheinlich schon vielmehr erreicht, als sie bislang machen deiner Beschreibung nach. Versuch also realistisch zu bleiben: Geh Lernstrategien mit deinen SuS durch (denk daran, dass das eine Wdh.ist und verlange deinen SuS entsprechende Beiträge ab), weise auf Karteikarten hin als mögliche Methode, mach deutlich, dass das erwartete Minimum aus Abschreiben und Lernen besteht. Ich habe aktuell genau eine "Französin" die mit Karteikarten lernt und mir diese auch vorzeigt, wenn die SuS Vokabeln als Hausaufgabe schreiben und lernen mussten. Ja, die ist Klassenbeste, das liegt aber nicht isoliert an den Karteikarten, sondern generell daran, dass sie sich sehr bewusst ist, wie man effektiv lernt und das auch selbständig umsetzt.


    Eine Möglichkeit manche SuS zum Vokabeln lernen zu motivieren können auch Lernapps sein. Da gibt es wirklich gute Angebote. Wenn man bereit ist als Lehrkraft entsprechende Vokabellisten vorzubereiten und den SuS in einer Klassengruppe zur Verfügung zu stellen (dadurch ist dann die korrekte Schreibweise als Grundlage gesichert) kann man auch manche kommerzielle Angebote kostenfrei nutzen. Wenn du eine Klasse hast, die sich dafür begeistern kann, kannst du damit den einen oder anderen lerunfreudigen SuS doch zu etwas mehr Einsatz motivieren als bislang.

    Nur so eine Beobachtung von mir: Meine geflüchteten Schüler aus dem arabischen Raum heben Lehrer bzw den Beruf total in den Himmel. Kann es sein, dass man als Lehrer zumindest dort ein hohes Ansehen hat?

    Kenne ich von manchen meiner türkischstämmigen SuS auch so. Von denen weiß ich, dass Lehrer in der Türkei sehr angesehen und echte Respektspersonen sind. Ich weiß auch von den Berichten geflüchteter Eltern, dass in einigen arabischen Ländern Lehrer hoch angesehen sind, weil Bildung ein so hohes, wertvolles Gut ist, dass derjenige, der sie vermittelt entsprechend wertvoll und möglicherweise sogar unersetzlich ist (kleines Dorf, nur ein Lehrer, viele Analphabeten...).



    Zitat von Wollsocken

    (...)Das mit dem "offen und diskussionsfreudig" in Deutschland vs. "unreflektiert und autoritär" in Frankreich finde ich jetzt spannend. Wir haben bei uns an der Schule regelmässig Jugendliche, die erst in die Oberstufe aus dem deutschen Schulsystem ins schweizerische wechseln und genau das gleiche über Deutschland vs. Schweiz sagen. Ich sprach erst heute mit einer deutschen Schülerin, die meinte, sie sei so froh, dass sie jetzt hier ist. Ist natürlich jetzt schwierig zu verallgemeinern, vielleicht sind einfach wir als Schule in dieser Hinsicht besonders gut. So wie ich als Lehrperson während der Ausbildung und auch danach aber diverse andere Gymnasien im Land kennengelernt habe, glaube ich wiederum nicht, dass wir als Schule da so wahnsinnig speziell sind.(...)

    Das könnte ich mir direkt vorstellen vor dem Hintergrund des politischen Systems der Schweiz: Direkte Demokratie erfordert eben noch einmal in ganz anderem Ausmaß reflektierte Beteiligung möglichst vieler (idealiter aller) Bürger. Da Demokratie etwas ist, was man bereits früh lernt und übt wäre es nur konsequent gerade in der Schweiz noch konsequenter diskursive Offenheit zu leben und schulisch zu trainieren. Allerdings sollte diese Offenheit dann im Idealfall halt nicht bei der Diskussionskultur enden, sondern sich auch in den politischen Entscheidungen als Ausdruck gesellschaftlicher Haltungen zeigen. Da sehe ich immer mal wieder in der Schweiz Bestrebungen sich eher stärker abzugrenzen nach außen hin. (Der letzte Teil ist aber natürlich gefärbt von meinen persönlichen politischen Überzeugungen.)

    nee. Lehrer am Collège und lycée erhalten den selben Lohn für die selbe Stundenzahl.
    Wenn der Lehrer allerdings einen höheren Abschluss (Wettbewerb!) geschafft hat, darf er bei nur 13 Stunden Vollzeit mehr Geld erhalten und kann nur am Lycée oder an der Uni sein.
    Die Grundbesoldung ist in der ganzen Sekundarstufe identisch, die Zuschläge betreffen nur den Klassenlehrer und die Überstunden.

    Natürlich, mein Fehler: Ohne concours geht selbstredend nichts was Erfolg oder mehr Lohn verspricht. Hach, manchmal liebe ich meine bekloppten Franzosen doch auch wieder in ihrer herrlich berechenbaren Art der sozialen Segregation. :P

    1. Du könntest prüfen, ob du in einem BL wie BaWü, wo es außer für die Sek.II alle Lehrämtler an der PH studieren noch in ein Lehramtsstudium einsteigen könntest (ggf.höheres Semester dank anrechenbaren Studienleistungen). Damit wärst du dann fürs Gymnasium raus, könntest aber dank der Trennung des Studiums noch für Sek.I den Lehramtsbachelor und -master machen.


    2. Der Großteil der lehramtsspezifischen Sachen findet zumindest in BaWü im Rahmen des Lehramtsmasters statt. Möglicherweise könntest du dich auch mit einem fachwissenschaftlichen Bachelor für einen Lehramtsmasterplatz bewerben. Klär das mit deiner Studienberatung und frag auch spezifisch nach Regelungen in anderen BL (bzw.kontaktiere entsprechend weitere Studienberatungen, ob du dich mit einem Bachelor of Science für einen Lehramtsmasterplatz bewerben könntest. (16 BL bedeutet, dass es hierzu ggf.16 verschiedene kleine Lösungen gibt.)


    3. Für den Einstieg ins Referendariat ohne Lehramtsmaster (1.Staatsexamen) benötigst du eine zulässige Fächerkombination mit wenigstens zwei Fächern, die sich aus deinem Masterabschluss ableiten lassen. Ob ein Master of Science mit Physik als Hauptfach genügend Kurse z.B. in Mathe abwirft könntest du bereits jetzt abklären bei einer Stelle die in deinem BL den Quer-/Seiteneinstieg prüft. Für den Quereinstieg gesperrt wärst du nicht.

    Lehrer am Lycée (= letzte 3 Schuljahre bis zum Abitur) erhalten etwas mehr,als die von chilipaprika erwähnte Lehrerin einer Mittelschule (= Collège). Ich habe mal gelesen, dass die Unterschiede sich in einem ähnlichen Bereich bewegen würden, wie in Deutschland der Unterschied zwischen Sek.I und Sek.II bei der Bezahlung (in BaWü bekomme ich an der RS A13, Sek.II-Leute beginnen ebenfalls mit A13, erhalten aber einen kleinen Aufschlag, quasi A13+), da ich keine Zahlen parat habe ist die Aussage aber mit Vorsicht zu genießen.


    Lehrer ist definitiv kein besonders attraktiver Beruf in Frankreich. Ab "professeur" (de lycée) wird es etwas besser mit Bezahlung und gesellschaftlichem Renomée, eine Konkurrenz zur freien Industrie oder den oftmals sehr sehr gut versorgten Mitarbeitern von Staatsbetrieben (mit teilweise immensen, gewerkschaftlich erkämpften Pfründen gerade im Rentenbereich) ist es im Regelfall nicht. Andererseits ist das Kündigungsrecht in Frankreich so arbeitnehmerfreundlich, dass viele junge Arbeitnehmer Probleme haben einen unbefristeten Arbeitsvertrag (CDI) anstelle eines befristeten Arbeitsvertrags (CDD) zu erhalten (wer unbefristet eingestellt wurde, kann nur schwer gekündigt werden. Die Regierung Macron arbeitet daran diesen Bereich dem deutschen Kündigungsrecht stärker anzunähern, um die Bereitschaft zu kurzfristigen Einstellungen zu erhöhen. Auch der Rentenbereich soll stärker vereinheitlicht werden- aktuell gibt es wenigstens 7 verschiedene, parallele Rentensysteme in Frankreich dank diverser Gewerkschafts- und Streikerfolge in früheren Jahrzehnten.). Bewerber aus den Banlieus haben ebenso schlechtere Karten wie Bewerber mit arabisch klingenden Namen. Unter Umständen kann der Job als Lehrer da plötzlich ungeachtet des Gehalts viel attraktiver wirken als vermutet.

    Vielen Dank bisher!


    Letzlich bleibt doch aber der Fakt, dass "Vokabeln" irgendwie "gelernt" werden sollen und die Lernleistung auch irgendwie geprüft werden soll. Oder? Oder nicht? Oder ist das so 1980? :)


    Was ich im "Wordmaster" (gesonderte Vokabelübungsaufgaben vom Cornelsen-Verlag, Lehrwerk G21) gesehen habe, sind eben auch Einsatzübungen Deutsch-Englisch. Hier werden wirklicih nur Einzelwörter bzw. gelegentlich mal Verb+Präp o. ä. erfragt und diese sind von den SuS einzutragen. Ich habe das Gefühl, dass meine SuS nicht so stark sind, dass Sie selbständig Wörter lernen (zu Hause) können / wollen (wobei ich hier eher das wollen ausschließen möchte. Dass, was wir im Unterricht mehrfach umwälzen, sitzt besser. Aber kann ich wirklich nur Wörter prüfen, die mehr als 10 x irgenwie umgewältz wurden?

    Ja, natürlich gibt es im Fredmsprachenunterricht Vokabeltests. Die mache ich in Klasse 6 Französisch genauso wie meine Kollegen in Englisch. Das kennen deine SuS auch, die in Klasse 7/8 auch bereits wissen, dass Vokabeln gelernt werden müssen. Wenn deine SuS nicht lernen wollen, bekommen sie entsprechende Noten, der Teil liegt aber nicht am fachfremden Unterricht nur am Lernwillen deiner SuS. In Französisch habe ich nur zwei Wochenstunden in Klasse 6, also werden neue Vokabeln eingeführt, dann der dazu gehörige Text in einer Form eingeführt und damit weiter gearbeitet (Inhalt, Grammatik,... ). Das Vokabular wird automatisch einige Male umgewälzt bei den diversen Übungen im Unterricht und als Hausaufgabe. In der Stunde nach der Texteinführung sind die dazugehörigen Vokabeln dann auch Hausaufgabe (schreiben und lernen). Etwa einmal im Monat schreibe ich in KLasse 6 einen kurzen Vokabeltest zum aktuellen Vokabular, also etwa 3x2 Unterrichtsstunden Einführung/Umwälzung/Selbstlernen, dann Abfrage im Leistungsraum. Zuletzt haben die Hasen mal gar nicht gelernt gehabt trotz wiederholter Ankündigung des Testtermins und haben sich darauf verlassen, sich aus dem Unterricht korrekt zu erinnern. Klappt gerade in Französisch nicht gut, da Graphie und Aussprache sehr verschieden sind. Gab entsprechende Ergebnisse, die wir besprochen haben mit Hinweisen wie sie effektiver lernen können beim nächsten Mal (Vokabeln mehrfach schreiben ist gerade in Französisch unerlässlich). Die gleichen Vokabeln waren dann in der Woche danach nochmal Teil eines 2.Tests- relativiert die schlechte Note bei fleißigen Schülern und die anderen bestätigen dann eben leider nur die bisherigen Ergebnisse.


    Ich frage bei Tests nur einen sehr überschabaren Anteil an isolierten Worten ab. Viel wichtiger ist im Sprachunterricht Wörter im Kontext zu kennen und verwenden zu können. Deshalb arbeiten die Lehrwerke ja auch so konsequent mit Beispielsätzen. Diese Beispielsätze verwende ich auch in meinen Tests. Weise deine Klasse auf die Sätze hin für ihre Lernarbeit, sag dazu, dass du in Vokabeltests vor allem Sätze abfragen wirst. (Sätze geben dann natürlich aber auch mehr Punkte, als Einzelworte und es wird nicht linear für jeden Fehler ein halber Punk abgezogen. Am Seminar wurde uns empfohlen 2-3 Punkte pro Satz zu vergeben je nach Schwerigkeitsgrad und dann eine Tabelle zu erstellen, wieviel Punkte für wieviele Fehler abgezogen werden, z.B. 1 F.= - 0,5/ 2F.= -1/ 3-4 F. = -1,5 etc.)


    Im Unterricht gilt das Prinzip der funktionalen Einsprachigkeit: Wenn nicht zwingend notwendig bleibst du in der Fremdsprache. Zwingende Gründe können z.B. erzieherische Fragen sein, ein komplexe Grammatikerklärung. Im Anfangsunterricht in Klasse 6 kann das auch mal ein landeskundlicher Hintergrund zu einem neu eingeführten Text sein, den ich als Miniinput in 3-4 min gebe. Achte bei Unterrichtsanweisungen auf klare, kurze, einfache Satzstrukturen und verwende dieselben Anweisungen für dieselbe Aufgabenstellung, damit auch schwache SuS diese umsetzen können. Nur wenn nichtmal deine starken SuS wissen was zu tun ist musst du nachjustieren: Langsam erneut anweisen. NOch klarere und kürzere Sätze. Mit Gestik/Mimik/einem kleinen Bildchen an der Tafel unterstützen, um wenn möglich in der Fremdsprache bleiben zu können. In 99% der Fälle können deine starken SuS dich doch noch verstehen und übersetzen dann entweder kurz für Mitschüler oder beginnen auch einfach mit der Aufgabe und die anderen sehen, was sie nicht verstanden haben. Komplexe Anweisungen wie ein Partnerdialog lassen sich runterbrechen, indem du sie z.B. mit einem Schüler beispielhaft durchspielst. Schüler müssen nicht einmal annähernd jedes Wort verstehen, um dennoch korrekt umsetzen zu können, was du von ihnen erwartest. Dieses kontextuale Verständnis musst du aber auch abfordern und trainieren, indem du nicht bei jeder Unklarheit ins Deutsche wechselst.


    Damit deine SuS selbst mehr in der Fremdsprache bleiben empfehlen sich unterstützend zu diversen Übungen z.B. an der Tafel Karten mit Klassenraumvokabular, Plakate mit festen Unterrichtsredewendungen die im Unterricht erstellt werden und im Klassenzimmer hängen damit man bei Bedarf darauf schauen und ablesen kann oder auch die Erstellung eines Sprechfächers. Du musst deinen SuS aber auch schlichtweg abverlangen Dinge in der Fremdsprache zu äußern, die sie bereits sagen können, egal wie blöd die das gerade finden mögen.

    (...)Während einer Schulwanderung fällt ein Schüler in einen Fluss, du bist ausgebildeter Rettungsschwimmer und rufst die 112, das Kind ertrinkt. Du landest wegen Totschlag durch Unterlassung im Gefängnis.
    (...)

    Genau diese Möglichkeit von z.B. Totschlag (oder auch KV) durch Unterlassen statt nur durch aktives Handeln macht den zentralen Unterschied aus zwischen rechtlichen Garanten, zu denen im Rahmen ihrer dienstliche Verpflichtungen auch z.B. Polizisten oder Feuerwehrleute zählen und Privatperson XY, die lediglich für aktives Handeln (z.B.Nichtschwimmer ins tiefe Wasser werfen und beim Ertrinken zusehen) oder alternativ unterlassene Hilfeleistung belangt werden kann.


    (Wer es genauer wissen will: In den einschlägigen Strafrechtskommentaren bzw.Strafrechtslehrbüchern wird man fündig. Ist Teil des Stoffs im 1.Semester Strafrecht.)

    In Lehrerzimmern halten sich teils sehr obskure "Urban Legends". Das Gruseln bekomme ich regelmäßig, wenn ich Entwürfe von Elternbriefe für Wandertage usw. sehe. Von was sich Lehrkräfte meinen alles befreien lassen zu können ist erstaunlich. Der Klassiker ist "Mein Kind darf ohne Aufsicht der Lehrkraft im See baden gehen."

    Oh Gott ja, so einen Brief habe ich letztes Jahr auch gesehen bei meiner alten Arbeitsstelle. Mein Hinweis, dass man sich bei einer Unterrichtsveranstaltung nicht von seiner Aufsichts- oder gar Rettungspflicht befreien lassen könne durch Unterschrift der Eltern sorgte für größtes Erstaunen (das Schreiben wurde dann aber tatsächlich abgeändert und mangels begleitendem Sportlehrer fiel das Schwimmen beim Ausflug weg).

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