Beiträge von Andreas231

    Ich habe das Kollegium auch schon darauf hingewiesen. Es geht mir nicht um irgendeine Kontrolle oder Einschränkung der pädagogischen Freiheit.

    Die Alltagshelferin ruft bei den Eltern an und fragt nach, warum ist ihr Kind unentschuldigt fehlt. Das Kind sitzt aber schon längst im Unterricht, hat sich nur verspätet und wurde aber noch nicht als anwesend gemeldet. Daraufhin bekommen die Eltern Panik und suchen ihre Kinder.

    Das ist wenn, dann sehr selten der Fall. Woher hast du denn diese Info?

    Die Info habe ich aus meiner praktischen Erfahrung als Klassenlehrer. Ich glaube in diesem Jahr sind es in Klasse 8 zwei Schüler*innen, bei denen wir den Förderschwerpunkt aufgehoben haben. Und ich kann mich nicht daran erinnern, dass es dann ein Kind nicht geschafft hat. Ich würde Einsätzen, es sind immer so 10 bis 20%, aber das kann man natürlich nicht so pauschal sagen.

    Wie geht das? Braucht man ein konkretes Projekt, das man einer bestimmten Firma vorschlägt? Oder fragt man vor Weihnachten überall an, ob nicht ein paar Euro übrig sind? Muss man den Schwippschwager vom Chef persönlich kennen oder ruft man im Sekretariat an?

    Ich weiß es wirklich nicht.

    Bei uns ist das in den meisten Fällen mit einem Projekt verbunden. Oftmals muss du den Firmen auch die zweckgebundenen Ausgaben nachweisen. Wir haben auch einige, wenige Firmen, denen ist das total egal.

    Ne, also, meine Kolleginnen, die in der Inklusion unterwegs sind, wissen genau, welche Kinder es auf der Grundschule packen und welche dort einfach verloren sind. Und die, die an der Grundschule verbleiben, bekommen auch keinen Förderbedarf Lernen attestiert.

    Ein Förderschwerpunkt Lernen, mit erstelltem Gutachten inkl IQ-Test vergeht nicht mal eben schnell, wenn das Kind Bock auf Lernen hat.

    Der IQ an sich ist veränderbar, richtig.

    Mit Sicherheit wird das nicht mal eben so gemacht, dass man einen Förderschwerpunkt festhält. Das ist ja auch mit viel Arbeit verbunden. Und wir machen das ja auch noch bis Klasse sieben.
    Aber ich habe schon bei mehreren Schüler*innen den Förderschwerpunkt aufheben lassen und die haben alle mindestens einen guten Hauptschulabschluss erlangt. Ich hatte noch nie einen Schüler oder eine Schülerin die das dann nicht geschafft hat.

    Ein potentiell leistungsstarker Schüler kann bei unzureichender Forderung auch "nur" Durchschnitt bleiben. Ich verstehe die Argumentation von nihilist durchaus. Da wir uns alle nicht vierteilen können, müssen wir uns immer fragen, was uns im Zweifelsfall als Gesellschaft mehr bringt, die Förderung leistungsschwacher Schüler oder die Forderung leistungsstarker Schüler.

    Da niemand (auch Grundschullehrkräfte) regelmäßig bei begrenzten Ressourcen die volle Leistungsbreite zwischen Förderschwerpunkt geistige Entwicklung und Hochbegabung abdecken kann, sehe ich hier durchaus die Sinnhaftigkeit des gegliederten Schulsystems begründet.

    Genauso ist es wahrscheinlich. Man muss sich halt als Gesellschaft fragen:

    Wollen wir im dreigliedrigen Schulsystem unseren Fokus darauf setzen, die Spitze mehr zu fördern- oder vielleicht durch ein anderes System die Schwächeren eher stärken?

    Im Bereich der Inklusion ist es ja auch nicht selten der Fall, dass Schüler*innen, zum Beispiel mit Förderschwerpunkt Lernen, so motiviert sind an Regelschulen, auch mal normale Noten zu bekommen, dass der Förderschwerpunkt aufgehoben werden kann und diese Schüler*innen einen ganz normalen Abschluss machen.

    Den hätten die Schüler*innen vielleicht an einer Förderschule nicht machen können – aber das ist natürlich auch individuell und nicht pauschal zu sagen. Aber vielleicht kann man dadurch dann Spitzenschüler*innen nicht so gut fördern.

    Ich wiederhole noch einmal meine Frage: Wenn SoS massive Einschränkungen haben und damit im Bereich LH sind, nun aber im Rahmen der Inklusion an einem Gym sind: Wie findet konkret der Unterricht statt? Wie wird differenziert? Wie wird damit umgegangen? Wie wird argumentiert ggü. anderen SuS, die mit entsprechender Empfehlung eben nicht am Gym sondern bspw. in einer HS sind?

    Du schreibst wieder ganz allgemein und eben nicht konkret.

    Wie gesagt: In unseren FH-Reife-Bildungsgängen gehen wir konkret damit um und haben Lösungen/Umgang mit einer sehr heterogenen Schülerschaft in einem Fachabi-Bildungsgang gefunden. Und ich wünsche von dir, dass du weniger allgemein, sondern endlich konkret den Umgang mit der oben genannten Situation beschreibst. Das interessiert mich.

    Sorry, hab ich irgendwie übersehen.
    Genau das finde ich wichtig sich - sich darüber konkret auszutauschen.

    Also: Ich bin nicht an einem Gymnasium tätig, sondern an einer Hauptschule. Meiner Meinung nach kann Inklusion an jeder Schulform gelebt werden. Ich möchte auch noch mal betonen, dass ich mit den momentan Rahmenbedingungen nicht zufrieden bin. Wir haben keine speziellen Differenzierungsräume bekommen. Und waren jetzt auch anderthalb Jahre ohne Sonderpädagogen in diesem Bereich tätig.

    Aber ich glaube trotzdem, dass insgesamt beide Seiten davon profitieren können.

    Konkret sieht das so aus: Jede Lehrpersonen ist einmal allgemein für die Differenzierung zuständig. Bei uns muss extrem viel differenziert werden - für die SuS aus dem Seiteneinstieg, für die Hauptschüler*innen, für die Realschüler*innen und für die Kinder aus der Inklusion.

    Bei der Inklusion helfen MPT-Lehrpersonen und der Sonderpädagoge dem Lehrpersonal z. B. bei der Differenzierung, den Klassenarbeiten und der Benotung (also den Textzeugnissen).
    Besonders bei einer festgelegten äußeren Differenzierung arbeiten die MPT-Kräfte recht selbstständig.
    Im Unterricht ist es dann so, dass die SuS entweder in Kleingruppen beschult werden oder im Teamteaching in der Klasse bleiben. Wann was genau passiert, ist intern geregelt.

    Falls du noch Fragen hast - sehr gerne!

    Äh, nein. In die Oberstufe unter G8 wurde bei uns keines der Kinder mitgenommen. Wie denn auch, da gibts Kurssystem und keine Klassen mehr.

    Ist doch ok. Da gibt es bestimmt unterschiedliche Möglichkeiten.
    Was habt ihr denn gemacht oder würdet es machen?
    Von der Schule schmeißt ihr den Schüler oder die Schülerin wohl nicht.

    Wie sähe das konkret am Gymi aus bei SuS, die durch eine massive Einschränkung keinerlei Chance auf den gymnasialen Abschluss haben? Wie könnte das dann in der Oberstufe konkret weitergehen? Könnte das überhaupt? Wie würde das konkret im Gym-Setting stattfinden können? Inwieweit hätte ein(e) andere(r) SoS mit HS-Empfehlung nicht auch das gleiche Recht für den Besuch des Gym unter diesen Bedingungen?

    Ich bin überhaupt nicht im Gym-System drin, wir sind aber an der BBS in verschiedensten Schulformen mit einer extrem herterogenen Schülerschaft unterwegs. Da ist es für mich bspw. ein Erfolg, wenn ein(e) SoS einer Fachabi-Schulform nach 1/2 Jahren anstelle eines Abschlusses dann mit voller Überzeugung und Eignung in eine Ausbildung findet.

    Was meinst du mit: Die SuS haben durch die massiven Einschränkungen keine Chance auf einen Abschluss?

    Auf einem Gymnasium sieht es genauso so aus wie auf allen anderen Schulen. Die SuS haben die Möglichkeit, in der Klasse dabei zu sein - in der Klassengemeinschaft zu bleiben. Es ist egal, ob G8 oder G9: Die SuS bleiben so lange in der Klasse, bis die Schulpflicht endet.

    Aber der Staat denkt sich doch etwas bei Lehrplänen, die es ja auch für Kinder mit Förderschwerpunkt Lernen oder geistige Entwicklung. Eltern, besonders solche ohne pädagogisches Vorwissen, müssen sich doch darauf verlassen können, dass bei aller Individualität bestimmte Mindeststandards erfüllt werden. Ich fände es problematisch, wenn rein hypothetisch eine Lehrkraft arithmetische Inhalte ausblenden und primär Geometrie im Mathematikunterricht vermitteln würde, weil sie aus welchem Grund auch immer der Meinung ist, dass dies besser sei.

    Und wenn ich Inhalte, die für 2 Monate gedacht waren, auf ein halbes Jahr strecke, lasse ich ja auch indirekt andere Inhalte weg, was zu einem Konflikt mit der inhaltlichen Breite, die der Lehrplan (berechtigterweise?) vorsieht, führen kann.

    Es kann keinen Unterricht nach Lehrplan geben, da jedes Kind auf einem anderen Stand ist. Das eine Kind ist in der 9. Klasse in Mathematik auf dem Stand des 3. Schuljahres, das andere vielleicht auf dem Stand des 5. Und wenn man bei einem Kind merkt, dass es mithalten kann, kann der Förderschwerpunkt aufgehoben werden und es wird ganz „normal“ beschult.

    Da sollten die Eltern dem Lehrpersonal doch vertrauen können.
    Gibt es hier keine Sonderpädagog*innen?
    Ich brauche Unterstützung!😉😊

    Nur weil ein Schüler irgendwann einmal "zieldifferent" unterrichtet wird, bedeutet das nicht automatisch, dass er niemals einen Schulabschluss erreichen wird. Da gibt es glücklicherweise vielfältige Möglichkeiten.

    Das habe ich auch nicht geschrieben oder gemeint. Solange der Förderschwerpunkt nicht aufgehoben ist, kann das Kind keinen Abschluss machen. Das heißt aber nicht, dass es niemals die Möglichkeit hat, einen Abschluss zu erreichen.
    Das habe ich in dem Zusammenhang aufgeführt, da betont wurde, Kinder mit einem Asperger-Syndrom könnten das Gymnasium besuchen, da die oftmals auch Inselbegabungen haben. Aber bitte keine anderen Kinder mit einer anderen Behinderung - denn die bekommen ja eh keinen Abschluss.

    Was meinst du mit "Kinder grundsätzlich nicht dabei sein können"? Was wird denn diesen Kindern verwehrt? Und vor allem, geht es nicht darum, die individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen zu berücksichtigen, statt alle über einen Kamm zu scheren?

    Was ist, wenn, außerhalb des Inklusionskontextes, Eltern wollen, dass ihr Kind auf einer Privatschule oder, wenn sie in Grenznähe wohnen, im Nachbarbundesland unterrichtet werden soll? Sind diese Kinder dann auch "nicht dabei"?

    Verwehrt wird ihnen die Möglichkeit, die Gesellschaft mit Ihren Fähigkeiten zu bereichern. Dabei sollen genau die individuellen Bedürfnisse und Voraussetzungen berücksichtigt werden.

    Es geht halt nicht darum, diese Kinder einheitlich zu einem bestimmten Ziel zu bringen, sondern im Rahmen ihrer Möglichkeiten Ziele zu setzen.

    Ein Vorteil ist zum Beispiel, dass man sich nicht an bestimmte Lehrpläne halten muss und ganz individuell arbeiten kann.

    Vor allem ist es auch völlige Ressourcenverschwendung, 5 Kinder mit Förderbedarf Hören auf 5 verschiedene Schulen zu verteilen, statt diese an einer Schule zu bündeln, an der die von dir beschriebene Ausstattung und Lehrkräfte mit Expertise in Sachen Gebärdensprache vorzufinden sind. Und das in Zeiten knapper Kassen...

    Mir ist bewusst, dass die Rahmenbedingungen nicht gut sind – oder eher katastrophal. Aber wenn wir Ressourcen sparen, um damit zu begründen, dass diese Kinder grundsätzlich nicht dabei sein können, dann gehen wir damit Schritte zurück.

    Lasst uns doch gemeinsam überlegen, wie man es möglich machen könnte!

    Ein wichtiger Punkt sind auch die kognitiven Fähigkeiten. Autisten, die manchmal sehr intelligent sind, gehören schon aufs Gymnasium, aber was soll da z.B. ein Kind mit Downsyndrom? Da könnten ja auch Eltern, deren Kind eine Hauptschulempfehlung hat, den Besuch des Gymnasiums einklagen...

    Was sollen die denn einklagen können? Die Kinder, die zieldifferent unterrichtet werden, können doch keinen Abschluss machen. Es gibt doch keinen Unterschied zu Haup-, Real- und Gesamtschulen. Die könnten das auch nicht leisten. Und Eltern könnten jetzt auch nicht einklagen, dass ihre Kinder auf die Gesamtschule oder Realschule kommen.

    Bei der Diskussion kommt jedes mal der Reflex, die Gymnasien wären außen vor oder wollten sich drücken. Ich habe ausdrücklich geschrieben, dass wir mehr Inklusionsschüler haben, als die meisten anderen Schulen vor Ort und dass das für mich auch kein Problem ist. Kriterium muss für mich aber sein, dass die Beschulung an einer bestimmten Schulform für den jeweiligen Schüler Sinn machen muss. Ich habe in diesem Jahr je einmal körperliche Entwicklung und Hören. Beide sind hier absolut an der richtigen Schule, sie bekommen gezielte Unterstützung bei ihren Defiziten, sind dann aber im Unterricht "ganz normale" gymnasiale Schüler.

    Sorry, das ist natürlich Quatsch, was ich vorher geschrieben habe. Ich weiß nicht, wie es in ganz Deutschland geregelt ist. Ich weiß nur, dass es für die Gymnasien in NRW freiwillig ist.

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