Eine Schulleitung sollte sich im Klaren sein, dass alle - wirklich alle - Projekte (und auch Konzepte, außerschulische Veranstaltungen, etc.) nur von einer Einzelperson oder einer kleinen Gruppe wirklich mitgetragen und gelebt werden. Der Rest zieht mit oder hält sich raus. Das fällt immer dann besodners auf, wenn diese Einzelperson oder Gruppe nicht mehr da ist, dann schläft das Projekt ein.
Bei jeder Aufgabe würde mir wünschen, wenn der SL die Prioritäten klärt: Ist die Aufgabe verpflichtend oder nicht? Verpflichtend = Auftrag des SL zusammen mit einer Vorgabe, in welchem zeitlichen Umfang die Aufgabe bearbeitet werden soll und was das Ergebnis daraus sein soll. Auch da kann der SL an die falsche Person geraten: Würde man mich mit der Entwicklung eines Inklusionskonzepts beauftragen, würde ich Wochen damit verbringen, mich in die entsprechende Literatur und Konzepte einzuarbeiten und dann weitere Wochen vor einem weißen Blatt sitzen, weil ich nicht aus dem Stregreif lange Texte sinnvoll formulieren kann (und mit KI höchst unzufrieden bin). Die Deutschkollegin, die sich um LRS-Förderung kümmert, schreibt dieses Konzept dagegen vermutlich schneller und inhaltlich gehaltvoller, da sie schon im Thema drin steckt und praktische Erfahrung vorweist.
Die vielen nicht verpflichtenden Aufgaben werden dann anstrengend, wenn sie zu zahlreich werden, ausschließlich von der Schulleitung kommen oder wenn Lehrkräfte sie dem Kollegium damit schmackhaft machen wollen, dass es zunächst etwas Mehrarbeit für alle ist. Wenn sich dagegen vier Lehrkräfte selbst dazu entschließen, einen Jahrgangsleseabend in den 5. Klassen zu veranstalten, why not! Vorausgesetzt, dieser wird nicht allen Lehrkräften aufgedrückt ("Das war doch letztes Jahr so toll und hat auch den Eltern gefallen, das wird eine neue Tradiotion!") Im nächsten Schuljahr findet er vielleicht dann eben nicht mehr statt, dafür haben sich zwei andere Kollegen gefunden, die eine Maker-Werkstatt einrichten wollen.
Zum Thema "Arbeitszeiterfassung" ist hier schon viel geschrieben worden. Mir fehlt da noch der Hinweis, dass die Erfassung der Arbeitszeit sich nicht nur auf die Dauer beschränkt, sondern auch auf den Zeitpunkt. Ich weiß ja nicht, wann bei euch die Konferenzen stattfinden müssen. Bei uns müssen sie so stattfinden, dass Eltern außerhalb ihrer(!) Arbeitszeit teilnehmen können. Konferenzen starten daher eigentlich nie vor 16 Uhr, Gesamtkonferenzen erst um 17 Uhr. Je nach Planung und Diskussionsbedarf kann so ein Tag mit Unterricht und Konferenz schon mal bis nach 19 Uhr und über 12 Stunden gehen. Dazu kommen Elternabende, die erst um 19 Uhr starten und bis nach 21 Uhr gehen, weil die Elternvertreterwahlen anstehen, aber niemand den Job übernehmen möchte, während man als Lehrkraft danebensteht. Oder es gibt einen Weihnachtsbasar, der bis 20 Uhr beaufsichtigt werden soll. Diese Termine finden zwar nicht wöchentlich statt (zum Glück), werfen aber bei bestehender Arbeitszeiterfassung durchaus die Fragen auf, ob ich 1. dazu anwesend sein muss, 2. in welchem Umfang ich anwesend sein muss , 3. ob der Termin selbst zu dieser Uhrzeit unbedingt stattfinden muss und 4. ob meine Anwesenheit nicht mit dem Arbeitszeitgesetz und damit zusammenhängenden Verordnungen kollidiert (maximale Arbeitsdauer pro Tag, ausreichende Pause am Tag und zum darauffolgenden Tag) und entsprechend ausgeglichen werden müsste.
Hier wird man liebgewordene Traditionen hinterfragen müssen:
- Wieso leitet die Lehrkraft den gesamten Elternabend, obwohl dies eigentliche eine Zusammenkunft der Eltern ist, um ihre Interessen zu vertreten und ggf. für weitere Informationen die Lehrkraft dazu einzuladen?
- Wieso muss der Weihnachtsbasar von 16-20 Uhr stattfinden und durchgehend durch Lehrkräfte beaufsichtigt werden? Ist das alternativlos?
etc.
À+