Vorwurf sexueller Belästigung & Erpressung damit

  • Da ich selbst erst auf dem Sprung zum Lehrberuf bin, hätte ich gern die Meinung erfahrener KollegInnen über die folgende, wahre Geschichte gehört:


    Ein wenige Jahre vor der Rente stehender Sportlehrer an einer Gesamtschule wird von zwei Schülerinnen beim Schulleiter angeschwärzt, er habe sie bei einer Hilfestellung im Sportunterricht (!) "sexuell belästigt". Die Schülerinnen gehören zu einer Problemklasse und stehen im Verdacht, damit einen abgesprochenen Angriff auf den Lehrer im Namen der ganzen Klasse zu führen. Der SL, mit dem der Lehrer schon seit längerem Probleme hat, leitet die Sache sofort weiter, ohne den Lehrer selbst dazu zu befragen. Der Lehrer wird für eine Woche suspendiert und nimmt sich einen Anwalt, der die Vorwürfe als lächerlich einstuft und die ganze Sache als juristisch eindeutig. Bald darauf wird der Lehrer bei der Bezirksregierung angehört, wo man ihm sofort nahelegt, sich 'freiwillig' versetzen zu lassen. Täte er es nicht, würde man die Versetzung ohnehin erzwingen. Der Lehrer wird also in jedem Fall versetzt.


    Von einem Bekannten habe ich gehört, dass an seiner Schule schon häufiger Schülerinnen mit dem Vorwurf der sexuellen Belästigung gedroht haben.


    Da frage ich mich: was kann ein Lehrer dann überhaupt noch tun, wenn er in eine solche Lage gerät? Zuerst wird er von der Schülerin erpresst - und, wenn er sich weigert, danach von der Verwaltung. Egal, wie er handelt - der Lehrer verliert. Und das alles, obwohl die Sache juristisch haltlos ist.


    Haben die Schulverantwortlichen nach dem ganzen Medienhype um lüsterne Lehrer an Odenwaldschule und anderen Internaten dermaßen die Hosen voll, dass sie selbst die geringste Konfrontation mit Schülern in dieser Hinsicht schon scheuen? Wenn dem so wäre, wäre das sicher kein Grund für mich, Lehrer zu werden.


    Habt ihr vergleichbare Erfahrungen? Wie wehrt man sich gegen solche Arglistigkeiten - und Feigheiten?

    • Offizieller Beitrag

    Man wird sich da nie 100% schützen können, aber im Zweifelsfall gilt auch für Lehrer die Unschuldsvermutung, selbst wenn man beschuldigt wird, muss dies auch bewiesen werden.

  • Gerade in dem Bereich sind viele urbane Legenden unterwegs, so dass es sich meiner Meinung nach kaum lohnt über solche Dinge den Kopf zu zerbrechen, selbst wenn sie aus "absolut sicherer Quelle, hat ein Schwager meines Postboten genau so erlebt" berichtet werden.
    Natürlich besteht grundsätzlich immer die Gefahr, dass man falschen Anschuldigungen ausgesetzt wird, das kann einem in vielen anderen Berufen und Lebensbereichen aber auch passieren.

    • Offizieller Beitrag

    Ich habe in meinem Umfeld solche Vorwürfe noch nie mitbekommen.


    Als männlicher Lehrer kann man sich zu einem gewissen Teil schützen:


    - Sicherheitsabstand zu Schülerinnen von mindestens einem Meter (so wahrt man eine demonstrative Distanz)
    - keine geschlossene Klassenzimmertür bei einem Gespräch unter vier Augen (so kann sie schlecht eine Belästigung unterstellen, weil es ja theoretisch jeder, der vorbei geht, sehen und hören könnte)
    - möglichst nie mit einer einzigen Schülerin alleine in einem Raum aufhalten (wenn noch ein oder zwei Schüler darüber hinaus anwesend sind, kommt eine Schülerin auch nicht auf die Idee, so etwas zu behaupten)
    - Augen demonstrativ auf die Nasenspitze der Schülerin richten (sie muss "spüren", dass Dich als Mann alles ab dem Kinn abwärts nicht interessiert)


    und ganz wichtig - egal ob Sport oder nicht:


    - NIEMALS eine Schülerin anfassen, sofern man nicht vorher gefragt hat oder es sich nicht um einen Notfall handelt (z.B. einer Schülerin hoch helfen, wenn sie auf dem Boden liegt)
    => wie man als männlicher Sportlehrer Hilfestellung bei einer Schülerin leisten kann, angesichts dessen, dass das andere SchülerInnen auch tun könnten, erschließt sich mir nicht.


    An sich sollte man damit die nächsten 35 Dienstjahre unbehelligt überstehen können. Gegen durchtriebene Personen, die alles daran setzen, den Ruf und die berufliche Karriere einer Lehrkraft zu ruinieren, ist man jedoch nie ganz gefeit.


    Gruß
    Bolzbold

  • Gerade in dem Bereich sind viele urbane Legenden unterwegs, so dass es sich meiner Meinung nach kaum lohnt über solche Dinge den Kopf zu zerbrechen, selbst wenn sie aus "absolut sicherer Quelle, hat ein Schwager meines Postboten genau so erlebt" berichtet werden.


    Ich spreche nicht vom "Schwager meines Postboten", sondern vom Vater eines Freundes, und ich setze voraus, dass mich Freunde nicht anrufen, um mir urbane Legenden als authentisch vorzulügen.

  • naja,


    bei uns an der schule ist sowas vorgekommen und zwar in unserer klasse.
    damalas waren die lieben kleinen in der 6ten!!! klasse.
    sie konnten den sportlehrer nicht leider und verbreiteten das gerücht er würde die mädels beim sport "betatschen".. sie würden nicht mehr sport bei ihm machen wollen usw.
    als der lehrer dann eine woche krank war erzählten sie, dass er im gefängnis säße, da er die kinder betatschen würde...
    natürlich machte das alles seine runde in der schule und es drang auch zur sl vor.


    anders als in deinem fall war es dann so, als der lehrer (nichtsahnend) wieder in die schule kam nachdem er genesen war wurde er zur sl zitiert und man konfrontierte ihn mit den vorwürfen.. er wies diese natürlich sofort zurück...
    daraufhin wurden wir erst informiert.. wir sprachen mit der klasse... und es stellte sich heraus, dass an den vorwürfen nichts dran war...
    die schüler gaben am ende zu, dass sie den unterricht für viel zu "anstrengend" fanden.. er würde mit den schülern nie spielen wie sie es sonst aus dem sport kannten , sie würden ihn hassen usw..
    am ende wurden die eltern eingeladen. der sl war auch dabei. er sprach mit dn eltern über das was sich zugetragen hatte.
    dass das kein spaß wäre.. dass sie mit ihren kindern auch noch einmal sprechen müssten usw..


    die schüler fanden es am ende lustig.. und etwas "haften" geblieben ist irgendwie doch...

    • Offizieller Beitrag



    Bei mir als Schulleiter hätte es dafür Ordnungsmaßnahmen gehagelt!

  • - NIEMALS eine Schülerin anfassen, sofern man nicht vorher gefragt hat oder es sich nicht um einen Notfall handelt (z.B. einer Schülerin hoch helfen, wenn sie auf dem Boden liegt)
    => wie man als männlicher Sportlehrer Hilfestellung bei einer Schülerin leisten kann, angesichts dessen, dass das andere SchülerInnen auch tun könnten, erschließt sich mir nicht.

    netter Gedanke, hat mir in einer Fortbildung auch eine Frau von Zartbitter gesagt; der Punkt ist, dass ich als Sportlehrer bestimmte Hilfestellungen nicht an Schüler abgeben kann, das hat zum Teil unterschiedliche Gründe (Salti, Handstand-Überschlag... also gefährliche Übungen, zum anderen auch die Tatsache, dass die Schüler ja erstmal in die Hilfestellung eingeführt werden müssen).


    Der Punkt ist aber folgender: Auch das schützt nicht vor Verleumdung, wer dich fertig machen will, der konstruiert eine Geschichte, darum geht es ja gerade. Und wir Menschen können trotz Unschuldsvermutung nicht auf eine richterliche Entscheidung warten, es muss der Sündenbock sofort her, und das passt dann auch zu den Geschichten, die hier geschildert werden.
    Ich sehe das auch so, dass man sich nicht 100% schützen kann.

  • Von einem Bekannten habe ich gehört, dass an seiner Schule schon häufiger Schülerinnen mit dem Vorwurf der sexuellen Belästigung gedroht haben.

    In so einem Fall würde ich übrigens direkt die SL informieren...

  • Bei mir als Schulleiter hätte es dafür Ordnungsmaßnahmen gehagelt!


    die schüler fanden es am ende lustig.. und etwas "haften" geblieben ist irgendwie doch...

    weil ich keine ungerechtigkeiten leiden kann - egal ob bei mann oder frau - das ist ja mobbing par excellence. und die reaktion des sl bestätigt leider meine vermutung, dass in dieser position unglaublich viele pfeifen anzutreffen sind, die überhaupt nicht wissen, wie man mit so was umgeht. der lehrer muss sich versetzen lassen, weil ein paar tussies hysterisch werden? Ist ja unglaublich!!!! Ich hätte die allesamt von der Schule geschmissen - das ist Rufmord!
    Dann ist es im zweifelsfall - glaub ich- noch besser, sich ein paar blöde bemerkungen von den jungs gefallen zu lassen als sowas! da bin ich doch mal wieder froh, dass ich kein mann bin - sexuelle belästigung wird frauen ja idR nicht vorgeworfen - kann aber alles noch kommen.
    und um dem ganzen affentheater vorzubeugen, sollte man die kiddies einfach aber der pubertät trennen und die mädels bei ner lehrerin unterricht haben lassen. punkt. geht aber wahrscheinlich nicht, weil nicht genug lehrer da sind. also zu meiner schulzeit gab's das - ab der 6 oder 7 waren wir getrennt und da war ich auch ganz froh drüber. in der oberstufe hatten wir wieder gemeinsam sport, und dadrüber war ich auch wiederum froh, weil ich mich dann in einen reinen jungs-kurs einbuchen konnte (basketball oder so was) und den Zickenkursen (gymnasik, volleyball) entkommen konnte.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • Solche Dinge kommen leider vor. Herr Strauß-Kahn und einige andere Prominente können ein Lied davon singen. Das scheint ein allenfalls im Promille-Bereich liegendes "Lebensrisiko" zu sein.


    Gruß
    Bolzbold

    herr strauß-kahn, der widerliche alte sack, war nun wirklich kein unschuldslamm. ich hoffe, dass der gemeine (sport)lehrer mit den verhaltensweisen des vorgenannte nichts gemein hat.

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

  • also lehrer kannst du ja werden, nur kein sportlehrer - aber sport scheint auch nicht zu deinen fächern zu gehören!

    Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.

    • Offizieller Beitrag


    Von der Schule schmeißen ist ja immer schwierig. Zumindest in Hessen kann das die Schule selbst ja gar nicht. Aber grundsätzlich sollten hier die möglichen Ordnungsmaßnahmen ausgeschöpft werden. Übrigens nicht nur zum Schutz der männlichen Lehrkräfte, sondern auch, weil nach solchen Aktionen echte Übergriffe eventuell auch nicht mehr erstgenommen werden.


    PS: Das zwete Zitat oben war übrigens nicht von mir ;)

  • der Punkt ist, dass ich als Sportlehrer bestimmte Hilfestellungen nicht an Schüler abgeben kann, das hat zum Teil unterschiedliche Gründe (Salti, Handstand-Überschlag... also gefährliche Übungen, zum anderen auch die Tatsache, dass die Schüler ja erstmal in die Hilfestellung eingeführt werden müssen).


    Gibt es eigentlich irgendeinen Sachgrund, dass man dergleichen gefährlichen Unfug im Sportunterricht unbedingt machen muss? Wer privat Akrobatik betreiben will, kann das ja im Sportverein tun - aber im Schulsport werden Leute gezwungen, die ansonsten niemals auf eine so bizarre Idee kämen. Fiele das weg, verschwände auch der Grund für eine Hilfestellung durch den Lehrer.


    Nele

  • In Bayern wird "Sport männlich" und "Sport weiblich" unterrichtet, von Lehrern des entsprechenden Geschlechts. Jetzt weiß ich, warum! :idee:


    Ich weiß nicht, ob der Vergleich zwischen Bayern und Deutschland kulturell wirklich sinnvoll ist. ;)


    Nele


  • Gibt es eigentlich irgendeinen Sachgrund, dass man dergleichen gefährlichen Unfug im Sportunterricht unbedingt machen muss? Wer privat Akrobatik betreiben will, kann das ja im Sportverein tun - aber im Schulsport werden Leute gezwungen, die ansonsten niemals auf eine so bizarre Idee kämen. Fiele das weg, verschwände auch der Grund für eine Hilfestellung durch den Lehrer.


    Ist es nicht das Prinzip eines jeglichen Unterrichts, dass "Leute" gezwungen werden, etwas zu tun, das sie sonst nicht täten?

  • Ist es nicht das Prinzip eines jeglichen Unterrichts, dass "Leute" gezwungen werden, etwas zu tun, das sie sonst nicht täten?


    Das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass ich bei solchen sportlichen Betätigungen meines Erachtens ein allgemeiner Bildungsgehalt nur schwer begründbar ist - wenn dazu dann noch körperliche Gefahren autreten, warum der Quatsch? Einen Salto muss nun wirklich niemand schlagen können.


    Nele

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